Beiträge von Oehrling


    Jeder Mensch empfindet Gerüche wohl auf seine Weise und interpretiert sie anders.


    Hallo Jörg,
    diese Aussage kann man selbstverständlich unterschreiben. Aber wenn man in die Situation kommt, bei der Bestimmung eines Pilzes den Geruch einzusetzen, hilft einem das nicht weiter. In der Bestimmungsliteratur wird ein Geruch sozusagen "vorgeschrieben", d. h. ein Pilz hat dann einen "vorschriftsmäßigen" Geruch, und dann geht es nicht um deine individuelle Interpretation des Geruchs, sondern darum, ob es dir möglich ist, den von dir wahrgenommenen Geruch in dieses "vorschriftsmäßige Schema" zu pressen oder eben nicht. Der Geruch, den du wahrgenommen hast (falls es wirklich T. fulvum ist), ist derjenige, der in der Literatur das Etikett "mehlig-gurkig" trägt. Diesen Geruch solltest du dir einprägen, er ist für das Bestimmen von Pilzen äußerst wichtig, weil sehr viele Pilze so riechen.
    FG
    Oehrling

    Hallo Sarah,


    ich gebe auch noch meinen Senf dazu, einfach damit du eine Vielzahl von Meinungen kennst. Wie du weißt, entstehen mit einer Vielzahl von Meinungen auch Widersprüche, die nicht immer zuverlässig aufgelöst werden können. Wenn wir Glück haben, bekommen wir auch noch die Meinung des Users Jürgen (Schreiner), dem vielleicht besten aktiven Röhrlingskenner Deutschlands.
    Vorweg: meine Live-Funderfahrungen sehen so aus: Boletus appendiculatus alljährlich-regelmäßig, Boletus subappendiculatus alljährlich-regelmäßig, Boletus pseudoregius bisher 3 mal, Boletus regius auch regelmäßig, aber nur von einer einzigen Fundstelle (d. h. Variabilität von B. regius kann ich nicht gut einschätzen).


    Boletus subappendiculatus: kenne ich als einen Pilz des montanen feuchten moosbewachsenen (Fichten-Weißtannen-)Nadelwaldes (kommt z B. im Nord- und Ostschwarzwald sehr häufig vor), welcher im Moos vergesellschaftet mit Fichtensteinpilzen und Schönfußröhrlingen wächst, etwa die Größe des Schönfußröhrlings hat, Hutfarbe hell schmutzigrosa, Hutoberfläche feinfilzig, niemals blauend (weder auf Druck noch bei Anschnitt; ich habe den Pilz wirklich sehr oft gefunden, aber das habe ich niemals beobachtet), relativ schnell vom Goldschimmel befallen, so dass man oft neben intakten Steinpilzen und Schönfußröhrlingen nur schimmlige Leichen findet. Der Farbenverlauf beim Längsschnitt ist so, dass im Hut und in der oberen Stielhälfte ein Zitronengelb vorherrscht, das in der unteren Stielhälfte durch ein blasses Altrosa abgelöst wird.


    Boletus appendiculatus: kenne ich als Pilz des Laubwaldes über mineralischem Lehmboden (also nicht unbedingt über Kalkboden), der fast das ganze Jahr über trocken ist und nur zwei, drei Wochen im Jahr überhaupt Pilze in nennenswerter Menge erbringt. Als Begleitpilze kommen Sommersteinpilz, Hainbuchenröhrling oder Gelbporiger Raustielröhrling in Betracht, selbstverständlich auch Rotporer wie B. luridus oder B. legaliae. Die Hutfarbe ist ein ziemliches kräftiges Rotbraun bis hin zum Kastanienbraun. Die Hutoberfläche würde ich als grobfilzig bis leicht schuppig bezeichnen. Schneidet man den Pilz durch, blaut er nur oberhalb der Röhrenschicht, sonst nicht. Die Poren blauen auf Druck ebenfalls. Der Farbverlauf im Fleisch ist der gleiche wie bei B. subappendiculatus. Walter Pätzold war der Meinung, dass B. appendiculatus (den er vom Büchereck kannte) und B. subappendiculatus (vom Locherhof) dasselbe sei. Ich dagegen meine, dass diese beiden Pilze sich makroskopisch ziemlich gut trennen lassen und halte das abweichende Taxon B. subappendiculatus für voll berechtigt.


