Beiträge von Oehrling

    Wenn ich einen Rasen vor mir habe, auf dem irgendwelche unbekannten bunten Pilzchen herumstehen, muss ich doch zumindest einen davon entnehmen, um ihn als Saftling zu bestimmen. Wie sonst erbringe ich den Beweis, dass es sich um Saftlinge handelt? [hr]


    Ah, eine interessante These! Vorschriften gelten nur für diejenigen, die sich mit der Materie auskennen? Alle, die keine Ahnung haben, brauchen also Vorschriften nicht zu beachten?


    Auch diejenigen, die Ahnung haben. Oder wie funktionieren Wiesenpilz- und Saftlings-Tagungen? Und Einstufungen als Saftlingswiesen von regionaler, nationaler und internationaler Bedeutung - zum Zwecke des Naturschutzes?


    Saftlinge stehen unter Naturschutz und dürfen eigentlich nicht gepflückt werden.


    Diese Vorschrift kann sich wohl nur an diejenigen richten, die wissen, was ein Saftling ist. Wie mir scheint, wollte der Kollege nur wissen, was für Pilze er auf seinem Rasen hat.


    [hr]


    Also nach Möglichkeit den Rasen nicht düngen, auch nicht zuviel Schnitt drauf liegen lassen. Dadurch würdest du den Pilz umbringen, und ebenso weitere schöne Arten, die sich gerne an solchen tollen Plätzen ansiedeln.


    Das dürfte m. E. dagegen die richtige Art des Saftlingsschutzes sein. Durch Düngen des Rasens werden mehr Saftlinge vernichtet als durch Abpflücken. Den Machern des obengenannten Gesetzes ist dieser Zusammenhang leider unbekannt.

    Das Bestimmungsmerkmal "Erscheinungszeit" scheint wohl weniger wichtig zu sein? Der Tintling gibt für Hygrocybe chlorophana Juli - November an; da passt Ende Mai aber schlecht...


    da kannste mal sehen....
    2014 passen die Erscheinungszeiten irgendwie allgemein nicht richtig. Erscheinungszeiten, das ist so eine Art Normal-Verteilung. Und du erwischst genau den Ausreißer.


    Statt Monatsnamen ins Spiel zu bringen, reicht mMn der Hinweis aus, dass es bei den Saftlingen ausgesprochene (Spät-)herbstarten gibt, aber auch solche, die schon im Sommer vorkommen können. Hygrocybe nigrescens z. B., oder Hygrocybe persistens, oder eben auch Hygrocybe chlorophana.

    Dieser Lainzer Tiergarten scheint ja ein ziemlich tolles Pilzeldorado zu sein, nach dem, was du da schon so früh im Jahr herzeigst.


    Hast du ein Pilzbestimmungsbuch? Schau doch mal da rein, wie die Pilze fotografiert sind, vielleicht kannst du dich daran orientieren.


    Es gibt mehrere Methoden, mit denen die Newbies versuchen, Wissen über Pilze sich anzueignen.
    M1: Ich gehe in den Wald, pflücke alles ab, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Dann mache ich Fotos, tue sie ins Internet und frage, ob mir sie jemand bestimmen kann. Im besten Fall haut mir dann ein Experte 10 bis 12 wissenschaftliche Namen um die Ohren. Zwei Wochen später finde ich die gleichen Arten wieder (vielleicht auch bloß ähnlich aussehende?), habe die Namen dazu aber schon längst wieder vergessen und muss wieder anfragen. Gelernt im eigentlichen Sinn habe ich nichts.
    M2: Ich hole mir ein Anfänger-Pilzbuch (150 bis 200 Arten, lieber erstmal nichts Größeres!). Von diesen 150 Arten nehme ich mir vor, heuer 15 kennenzulernen. Ich versuche das ganze Jahr lang, genau diese 15 Arten zu finden und peinlich genau kennenzulernen. Dazu kann ich mir übers Internet Bestätigungen holen. Am Ende des Jahres kenne ich 12 der 15 Arten (die drei restlichen habe ich nicht finden können) sicher. Nächstes Jahr kommen dann die nächsten 15 Arten dran. Nach fünf Jahren kenne ich mehr Arten, als dies 99 % der Bevölkerung tun.


    Ich verstehe einfach nicht, warum immer wieder Bilder von ausgerissenen Pilzen abgebildet werden, die ungeniessbar sind.


    Ausser es geht um wichtige Merkmale!


    Aber es geht doch um wichtige Merkmale. Einen so typisch aussehenden Schönfuß mit dem Farbverlauf am Stiel und dem Netz sieht man nur selten, dieses Foto (danke, HoBi!) taugt ja sogar für ein Pilzbuch.


    Ein herausgedrehter "Pilz" (selbstverständlich nicht abgeschnitten/geputzt, das wäre hier ja gänzlich verkehrt!) entspricht biologisch einem vom Baum abgepflückten Apfel. Wenn du so etwas nicht sehen willst, wirst du in diesem Forum vermutlich nicht viel Spaß haben, wenn mal erst die Saison losgeht.

    Hallo Birki,
    Ziegelroter Risspilz wäre möglich; der Täubling sieht mit seinem grünen Hut tendenziell eher nach dem Grünen Speisetäubling aus. Falls du Eisen(II)sulfat-Kristalle verfügbar hast: auf die Stielrinde gerieben ergibt beim Frauentäubling ganz blass graugrün, beim Speisetäubling lachsorange. So könnte man die beiden auch ohne verfügbare Lamellen unterscheiden.
    O.T.: ich würde dir empfehlen, beim Schießen solcher Fotos an der Kamera die Helligkeitskorrektur auf minus1 bis minus2 einzustellen, dann kommen die Farben deutlich satter und realistischer rüber.
    LG Stephan

    Bei Nr. 1 könnte man noch mit Amanita franchetii vergleichen, nur damit man nichts übersieht. A. franchetii sieht dem Perlpilz ähnlich und hat auffallend gelbliches Hut- und Stielvelum.


    Wahrscheinlich wird dies schon ein Perlpilz sein, aber wie farbecht die Fotos letztlich sind, kann ich nicht sagen.

    Hallo Verena,
    ich möchte zu Karls Saftlings-Bestimmungsmerkmalen noch ergänzen:
    - Geschmack (mild oder bitter)
    - Geruch (einige Arten haben spezielle Gerüche, z. B. H. reidii oder H. russocoriacea)
    - Sporenform und -größe (nur unter dem Mikroskop ermittelbar)
    - Huthautstruktur (nicht nur mikroskopisch, sondern auch mit einer starken Lupe ermittelbar)


    Ansonsten möchte ich noch anmerken, dass man, wenn man Saftlinge wirklich bestimmen können will, nicht um eine gute aktuelle Literatur herumkommt (z. B. das relativ preisgünstige BOERTMANN-Werk), da in fast allen älteren Bestimmungsbüchern massive Abbildungs- und Artkonzeptionsfehler vorkommen. Es hilft auch enorm, wenn man im Herbst mal ein paar Saftlingswiesen zusammen mit einem Saftlingsexperten besucht, und seien sie auch Hunderte von Kilometern entfernt. An sich sind Saftlinge makroskopisch gut zu bestimmen, hat man für sich die entsprechenden Artkonzepte vorher mental abgespeichert.


    Das von dir gezeigte gelbe Exemplar kann mMn sehr gut H. chlorophana (Stumpfer Saftling) ein, die anderen schauen nach Nelkenschwindling aus.

    [quote='Calabaza','https://www.newboard.pilzforum.eu/board/index.php?thread/&postID=226594#post226594']


    > Nun habe ich schon viele (sehr leckere) Rezepte mit Morcheln als pilzige Hauptzutat gelesen und eben sehr oft, wurden dort getrocknete Morcheln im Vollformat gezeigt.


    Anscheinend ist dir unbekannt, wie Food-Stylisten bzw. Food-Fotographer arbeiten. Es kann durchaus sein, dass sich auch in diesen Morcheln Ungetier verbirgt, oder vielleicht auch, dass die nicht gezeigten Rückseiten von Maden zerfressen sind.
    Professionell fotografiertes Essen wird ja so gut wie nie tatsächlich gegessen.


    > Wie bekommt ihr das Zeug dort raus, wenn ihr ganze FK trocknet ?
    Gibt es einen Trick ?


    Ich schätze mal, das Ganze beginnt damit, dass jemand 100 schöne Morchelfruchtkörper gefunden hat und nicht bloß 8 bis 10. Dann leuchtet er mit einer Stablampe in jede rein und lässt die 20 bis 30 Exemplare, die in Ordnung sind, ganz. Alle anderen werden vorbehandelt.



    >(Ich ziehe auch jede einzelne Herbsttrompete auf, da sitzen ebenfalls massenhaft Schnecken drin)


    Wohlgetan, das mach ich auch so! Ich habe auch keine Probleme mit zerteilten Trockenpilzen. Trockene Morcheln lassen sich m. E. besser einweichen und verarbeiten, wenn sie nicht mehr ganz sind, von der Aromaabgabe an Saucen ganz zu schweigen.


    FG
    Oehrling


    –žBreitblatt–œ (Megacollybia platyphylla)... Die einzige Pilzart, die m.E. Aussicht auf Erfolg hat...


    ... unter Missachtung gattungsspezifischer Merkmale...


    Wie man bei einem Pilz, der solch breites Hutfleisch, volles und in keiner Weise längsfaseriges Stielfleisch, so schmale Lamellen und noch dazu Fruchtgeruch hat, auf das Breitblatt kommt, erschließt sich mir nicht voll und ganz.

    Und hier mein Voting:
    3) keine Clitocybe gibba, die hätte einen gebuckelten Hut; ich vote für Lepista gilva
    4) eine Psathyrella - mehr lässt sich für mich nicht sagen; die ganzen spadiceogrisea-Sager müssen sich die Frage gefallen lassen, an welchen Makro-Merkmalen sie diese Art festmachen wollen
    5) eine Parasola (Gattung: Rädchentintling)
    8) ja, der Frühlings-Giftrötling sieht in der Tat so aus - trotzdem: ohne Mikroskop-Einsatz keine Sicherheit
    9) ein aber sowas von vorschriftsmäßiger Polyporus arcularius

    Der Heudüngerling oder Heuschnittpilz wächst besonders gern auf neu angelegten Rasen, die mit Kunstdünger "unterstützt" bzw. "gepäppelt" werden. Vielleicht hattest du zuvor solches mit dem Rasen veranstaltet. Wenn sie dich stören, kannst du sie einfach absammeln und in die Mülltonne tun (natürlich nicht auf den Kompost!). Der ganze Spuk dürfte nach ein bis zwei Wochen für dieses Jahr vorbei sein.

    Hallo Birki,
    ich sehe da in der Reihenfolge:
    - Dunkelschneidiger Rettichhelmling (also nicht der "normale"!)
    - Gemeiner Rettichhelmling (der "normale"!)
    - einen reichlich zerfledderten Täubling, der sicher nicht R. ochroleuca ist (R. ochroleuca hat einen deutlich geaderten Stiel, tritt auch nicht schon im Frühjahr auf); vom Habitus möglich wären Frauentäubling, Grüner Speisetäubling, Fleischroter Speisetäubling - ich vertraue der auf dem Foto rüberkommenden Hutfarbe nicht
    - Breitblatt
    - Rehbrauner Dachpilz
    FG Oehrling

    Noch ein Tipp für alle Finder und Anfrager dieses sehr vielgestaltigen und derzeit allgegenwärtigen Pilzes namens Agrocybe praecox. Nehmt euch zuerst ein "bombensicheres" Exemplar von irgendeinem Rindenmulchbeet, zerkrümelt es in der Hand und riecht hin. Dann macht das mit jedem ockergelben Pilz dieses Formats mit weißlich-lappigem Stielring und graugelblichen Lamellen - und ihr erkennt (bzw. widerlegt) Agrocybe praecox einfach anhand des unverwechselbaren Geruchs.


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    Dafür der erste Stäubling, ich denke es ist ein Hasenbovist (Handkea cf utriformis):


    Der sollte jedenfalls makroskopisch so aussehen. Ein Einzelexemplar zur Untersuchung mitzunehmen, bei dem wahrscheinlich noch nicht mal reife Sporen zu finden sind, habe ich aber nicht eingesehen.


    Aber bestimmt hast du ihn ja durchgeschnitten, um eine Amanita (z. B. A. strobiliformis) sicher auszuschließen 8| :evil: :D
    nee, jetzt im Ernst: sehr schöne Bilder!