Beiträge von Oehrling

    [quote='Norbert.S','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=215244#post215244']
    > "Zahlreiche flaschenförmige Chrysozystiden im Hymenium" steht ja auch schon in WIKI , aber da steht nichts von der Größe.


    Die ist auch nicht erheblich für deine Bestimmungsaufgabe, sondern es ist schon mal viel wert, wenn du das Vorhandensein der Chrysozystiden nachweist. Du kommst bestimmungstechnisch über dieses Merkmal schnell in die Hypholoma- oder Stropharia-Ecke.


    > Gefärbt hatte ich in diesem Fall mit Kongorot in Ammoniak.


    Wenn du nach Chrysozystiden forschst, ist Patentblau DAS Färbemittel, wie schon weiter oben geschrieben wurde.


    > aber erstmal brauch ich ein Mikroskop ,wo man echt was sieht.


    Auf dem von dir gezeigten Foto sieht man doch all das, was man sehen muss!? Dass das Chrysozystiden sind, sieht man ja sogar ohne Anfärben.

    Es ist keineswegs so, dass es in der Fachwelt einen Konsens darüber gibt, dass alle schwärzenden Saftlinge nur zu einer Art gehören.


    Man kann auf jeden Fall mal sagen, dass du mit der "Gruppe um Hygrocybe nigrescens" bzw. mit "Hygrocybe nigrescens s. l." richtig liegst. Wenn du es genauer haben willst, musst du spezielle Saftlings-Spezialliteratur (z. B. die Boertmann-Monografie) sichten und interpretieren, da wird diese Gruppe diskutiert und z. T. gesplittet.


    Der hier gezeigte Pilz sieht, finde ich, wie eine ganz "normale", typische H. nigrescens aus.

    Ich wollte noch ergänzen, dass die von dir abgelichteten Exemplare extrem verwachsen sind. Das mag auch der Grund sein, dass du keine Fotoreferenzen gefunden hast, denn so verwachsene Exemplare werden üblicherweise nicht als Bestimmungsfotos eingestellt. Man darf sich da nicht von der Natur ins Bockshorn jagen lassen.


    Daß die Beschreibung makroskopischer Merkmale bei selten dokumentierten Arten eben auch nicht immer der Weisheit letzter Schluß ist, wäre nun meine Erklärung. Das kann ja alles in einer bis dato unbekannten Variationsbreite liegen.


    Das ist im Kern richtig und verweist unbarmherzig darauf, dass wir uns hier wohl an der Grenze des sicher Bestimmbaren bewegen.


    Wenn wir die grundsätzliche Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die makroskopische Beschreibung irrelevant oder unzutreffend ist und damit erklären wollen, dass eine kleinsporige Psathyrella mit geschnäbelten Pleurozystiden P. laevissima ist, obwohl sie viel Velum am Hutrand und oft einen Stielring hat, wäre das ein grundsätzlicher Zweifel an der Verlässlichkeit von Literaturreferenzen. Anders ausgedrückt: mit diesem Argument wäre es möglich, jedem ausführlich untersuchten Pilz einen willkürlichen, der Literaturreferenz in gewissen Merkmalen widersprechenden Artnamen zu geben. Bestimmungen und deren Ergebnisse erhielten ein gewisses Maß an Beliebigkeit.


    Nun hat praktisch jede Gattung ihre ganz speziellen "knallharten" Abgrenzungsmerkmale. Niemand würde z. B. in Zweifel ziehen wollen, dass in der Gattung Amanita die Abundanz bzw. das Fehlen eines Stielringes ein knallhartes Abgrenzungsmerkmal ist. In der Gattung Psathyrella kann das dagegen anders sein. Daher meine Frage nach der Referenzliteratur. Eine gute (überzeugende) Psathyrella-Literatur würde sicherlich Stellung dazu nehmen, ob das Vorhandensein eines Stielringes als Abgrenzungsmerkmal taugt oder nicht (ich kann mir freilich nicht vorstellen, dass das kein gutes Abgrenzungsmerkmal sein soll, selbst in der Gattung Psathyrella).


    Genauso ist es unsicher, ob die "Schnabel"-Ausbildung an den Pleurozystiden reliabel ist (es könnte auch Variationsbreite ansonsten normal zugespitzter Zystiden darstellen; wie man sieht, kann man das Argument auch andersherum verwenden ;)), so lange in der Referenzliteratur keine entsprechende Stellungnahme vorhanden ist. Solchen Stellungnahmen glaube ich im übrigen dann besonders stark, wenn es sich um einen Autoren handelt, der über lange, lange Jahre hinweg sich immer wieder mit extrem vielen Psathyrella-Funden auseinandergesetzt hat (also z. B. M. Enderle aus Ulm). Ich glaube auch sehr stark an das, was in Funga Nordica steht, weil die Gattungskapitel von Gattungsspezialisten ersten internationalen Ranges erstellt worden sind.[hr]


    Die Sporen sind nach Romagnesi 5,2-6,2 x 3,2-3,7 µm (ich fand 5-6,3 x 3-3,8 µm).


