Daß die Beschreibung makroskopischer Merkmale bei selten dokumentierten Arten eben auch nicht immer der Weisheit letzter Schluß ist, wäre nun meine Erklärung. Das kann ja alles in einer bis dato unbekannten Variationsbreite liegen.
Das ist im Kern richtig und verweist unbarmherzig darauf, dass wir uns hier wohl an der Grenze des sicher Bestimmbaren bewegen.
Wenn wir die grundsätzliche Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die makroskopische Beschreibung irrelevant oder unzutreffend ist und damit erklären wollen, dass eine kleinsporige Psathyrella mit geschnäbelten Pleurozystiden P. laevissima ist, obwohl sie viel Velum am Hutrand und oft einen Stielring hat, wäre das ein grundsätzlicher Zweifel an der Verlässlichkeit von Literaturreferenzen. Anders ausgedrückt: mit diesem Argument wäre es möglich, jedem ausführlich untersuchten Pilz einen willkürlichen, der Literaturreferenz in gewissen Merkmalen widersprechenden Artnamen zu geben. Bestimmungen und deren Ergebnisse erhielten ein gewisses Maß an Beliebigkeit.
Nun hat praktisch jede Gattung ihre ganz speziellen "knallharten" Abgrenzungsmerkmale. Niemand würde z. B. in Zweifel ziehen wollen, dass in der Gattung Amanita die Abundanz bzw. das Fehlen eines Stielringes ein knallhartes Abgrenzungsmerkmal ist. In der Gattung Psathyrella kann das dagegen anders sein. Daher meine Frage nach der Referenzliteratur. Eine gute (überzeugende) Psathyrella-Literatur würde sicherlich Stellung dazu nehmen, ob das Vorhandensein eines Stielringes als Abgrenzungsmerkmal taugt oder nicht (ich kann mir freilich nicht vorstellen, dass das kein gutes Abgrenzungsmerkmal sein soll, selbst in der Gattung Psathyrella).
Genauso ist es unsicher, ob die "Schnabel"-Ausbildung an den Pleurozystiden reliabel ist (es könnte auch Variationsbreite ansonsten normal zugespitzter Zystiden darstellen; wie man sieht, kann man das Argument auch andersherum verwenden ;)), so lange in der Referenzliteratur keine entsprechende Stellungnahme vorhanden ist. Solchen Stellungnahmen glaube ich im übrigen dann besonders stark, wenn es sich um einen Autoren handelt, der über lange, lange Jahre hinweg sich immer wieder mit extrem vielen Psathyrella-Funden auseinandergesetzt hat (also z. B. M. Enderle aus Ulm). Ich glaube auch sehr stark an das, was in Funga Nordica steht, weil die Gattungskapitel von Gattungsspezialisten ersten internationalen Ranges erstellt worden sind.[hr]
Die Sporen sind nach Romagnesi 5,2-6,2 x 3,2-3,7 µm (ich fand 5-6,3 x 3-3,8 µm).
Ja, das ist in der Tat ein Argument, das gegen meine Vermutung P. rostellata spricht. So klein können rostellata-Sporen nicht sein.