Beiträge von Mreul

    Hallo zusammen,


    den Leucocoprinus von Hans hab ich schon mal gesehen, aber der Hinweis von Else Vellinga ist mir neu, vielen Dank dafür, Karl. Interessant, dass offenbar die Synonymie von flos-sulphuris, etc. mit birnbaumii noch gar nicht gesichert ist. Was genau L. citrinus ist, da hab ich mir bei der Recherche auch schon die Zähne ausgebissen, die nicht klar interpretierbaren Namen muss ich einfach einmal außen vor lassen.

    Else Vellinga könnte ich vielleicht zu der Art noch befragen, ansonsten scheint es kaum jemanden zu geben, der auf die Gattung spezialisiert ist.


    L. brunneosporus ist natürlich eine sehr interessante Art, auf die bin ich bei er Recherche dem Namen nach auch gestoßen, wusste ich vorher nicht, dass es sowas gibt, aber weltweit wundert mich mittlerweile bald nichts mehr. Umso spannender wird's. Auf was Passendes gestoßen bin ich weiterhin noch nicht.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hi zusammen,


    und nun geht es los mit der detaillierteren Merkmalsdarstellung. Die Form der Strukturen beschreibe ich erst mal nicht im Detail, das ist auf den Bildern zu erkennen.


    Ich fang mal oben an bei der HDS. Die besteht aus meist liegenden, ab und zu verzweigten, in Ketten angeordneten Zellen, an denen es keine Schnallen gibt. Die Einzelzellen messen (N=20) (16) 16.4 - 25.6 (30.4) × (4.2) 4.4 - 7.5 (7.8) µm. Gelbe Pigmente sind besonders in Wasser im Inneren der Zellen zu sehen (untere Bilder), während sich die Pigmente in KOH lösen (obere Bilder) und dadurch darin weniger deutlich gefärbt sind. Dafür färbt sich die Umgebung in Präparat etwas gelblich. Außerdem gibt es in der HDS Kristalle, die sich in KOH nicht auflösen, Maße: (0.6) 0.9 - 4.2 (6.8) × (0.6) 0.7 - 3.4 (6.5) µm. Pileozystiden fehlen.


    Weiter geht es mit den Merkmalen des Hymeniums. Es gibt nur Cheilozystiden, keine Pleurozystiden.

    Die Cheilos messen (N = 17): (9.1) 10.7 - 21.9 (26.8) × (6.1) 8.0 - 10.3 (10.9) µm. Bilder in 3% KOH aufgenommen. Geschnäbelte Cheilos sind ziemlich selten, meist sind sie nur blasig-keulig.


    Die Basidien sind 4-sporig, haben an der Basis keine Schnallen und messen grob 18.6 - 21.2 × 7.1 - 7.7 µm. Aufnahmen wieder in KOH 3% unten rechts zusätzlich mit Kongorot.


    Die Sporen haben keinen erkennbaren Keimporus, einen großen Öltropfen im Inneren, der bei toten und geschädigten Sporen zerfließen oder sich ganz auflösen kann, sind deutlich dextrinoid (Bild rechts in Melzers), besonders reife, intakte Sporen. Maße (N=26): (5.4) 5.7 - 6.4 (6.8) × (3.5) 3.7 - 4.2 (4.3) µm, Durchschnitt: 6.1 × 4.0 µm; Quotient: (1.4) 1.5 - 1.6 (1.7), mittlerer Quotient: 1.5

    Geschädigte Sporen sind im Schnitt etwas schmäler, siehe in Bild die zwei Sporen links mit dem zerflossenen Öltropfen. Das hat sich als Trend auch bei mehr vermessenen Sporen (N=17) bestätigt, groß ist der Unterschied aber nicht.

    Einige Sporen scheinen etwas gelblich gefärbt, das sieht man auch in den HDS-Bildern besonders bei denen in KOH. Ich würde davon ausgehen, dass ein Sporenabwurf nicht reinweiß, sondern irgendwie gelblich würde, aber das wäre noch zu beweisen. Sporenfoto links in Wasser.


    Die Merkmale des Stiels:

    Das Velum, damit auch die Zellen, aus denen der Ring besteht schauen genauso aus wie die der HDS, nur fehlen die zahlreichen Kristalle und die Pigmente.