    Ja, das ist in der Tat ein Argument, das gegen meine Vermutung P. rostellata spricht. So klein können rostellata-Sporen nicht sein.


    Gehört nicht mal in die Nähe von candolleana oder leucotephra, sondern ist P. laevissima!


    Makroskopisch ist nicht viel zu sagen (halt eine Psathyrella). In den wenigen existierenden Beschreibungen ist von einem Ring keine Rede, das ist ein novum. Aber manchen jungen Pilzen sieht man förmlich an, dass sie gerne einen Ring bilden würden.


    Im Gegenteil wird in Großpilze Baden-Württembergs Band 5 über Psathyrella laevissima ausdrücklich geschrieben: "Hut ohne Velumreste"..., "von den anderen kleinsporigen Arten durch auch jung fehlendes Velum ... gut abgrenzbar". In "Funga Nordica" heißt es "veil when young not appendiculate as a membrane at the margin", ein Stielring wird nicht erwähnt, über den Stiel wird nur gesagt "stem 15 - 50 x 1 - 3 mm".


    Über eine andere kleinsporige Art mit geschnäbelten Pleurocystiden, Psathyrella rostellata, wird dagegen geschrieben: "veil as larger patches close or appendiculate to the margin, also as floccules or fibrils ..." und "stem ... rarely with a membranous ring in upper part". Allgemein scheint diese Beschreibung der Makromerkmale von P. rostellata auf den hier diskutierten Fund gut zu passen. Wie groß waren die Sporen denn? Und nach welcher Literatur hast du bestimmt?


    Ich habe eine Frage zum Anis-Klumpfuß (Cortinarius odorifer). Mir war dieser Pilz bislang als essbar bekannt, allerdings wird er in "Pilze der Schweiz" mit einem schwarzen Quadrat gekennzeichnet, was "kein Speisepilz; ungenießbare Pilze; sehr selten und zu schonen; sehr keiner Pilz und daher nur von botanischem Interesse" bedeuten kann. Weiß jemand, was davon zutreffend ist und wie es zu dieser Einordnung kommt?


    Ich kann mir vorstellen, dass die Datenbasis zu gering für eine verlässliche Einstufung als Speisepilz ist, so dass sich die Buchautoren nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollen.


    Grob gesprochen essen zu wenige Leute den Anis-Klumpfuß (sofern er es wirklich ist und nicht irgendein ähnlich aussehender Schleierling), als dass zum Speisewert verlässliche Angaben gemacht werden können. Wie man an den Beispielen Kahler Krempling oder Grünling sieht, brauchte man sehr sehr viele Verkonsumierer dieses Pilzes, um das Giftpilzpotenzial der beiden genannten Arten zu erkennen.


    Als Speisepilz lässt sich somit meiner Meinung nach nur eine Pilzart einstufen, die leicht und fehlerfrei kennbar ist und von vielen Pilzsammlern immer wieder gesammelt und beschwerdelos verzehrt wird, was auf den Anis-Klumpfuß eben so nicht zutrifft. Wer dann trotzdem so etwas isst, macht das Versuchskarnickel.


    Es ging darum, dass ich Gerhard (lebrac-Gerd) beweisen wollte, dass sein Butterrübling keiner ist.
    Dazu wollte ich einfach ein paar Makroeinschätzungen nach Bild von anderen Pilzlern hören.
    Mein Plan ist wohl mehrfach nach hinten losgegangen


    Und wenn du einfach beim nächsten Mal gleich deine Intention klarstellst? Etwa so: Ich habe einen Kumpel, der meint, dass die Teile auf Bild Nr. 1 Butterrüblinge wären und sich nicht von mir vom Gegenteil überzeugen lässt. Bitte schreibt hier eben kurz rein, dass das kein Butterrübling ist und vielleicht noch dazu, warum nicht.


    Dann entsteht nicht so eine Konfusion wie jetzt hier, wo jeder in eine andere Richtung abschweift (Amanita, Hallimasch, Gerd1, Gerd2 usw.) und niemand mehr irgendetwas nachvollziehen kann.


