Hallo nochmal,
noch ein paar Anmerkungen, eher allgemeiner Art:
ich stimme Fredy zu, was die Qualitätsminderung durch den starken Beschnitt betrifft, zumindest muss dieser theoretisch vorhanden sein. Ich sehe ihn allerdings nicht so deutlich. Es ist also immer angezeigt, von einem Motiv, das man für ein Motiv "mit Potential" hält, mehrere Aufnahmen zu machen, in unterschiedlichen Abständen, Bildkompositionen, Winkeln usw., nicht dass man sich hinterher ärgert.
Trotzdem halte ich vom "Objekt" her das Ausschnittsbild, dass die Pilze größer zeigt, für das bessere Bild (so ganz allgemein).
Fredy schrieb:
Zitat
[font="Arial"]Die Perspektive: Wäre ein bisschen mehr in die Knie gehen bzw. das Stativ etwas runterzunehmen vielleicht besser gewesen? [/font]
Es kann sein, dass ein anderer Winkel vorteilhaft ist, es muss aber nicht sein - daher s.o.
Ich denke, wir alle (und ich schließe mich da nicht aus) sind "konditioniert, trainiert, manipuliert" dahingegen, dass wir bei einem solchen Essemble nur noch die Sichtweise von leicht schräg unten als annehmbar ansehen.
Warum?
In der dokumentarischen Pilzfotografie sieht man so (schräg von unten) in den allermeisten Fällen die wesentliche Details wie Lamellen, Poren, Stielansatz .... zur Bestimmung eben.
Hier in meinem Beispiel ist das aber nicht relevant, die Pilzart ist eindeutig, die Hüte noch geschlossen.
Hier ist vielmehr eine seitliche bzw. leicht von oben Sicht (vermutlich) ausdrucksstärker wegen der Strukturen auf den Pilzhüten.
Im Prinzip halte ich in der Pilzfotografie mit "künstlerischen" Ambitionen alle Sichtweisen für vertretbar, auch eine Ansicht "ganz von oben" - je nach Motiv. Denn in dieser Art der Fotografie ist der Pilz nur eine Art von Objekt mit einer definierten Form, einer definierten Oberfläche mit Strukturen, Farben und Mustern. Diese Form wird in einen Gesamtkomplex eingegliedert und ist neben der Bedeutung als Beispielsexemplar seiner Art auch ein formal abstrahierbares Element.
Man muss sich auch darüber klar sein, dass verschiedene Ansichtswinkel, bewusst oder unbewusst gewählt, grundsätzlich bei (fast) jedem Betrachter weitere (vermutlich sehr ähnliche) Assoziationen hervorrufen.
Ich übertreibe mal ein bisschen:
kleine Pilze, ganz von oben aus Distanz ----> nette Kleinigkeiten, Muscheln, Edelsteine, Mensch als Jäger und Sammler, als Beherrscher der Natur
Pilze auf Boden, schräg von oben ----> Finderglück, Kinder die Blümchen sammeln, Wasser läuft im Mund zusammen, Kochrezepte, Mensch als Nutznießer, Riese unter Zwergen
Pilze auf Boden oder Holz in Augenhöhe ---> Ich Mensch bin Zwerg unter Zwergen, Gleichgewicht, Interesse an dem anderen Wesen
Pilze auf Boden oder Holz aus leichter Untersicht ---> Mensch klein, weniger wichtig, Mensch als Forscher im Unbekannten, potentiell starke Überraschungen
Pilz in stärkerer Untersicht, vielleicht mittig im Bild ---> Mensch in anbetender Haltung vor dem Pilzwesen, der hochwürdigen Pilzmajestät, religiös, sakral, Gebet
Pilz von Nahem dominant in Untersicht ---> Mensch als Zwerg unter Riesen, potentielle Gefahr
Kleiner Pilz relativ mittig mit viel Freiraum in Blickrichtung nach vorne ---> der kleine Wicht packt sein Rucksäckchen und zieht in die Welt hinaus, je nach "Horizont" in eine potentiell bedrohliche oder potentiell weite Welt, weite Zukunft (hinter dem Horizont ...)
Kleiner Pilz stark seitlich mit viel Freiraum in Blickrichtung nach vorn ---> kontemplativ wie die Bilder von Caspar David Friedrich (wo die Menschen das Meer oder Berge oder ... betrachten).
Dicker fetter Pilz in Bildmitte ---> hier bin ich, hier steh ich, komm mir ja nicht schräg!
usw. ließe sich fortsetzen.
Und alles hat seine Berechtigung in der nicht "rein-dokumentarischen" Pilzfotografie.
Fredy schrieb:
Zitat
[font="Arial"]Das Histogramm des Bildes zeigt sofort, wo es grundsätzlich mal ganz extrem happert[/font]
Daraufhin habe ich mir noch mal einige Histogramme meiner Bilder angeschaut.
Ich stelle fest, dass bei den Bildern, die ich in normalen Forumsbeiträgen zeige "ausgewogener" bin, als in manchen Bildern für den Wettbewerb.
Das hat natürlich auch wieder den Grund s.o., reine Dokumentationsbilder oder Bilder mit "anderem" Anspruch.
Auch hier finde ich, dass in der gestalterischen Fotografie so einiges erlaubt ist, bzw. erlaubt sein sollte.
Gäbe es sonst high key und low key, und sind alle Bilder, die vom Standard abweichen automatisch Schrott?
Ich erinnere mich an einige extrem dunkle Bilder in Wettbewerbsbeiträgen, warum nicht?
Dabei sind mehr oder weniger kleine Anteile von rein schwarzen Flächen zusammen mit einer relativ dunklen Allgemeinfarbgebung angenehmer fürs Auge als sehr helle Bilder mit einem großen Anteil an rein-weißen Flächen ohne Zeichnung.
Auch hier muss man sich über die "Wirkung" im Klaren sein, Dunkelheit lässt andere Farben stärker leuchten.
Dunkelheit kann mit Bodenständigkeit, Schwere, Unbeweglichkeit, räumlicher Tiefe, Tiefe nach unten, auch "Abgründigkeit", Geheimnis, Mystik assoziert werden.
Helle bzw. sehr helle Bilder können mit luftig, leicht, Zartheit, Verletzlichkeit, Unbeständigkeit in Verbindung gebracht werden.
Stehen dann relativ helle oder sehr helle Objekte in einer (teilweisen) dunklen Umgebung, ergibt sich daraus wieder ein interpretierbares Wechselspiel.
So, genug theoretisiert, ich habe noch eine wichtige, sehr ernste, weltbedeutende Entscheidung zu treffen
Welches Bild nehme ich für JUNI, das "knackige", das "zahme", das "anbetende", das "forschende"
ach ich weiß, ich nehm' das GRÜNE.