Hallo Miles,
du hast zur Täublingsbestimmung so viele Fragen auf einmal gestellt, dass man sie gar nicht alle in einem Kurzbeitrag beantworten kann. Daher beschränke ich mich mal auf das Wichtigste:
- es gibt hierzulande etwa 150 Täublingsarten, davon etwa 50 bis 60 rothütige
- wenn du Täublinge bestimmen willst, musst du immer neben dem Geschmack die Farbe des Sporenpulvers ermitteln, sonst hast du grundsätzlich keine Chance auf ein passendes Bestimmungsergebnis
- wenn du Täublinge bestimmen willst, brauchst du gute bis sehr gute Literatur; bei Verwendung gewöhnlicher 200-Arten-Bücher wird jeder rote Täubling zum Apfeltäubling, jeder gelbe Täubling zum Ockertäubling und jeder blaue Täubling zum Frauentäubling; ziemlich gut in Sachen Täublinge ist z. B. Pareys Buch der Pilze
- bei Nr. 1 ist der Frauentäubling völlig abwegig: der Frauentäubling ist blauviolett (/Edit: so wie auf den sehr treffenden Fotos von Shroom!), manchmal auch grün, in ganz seltenen Fällen auch mal gelb, aber nie rot; außerdem weisen die gelb werdenden Lamellen darauf hin, dass das Sporenpulver nicht weiß ist, wie es aber sein müsste; Zwar stimmt, dass der Frauentäubling biegsame Lamellen hat, aber das haben etliche andere Arten auch; beim Speisetäubling kann die Huthaut zwar vom Hutrand zurückgezogen sein, muss es aber nicht, außerdem gibt es noch andere Arten, bei denen das so sein kann; Beides eignet sich also nicht als Bestimmungsmerkmal, keine Ahnung warum das überall so behauptet wird; aussehen tut mir das eher wie einer aus der Sektion der Heringstäublinge, aber dann hätte er einen auffälligen Heringsgeruch haben müssen
- bei Nr. 2 ist ein Speitäubling völlig abwegig, denn ein solcher wäre ab der ersten Sekunde knallescharf wie eine Chilischote, und hätte zudem noch weißes Sporenpulver, infolgedessen reinweiße Lamellen; ein rothütiger Täubling mit gelben Lamellen, in einer Parkanlage wachsend, mit rot-gelb-scheckigem Hut und dann auch noch verzögert scharf (erst nach 10 Sekunden scharf hattest du angegeben) wäre z. B. der Gefleckte Täubling (Russula maculata)
- bei Nr. 3 kann man spekulieren, dass er in die Sektion der Kammtäublinge gehört, aber da ist die exakte Angabe von Geruch (käseartig, gummiartig-fischig oder neutral) und Geschmack notwendig, um bis auf die Art zu kommen
Mein Beitrag soll dich nicht abschrecken, aber Täublingsbestimmung ist nun mal ziemlich verzwickt. Insbesondere funktioniert sie nicht durch Anschauen/Vergleichen von Fotos. Auch nicht durch Anwendung vermeintlicher Regeln wie die mit den elastischen Lamellen oder der zurückgezogenen Huthaut. Aber durch Ermittlung von Sporenpulverfarbe und Geschmack. Oder durch Farbreaktionen mit Chemikalien. Und nicht zuletzt durch Mikroskopiererei.
Selbst wenn du Täublinge nur zum Essen sammelst, solltest du zumindest den Frauentäubling oder den Speisetäubling oder den Apfeltäubling, vielleicht auch den Braunen Ledertäubling sicher erkennen. Immerhin kann man sich an Täublingen nicht groß vergiften, es kann höchstens sein, dass die Täublingspfanne bitter oder scharf schmeckt. Falls dies der Fall ist, sollte man das Gericht nach dem ersten Bissen in die Biotonne entsorgen, dann hat das keine weiteren negativen Folgen. Würgt man sich dagegen aus falschem Ehrgeiz so etwas mit Zwang rein, hat man das schon bald wieder draußen. Es heißt ja nicht zufällig Speitäubling.
FG
Oehrling