    Die Hyphen der Stielcortex und -trama messen grob (19.2) 30.5 - 42.2 (63.8) × (3.1) 3.6 - 8.9 (9.4) µm, tragen wie alle anderen Strukturen keine Schnallen und scheinen manchmal etwas bräunlich pigmentiert im Inneren, was mit der leichten Rötung auf den Makrofotos der geernteten Kollektion zusammenpasst. Kaulozystiden fehlen.

    Das Basalmyzel besteht schließlich aus sehr dünnen, meist dextrinoiden Hyphen mit rauem Besatz, ca. 1.4 - 2.2 µm breit, keine Schnallen oder amyloiden Strukturen gesehen.


    Damit sollten die Merkmale nun einmal dokumentiert sein, jetzt geht es noch einmal an die detailliertere Recherche. So oder so geht ein Teil der Proben bei nächster Gelegenheit mit zur Sequenzierung, kann aber noch dauern, bis da Ergebnisse kommen.

    Denke das Wichtigste ist erreicht, es gibt einen guten, reichhaltigen Beleg und die Merkmale sind dokumentiert. :)

    Passt übrigens alles gut zum Gattungskonzept von Leucoagaricus.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hi,

    da geht's mir genauso, es lässt sich nicht mal was annähernd passendes finden, wobei ich nicht zu allen Namen noch eine Beschreibung auftreiben konnte, bei manchen älteren lässt sich nix finden. Hab erst mal vorgefiltert nach allem, was sich im Namen nach "gelb" anhört, ich denke jemand würde das auffällige Merkmal im Namen aufnehmen.

    Gelbe Arten, die in Leucoagaricus beschrieben wurden gibt es einige wenige, L. viridiflavus und viridiflovoides sind schon umkombiniert nach Leucocoprinus, dann gibt es noch z.B. L. sulphurellus und L. flavus.

    Es gibt auch noch Leucocoprinus flavus, da wirds dann kompliziert wenn die Gattungen zusammengelegt würden, dann bräuchte einer nen neuen Namen. Bis jemand die Arten umkombiniert halte ich beide Gattungen in meiner Systematik noch nach traditionellen Methoden getrennt, wohl wissend, dass die Gattungen genetisch nicht so trennbar sind und es auch morphologisch Übergänge gibt.


    Sollte ich was finden, was passen könnte, melde ich mich.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Karl,


    ja, die Art scheint ziemlich verbreitet in Tropenhäusern. Ähnliche Arten wie Leucoagaricus melanotrichus oder andere nahestehende Leucocoprinus hab ich noch nicht gefunden, es schien immer heinemannii s.str. zu sein.

    Ich warte teilweise ne halbe Stunde oder sogar mehr, bis ich Fotos in Tropenhäusern mache wegen dem Beschlag-Problem, besonders im Winter sehr nervig.


    Hallo Rainer und alle Interessierte,


    weiter geht es mit dem gelben Leucoagaricus. Auch die übrigen Merkamale wie schnallenfreie HDS, blasig-keulige bis manchmal geschnäbelte Cheilozystiden passen zu Leucoagaricus. Außer den Cheilos scheint es keine Zystiden zu geben, wobei der Stiel noch zur Untersuchung aussteht.


    Hier erste Bilder, einmal das Exsikkat. Das ist übrigens zum Untersuchen in exzellentem Zustand, besser könnte es nicht sein.
    Auffällig die recht dunklen Lamellen, nur nach dem Exsikkatfoto könnte man auch an einen Dunkelsporer denken, ist aber keiner, wobei ich auf die Sporen später nochmal zu sprechen komme.


    Habe bereits alle Mikromerkmale, eben außer die des Stiels, fotografiert, die Bearbeitung dauert aber noch etwas. Hier schon mal ein Foto der HDS (Hutdeckschicht) in 3% KOH. Zu sehen sind liegende, septierte Hyphen ohne Schnallen mit zahlreichen Kristallen dazwischen.


    Morgen melde ich mich dann voraussichtlich mit dem vollen Satz an Merkmalen.


    Es bleibt spannend. Ob sich auch noch die Art und das normale Verbreitungsgebiet ermitteln lässt?

    Die Frage ist, ob die Art überhaupt schon bekannt ist. Bisher fand ich keine auch nur annähernd makroskopisch so aussehende Art bei Leucoagaricus, aber klar ab ich noch nicht alles geprüft, was möglich ist. Es bleibt spannend, wie es zu erwarten war. :)


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Rainer,


    die Sendung ist heute angekommen. Der Beifang war jetzt nicht dabei, oder hab ich was übersehen?

    Nach den neuen Fotos schaut der Beifang auch sehr nach Leucocoprinus heinemannii aus, auf dem ersten Bild wirkten die Schüppchen leicht violettlich, auf dem dritten eher schwarz, genau so wie ich heinemannii kenne.


    Beim gelben Pilz hab ich mal kurz ins Mikro geschaut, im Wesentlichen nur die Sporen angeschaut, das dürfte ein Leucoagaricus oder was sehr nahestehendes sein, stark dextrinoide kleine elliptische Sporen mit meist einem Öltropfen. Bilder und weitere Infos werden übers Wochenende folgen.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hi zusammen,


    Xeromphalina campanella glaub ich nicht, die Papille beim einen Exemplar, der Standort, selbst wenn die auf Holzstückchen wachsen, die X. campanella kenn ich nur von massiverem Substrat, auch optisch ist der Fund zwar ähnlich, aber das würde mich sehr wundern, wenn es die Art wäre, kann ich nicht recht glauben. Außereuropäische Xeromphalinas gibt es auch, aber beschrieben sind gar nicht so viele Arten im Verhältnis zu Gymnopus o.Ä.

    Gibt es eine zugängliche Datenbank für global zu finden Gattungen/Arten?

    Z.b. Gattung Gymnopus.

    Es gibt z.B. Indexfungorum und Speciesfungorum, da sind praktisch alle Namen gelistet, die es gibt mit Synonymangaben, etc. Hauptsächlich praktisch ist die Datenbank zum Nachschauen welche Arten beschrieben sind, um einen Überblick zu bekommen, bei Gymnopus z.B. aber sehr schwierig wegen der schieren Menge.

    Index Fungorum - Search Page

    Species Fungorum - Search Page


    Ausgehend von den Namen, die ja mit Hinweis auf die Literatur sind, wo sie beschrieben wurden, kann man dann recherchieren. Das kann sehr aufwändig werden, viele Beschreibungen sind nicht öffentlich zugänglich, manche schon, aber schwer zu finden und gerade ältere Beschreibungen sehr kurz und ungenau. Das macht das Bestimmen auf weltweitem Niveau so schwer, zudem sind sehr viele Arten schlicht unbeschrieben.

    Besonders schwer bei Gewächshausfunden, man weiß ja nicht mal aus welchem Erdteil die Arten kommen. In Bayreuth und Tettau finden sich auffallend viele Arten aus Hawaii, obwohl mir nicht bekannt wäre, dass von dort speziell viele Pflanzen herkommen.

    Das wird noch ein weites schwieriges Forschungsfeld werden, woher die Pilze in Tropenhäusern wirklich kommen, vielfach sind es ja ähnliche Arten, aber überall gibt es wieder spezielle Arten dazu, siehe Rainers gelbes Pilzchen. In Bayreuth kamen seit o.g. Artikel von Christian u.a. zwei offenbar unbeschriebene Hydropus s.l. hinzu, etliche heimische Arten sowie ein nicht heimischer Hyphomycet (Dictyocheirospora heptaspora). Letzterer Fund ist nicht veröffentlicht und auch nicht per Sequenz gesichert, Material zu spärlich. Solche Winzlinge sucht auch kaum jemand in Tropenhäusern, die Vielfalt wäre aber auch sehr interessant zu untersuchen.


    Sebastian, Dein Link funktioniert bei mir nicht, bei wem er auch nicht geht, der hier sollte funktionieren:

    https://www.zobodat.at/pdf/Z-Mykologie_78_2012_0009-0052.pdf?ved=2ahUKEwicnJH0nd2EAxW7OTQIHYfUCHEQFnoECBMQAQ&usg=AOvVaw027bJ7THabnN2Y5APsQLg4


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Rainer,


    was Du für Sachen findest, wenns nicht so weit weg wäre, würd ich ja glatt mal selbst in dem Zoo suchen wollen. :)


    Nr. 1 ist schon wieder sehr spannend. Makroskopisch kannst Du einen Sporenabwurf machen, ob der weiß oder irgendwie braun wird. Ich seh auf den Hüten keine eindeutige Sporenablagerung, die das schon eindeutig machen würde.

    Spontan fiele mir ein, wenn es ein Braunsporer ist, Galerina nana, die kommt gern in Gewächshäusern, aber habituell glaub ich das erst mal nicht wirklich.

    Bei Weißsporern wird's dann kompliziert, in Warmhäusern ist Gymnopus luxurians allgegenwärtig, jedenfalls da wo ich suche, aber dafür sind mir die schon zu schmächtig. Dann kämen natürlich nicht heimische Arten v.a. aus den Gattungen um Gymnopus und Hydropus s.l. (genetisch nicht einheitlich) in Betracht, da wirds dann heftig, weltweit sind die Gattungen sehr artenreich und der Großteil gar nicht mal beschrieben.

    Nr. zwei sollte ein Dachpilz sein, schon ziemlich verwittert, daher trau ich mir jetzt keine Prognose zur Art zu. Die Sporenpulverfarbe ist das typische "Mykologen-Rosa", also rosabraun, Inocybe-Sporen sind anders gefärbt.


    Wenn Du willst, schick die wieder zu mir (oder sammel vorher noch mehr, dann musst nicht so oft was abschicken ;)), schaue ich mir gerne an, würde dann aber wohl ein bisschen dauern, bis ich durch bin.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Bernd,


    ich trau mir nicht zu die so sicher zu bestimmen, zumal ich sie selbst noch nicht hatte, aber ein paar Tipps hätte ich:

    Der Unreife könnte zur Gatttung Corticifraga gehören, wie du ja selbst schon festgestellt hast, aber man müsste mal schauen, wenn die Sporen reif sind, da gibts ja mehrere Arten. Die freien "Sporen" würde ich eher als kleine Algenzellen sehen oder z.T. vielleicht Fremdsporen aber jedenfalls nicht zum Pilz gehörig.

    Die Anamorphe könnte Richtung Refractohilum peltigerae gehen.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Rainer,


    vielleicht noch etwas reduzieren, nur um auf Nummer sicher zu gehen, falls ich den zur Sequenzierung schicke (was wahrscheinlich ist).

    Zum Versand gibt es verschiedene Möglichkeiten, manche stecken die einfach direkt in einen Umschlag, was nicht ideal ist, weil die beim Transport zerbröseln können und die Untersuchung dann schwieriger wird. Am besten in eine kleine Dose oder so reinstecken (oft verwendet z.B. Petrischalte, Streichholzschachtel, Tablettenröhrchen, Druckverschlussbeutel mit Stück Pappe drin, was das Zerquetschen verhindern sollte, o.Ä. das Gefäß muss ja nicht groß sein). Es sollte nur beim Transport nicht unbedingt pulverisiert werden können.

    Wenn Du zwei Arten verschickst, also den Leucocoprinus dazu, dann bitte nicht mischen, irgendwie separat verpacken. Die Sporen oder abbrechende Teile des einen Pilzes können den anderen kontaminieren, was beim Sequenzieren zu Problemen führen kann, weil dann nicht eine saubere Sequenz einer Art entsteht sondern sich die Signale der beiden Arten überlagern können.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Rainer,


    wow, das hat sich bei Dir ja nun richtig gelohnt, alle Altersstufen dabei. :thumbup: Jetzt wäre ich noch umso mehr interessiert die zu untersuchen.

    Wenn Du mir was schicken willst, beim Dörrautomaten dann lieber nicht zu heiß stellen, lieber langsamer trocknen lassen, ich weiß nicht genau, aber welcher Temperatur es für Sequenzierungen schwierig werden kann, ich glaub so ab 40 Grad, aber da ich selbst kein Dörrgerät verwende (ich trockne alles im Heizraum im Keller) kann ich da nix ganz genaues sagen.

    Nach den neuen Bildern fällt mir eher noch weniger ein als vorher. Die an sich glatte, aber flach aufreißende Huthaut spricht für eine ganz andere Struktur als bei Leucocoprinus, etc. Also das ist ein echt super spannender Fund und jetzt auch noch in allen Altersstadien, besser geht nicht.

    Dass hier die Hutflocken abgewachsen wurden durch gießen, etc. glaub ich nicht. Das kenn ich aus keinem Gewächshaus und wäre jetzt hier auch viel zu konstant selbst bei jungen Exemplaren.

    Ich bin mir sicher, dass es keine der bisher im Thread genannten Arten ist, aber ich will gar nicht weiter spekulieren, ich hab einfach keine Idee hier. Was ich gut finde, so viel Spannung gibt es nicht oft. ;)


    Der Beifang ist jetzt ein Leucocoprinus, vergleiche L. ianthinus. Falls mit gesammelt, würd ich den auch untersuchen, die Bestimmung sollte wesentlich leichter sein.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Rainer,


    äußerst spannend, hab noch nie etwas Vergleichbares gesehen, auch nicht in der Literatur, mit der Hutoberfläche kenn ich auch keinen Leucocoprinus. Sicherlich nichts, was bei uns im Freiland vorkommt.

    Hast Du davon was getrocknet aufgehoben? Falls ja, wäre ich interessiert den Fund zu untersuchen, zur Gattung sollte man damit wohl kommen, und wenn nicht, kann ich den auch zur Sequenzierung schicken.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Mario,


    für einen ersten Versuch ist die Untersuchung schon exzellent!

    Zitat

    Was kann ich aus dem vorliegenden Holz noch entnehmen?

    Um beim Holz sicher weiterzukommen, wenn Du es vor Ort nicht bestimmen kannst, weil es z.B. noch am Baum hängt oder nur eine Holzart in Frage kommt, kannst Du ein Stück mikroskopieren. Es gibt da verschiedene Schnittrichtungen, die verschiedene Merkmale zeigen. Wenn das Holz vermodert und nass ist, am besten erst trockenen vor dem Schneiden, dann geht es einfacher. Nass kann es ne ziemliche Herausforderung werden.

    Details würden jetzt zu weit führen, schau mal z.B. hier: https://www.wsl.ch/land/products/dendro/ident_key.html oder suche nach "wood anatomy" oder "Holzanatomie", da gibt es einiges dazu.

    Natürlich werden Dir die z.B. im verlinkten Schlüssel genannten Merkmale nicht alle gleich am Anfang was sagen, das ist ein Thema für sich. Man braucht aber für die Pilzbestimmung auch nicht immer das exakte Holz, oft reicht schon Nadel- oder Laubholz.

    Zitat

    Hab ich die Strukturen

    - Paraphysen, Haar richtig zugeordnet?

    Paraphysen auf alle Fälle, bei dem einzelnen Haar bin ich unsicher. Kann stimmen, aber ein paar mehr wären zur Sicherheit gut, nicht dass das eine irgendwie hochgequetschte Hyphe oder sonstwas ist. Die genaue Haarstruktur wäre auch für die Gattungsbestimmung wichtig. Nach einem Element bin ich mir da selbst oft nicht sicher. Du kannst ein dünnes Stück vom Rand mal der Länge nach abschneiden, möglichst wenig, möglichst nur den Rand erwischen, dann etwas quetschen, dass aber noch klar ist, was oben war. Solche Präparate haben an den Haaren gerne Lufteinschlüsse, aber die Haargestalt lässt sich dann oft gut erkennen.

    In den Paraphysen erkennt man übrigens lichtbrechende Vakuolen, die schon mal die Auswahl der in Frage kommenden Gattungen weiter einschränkt.

    Was noch wichtig wäre: Mal die freien Sporen fokussieren, sodass die Inhalte sichtbar werden, im ersten Bild ist zu erkennen, dass die Sporen im Ascus Ölinhalte haben, ich kann aber nicht genau erkennen wie die aussehen, auch das ist ein wichtiges Merkmal.

    Zitat

    Kann ich denn Asci I+ überhaupt mit Melzer prüfen oder muss es eine Lugolsche Lösung sein?

    Nur in begrenztem Umfang, am besten immer Lugolsche Lösung (oder Barals) bei Ascomyceten verwenden, ganz besonders bei inoperculaten Becherchen. Das Problem ist, es gibt drei Haupttypen der Reaktion des Apikalapparats: Euamyloid, hemiamyloid und inamyloid. Mit Melzers reagieren euamyloide Strukturen blau, die anderen beiden nicht. D.h. Du weißt jetzt nicht, ob die Asci Deines Funds inamyloid oder hemiamyloid sind.

    Mit Lugol (hohe Konzentration, also pur) ist es einfach: Blau = euamyloid, rot/rotbraun = hemiamyloid, keine Reaktion = inamyloid. Von hemiamyloid gibt es dann nochmal Unterschiedliche Typen, die bei geringer Lugol-Konzentration anders reagieren (Typ RB und Typ BB).

    Am besten mal diesen Artikel dazu lesen:

    Iodine reaction in Ascomycetes: why is Lugol’s solution superior to Melzer’s reagent? – in vivo veritas


    Zur Deinem Fund selbst, exakt bestimmen kann ich den so spontan nicht, Du kannst ja mal in Zottos Archiv z.B. die Gattungen Ciliolarina und Calycellina checken, vielleicht ist was dabei:

    8c Pezizellaceae (with VBs) – Google Drive


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Tuppie,


    bei den Rindenpilzen wäre mein Favorit jeweils eine Art der Gattung Peniophora. Der Rötliche (02) kann gut P. incarnata sein, der erste spekulativ P. cinerea, aber ich weiß nicht auswendig, ob der an Apfel auch geht und es gibt viele andere Arten, die so aussehen können.

    Beim Becherchen sehen insbesondere das zweite und fünfte Bild schon sehr nach Neodasyscypha cerina aus. Die Art besiedelt gerne ansitzendes Totholz, durch die gelbgrüne Farbe auch gut gekennzeichnet, was Du vor Ort natürlich besser beurteilen kannst als es auf den Bildern zu erkennen ist.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo zusammen,


    hier noch das Ergebnis, das bei der Untersuchung herauskam. Leider ist keine genaue Artbestimmung möglich gewesen.

    Ich hatte außer einigen Sporen kaum mehr vitale Hymenialstrukturen gefunden. Aus Martins und meinen Fotos hab ich dann noch eine Tafel gebastelt, die ich auch an Wolfgang von Brackel schickte, weil ich mit der Bestimmung selbst nicht weiterkam.

    Er konnte aber anhand der Dokumentation auch keine Art benennen, nur dass es wahrscheinlich etwas aus den Gattungen Cercidospora oder Lichenochora sein könnte.

    Mehr Infos hab ich dazu leider nicht, aber hier zumindest noch meine bildlichen Ergebnisse (Standort-Foto und alle Fotos mit "ca."-Angabe am Maßstab von Martin, Rest von mir)


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Bernd,


    oft kartiert ist der nicht, das stimmt und absolut betrachtet sicher auch alles andere als häufig, nur wenn man gezielt Bestände von Peltigera didactyla ansieht, wird man die Art früher oder später finden würde ich meinen. Das mag regional natürlich sehr unterschiedlich sein und wie es in Litauen aussieht, da kann ich nicht mitreden.
    Ich hatte dazu auch schon Kontakt mit Wolfgang von Brackel, er meinte, dass es mittlerweile in "fast allen großen Bundesländern Nachweise gibt". Scheint aber nicht alles in der offiziellen Kartierung drin zu sein.

    Ein anderer Wirt als P. didactyla ist mir noch nicht untergekommen, die Flechte ist bei mir aber tatsächlich nicht selten, ich würde "verbreitet" dazu sagen und mit Abstand die häufigste Peltigera.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hi Bernd, hallo Ingo,


    das sollte Didymocyrtis peltigerae sein, mehr Infos im Netz findet man unter dem älteren Namen Polycoccum peltigerae.

    Schöner Fund, die Art ist weit verbreitet und wohl nicht allzu selten, wenn man gezielt danach schaut.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Martin,

    Wenn du magst, könnte ich dir das Kieselchen anschließend überlassen, falls du Interesse haben solltest.

    Interesse hab ich natürlich. Ich wollt schon nicht fragen, weil Du meintest, es wäre nicht so viel Material da.

    Ich würd dann mal versuchen, was sich fotografisch da noch rausholen lässt mit Querschnitt, etc.

    Meine Adresse schick ich gleich als PN.


    Danke und viele Grüße

    Matthias

    Hi Martin,


    Björn hat ja schon das Schlüssel-Mysterium aufgeklärt, das hat mich beim ersten Mal auch gewundert. Mittlerweile bin ich es so gewohnt, dass es mir gar nicht mehr auffiel.


    Wie ich auf die Gattungen komme: Manches kenne ich von eigenen Funden oder auch Zusendungen, z.B. Arthonia-Arten oder Didymellopsis. Da passte nichts auf Deinen Fund, also ging es weiter in der Literatur: Hawksworth-Schlüssel und anderes wie z.B. sowas hier: https://www.schweizerbart.de/p…detail/isbn/9783443580889
    einfach durchsucht nach dem Schlüsselwort "Caloplaca", dann stößt man unweigerlich auf weitere Gattungen und da hab ich dann quergecheckt, welche Arten es da gibt und was auf Deinen Fund ökologisch und morphologisch passen könnte, das Ergebnis hab ich geschrieben.

    Sowas will ich jetzt auch mal finden, leider wurde ich an Caloplaca, Rusavskia und co noch nicht fündig, wenn waren es nur unreife Strukturen.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hi,


    hier mal meine Gedanken dazu:

    am nächsten dürfte Zwackhiomyces coepulonus kommen, da kommt die Sporengröße hin und die Art ist von Caloplaca/Flavoplaca oasis bekannt. Sollte aber raue Sporen haben, das kann ich hier nicht wirklich erkennen, wobei das schwer erkannbar sein kann ohne BWB.

    Bei Cercidospora würde ich mehr eingesenkte Fruchtkörper erwarten, bei Arthonia andere Paraphysen, für die recht häufige A. molendoi, die auch von diesem Wirt bekannt ist, wäre die Sporen zudem zu groß. Noch andere Gattungen mit ähnlichen Sporen, etc. wüsste ich nicht an solchen Flechten (z.B. Didymellopsis).


    Den Schlüssel von Hawksworth kennst Du ja wahrscheinlich, aber falls noch jemand anders Interesse hat, hier mal der Link drauf:
    https://web.archive.org/web/20…e/LichenKeys2010-0001.pdf

    Damit kann man meistens schon grob einordnen, wohin die Reise der Bestimmung gehen wird.

    Zusammenfassende Literatur zu Parasiten nur an Caloplaca s.l. wüsste ich spontan auch keine.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Björn,


    danke fürs zeigen, habe gerade Deine letzten Themen durchgesehen. Besonders interessiert mich jetzt Sirobasidium, die scheinen ja wirklich nicht so selten, hab ich aber bisher nicht beachtet. Wenn der Frost nachlässt werd ich gleich mal schauen und ggf. im Forum dann vorstellen, wenn die Suche erfolgreich war.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Claudia,


    Du kannst mal den Helmling 28 mit Mycena maculata vergleichen, der hat solche Farben, wächst an Nadelholz und wird ziemlich groß.

    Ich kann das jetzt nach Bild nicht 100% bestätigen, aber was Besseres fiele mir nicht ein. Wäre natürlich leicht zu bestätigen entweder mikroskopisch oder wenn die Lamellen älter braunfleckig werden.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Ditte,


    ja, das hab ich so schon bei einigen bisherigen Anfragen von z.B. Thorben, etc. mitbekommen, aber zumindest könntest Du mich vielleicht auf die korrekte Bahn bringen, wenn ich etwas so falsch interpretiere, dass es eben schon übers Forum klar würde, darum ginge es mir in der Hauptsache. Dass die extrem variabel sind und oft z.B. die Sporen zu Art X, aber Zystiden und der Rest besser zu Y passen, das hatte ich bei meinen 3 ersten Kollektionen bei zweien und bei der dritten bin ich auch unsicher. Der Rest ist noch gar nicht komplett ausgewertet.

    Auf Dauer hätte ich sonst nur die Wahl, entweder jede Kollektion sequenzieren zu lassen, da hab ich aber auch keinen großen Erkenntnisgewinn, wenn ich dann nicht weiß, was die Art denn nun ausmacht, oder ich könnte alle als "weiße Arten der geophylla-Gruppe" ablegen, aber da will ich vorher schon wenigstens alles versucht haben durchzublicken. Nur nach Literatur ist das oft sehr schwierig, und wenn die Beschreibungen noch so gut sind. Wenns nix wird, dann ja vielleicht bei zumindest ein paar der Arten.


    Viele Grüße

    Matthias

    Hallo Ditte,


    also violett hab ich nirgends gesehen, weder vor Ort noch auf den Bildern jetzt. Im Großen und Ganzen hast Du natürlich recht, es gab in dem Waldstück viele Arten aus der geophylla-Gruppe, meist ein gutes Stück von dieser Kollektion entfernt, z.B. auch massig Exemplare von lilacinomaculata, die größentechnisch und von der Statur her mit diesen hier mithalten, nur mikroskopisch nicht wirklich. Aber die Zugehörigkeit zur geophylla-Gruppe lässt sich darüber schon optisch nachvollziehen.

    Zudem wie wohl überall weißliche ohne Ende, wenn ich mal Zeit hab werd ich von denen auch mal was anfragen, in der Gruppe blick ich noch nicht wirklich durch. Aber die Kollektion hier sah schon sehr besonders aus, hab ich noch nicht so gesehen.


    Viele Grüße

    Matthias