Hallo zusammen,
puuuh ist der richtige Ausdruck für diesen Fund.
Ich bin weit davon entfernt hier die Deutungshoheit übernehmen zu wollen. Der Pilz gehört Sebastian, er hat ihn vor sich, und damit gehört die Bestimmung auch ihm. Ich kann hier nur nochmal zusammenfassen, was man laut SARNARI zu beachten hat. Was man dagegen laut MXM zu beachten hat, könnt ihr ja wahrscheinlich selber nachlesen.
Makroskopisch ist das in meinen Augen eher R. lilacea. Die Hutfarbe bei R. velutipes changiert typischerweise zwischen rot, orange und gelb (der Pilz heißt deutsch ja auch "Morgenrottäubling", was die Farbbreite gut wiedergibt). Dieser Pilz hier tut das dezidiert nicht, sondern changiert zwischen rosa, altrosa und rosabraun. Dann hat er auch noch einen rosa überhauchten Stiel (sehr typisch für lilacea, nach SARNARI nur extrem ausnahmsweise für velutipes).
Extra erwähnt wurde die große Zerbrechlichkeit des Pilzes. Von lilacea kennt man das, aber von velutipes eher nicht, der ist als Pilz recht stabil.
Von den Huthautelementen gibt es kaum Unterschiede, höchstens dass nach SARNARI die IPH bei lilacea etwas zugespitzt enden sollen (ist auf Sebastians Mikrobildern anscheinend der Fall). Das Sporenornament von lilacea ist im SARNARI isoliert gezeichnet, mit 1 bis 2 Gratverbindungen pro Spore, bei velutipes dagegen immer mit 10 bis 15 Verbindungslinien, also durchaus gratig. Das hier fotografierte Sporenornament bei diesem Fund spricht mMn eher für lilacea als für velutipes.
Nun zu den Chemie-Reaktionen:
R. velutipes: Guajak-negativ ("subnulla"), mit SV auf der Stielrinde leuchtend magentarot ("rosso porpora"), später vor allem am Exsiccat brillantviolett ("violetto brillante").
R. lilacea: Guajak langsam positiv (da würde ich einem Farbumschlag nach grün nach etwa 15 Sekunden erwarten). Über SV-Reaktion steht da nichts.
Zur Sporenpulverfarbe:
R. velutipes: 1b, schnell nachdunkelnd bis 2; R. lilacea: nicht über 1b
Um die Sache noch komplizierter zu machen: im SARNARI ist noch ein weiterer sehr ähnlicher Täubling beschrieben (R. subazurea), 3 - 4 cm groß und ebenfalls zerbrechlich. Sporenornament eher wie R. velutipes, Sporenpulver 1a bis 1b, Guajakreaktion langsam und schwach, selten ganz negativ. Mit SV auf der Stielrinde schmutzig rot ("rossastro sporco"). Von der Beschreibung des Habitats her scheint dies allerdings ein Mittelmeerpilz zu sein.
FG
Oehrling