Ich möchte noch einmal bekräftigen, dass jemand, der im Internet in einem kostenlosen Pilzforum einen Pilz anfragt, prinzipiell keinerlei Anrecht auf eine qualifizierte Beratung erwirbt. Das darf man nicht mit der Situation verwechseln, dass ein Pilzsucher sich physisch zu einem Pilzsachverständigen begibt, sich von diesem den Pilzberaterausweis zeigen lässt und dann die real existierenden Pilze zum Bestimmen vorlegt und hinterher vielleicht noch so etwas wie eine Beratungsgebühr bezahlt.
Jetzt noch eine andere Sache, und daran siehst du Calabaza, dass auch ich das keineswegs locker sehe. Da fragt also jemand einen Pilz im Internetforum an, und Neumitglied bierbichlerwastl (Name zufällig gewählt) antwortet im Brustton der Überzeugung, weil er sich seiner Sache sicher ist: "Das ist ein Perlpilz, den kannst du ruhig essen, heiz schon mal die Pfanne an". Der Pilz wird verspeist, es war ein Knolli, der Anfrager zerschießt sich Niere und Leber und bleibt Zeit seines Lebens Dialysepatient. Haftungstechnisch glaube ich nicht, dass man an den Bierbichler-Wastl rankommt, aber er muss doch damit fertig werden (und das ist bestimmt nicht einfach!), dass jemand anderes im Vertrauen auf seinen Rat seine Gesundheit ruiniert hat. Das sollten alle diejenigen bedenken, die nachdem sie flüchtig einen Pilzbuchbildvergleich durchgeführt haben, nassforsch schreiben: "Das ist ein Perlpilz, das sieht doch jeder", ohne zu wissen, wo überhaupt die Tücken einer Amanita-Diagnose liegen.
Im Grunde ist die Situation grotesk: Jemandem knurrt schon der Magen wie die Katze vor dem heißen Brei, er hat aber selber nicht genug Mumm, sich an den Pilz ranzutrauen. Also wird schnell mal im Internet angefragt, ist ja gratis. Ist damit jetzt die Hoffnung verbunden, jemand Anderes haftbar machen zu können, falls die Sache mit den Pilzen schiefgeht oder nicht? Das ist für den Antwortenden nicht zu erkennen. Der Pilz selber ist meistens schnell und eindeutig erkannt. Aber man darf das trotzdem nicht so schreiben, da man ja nicht weiß, was der Anfrager aus einer solchen Aussage später machen könnte. Vielleicht ist es ein Prozesshansel mit Rechtsschutzversicherung. Dann hat man einen Prozess am Backen und damit viel Ärger, selbst wenn man den Prozess gewinnen sollte.
Es hatte sich ein bisschen so angehört, als wäre der Anfrager im Grundsatz "der gutgläubige, zu schützende Bürger", und der Antwortende/Berater "der potenziell böse Amtsträger", aber so einfach scheinen mir die Rollen nicht verteilt zu sein. Es darf und kann auch nicht so sein, denn dann würde die Beratungs-Kommunikation (gegenseitiges Vertrauen!) nicht funktionieren.