Beiträge von Oehrling

    Darf ich schiedsrichtern? Ich mach einfach mal.
    Das ist eine klare Netzhexe. Die Blätter stammen von einer Linde, einem bekannten Mykorrhizapartner der Netzhexe. Der gezeigte weißliche Lamellenpilz sieht in der Tat nach Mehlräsling aus (ohne Essfreigabe!), mit welchem die Netzhexe sehr gern zusammensteht.


    Also:
    gewonnen haben alle Netzi-Befürworter, ihre Chips verloren haben alle Satane und Schönfüße (mich eingeschlossen! ;) )[hr]
    Das ergibt nach meiner Rechnung folgende Chipstandsveränderungen:


    Rada - 5 (5 gegen den Schönfuß, 10 auf den Satan)


    JohannLechner - 10


    Naan - 10


    Hopsing17 - 10


    Jojo - 2


    Oehrling - 5


    Beorn - 10


    Hannes2 (20 gegen den Satan gesetzt) + 20


    Toffel (Netzi getippt) den Pott mit + 52
    und 5 gegen den Schönfuß gesetzt + 5


    Wer bisher geglaubt hatte, dass man Röhrlinge aufgrund von Internetfotos bestimmen kann, wird jetzt sicher nachdenklich.

    Puh, die sind beide schwierig. Ich versuche mal, auf gut Glück was dazu zu schreiben.
    Nr. 1: dein Vorschlag: Russula romellii
    glaube ich nicht, denn der hätte nicht bloß pastell-gelbliches, sondern leuchtend gelbes Sporenpulver; auch finde ich die Hutfarbe nicht passend;
    ein solch bräunliches Rot auf dem Hut hat z. B. Russula melliolens (Honigtäubling); von R. melliolens kenne ich auch die bräunlichen Flecken am Stiel;
    ich weiß nicht, ob deine Pilzbücher R. melliolens hergeben, aber diese Spur würde ich verfolgen


    Nr. 2: dein Vorschlag: Russula postiana oder eine ähnliche Art der Chamaeleontinae
    kann ich mich auch nicht wirklich mit anfreunden; die Chamaeleontinae sind alle ziemlich kleine Täublinge, die bald nach dem Aufschirmen lasch werden und dann goldgelbe/orangefarbige Lamellen haben und auch ein entsprechend gefärbtes Sporenpulver liefern; dieser Pilz sieht hingegen ziemlich kompakt aus und ist mit 8 cm Hutdurchmesser auch recht groß angegeben;
    ein größerer gelber milder Täubling mit hellgelbem Sporenpulver wäre z. B. Russula claroflava (Gelber Graustieltäubling), der aber strikt unter Birke wächst und dessen Fleisch beim Eintrocknen auffällig grauschwarz verfärbt; die makroskopisch ebenfalls naheliegende R. ochracea (Weißblättriger Ockertäubling) hätte weißes Sporenpulver; andere Gelbhütige (z. B. Sonnentäubling, Mehlstieltäubling, Stinktäubling) wären scharf und nicht mild.

    Pilze können für spätere mikroskopische Untersuchungen auf einem Dörrgerät bei milder Wärme getrocknet werden. Zum Einweichen braucht man 2- oder 3-prozentige Kalilauge, dann sieht man z. B. wieder die Lamellen- oder Huthautzystiden in ihrer ursprünglichen Form. An den Sporen ändert sich durch das Trocknen nichts.
    Für spätere makroskopische Untersuchungen sind getrocknete Pilze tendenziell ungeeignet, da sie viele relevante Makromerkmale durch das Trocknen verlieren, z. B. Geruch, Farben. Da ist wohl die bessere Taktik, den Pilz im Frischzustand mehrmals aus verschiedenen Perspektiven zu fotografieren, und auch Makroaufnahmen spezieller Details zu machen, evtl. auch Farbreaktionen bildlich festzuhalten.

