Beiträge von Oehrling

    zur Chemie für farbige Makro-Reaktionen meine Tipps (absteigende Wichtigkeit):


    20% oder 30% KOH (geht beides): Lactarius (Albati), Russula (Ingratulae), Cortinarius (Phlegmacium, Telamonien), Hygrophorus (Eburneus), Ramaria ...


    Melzers Reagens: alle Lamellenpilzgattungen (Amyloidität, Dextrinoidität)


    Eisensulfat: Russula, Lyophyllum (Connatum), Leccinum, Amanita (?, ich bin gerade am Ausprobieren, ob das was bringt)


    Guajak: Russula, Entoloma (Clypeatum)


    Anilin/HNO3: Agaricus (Schäffersche Kreuzungsreaktion), Entoloma (Aprile)


    Schwefelsäure/Vanillin: Russula (Aurora, Minutula)


    Lugol: Phlegmacium (Purpurescens)


    Phenol: Russula (Olivacea)

    Hallo Beorn,
    die KOH-Reaktion (funktioniert auch mit NaOH oder NH4OH) ist innerhalb der Albati-Gruppe das beste Bestimmungskriterium. Das zweitbeste ist die Graugrün- bzw. Nicht-Verfärbung des Fleisches. Du spürst vielleicht selber, dass man allein über die anderen Unterscheidungsmerkmale nicht zu einem 100 % zufriedenstellenden Ergebnis kommt.
    Freundliche Grüße
    Stephan Weißer

    Ja, so stimmt das ungefähr. Ich weiß jetzt nicht genau, auf was du mit deinem Posting hinauswillst, aber ich finde diese Regelung hinreichend transparent. Wenn ich Scheiße baue, bin zunächst mal ich selber verantwortlich. D. h. wenn ich mir giftige Pilze reinpfeife, ist das grundsätzlich mein persönliches Pech.
    Freilich gibt es Leute, die sofort nachdem ihnen was passiert ist, immerzu nach Anderen suchen, die sie dafür haftbar machen können. Das wird hier aber schwierig, da man über die Teilnahme an einem Internet-Forum, dazu noch einem kostenlosen, keinen Anspruch auf eine qualifizierte Beratungsleistung erwerben kann.

    Ich wollte noch etwas zu der Frage beisteuern, warum es keine Essensfreigabe im Internet gibt bzw. was der Hintergrund dafür ist.


    Pilzsammler, die sich über ihre Pilze unsicher sind, können ihr Sammelgut zu einem Pilzberater (heute: Pilzsachverständiger) bringen und begutachten lassen. Im Osten waren das zu DDR-Zeiten offizielle oder halboffizielle Stellen, die ihren Dienst am Volk verrichteten. Im Westen lief dies schon immer auf privater Basis und wurde höchstens von den Kommunen gefördert (Beispiel: die Pilzschule Hornberg im Schwarzwald, die ja auch Pilzberatung anbietet).


    Jeder darf sich Pilzberater/Pilzsachverständiger (PSV) nennen und unter dieser Bezeichnung Pilzberatung betreiben, da die Bezeichnung nicht geschützt ist. Anders sieht es aus bei der Bezeichnung "DGfM-geprüfter Pilzsachverständiger", hier handelt es sich um nach den Richtlinien der DGfM ausgebildete und von der DGfM geprüfte Leute, die als besonders vertrauenswürdig gelten können. Pilzberater im Osten haben meist auch ein sehr gutes Wissen, auch wenn ihnen das DGfM-Siegel fehlen sollte. Ist der PSV in einem Pilzsachverständigen-Verband (z. B. DGfM) organisiert, ist sein Tun über eine spezielle Haftpflichtversicherung, die der Verband für ihn abschließt, abgesichert. Voraussetzung für Entschädigungsleistungen ist, dass die Spielregeln der Versicherung eingehalten werden. Dazu zählt auch das Nicht-Freigeben-Dürfen von Pilzen übers Internet, Telefon oder ähnliche Kommunikationsmittel.


    Alle, die nicht in einem solchen Verband sind, sind prinzipiell gegen die Folgen von Falschberatungen nicht abgesichert, da die normale Haftpflichtversicherung solche Fälle nicht abdeckt.


    Fazit: Wer also Pilze übers Internet freigibt, ist kein böser Mensch, Straftäter oder was auch immer, sondern er verzichtet auf diesen Versicherungsschutz. Wer keinen Pilzberaterschein hat, hat das Recht, Pilze übers Internet oder wo auch immer freizugeben. Er übernimmt dann die Haftung für negative Folgen - das aber auch nur, wenn der Anfrager darauf vertrauen konnte, dass der Beratende wirklich einen hohen Pilzsachverstand hatte oder wenn der Freigebende wirde besseres Wissen handelte, d. h. mit voller Absicht einen Giftpilz freigegeben hat. Im Grundsatz ist jeder, der Pilze verzehrt, für sein eigenes Tun verantwortlich, und Pilze zu essen, nur weil jemand dahergelaufenes im Internet den Pilz "freigegeben" hat, bleibt eigenes Risiko.