    Boletus pseudoregius (= fuscoroseus): kommt über noch krasserem Kalkboden vor als B. appendiculatus, also da wo die Erde rissig-krümelig-bröckelig ist und Kalkbröckchen enthalten sind. Ich habe ihn immer ziemlich am Waldrand gefunden, im Eichen-Hainbuchen-Wald, zwischen Weißdorn und Elsbeeren, in Gesellschaft des Echten Satanspilzes und ähnlichen Rotporern. Seine Hutfarbe würde ich immer noch als braun bezeichnen, allerdings ist es ein helleres Braun, welches gleichermaßen in Richtung Rosa und Orange geht, etwa wie die Eichenrotkappe, auch von der Huthautstruktur her. In der Mitte des Stieles hat er oft eine rötliche Ringzone, die den oberen gelben vom unteren bräunlichen Teil trennt. Beim Durchschneiden wird die gesamte obere Hälfte des Pilzes gleichmäßig und relativ kräftig blau.


    Boletus regius: an der mir bekannten Fundstelle wächst auch B. appendiculatus. Die beiden anderen (B. subappendiculatus und B. pseudoregius) habe ich trotz regelmäßiger Begehung noch nie dort gesehen, dagegen aber schon den Silberröhrling (B. fechtneri). Die Hutfarbe würde ich als kräftig rosa bis purpurfarben bezeichnen, brombeersaftrot kommt auch in etwa hin. Die Hutoberfläche ist eigentümlich kräftig schorfig, also schon anders als bei B. pseudoregius (so schorfig wie bei den hier gezeigten Exemplaren habe ich die Huthaut bei B. pseudoregius bisher noch nicht gesehen). Die bisherigen Funde habe ich immer stehen lassen, also kann ich zum Verfärbungsverhalten nichts sagen.


    Was du gefunden hast, ist nach meinem Kenntnisstand eindeutig B. pseudoregius (= fuscoroseus).


    FG
    Oehrling

    Hallo Maria,
    das geht definitionsmäßig nicht. Die Gattung Boletus s.st. (also die Gattung, in der jetzt nur noch die Steinpilze drin sind) ist von den Merkmalen her so festgelegt, dass sie weißes, niemals blauendes Fleisch hat. Dieser Stoff, der bei Luftkontakt blau wird, wird von Steinpilz-Organismen nicht synthetisiert. Ein Röhrling, der blaut, kann demnach nie ein Steinpilz sein.
    Ein ganz dickes Danke für die Links wollte ich dir noch sagen.
    FG
    Oehrling


    Sporenfarbe nicht geprüft.


    Hallo,
    das solltest du aber unbedingt tun, wenn du bestimmungstechnisch weiter kommen willst. Denn im Gegensatz zu dir glaube ich nicht, dass das ein Cortinarius ist. In diesem Altersstadium wären die Lamellen schon rostbraun.
    FG
    Oehrling


    Edit: ich sehe gerade Ennos Vorschlag - Gelbblättriger Ritterling. Sehr gute Idee, aber wie vertrauenswürdig sind die Farben auf den Fotos? Mal ist der Stiel gelborange, dann wieder rotbraun, du schreibst dunkelbraun, hmmm... ME kommen auch andere Ritterlinge in Betracht, z. B. Trich. pseudonictitans. Oder vielleicht sogar ein Flämmling.


    Vielleicht 'ne doofe Frage, aber wie macht das der Pilzsachverständige, wenn er einen Korb voller Täublinge vorgelegt bekommt? Der wird die ja nicht alle abschlabbern?
    Lamellenprobe bei einigen, aber die anderen? Können ja schon mal einige sein.


    Hallo Schupfnudel,
    ich hoffe mal, dass der Pilzsachverständige die besten Täublinge aus eigener Anschauung kennt: Grüngefelderter, Frauen-, Speise-, Brauner Leder-, Orangeroter Graustiel-Täubling (habe ich einen vergessen?). Und die übelst scharfen: Spei-, Stachelbeer-, Zitronenblättriger, Heimtückischer Täubling (habe ich nochmal einen vergessen?) Bei allen anderen reicht es, an den Ratsuchenden die "Allgemeine Täublingsregel" herauszugeben.
    FG
    Oehrling

    Hallo zusammen,
    Beitrag Nr. 10: Huiii, die sind ja auf einmal gelb! Oder ist das nur ein Artefakt? Falls nein, müsste man ja in eine ganz andere Richtung denken.
    FG
    Oehrling

    Hallo Pilzator,
    du hebst dir wohl das Beste für den Schluss auf, hehe ;)
    Anscheinend gibt es in Hösbach (oder Aschebersch?) gerade Pilze, da kann ich nur gratulieren. Die Mango scheint mir dagegen noch einen Ticken unreif. :)
    FG
    Oehrling

    Hallo neten,
    präge dir den Geruch des Pilzes Nr. 2 (Stinkschirmling) gut ein. Man nennt diesen Geruch "cristatoid", das kommt von Lepiota cristata, dem botanischen Namen dieses Pilzes. Sehr viele Pilze haben diesen Geruch, er ist ein ganz wichtiges Bestimmungsmerkmal.
    FG
    Oehrling

    Inwiefern entspricht diese Methode dem heutigen Wissensstand und gibt es bessere Methoden einen essbaren Russula sicher zu bestimmen ohne jeden einzelnen Vertreter genau zu kennen?


    Hallo Le Peng,
    zunächst mal: bestimmen tust du allein mit der Geschmacksprobe nichts - du schätzt nur ab, ob das was du vor dir hast essbar ist oder nicht, was auch immer es letztlich ist. Irgendwann nervt es dich vermutlich, Täublinge immerzu kosten zu müssen und dir dabei die Schnau** zu verbrennen, so dass der Wunsch entstehen kann, Täublinge auch ohne ständige Geschmacksproben zu erkennen und tatsächlich im Wortsinne zu bestimmen.
    Beim wissenschaftlichen Bestimmen von Täublingen ist die Geschmacksprobe nach wie vor angesagt. Oft wird in Bestimmungsschlüsseln als erstes nach dem Geschmack (mild oder scharf) gefragt. Die Erhebung des Geschmacks dient (zusammen mit dem Erheben der Sporenpulverfarbe und des Geruchs) dazu, in die richtige Untergattung (Sektion) reinzukommen, um von dieser Plattform aus nach der richtigen Art weiterzuforschen. Es gibt in Deutschland unter den Täublingen weit über 100 Arten, so dass man das Bestimmen in mehreren aufeinanderfolgenden Schritten durchführen muss, wenn man in dieser Riesengattung Erfolg haben will.
    Bessere Methoden, tja... Du kannst dich schon an gewisse Faustregeln halten. Zum Beispiel nur Täublinge mit violettgrauem bis grünem Hut und blassen Lamellen sammeln. Oder orangefarbige. Oder solche, bei denen das Fleisch innerhalb einer Stunde nach dem Anschneiden deutlich grau wird. Oder diejenigen, die von oben genau wie Steinpilze aussehen (Größe, braune Farbe). Die sind eigentlich alle miteinander gut.
    Dagegen sind solche mit gelbem oder leuchtendrotem (ähnlich wie Fliegenpilze) Hut fast nie gut. Kleine Täublinge mit sehr brüchig-bröseligem Fleisch sind ebenfalls nicht zu empfehlen. Insgesamt sind von den über 100 Täublingsarten meiner Meinung nach nur etwa 10 wirklich gut.
    FG
    Oehrling

    Hallo,
    ich hätte jetzt aufgrund des hinfälligen, kaum mehr erkennbaren Ringes eine Lepiota-Art vermutet, evtl. Lepiota alba, die einen solchen Sandboden liebt. Ich hatte immer gedacht, Leucoagaricus hätte einen häutigen, sehr stabilen Ring.
    FG
    Oehrling

    Die Frage kam bei uns am Wochende auf. Ist es gefährlich giftige Pilze und essbare Pilze zusammen in einen Korb zu legen. Genauer gesagt ist es gefährlich wenn sich die Pilze berühren. Ich meine nicht, das der Pilz kaputt geht und ein Stück mit im Essen landet, sondern nur die Berührungen untereinander im Korb.