    Und die blauende Bergtrüffel sieht doch irgendwie aus wie das Ei vom Kornblumenröhrling - jedenfalls wie von einem anderen Planeten. :D


    Die blauende Bergtrüffel zählt ordnungstechnisch zu den Boletales, d. h. ihr Blau wird durch die gleichen Inhaltsstoffe erzeugt wie bei blauenden Röhrlingen.


    [hr]


    Dieser tolle Bericht holt mich mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück 8| Ich kenne keine Pilze 8| Jedenfalls nicht SOLCHE Pilze 8| Wieso verstecken die sich vor mir?! 8|


    Du wirst mich für diese Antwort ewig hassen, aber:
    du gehst wahrscheinlich zu selten in wirklich gute Pilzgebiete
    :shy:
    Harzi gibt seine Fundorte genau an. Besser gehts nicht. Fahr hin, und du siehst alles live!

    Hallo Pilzologe,
    ich habe äußerst ähnliche persönliche Daten wie du zu bieten (eigentlich nur Altersdifferenzen bzgl. mich selber und meiner Tochter - plus 1 bzw. plus 2 Jahre) und fahre so ein bis zweimal im Jahr in den Schönbuch oder in den Glemswald, da hat es viele für Spezialfunde berühmte Stellen. Wir könnten also mal zusammen den Schönbuch rocken.
    Freundliche Grüße
    Oehrling


    Also Beringter Mürbling (Psathyrella leucotephra)?


    Hmm, in Großpilze BW wird P. leucotephra als weiß-lederblass und sein Ring als weiß und häutig beschrieben. Der Pilz ist auch als Foto abgebildet, aber der eindeutig graue Farbton gefällt mir nicht. Ich denke, es ist eher die genau neben dran stehende P. spintrigera (Dattelbrauner Faserling).

    Danke für das Bild mit der Sporenpulverfarbe. Das kann man als Anti-Galerina-Beweis verwenden (Spp. gelbbraun). Ihr habt recht, es ist wohl eine Psathyrella. Jetzt sucht nach beringten, braunen Psathyrellen mit filzig-striegeliger Stielbasis, da kann es nicht viele geben.

    Ich schmeiße noch was anderes in die Diskussion:
    Welche Psathyrellen mit beringtem Stiel und brauner Farbe gibt es denn überhaupt? Das dürften ja wohl nicht allzuviele sein. In Großpilze BW ist nur eine Art mit solcher Merkmalskombination erwähnt, aber leider nicht genau beschrieben. Dem Schlüssel nach muss es sich um eine Art ohne Pleurozystiden, farbloser Lamellentrama, stark entwickeltem Velum und zellulären Hutdeckschicht-Elementen (das könnten eure blasigen Gebilde sein!) handeln. Wenn es also tatsächlich eine Psathyrella sein sollte, dann vielleicht diese. Aber zuerst muss die Galerina sicher ausgeschlossen werden.

    Galerina-marginata-Sporen:
    gelbbraun, schmal bzw. spitz mandelförmig, feinwarzig, ohne Keimporus, 7 bis 10 x 4,5 bis 6,5 my


    Psathyrella-irgendwas-Sporen:
    stets glatt, stets mit Keimporus (dieser mehr oder weniger deutlich sichtbar - Bestimmungsmerkmal!)

    Beorn
    Genau, deswegen wäre es jetzt ziemlich wichtig, dass ihr die Sporenfarbe exakt beurteilt, auch ob die Sporen glatt oder feinwarzig sind. Mit 100er-Öl-Vergrößerung kann man erkennen, ob der scharfgestellte Sporenrand glatt oder leicht wellig ist. Keimporus beurteilen ist auch so eine Sache. Die meisten Psathyrellasporen haben einen Keimporus.


    Trino
    die dort gezeigten Exemplare sind im Gegensatz zu den hier vorgestellten Exemplaren weißstielig, oder?

    Für Psathyrellasporen kommen mir die hier gezeigten sehr hell vor. Psathyrellasporen sind normalerweise unter dem Mikroskop kräftig rot- bis violettbraun, diese hier scheinen eher gelb/gelbbraun zu sein. Wenn es tatsächlich eine Psathyrella sein sollte, dann eine "mit auffallend blassen Sporen" (nach Arten mit diesem Merkmal könnte man dann Ausschau halten!). Diesen stark entwickelten weißen Basalfilz habt ihr sicherlich auch registriert, der könnte auch bedeutsam sein.


    Ich halte es aber auch für möglich, dass das Galerinasporen sind und dass ihr möglicherweise etwas aus dem Galerina-marginata-Aggregat erwischt habt (honigbraune Farbe, Hygrophanität, geriefter Hutrand, Stielring, silberfaserige Stielbasis?). Nun wächst Galerina marginata natürlich nicht büschelig, überprüft daher noch einmal diese eure Angabe. Prüft auch noch mal, ob da nicht doch ein wenig Mehl bei dem pilzigen Geruch dabei war. Und schaut, ob G.-m.-Sporen vielleicht so aussehen, was ich freilich nicht weiß. Ist, wie oben gesagt, nur so eine verwegene Idee.