    Eigentlich nicht, ich habe nur ganz allgemein über Perlpilze und ihre so aussehenden rosa Verfärbungen gesprochen. Dafür, dass die hier vorliegenden Verfärbungen auch die richtigen Pilze anzeigen, kann ich leider keine Gewähr übernehmen, da müsste man schon zu mir nach Hause in die Beratung kommen.

    Beim Bestimmen von Perlpilzen sollte man immer auf die rosa Verfärbungen achten - so wie die, welche du hier zeigst. Ich ziehe beim Putzen der Perlpilze die Huthaut ab, nicht nur wegen der Dreckbeseitigung, sondern auch wegen des Geschmacks, der m. E. durch das Abziehen klar gewinnt. Ich habe auch gehört, dass Perlpilze besonders gut seien, wenn man sie trocknet und später als Suppe zubereitet.

    Hallo peri,
    sehr schön dokumentiert ist beim Gallenröhrling der Rosastich in der Röhrenschicht und außerdem die Rotbraunverfärbung, die sich beim Anlangen des Pilzes und später dann im Pilzkorb ganz wie von selber einstellt. Nichts von alledem hatte der Sommersteinpilz von neulich aus dem anderen Thread zu bieten.
    Liebe Grüße
    Stephan

    Ein sehr schöner Fund ohne Frage, aber ich hätte doch leise Zweifel an der Artbestimmung. Albatrellus ovinus, den ich selbst öfters zum Essen suche, mag einen rosagrau gefärbten Hut haben, der hier kommt aber kräftig braun rüber, und ist da nicht auch eine kleine olivgrüne Stelle auf dem Hut zu sehen? Außerdem sehe ich keine Gelbverfärbung des Fleisches, und ich finde die Porenmündungen sehr weit. Bei Albatrellus ovinus kann man diese ohne Lupe kaum sehen. Für mich sieht das in der Summe eher nach Albatrellus cristatus (Kratzender Kammporling) aus.


    Freundliche Grüße und weiterhin tolle Funde
    Stephan

    Rettichgeruch, hm... Na, ein Pantherpilz oder ein Grauer Wulstling mit abgewaschenen Flöckchen und abgefressener Stielmanschette kann's ja wohl nicht sein, den hast du bestimmt ausgeschlossen.

    Hallo Eike,
    toll, wieder ein Bericht von dir mit interessanten Aufnahmen. Viel Spaß in den Thüster Bergen und schöne Funde. Ich würde auch so gerne mal, aber bei uns gibt's immer noch nix, nix, nix...

    Hallo Bergmax,
    ich würde auch auf den Narzissengelben Wulstling tippen. Die anderen Vorschläge (Fransiger Wulstling, Igel-Wulstling) haben aber schon auch Berechtigung. Es hilft wohl nur eins: sich für eine gute Stunde hinsetzen, den Pilz vor sich legen und die Merkmale der genannten Kandidaten vergleichen, am besten in mehreren Pilzbüchern und nicht nur in einem.


    Übrigens gefällt es mir sehr, dass sich auch junge Leute wie du mit der Pilzmaterie ernsthaft auseinandersetzen wollen. In diesem Forum bist du glaube ich gut aufgehoben.


    Liebe Grüße
    Stephan


    (Hutfarbe rechter Frkp. auf Foto 1 viel zu oliv;


    Da gebe ich dir recht - das ist ohne Frage kein Legaliae-Hut, sondern ein typisch aussehender Luridus-Hut. Und in der Stielbasis ist schon sehr viel Weinrot zu sehen. Aber was sagst du zu dem orangenen, ungenetzten Stiel und dem kalkweißen Hut des linken Exemplars auf Bild 1? Ist das auch noch B. luridus?


    Edit: Ich habe jetzt den Boletus-mendax-Artikel im Web gefunden und die ersten beiden Seiten (nur diese sind sichtbar) durchgelesen. Soweit ich mit meinen bescheidenen Englischkenntnissen verstanden habe, wäre auch Boletus mendax eine Art mit rotem Röhrenboden bzw. der roten Linie oberhalb der Röhrenschicht, was man ja dann auf dem Schnittbild (Foto Nr. 2) sehen müsste. Wir bräuchten, um jetzt weitermachen zu können, die Information von Christoph76, ob die rote Linie bzw. der rote Röhrenboden vorhanden war oder nicht. Falls ja, ziehe ich meine Boletus-legaliae-Idee sofort und gern zurück.

    Die Pilze auf den ersten beiden Fotos halte ich für Boletus legaliae (Legals Satansröhrling), eine an sich sehr seltene Art, die aber in der Würzburger Gegend gar nicht so selten ist und immer mal wieder gefunden wird. Der Pilz auf den drei anderen Fotos ist für mich nicht benennbar.


