Beiträge von Oehrling

    Das Blassrosa bzw. Blassviolett unter der Huthaut ist ein 1a Bestimmungsmerkmal, das eher unbekannt ist. Auf diese Weise kann man den Fichtensteinpilz (Boletus edulis) vom Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) sicher trennen. Der Violettton verstärkt sich in der Pfanne unmittelbar nach dem Erhitzen für etwa 5 bis 10 Sekunden, um dann gleich wieder zu verschwinden. Achtet doch nächstes Mal darauf, wenn ihr Steinpilze bratet.

    Lange mussten wir hier auf die Pilze warten, aber jetzt rockt es richtig! Hier einige Fotos der letzten Woche, ich war zunächst im Mainhardter Wald bei Unterheimbach und dann in den mutmaßlichen Hauswäldern German J. Krieglsteiners (Spraitbach/Durlangen) unterwegs.
    Bild 1: Grüner Knolli (Amanita phalloides), so kräftig dunkelgrün sieht man ihn selten
    Bild 2: Bergporling (Bondarzewa mesenterica) am Fuß einer Tanne, Geschmack überprüft
    Bild 3: Graubrauner Büschelrasling (Lyophyllum decastes), ein guter Speisepilz, den nur sehr wenige kennen - ist tendenziell aromaschwach und macht sich sehr gut im Mischgericht, z. B. mit Safranschirmlingen oder Violetten Ritterlingen
    Bild 4: Habichtspilz (Sarcodon imbricatus) - hexenringweise gefunden
    Bild 5: Blutender Korkstacheling (Hydnellum peckii), Geschmack überprüft, kratzt stark und unangenehm im Rachen
    Bild 6: Schnecken-Steini - die Fichtenwald-Steinis scheinen jetzt bei uns durch zu sein, es waren kaum noch guterhaltene Exemplare zu sehen; dagegen bei Spraitbach bodendeckend und waschwannenweise Flockenstielige Hexenröhrlinge, übrigens auch wieder Pfifferlinge

    Hallo Verena,
    wenn du dieses Lerntempo hältst, bist du in 3 Jahren bestimmt einer der besten Pilzexperten im Lande. Jetzt nur noch alles im Schädel behalten und Struktur reinbringen (z. B. was gibt es alles für Schwefelkopf-Arten? woran erkennt man ganz allgemein einen Schwefelkopf?)... Und dass du fotografieren kannst, sieht man auch hier wieder.
    Freundliche Grüße
    Oehrling

    Es geht um die Vorgehensweise: erst lauter unbekannte Pilze sammeln, die dann mit nach Hause nehmen, dann vielleicht schon zu putzen anfangen und dann eine Internet-Anfrage starten, weil einen plötzlich der Mut verlässt und man die Verantwortung gerne teilen möchte. Darin sehe ich das eigentliche Problem.

    > Und wenn wir genug zusammen haben, basteln wir daraus eine Figur mit Mönchskopf, Judasohren, Knollenblätternase, Tintenfischarmen und Hundsrute



    Hmm, die Arten, die du da aufzählst... ich werde das Gefühl nicht los, dass du dich in Wirklichkeit gut mit Pilzen auskennst, verdammt gut...
    Dann noch deine detailgetreuen, treffenden Fotos, das sind auch nicht gerade die üblichen Anfängerbilder...

    Nur ein kleiner Tipp, nicht in den falschen Hals kriegen. Demo-Pilze bitte nicht zu sauber putzen. Es ist wichtiger, dass an einem Demo-Pilz wirklich alles dran ist, als dass er schön sauber aussieht. Stielbasis abschneiden geht z. B. gar nicht.


    Viel Erfolg bei der Lehrveranstaltung
    Oehrling

    Oh, da hättest du wahrscheinlich keine gefunden. In Kroatien gibt es normalerweise erst ab Mitte Oktober Pilze in nennenswerten Mengen. Das ist dann eher was für einen Herbsturlaub.

    Die Schleierlinge auf deinem Link sehen in der Tat wie C. camphoratus aus.


    Bei der Angabe der Fleischfarbe von Cortinarien in Büchern ist zu beachten, dass diese sich stets auf junge, unreife Exemplare bezieht. Bei solch älteren Gesellen wie die in deiner Kollektion blasst das Fleisch einerseits aus und kann auch durch Oxidation einen rostorangefarbigen Ton bekommen (nicht bei allen Cortinarius-Arten, aber ganz stark z. B. bei C. infractus oder C. elegantissimus). Das bedeutet: bei einem jungen, unreifen C. camphoratus ist das Fleisch violett, und bei einem jungen, unreifen C. traganus safrangelb, d. h. orangegelb.


    Dann hast du noch gefragt, ob es nichts dazwischen gäbe? Bei Cortinarien (ca. 800 Arten in Mitteleuropa) kann es theoretisch immer etwas dazwischen geben, die Frage ist nur, wie das taxonomisch bewertet wird (andere Art, Varietät einer Art, nur Form einer Art?). Irgendwie violettlich gefärbte Dickfüße gibt es ziemlich viele. Allerdings nur einen, der so markant stinkt wie C. camphoratus. Könnte das Internet Gerüche transportieren, wäre der Fall innerhalb von drei Sekunden gelöst. Aber so musst du warten, bis mal jemand mit dir mitläuft, der C. camphoratus kennt, einen aufnimmt und zu dir sagt: Hier, halt mal die Nase dran, das ist der Bocksdickfuß. Ab diesem Moment hast du den Pilz "intus" und brauchst nie mehr dran rumzuraten.

    Auch wenn ich weiter oben nicht gegen Amanita crocea wetten wollte - gegen Amanita fulva würde ich auch nicht wetten wollen. Schon klar, A. fulva hat normalerweise keine Stielnatterung, aber dieser Stiel ist allgemein seltsam.


    Nur um mal von diesen Anzüglichkeiten wieder wegzukommen.

    Das halte ich auch für einen Gelben Knollenblätterpilz. Warum? Nun, auf die Velumflocken am Hut habe ich eigentlich nicht geschaut, weil die zu sehr variieren können, sondern auf die abgesetzt gerandete Stielknolle, bei der sogar noch ein, zwei Häutchen in die Höhe stehen, und bei der der Stiel bogenartig in die Knolle übergeht. Das ist für meine Begriffe eine typische Gelber-Knolli-Knolle. Dann könnte man noch an dem Pilz riechen, Kartoffelkeim-Geruch feststellen, und spätestens dann ist der Fall klar.


    Aber was ich unbedingt noch loswerden will: dieses Foto ist wirklich eine Augenweide, auch technisch sehr gut gemacht. Davon können sich all diejenigen anfragenden "Pilzanfänger" eine Scheibe abschneiden, die hier die ganzen neblig-trüben, unscharfen, gnadenlos überbelichteten Bilder von Pilzen mit abgeschnippelten Füßen einstellen. Leute: genau so hat ein Anfragebild auszusehen!

    Das Fleisch ist nicht safrangelb, und damit kann es augenscheinlich nicht der Safranfleischige Dickfuß (C. traganus) sein, dessen Fleisch in der Tat safrangelb wäre (siehe Foto unten). Die Farben der gezeigten Pilze, insbesondere auch das leichte Bräunen des Stielfleisches und die Geruchsbeschreibung, die sich wirklich übel anhört, scheinen eher auf den Bocksdickfuß (C. camphoratus) hinzudeuten.