Die Crux mit den deutschen Pilznamen

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 10.615 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Brutus.

  • Hallo in die Runde,


    ich muss gestehen, dass mir bislang Gerds Lösung am meisten zusagt: Die "gemeine" oder "gewöhnliche" Art einer Gattung bedarf keines Attributs. Warum also nicht schlicht "Steinpilz" für Boletus edulis, "Pfifferling" für Cantharellus cibarius oder "Stockschwämmchen" für Kuehneromyces mutabilis? In der Kürze liegt die Würze.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,
    wenn man darauf verzichtet gibt es auch Schwierigkeiten bei Dialogen:
    A: Ich habe einen Steinpilz gefunden!
    B: Welchen?
    A: Den Steinpilz
    B: Hm?


    So was gab es, noch besser, bei einem Gespräch zwischen George W. Bush und Condoleeza Rice: :P
    http://www.citehr.com/56916-ge…nt-china-middle-east.html


    Nicht dass es den Pilzlern auch so geht!


    LG
    Lothar

  • Hallo nochmals,


    das Gespräch läuft doch eher so ab:


    A: Ich habe einen Steinpilz gefunden!
    B: Welchen?
    A: Den normalen/gewöhnlichen/gemeinen
    B: Gratuliere


    Wenn der Eindeutigkeit halber ein Attribut für zwingend erforderlich gehalten wird - man könnte auch den Lernaspekt anführen, weil der Pilzinteressierte dann wahrscheinlich schon vermutet, dass es auch andere Steinpilze gibt - bin ich klar für "gewöhnlich". Da muss ich meinen Gesprächspartnern nicht erst eine ins Nirvana schwindende Wortbedeutung erklären.


    Gruß, Andreas


  • So was gab es, noch besser, bei einem Gespräch zwischen George W. Bush und Condoleeza Rice: :P
    http://www.citehr.com/56916-ge…nt-china-middle-east.html


    Schön, das mal wieder zu lesen, Lothar! :thumbup:


    Ich bin übrigens der "gemeine" Typ, gemein im Sinne von allgemein, verbreitet. "Gewöhnlich" trifft es meiner Meinung nach nicht so richtig.
    Auch wenn die Pflanzenleute anderer Meinung sind. :(


    Liebe Grüße vom Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    spannender Thread! Gerade weil er meine mir sehr teure Germanistik in gewisser Weise mit der Mykologie als Hobby verbindet.


    Ich bin auf zwei Seiten.


    Einerseits mag ich die von Gerd vorgeschlagene Idee des Weglassens vom 'Gemeinen'. So handhabe ich es auch im Sprachgebrauch eigentlich auch. Wenn es dann mal kein B. Edulis war, wechsel ich auf die speziellere Bezeichnung, nämlich in dem Fall Sommer-Steinpilz.


    Andererseits bin ich auch ein Verfechter des "Gemeinen". Natürlich gibt es Sprachwandel und das Ganze ist ein durchaus natürlicher Prozess, aber ich bin nicht der Meinung, dass sich Wissenschaft daran anpassen muss. Gerade die Bezeichnung '(all-)gemein' ist an dem Punkt, an dem verstanden wird, dass gemein nichts Negatives ist, der erste Schritt in Richtung einer biologischen Wissenschaftssprache. Und Sprachwandel bezieht sich nun mal größtenteils auf die Umgangssprache. Die Wissenschaftssprache ist eine eigene, die sich nicht den Gesetzen unterordnen muss. Und wenn wir schon sonst fast immer eine deutsche Entsprechung für Fachbegriffe, wie z. B. Hymenium und Ascomycota, besitzen, darf 'gemein' ruhig ein Teil einer für Kinder oder absolute Laien nicht mit dem ersten Blick vollständig durchschaubaren Sprache bleiben. Konnte man halbwegs verstehen, was ich versucht habe zu sagen?


    lg,


    Jan-Arne


  • ... vollständlich ...
    Konnte man halbwegs verstehen, was ich versucht habe zu sagen?


    :D Ich bin noch nicht sicher. :evil:






    Ein Attribut wegzulassen beim gemeinen Pilz hilft doch niemandem. Dann weiß ich ja nicht ob es ein gängiger Pilz ist oder ein anderer. Die Definition hat man ja offen gelassen.
    Das ist ja fast so als würde man uns die Vornamen streichen. 8| Skandal!

  • Hallo zu so früher Stunde,


    auf die Wikipedia bezogen hat sich das Thema ohnehin erledigt: Nachdem in den mykologischen Fachliteraturen (noch) keine deutschen Pilznamen mit "gewöhnlich" Einzug gehalten haben, werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Namen mit "gemein" einheitlich beibehalten - ob es mir schmeckt oder nicht. Denn eine Sprachanpassung würde gegen die Richtlinie verstoßen, keine Theorieetablierung zu betreiben. WP ist quasi stets als Spiegel zu verstehen, nicht jedoch als Urheber eines Spiegelbilds.


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag


    ... vollständlich ...
    Konnte man halbwegs verstehen, was ich versucht habe zu sagen?


    :D Ich bin noch nicht sicher. :evil:


    :rolleyes: Nach einer bestimmten Uhrzeit, bzw. ab einem bestimmten Müdigkeitsgrad, sollte man keine längeren Kommentare mehr schreiben. :D


  • Hallo zu so früher Stunde,


    auf die Wikipedia bezogen hat sich das Thema ohnehin erledigt: Nachdem in den mykologischen Fachliteraturen (noch) keine deutschen Pilznamen mit "gewöhnlich" Einzug gehalten haben, werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Namen mit "gemein" einheitlich beibehalten - ob es mir schmeckt oder nicht. Denn eine Sprachanpassung würde gegen die Richtlinie verstoßen, keine Theorieetablierung zu betreiben. WP ist quasi stets als Spiegel zu verstehen, nicht jedoch als Urheber eines Spiegelbilds.


    Gruß, Andreas


    Hallo Andreas,


    wir müssen jungen Autoren/innen, wie Bwergen, dazu bewegen das "Gemein" weg zu lassen und / oder zu ersetzten.
    Ich bin mir sicher: Die Voter/innen, die in dieser Umfrage für das konventionelle "Gemein" gestimmt haben, sind deutlich älter als jene die für eine modern und treffende Schreibweise stimmten.


    Und ja, tatsächlich sollten Bezeichnungen wie "Zigeuner, Mohrenkopf" usw. so langsam aus unseren Köpfen verschwinden.


    Die Welt in der wir leben tickt so - Gott lob!


    Zur Allgemeinen Bildung der Ewiggestrigen:
    http://www.uibk.ac.at/gleichbe…_diskr_sprachgebrauch.pdf


    Gute Nacht - Euch
    Brutus :evil: