weich, weiß, wunderlich

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 4.046 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juergen-M.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Da habe ich mal wieder so was...


    Heute gefunden in einem Auwald am Rhein an einer alten, aber noch lebenden Weide.
    Der Pilz wohnte zum größeren Teil unter sich ablösender Rinde, trat aber teils auch offen hervor, wobei er fleißig kleine Zweige und auch Moos umwächst.
    Das Weiße auf dem zweiten Bild dürfte von oben bis unten so knapp 30 cm lang sein.
    Der Pilz wächst vollständig resupinat, Hutkanten waren nirgendwo zu sehen. Die Schicht ist meist so 3 bis 4 mm dick, zumindest da, wo ich gekratzt habe.
    Alles sehr weich, lässt sich teilweise einfach so mit dem Finger abschieben. Darunter das Holz ist sehr nass. Kunststück, es hat ja bis Mittag stark geregnet.
    Der Geruch ist... Ich muss es leider so sagen: Stark "pilzig".
    Beim Ärgern meine ich eine ganz leichte Gilbung feststellen zu können. Siehe letztes Bild.


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    Irgendwie erinnerte mich das Aussehen an Rhodonia placenta. Bis auf die Farbe natürlich:

    Rhodonia placenta, Odenwald, Sommer 2012
    Der war allerdings nicht ganz so weich, und ich bin mir beim heutigen Fund nicht mal so sicher, ob das überhaupt Poren sein sollen, was da wie Poren aussieht. Jedenfalls wenn ich in den BaWü Flora die ehemalige Gattung Oligoporus durchsuche, finde ich nichts wirklich Passendes...


    Vielleicht wisst ihr ja Rat?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    vergleiche Deinen Fund einmal mit dem Wässrigen oder Glasigweißen Porling (Physisporinus vitreus).


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas & Frank!


    Danke für eure Vorschläge. :thumbup:
    Beides sind erstmal interessante Optionen. Auch wenn in beiden Fällen die Infos im Netz eher spärlich sind.


    Ein Mikroskop müsste man haben. Dann wäre das ja fix geklärt (Basidien vorhanden oder nicht). Was für mich gegen den Porling spricht: Die Poren sehen schon recht seltsam aus. Auch sind sie teilweise (Vgl. Bild 4 im Startbeitrag) zu groß, wenn man den Angaben in der BaWü - Flora ("4-6 Poren pro mm") folgt. Bei den kleineren, nicht so wellig verwachsenen Poren käme das schon eher hin.


    Gegen den Schleimpilz spricht allerdings auch so einiges. Zunächst mal ist die Konsistenz nicht wirklich schleimpilzig, so lassen sich schon zusammenhängende Stücke des Pilzes vom Substrat lösen, ohne alles zu verschmieren.
    Auch hätte ich die nun langsam zunehmende Gilbung für ein Minus für den Schleimpilz gehalten, wenn ich nicht dieses Bild gefunden hätte:
    >Mushroomobserver<
    Was aber aus meiner Sicht eher den Ausschlag für Physisporinus vitreus gibt, sind die Zuwachsränder: Das sieht doch sowas von "hyphig" aus. ;)


    Und die meisten Bilder, die man so im Netz findet passen dann auch wieder sehr gut zum Glasigweißen Porling. Und jau, auf >Fungiworld< bin ich auch gestoßen. :thumbup:


    Mal noch drei Bilder von heute morgen:




    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Physisporinus spec. kenne ich etwas anders; immer bodennah, oft feuchte und finalmorsche Stubben, und die Beläge gehen auf Erde oder Detritus über, außerdem sind die Poren kleiner (aber das hast Du ja schon abgecheckt). Sagen wir mal so; sieht für P. vitreus schon etwas ungewöhnlich aus, aber die gallertigen Stellen würden schon dafür sprechen (vielleicht aber überwächst der Belag einen anderen Pilz?). Schwierig! Ohne Mikro.


    Grüßle
    Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jürgen!


    Danke für die Einschätzung! :thumbup:
    Ich hatte schon beim Auffinden gedacht, daß der Pilz kompliziert wird. :rolleyes:
    Aber schön ist er, da kann man nicht so einfach vorbeigehen. Das mit den Wachstumsgepflogenheiten ist hier sehr interessant. Denn immerhin sind Weiden auch recht sonderbare Bäume. Da kann ein fast zwei Meter dicker Stumpf stehen, der im Grunde genommen durch und durch verrotet ist, und dennoch frische, grüne Triebe hervorbringt. Es ist hier ja schon sichtbar, daß der Hauptstamm schon ziemlich morsch ist. In der ersten Stammgabeling, ca 1,5m über dem Boden, lagert ein Haufen Detritus, die Rinde ist teils abgemodert, der Stamm stellenweise stark bemoost. Aber das muss nicht heißen. Das Merkmal mit der Porengröße ist schon ernst zu nehmen, denke ich.



    (...) Ohne Mikro.


    X/
    Ja, ich weiß. Irgendwas fehlt mir gerade. Siehe auch der Rötling. Und die ganzen Düngerlinge und Kahlköpfe, die seit heute bei mir rumliegen...


    Nun, erstmal werde ich die aufgesammelte Probe dieses Pilzes etwas antrocknen lassen. Da wird ein Schleimpilz wohl anders reagieren, als ein Porling. Mal schauen, was da passiert.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Soooooo. Hier mal noch ein Update. So sieht der stark angetrocknete Pilz jetzt aus:




    Die Poren sind immer noch zu groß und irgendwie komisch. Aber dafür bräunt / gilbt er ganz hübsch. An einen Schleimpilz jedenfalls mag ich nicht mehr so recht glauben.


    Witzigerweise lief mir heute auch ein eher typischer Physisporinus vitreus an Kiefer über den Weg:






    Die Poren sind aber auch hier wieder etwas zu groß, wenn ich die Angaben aus den GPBWs nehme. Der Rest passt aber aus meiner Sicht sagenhaft gut zu den Bildern von Jürgen >in der Parallelanfrage<.
    Im Moment versuche ich mir gerade eine Erklärung auszudenken, was möglicherweise beim ersten Pilz (dem an Weide) zu einer Veränderung / Deformierung der Poren geführt haben könnte. Denn dann wäre das auch Ph. vitreus.


    Eike? Interesse?



    LG, Pablo.