    Hier ein ganz urwüchsiges Rezept aus den Pyrenäen (von einer ehemaligen Arbeitskollegin):
    Von jungen Reizkern und Täublingen, die noch nicht voll aufgeschirmt sind, die Stiele ganz abschneiden. Die Hüte mit den Lamellen nach oben auf den Grill legen (eine Stelle mit relativ schwacher Hitze) und salzen. Warten, bis sich in den "Hut-Schüsseln" Flüssigkeit angesammelt hat. Dann die Hüte vom Grill nehmen und ausschlürfen. Die ausgeschlürften Hüte mit Knoblauchöl beträufeln und aus der Hand essen.

    Hallo Georg,
    du bist sehr schnellentschlossen und hast dich schon entschieden, so dass ich meine Buchtipps nicht mehr geben muss. Ich hätte nur noch einen ganz allgemeinen Tipp. Pilzbücher orientieren sich an einem bestimmten "Level", den der Pilzinteressierte hat, und man sollte sie so wählen, dass sie zu dem eigenen aktuellen Level passen, oder zu dem, das man künftig zu erreichen bestrebt ist. Für einen Pilzexperten ist ein Bilderbuch mit 300 Arten ebensowenig optimal wie für einen Anfänger ein Standardwerk mit 1500 Arten. Wer eine Billigvariante wählt, sollte sich beim Sammeln auch nur auf die Arten beschränken, die das Buch hergibt, sonst drohen Frust und Falschbestimmungen. Beispiel: wer nur den kleinen Flück hat, kann kleine braune, graue oder weiße Pilzchen im Wald gleich links liegen lassen.

    Die Fotos scheinen euch echt zu beeindrucken, das ist jetzt schon der dritte Thread, der in den letzten Wochen deswegen aufgemacht wird. Aber warum die Verweise auf Umweltgifte und Tschernobyl? Wir hier in Westeuropa sind doch diejenigen, deren Wälder seit vielen Jahrzehnten vergiftet und vergleichsweise pilzleer sind. Jeder Naturexperte sagt, dass Reichtum an Mykorrhizapilzen DAS Hauptkriterium für gesunden, unvergifteten Wald ist.

    Gegen den hat IngoW ja oben schon Einspruch erhoben. Amanita excelsa wäre aber ehrlich gesagt auch meine Idee gewesen, denn der hat einen Geruch, den man als rettichartig empfinden könnte. Aber wie gesagt, der Zug für die endgültige Auflösung ist abgefahren.

    Ich bin vor allem gespannt, ob sich Poolpete nochmal meldet, so wie er es in Beitrag 1 versprochen hat. Vor allem sollte er was über den Geschmack sagen. Sonst weiß ich nicht, ob da eine Expertenmeinung folgt. Auf jeden Fall setze ich 5 Chips auf den Schönfuß.


    Chip Counter: 97

    Ich halte die Pilze nicht für Cortinarius bolaris, sondern für den im Schwarzwald recht verbreiteten Cortinarius rubicundulus. Der hat auch rötliche Schüppchen auf dem Hut, und sein Fleisch gilbt genauso stark wie Cortinarius bolaris. Unter dem Mikroskop sind beide Arten leicht zu unterscheiden: C. rubicundulus hat Pleurozystiden, C. bolaris nicht.

    Ich denke schon. So viele weiße Weichritterlinge, die auf Almen wachsen, wird es wohl nicht geben. Einfach mal die Beschreibungen der beiden Kandidaten genau durchlesen, dann klärt es sich bestimmt.