    Im Heilbronner Stadtgebiet gibt es einen Baumstumpf, an dem der Südliche Ackerling wächst. Ich habe mir auch schon mal ein Pfännchen davon gemacht. Die hier gezeigten Exemplare sehen sehr ähnlich aus. Natürlich ist nicht zu 100% sicher, dass das hier ebenfalls Südliche Ackerlinge sind, daher schrieb ich ja auch nur: vergleiche!


    > Schätze, sobald man Pilzarten auf "kritische Verbindungen" oder Gifte untersucht, wird man kaum eine Art übrigbehalten, bei der es grünes Licht für Unverträglichkeit gibt.


    Immer wird man Stoffe und Verbindungen finden, die einer bösen, sehr giftigen Verbindung so nahe steht, dass man die Art am liebsten aus dem Verkehr ziehen würde.


    Sie müssen nur aufpassen, dass sie es nicht übertreiben. Wenn nur noch Steinpilze und Pfifferlinge als essbare Pilze übrigbleiben, braucht man keine Pilzsachverständigen mehr, auch keine entsprechenden Organisationen.


    wo wäre der Unterschieid zwischen Gomphidius und Chroogomphus.


    Wer zwischen Gomphidius und Chroogomphus trennen möchte, könnte dies anhand der Fleischfarbe tun: Gomphidius (Schmierling) hat weißes oder weißliches Fleisch, Chroogomphus (Gelbfuß) orangegelbes.


    Meine Meinung zum ursprünglich angefragten Pilz: mit der in der Anfrage angegebenen Farbkombination kommt eigentlich nur der Pfefferröhrling in Betracht. Dass Pfefferröhrlinge in dieser Größe schon einmal vorkommen können, wurde bereits gesagt, und dass man beim Erstfund das auffallend gelbe Stielfleisch und den Pfeffergeschmack übersieht, kann schon passieren.

    @Tribun
    Nein, Nirvana wurde ja erst Anfang der 90er in Deutschland bekannt (mit Beavis and Butthead auf MTV, wer sich da noch dran erinnert), da war ich schon Student und erlebte sozusagen eine nachgeholte Pubertät. Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, hörte ich nur schöne anständige Strebermusik wie Genesis, Yes oder die australische Band Sky (letztere machten die mMn streberigste Musik von allen, obwohl sie auch E-Gitarren hatten!). Insofern haben meine Eltern gottlob nie einen Nirvana-Song hören müssen, und wer Kurt Cobain war, wissen sie natürlich bis heute nicht. Aber wie gesagt: ich kann mit "böser" Musik gut leben, aber dieses ACVAZ-Zeug berührt mich persönlich nicht, da nicht tatsächlich, sondern nur pseudo-"böse".[hr]
    [quote='donbrosco','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=212419#post212419']
    Und: wo nichts raus muss ist oft nicht viel drin - das mag manchmal gesünder und unkomplizierter sein, aber oft auch langweilig und oberflächlich (wer sich keine Gedanken macht sammelt keinen Dreck an).



    Wahre Worte! Noch heute mag ich "Dreckansammler" viel lieber als glatte Erfolgstypen. Erst recht gilt das natürlich für die Musik und alle sonstigen Künste und Literatur.

    Der Dreck will raus, o. K. Kommt er sozialverträglich raus, auch o. K. Blöd wäre es, wenn sich stattdessen der Dreck ansammelt und vermehrt. Dann bringts wohl nur noch ein professionelles Helferlein.


    Kurt Cobain (Nirvana) ist schon auch so etwas, das besser nur erwachsene Leute hören sollten. Im Vergleich zu den hier präsentierten Typen war er allerdings ein genialer Musiker, dessen Kompositionen wegweisend waren. Die Melodien seiner Songs bleiben ewig am Rockhimmel stehen und werden noch heute hundertfach kopiert. Dies hier dagegen ist musikalisch schludrig und ziemlich stümperhaft zusammengeschusterte Dutzendware, die nicht wirklich berühren, sondern nur provozieren kann, wahrscheinlich auch nur will. Für mich sind das Jungs, die es nicht richtig können, aber einen auf dicke Hose machen, wie das heutzutage heißt. Wer eine wirklich "böse" bzw. "gestörte" Musik will, ist bei Cobain tausendmal besser dran. Der war wenigstens richtig krank, die hier sind es nicht.