    Hallo Volkmar,
    das wäre mir neu, dass sich das so genau steuern lässt. Bitte transportiere Pilze, die zum Verzehr bestimmt sind, räumlich getrennt von denen, die nur zum Bestimmen sind, im eigenen Interesse.
    FG
    Oehrling

    Hallo dwhub,
    ein sehr interessanter Pilz, den du zeigst. Dass er zur Gattung Boletus s. l. gehört, dürfte unstrittig sein. Nur diese Merkmalskombination aus Aussehen, Geschmack (nicht bitter, hast du geschrieben) und Blauverhalten kennt man von den mitteleuropäischen Pilzen so nicht.
    Wenn du noch zwei Fotos desselben von oben nach unten längs durchgeschnittenen Exemplares zeigst - eines unmittelbar nach dem Durchschneiden, eines etwa eine Minute später - können wir der Sache näher kommen. Ebenso mit einem Foto, das die Stieloberfläche in groß und scharf zeigt.
    FG
    Oehrling

    Hallo Vivilin,
    ja, das ist einer der Rotfußröhrlinge, es gibt vier bis fünf verschiedene Arten davon, alle essbar. Schaut, dass ihr keine erwischt, die schon verschimmelt sind, das passiert schnell. Man erkennt diese daran, dass die Röhrenschicht nicht mehr schön grüngelb ist, sondern hellgraue Stellen hat. Ansonsten gilt wie immer: das Essen geschieht allein auf eigene Verantwortung, ich übernehme keine Haftung.
    FG
    Oehrling

    Hallo Lenny,
    übrigens ist auch der Kuhröhrling essbar. Steinpilzaroma kannst du von dem freilich nicht erwarten, er ist nicht so gut wie der Steinpilz.
    Aber immerhin kennst du ihn jetzt und könntest ihn (zur Not mit dem Erhitzentrick) bestimmen.
    Falls das mit dem Hamster kein Witz war: ich könnte mir denken, dass ihm in Öl gebratene Pilze nicht bekommen.
    FG
    Oehrling

    Hallo,
    erstmal Glückwunsch zu den Funden. Das Allermeiste scheint gut zu sein, aber zumindest die Perlpilze, die braune Flecken in den Lamellen haben, sind schon hinüber und sollten keinesfalls gegessen werden. Korrekte Perlpilze haben reinweiße Lamellen.
    FG
    Oehrling

    Hallo,
    schau mal die Hutoberfläche genau an, ob du vielleicht im Randbereich rötliche Schuppen siehst. Dann könnte das Suillus sibiricus, ein naher Verwandter des Goldröhrlings sein. In Oberkärnten wachsen diese beiden Arten auch vergesellschaftet, also warum nicht auf Bornholm?
    FG
    Oehrling

    Hallo Wolfgang,
    die Hutfarbe ist es wohl, die zu der Idee Schusterpilz/Flocki leitete. Dieser hat ein ganz anderes Braun (warmes Kastanienbraun) auf dem Hut als der Netzi (olivstichiges Wildlederbraun).
    Im übrigen stimme ich dem Vorschreiber zu, dass hier von "sicher" nicht die Rede sein kann und die Art von Hans ja auch lediglich als Vergleichsvorschlag gebracht wurde. Natürlich handelt es sich hier in keinster Weise um eine "Bestimmung", eine solche könnte man ja aufgrund der Datenlage gar nicht leisten.
    FG
    Oehrling

    Hallo Alexander,
    den vorletzten von dir angefragten Pilz könntest du mit Cystoderma aminathinum vergleichen (ähm, wie hieß der doch gleich auf deutsch...).
    Dass du von Pilzfunden träumst, zeigt, wie sehr du vom Pilzesuchen/-finden/-bestimmen emotional berührt bist. Das muss das Anfangsstadium eines Hobbys sein, welches über Jahrzehnte trägt und Freude bereitet. :thumbup:


    FG
    Oehrling

    Auf jeden Fall sollte die Glucke noch angenehm frisch riechen (etwas chlorartig, ähnlich wie frische Morcheln), und braune Ränder an den Astspitzen sollte sie auch nicht haben. Ansonsten gilt: je heller, desto frischer (im Idealfall hell kerzenwachsgelb).
    FG
    Oehrling