    Hallo Ingo,
    das ist von den Lichtverhältnissen auf dem Foto her echt schwierig, noch dazu sind die meisten Lamellen weggefressen. Wie auch immer - die richtige Lösung werden wir nie erfahren, daher bleibt es von mir aus beim "Täubling mit Rettichgeruch" bzw. beim "Rettichhelmling". Es war ohnehin keine gute Idee, auf Basis dieser Fotos das Spekulieren anzufangen.
    Freundliche Grüße
    Stephan


    also ich finde recht oft "Rotfußröhrlinge", deren Hut nicht rissig wird (auch unter Nadelbäumen). Ich denke eigentlich nicht, dass das dann gleich eine andere Art ist, aber ausschließen möchte ich es natürlich nicht.


    Das ist dann oft Xerocomus pruinatus, also auch nicht Xerocomus chrysentheron im engen Sinne. In der Literatur (z. B. BON, Pareys Buch der Pilze, ein verbreitetes Bestimmungsbuch) werden etliche Arten der Rotfußröhrlingsartigen unterschieden und diese von den Ziegenlippenartigen abgegrenzt.


    Oehrling: Zum Pilze Aufwärmen haben sie zumindest in der Antwort geraten, die Pilze im Kühlschrank aufzubewahren, aber das werden die meisten wohl überlesen, die sich schnell durch den Test klicken.


    Ja, ihr habt recht, jetzt habe ich es auch gelesen. Mit deinem Nachsatz hast du mich voll erwischt *schäm*

    Xerocomus communis (Eichenfilzröhrling) hat oft ganz unten in der Stielbasis kleine orangerote Pünktchen, daran könnte man ihn erkennen und vom Rotfußröhrling abgrenzen. Im Hochsommer unter Laubbäumen gefundene "Rotfußröhrlinge", deren Huthaut nicht aufreißt, sind meistens gar keine, sondern Eichenfilzröhrlinge. Diese können auch rotstielig sein und blauen im Anschnitt.

    Ich würde es davon abhängig machen, wie es deinen Landkrabben geht, und denen scheint's gut zu gehen. Das Substrat zu tauschen ist sicher mühsamer als ab und zu Pilzfruchtkörper abzusammeln.


    Aus mykologischer Sicht hast du da auf jeden Fall einen Oberknaller im Terrarium, da wirst du bestimmt noch Bitten um Zusendung der Pilze zwecks Herbarisierung bekommen.

    Das einzige, das nicht passt, ist der fehlende Hutschleim. Aber das liegt denke ich an der Trockenheit. Man kann ja mal die Hutoberfläche anfeuchten und schauen ob es schleimig wird.


    Und Nr. 2 würde ich dir (wie immer ohne Essfreigabe) bestätigen.

    Hallo Georg,
    auch von mir ein herzliches Grüß-Gott im Forum und weiterhin tolle Funde. Mit der Zeit wirst du rausfinden, wo die Forumsteilnehmer jeweils herkommen, und vielleicht läuft ja mal jemand mit dir zusammen los und kann dir Tipps vor Ort geben.


    Noch etwas zum Champignon. Vielleicht hast du ein Pilzbuch, in welchem nicht nur drei, vier Champignonarten abgebildet sind, sondern noch viel mehr. Da könntest du dich mit den erhobenen Merkmalen auch mal selber an die Bestimmung machen. An diesem Champignon fällt optisch auf, dass er einen lappig-häutigen, stabilen, auf der Unterseite ziemlich glatten Ring hat, welcher am Stiel mit seiner Oberseite dranhängt. Außerdem ist die Hutoberfläche nicht glatt, sondern ziemlich grobschuppig und die Schuppen sogar bräunlich verfärbt. Zusammen mit dem Fleischverfärbungsmerkmal (gilbend oder rötend) und dem Geruch (anisartig, neutral pilzig, fischartig oder tintenartig) kann man den sicher eingrenzen oder ihm sogar einen Namen geben.


