Hi zusammen,
und nun geht es los mit der detaillierteren Merkmalsdarstellung. Die Form der Strukturen beschreibe ich erst mal nicht im Detail, das ist auf den Bildern zu erkennen.
Ich fang mal oben an bei der HDS. Die besteht aus meist liegenden, ab und zu verzweigten, in Ketten angeordneten Zellen, an denen es keine Schnallen gibt. Die Einzelzellen messen (N=20) (16) 16.4 - 25.6 (30.4) × (4.2) 4.4 - 7.5 (7.8) µm. Gelbe Pigmente sind besonders in Wasser im Inneren der Zellen zu sehen (untere Bilder), während sich die Pigmente in KOH lösen (obere Bilder) und dadurch darin weniger deutlich gefärbt sind. Dafür färbt sich die Umgebung in Präparat etwas gelblich. Außerdem gibt es in der HDS Kristalle, die sich in KOH nicht auflösen, Maße: (0.6) 0.9 - 4.2 (6.8) × (0.6) 0.7 - 3.4 (6.5) µm. Pileozystiden fehlen.

Weiter geht es mit den Merkmalen des Hymeniums. Es gibt nur Cheilozystiden, keine Pleurozystiden.
Die Cheilos messen (N = 17): (9.1) 10.7 - 21.9 (26.8) × (6.1) 8.0 - 10.3 (10.9) µm. Bilder in 3% KOH aufgenommen. Geschnäbelte Cheilos sind ziemlich selten, meist sind sie nur blasig-keulig.

Die Basidien sind 4-sporig, haben an der Basis keine Schnallen und messen grob 18.6 - 21.2 × 7.1 - 7.7 µm. Aufnahmen wieder in KOH 3% unten rechts zusätzlich mit Kongorot.

Die Sporen haben keinen erkennbaren Keimporus, einen großen Öltropfen im Inneren, der bei toten und geschädigten Sporen zerfließen oder sich ganz auflösen kann, sind deutlich dextrinoid (Bild rechts in Melzers), besonders reife, intakte Sporen. Maße (N=26): (5.4) 5.7 - 6.4 (6.8) × (3.5) 3.7 - 4.2 (4.3) µm, Durchschnitt: 6.1 × 4.0 µm; Quotient: (1.4) 1.5 - 1.6 (1.7), mittlerer Quotient: 1.5
Geschädigte Sporen sind im Schnitt etwas schmäler, siehe in Bild die zwei Sporen links mit dem zerflossenen Öltropfen. Das hat sich als Trend auch bei mehr vermessenen Sporen (N=17) bestätigt, groß ist der Unterschied aber nicht.
Einige Sporen scheinen etwas gelblich gefärbt, das sieht man auch in den HDS-Bildern besonders bei denen in KOH. Ich würde davon ausgehen, dass ein Sporenabwurf nicht reinweiß, sondern irgendwie gelblich würde, aber das wäre noch zu beweisen. Sporenfoto links in Wasser.

Die Merkmale des Stiels:
Das Velum, damit auch die Zellen, aus denen der Ring besteht schauen genauso aus wie die der HDS, nur fehlen die zahlreichen Kristalle und die Pigmente.
Die Hyphen der Stielcortex und -trama messen grob (19.2) 30.5 - 42.2 (63.8) × (3.1) 3.6 - 8.9 (9.4) µm, tragen wie alle anderen Strukturen keine Schnallen und scheinen manchmal etwas bräunlich pigmentiert im Inneren, was mit der leichten Rötung auf den Makrofotos der geernteten Kollektion zusammenpasst. Kaulozystiden fehlen.
Das Basalmyzel besteht schließlich aus sehr dünnen, meist dextrinoiden Hyphen mit rauem Besatz, ca. 1.4 - 2.2 µm breit, keine Schnallen oder amyloiden Strukturen gesehen.

Damit sollten die Merkmale nun einmal dokumentiert sein, jetzt geht es noch einmal an die detailliertere Recherche. So oder so geht ein Teil der Proben bei nächster Gelegenheit mit zur Sequenzierung, kann aber noch dauern, bis da Ergebnisse kommen.
Denke das Wichtigste ist erreicht, es gibt einen guten, reichhaltigen Beleg und die Merkmale sind dokumentiert. 
Passt übrigens alles gut zum Gattungskonzept von Leucoagaricus.
Viele Grüße
Matthias