    Boletus legaliae würde ich festmachen wollen an:
    - dem kalkweißen Hut des jüngsten Exemplares
    - der nur kaum/nicht vorhandenen Stielnetzzeichnung
    - den deutlich sichtbaren Orangetönen am Stiel
    - der im Schnittbild fehlenden roten Linie über den Röhren


    In der Würzburger Gegend muss man jeden gefundenen Röhrling einzeln bestimmen, da dort extrem viele Arten, darunter auch seltene, munter durcheinanderwachsen. Es muss daher nicht sein, dass alle drei zur selben Art gehören.


    Ich möchte ausserdem an zwei, drei andere in diesem Thread appelieren, ... gemeinsam Unterschiede zu finden und auf einen Nenner zu kommen.


    Ich gebe dir Recht, dass dies im Prinzip ein gutes Verfahren ist, per Diskussion Frieden zu schaffen. Leider gibt es aber keinen "gemeinsamen Nenner" bei zwei verschiedenen Meinungen über die richtige Pilzart, das liegt in der Natur der Sache.


    Recht hast du außerdem mit dem Appell, solche Diskussionen sachorientiert zu führen und sie nicht zu einem Hahnenkampf ausarten zu lassen. Es hat jeder ein Recht auf eigene Meinung, und sei sie noch so falsch. Wenn man erkennt, dass der Andere in einer Diskussion den eigenen Argumenten nicht folgen will, dann ist es halt so und die Diskussion im Prinzip beendet.

    Die Heringstäublinge (Viridantinae) können farblich sehr viel: hellrot, fleischrot, weinrot, rotbraun, lederbraun, sogar olivgrün und orange - aber dunkelblau haben sie nicht im Angebot. Das hier ist etwas aus der Gegend um R. grisea (Griseinae), oder vielleicht wieder mal ein Frauentäubling.


    am liebsten würde ich die reste irgendwem schicken, der unterm mikroskop sicherheit bringt. aber geht das überhaupt nach dem zerschnippeln noch? und wer kann sowas?


    Seid mir nicht böse, aber für mich stellt sich der Fall wie folgt dar:
    Es wird ein Röhrling gefunden, der vom Aussehen her ein Steini oder vielleicht auch ein Galli sein könnte. Daraufhin wird korrekt reingebissen und ein milder, unbitterer Geschmack festgestellt. Zusätzlich weist euch ein Super-Pilzkenner anhand vertrauenswürdiger Bildquellen einwandfrei nach, dass es ein Sommersteinpilz ist. Was es da jetzt noch zu diskutieren und mikroskopisch nachzubestimmen gibt, erschließt sich mir nicht. Man könnte ja auch mal akzeptieren, dass Sommersteini eben so aussehen können.


    Aber trotzdem zu den beiden Fragen: Frage 1: Klar geht das. Wenn man einen Pilz mikroskopiert, muss man ihn doch wohl vorher zerschnippeln? Da der Pilz sicher noch nicht abgesport hat, sollte an dem Schnippelstück zumindest ein bisschen Huthaut dran sein. Und Frage 2: wer das kann? - na, Jürgen! Ich kann mir nur nicht recht vorstellen, dass er einen Sinn darin sieht.[hr]


    Weiß jemand, ob die Röhren junger Gallis auch schon im Jugendalter rosa verfärben?


    Also, ich persönlich sehe den leichten Rosastich in den Röhren junger Galli. Ich kann mir aber vorstellen, dass Leute mit einer Rot-Grün-Schwäche und/oder reichlich Übung ihn nicht sehen.

    Ich staune immer wieder, wie viel Pilze es gerade in anderen Ecken Deutschlands gibt, einfach nicht zu fassen! Großer Neid!
    Der Champignon riecht nicht nur wie ein "Zuchtchampignon" (Agaricus bisporus), er sieht m. E. auch so aus und ist es wahrscheinlich auch. Die beiden Täublinge: der rothütige ziemlich sicher der Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca), der dunkelblaue aufgrund der deutlich sichtbaren gelbbraunen Flecken in der Hutmitte wahrscheinlich der Blaue Reiftäubling (Russula parazurea).


    Das ist jetzt die Frage, bräunt der aufgrund der Bodenverhältnisse oder ist das ein Merkmal des Pilzes. Dann könnte das ja, wie Harzpilzchen angemerkt hat, auch ein Heringstäubling sein. Der roch aber in keinster Weise fischig. Wie könnte man die Stielbasis aber dann bewerten?


    Zunächst muss man Bräunen als Verwesungsmerkmal vom Bräunen als artkennzeichnendes Merkmal unterscheiden, was im Feld wohl nicht immer einfach ist. Dann sollte man auch noch wissen, dass es eine Vielzahl von Täublingen gibt, die braune Flecken am Stiel haben können: Heringe, Speisetäublinge, Lederstieltäubling, Honigtäubling, etliche Tenellae-Arten usw.