    Freundliche Grüße
    Oehrling

    Ich denke, wer 13 oder 14 Punkte hat, kennt sich schon sehr gut mit Pilzen aus, vergleicht man das mit dem Bevölkerungsdurchschnitt. Ich möchte nicht wissen, wieviele Stern.de-Leser hier bei 5 bis 6 Punkten hängenbleiben.
    Eine Antwort gefällt mir nicht ganz, und zwar die nach der Unbedenklichkeit, Pilze nochmals aufzuwärmen - das sollte man wirklich nur maximal einen Tag später und nach korrektem Frischhalten im Kühlschrank tun. Ansonsten ist Eingefrieren wohl die bessere Lösung.

    Herzlichen Glückwunsch zum Erstfund! Allerdings scheint mein Monitor nicht richtig zu arbeiten, die Pilze kommen irgendwie nicht grauweiß, sondern hellbraun/dunkelbraun wie Helvella confusa rüber. Im Original waren sie schon grauweiß (etwa so wie helle Formen der Grubenlorchel), oder?

    Ich möchte noch einmal bekräftigen, dass jemand, der im Internet in einem kostenlosen Pilzforum einen Pilz anfragt, prinzipiell keinerlei Anrecht auf eine qualifizierte Beratung erwirbt. Das darf man nicht mit der Situation verwechseln, dass ein Pilzsucher sich physisch zu einem Pilzsachverständigen begibt, sich von diesem den Pilzberaterausweis zeigen lässt und dann die real existierenden Pilze zum Bestimmen vorlegt und hinterher vielleicht noch so etwas wie eine Beratungsgebühr bezahlt.


    Jetzt noch eine andere Sache, und daran siehst du Calabaza, dass auch ich das keineswegs locker sehe. Da fragt also jemand einen Pilz im Internetforum an, und Neumitglied bierbichlerwastl (Name zufällig gewählt) antwortet im Brustton der Überzeugung, weil er sich seiner Sache sicher ist: "Das ist ein Perlpilz, den kannst du ruhig essen, heiz schon mal die Pfanne an". Der Pilz wird verspeist, es war ein Knolli, der Anfrager zerschießt sich Niere und Leber und bleibt Zeit seines Lebens Dialysepatient. Haftungstechnisch glaube ich nicht, dass man an den Bierbichler-Wastl rankommt, aber er muss doch damit fertig werden (und das ist bestimmt nicht einfach!), dass jemand anderes im Vertrauen auf seinen Rat seine Gesundheit ruiniert hat. Das sollten alle diejenigen bedenken, die nachdem sie flüchtig einen Pilzbuchbildvergleich durchgeführt haben, nassforsch schreiben: "Das ist ein Perlpilz, das sieht doch jeder", ohne zu wissen, wo überhaupt die Tücken einer Amanita-Diagnose liegen.


    Im Grunde ist die Situation grotesk: Jemandem knurrt schon der Magen wie die Katze vor dem heißen Brei, er hat aber selber nicht genug Mumm, sich an den Pilz ranzutrauen. Also wird schnell mal im Internet angefragt, ist ja gratis. Ist damit jetzt die Hoffnung verbunden, jemand Anderes haftbar machen zu können, falls die Sache mit den Pilzen schiefgeht oder nicht? Das ist für den Antwortenden nicht zu erkennen. Der Pilz selber ist meistens schnell und eindeutig erkannt. Aber man darf das trotzdem nicht so schreiben, da man ja nicht weiß, was der Anfrager aus einer solchen Aussage später machen könnte. Vielleicht ist es ein Prozesshansel mit Rechtsschutzversicherung. Dann hat man einen Prozess am Backen und damit viel Ärger, selbst wenn man den Prozess gewinnen sollte.


    Es hatte sich ein bisschen so angehört, als wäre der Anfrager im Grundsatz "der gutgläubige, zu schützende Bürger", und der Antwortende/Berater "der potenziell böse Amtsträger", aber so einfach scheinen mir die Rollen nicht verteilt zu sein. Es darf und kann auch nicht so sein, denn dann würde die Beratungs-Kommunikation (gegenseitiges Vertrauen!) nicht funktionieren.