Hallo Beli (und die anderen Röhrlingsinteressierten),
Pablo ließ es schon anklingen: es gibt nicht "den Rotfußröhrling" oder "die Ziegenlippe". Die auf deutsch so benannten Pilze bilden jeweils einen Artenkreis von drei, vier, fünf oder sogar noch mehr Arten, die einzeln nur bestimmbar sind, wenn man eine aktuelle Literatur hat (also z. B. nicht "Pilze der Schweiz", die sind ja schon 35 Jahre alt, oder gar "MHK - Handbuch für Pilzfreunde"). Wenn die Filzröhrlinge jemals sequenziert werden sollten, wird möglicherweise wieder alles über den Haufen geworfen, Arten zusammengeschmissen, Artenkomplexe aufgetrennt, neue Arten benannt usw...
Viel wichtiger als Farbe des Hutfilzes, aufgerissen-felderige Huthaut oder netzartige Rillen am Stiel, von denen Autoren älterer Pilzbücher geglaubt hatten, dass sie sich als Bestimmungsmerkmale eignen, sind Farbenspiel des Fleisches in allen Fruchtkörperteilen, Blauverhalten oder Sporenform. Genau darauf ist bei der Bestimmung zu schauen. Den mittig längs durchgeschnittenen Pilz zu sehen, ist viel wichtiger als der intakte Fruchtkörper. Eigentlich müsste man bei Filzröhrlings-Anfragen gar keine intakten Pilzfruchtkörper posten, dafür aber immer Schnittbilder.
Wenn man einen Pilz als "Rotfußröhrling" oder "Ziegenlippe" ansieht, macht man ja eigentlich nichts falsch, nicht einmal dann, wenn man sie isst. Aber artgenau ist diese Bezeichnung nicht, etwa so wie die Bezeichnung "Steinpilz" oder "Reizker".
Da bei Jans Anfrage kein Schnittbild dabei ist, kann eigentlich nur geraten werden. Es wird mit vermeintlichen Bestimmungsmerkmalen argumentiert, die aus aktueller Sicht unzuverlässig sind und in die Irre führen können. Dagegen sind bei Schupfnudels Anfrage Indizien sichtbar, die mich wie Pablo in Richtung Bereifter Rotfußröhrling (X. pruinatus) schubsen würden.
FG
Oehrling
