Beiträge von Mreul

    Hi,


    zur Identität von Mycena atrocyanea:

    Beschrieben wurde die Art erstmals von August Batsch im Jahr 1786. Man kann sich vorstellen, dass die Beschreibungen damals nicht annähernd so genau waren wie heute. Die Originalbeschreibung kann man sich hier ansehen.

    Das nächste Mal in der Literatur wird die Art von Fries aufgegriffen, den Text dazu kann man sich hier anschauen. Da steht auch nicht mehr. Gillet hat sie dann 1876 in die Gattung Mycena gestellt.

    Aus den Beschreibungen ist aus heutiger Sicht nicht mehr rekonstruierbar, was mit der Art gemeint war, also was Batsch wirklich vor sich hatte. Einen Beleg zur Untersuchung gibt es m.W. nicht oder nicht mehr.

    Es gibt noch eine Deutung der Art durch Smith, die ist hier zu finden. Ob das, was Smith beschreibt mit der ursprünglichen Art von Batsch übereinstimmt, ist unklar. Außerdem stammt Smiths Art aus Nordamerika und kommt wahrscheinlich bei uns gar nicht vor (habe mich noch nicht intensiver mit dessen Beschreibung befasst).


    Jetzt zur aktuellen Literatur: Robich führt die Art nicht auf, ebensowenig wird sie im Gröger-Schlüssel oder GPBW erwähnt. Aronsen in FNE führt sie im Anhang zu unklaren Arten als Nomen Dubium. Pilze-Deutschland hat die Art aufgeführt, mit der Anmerkung "unklares Taxon".


    Den Namen hast du ja wahrscheinlich von 123pilze nehme ich an. Das zweite Bild von links zeigt eine Mycena von unten, könnte eine der leptocephala-Gruppe ebensogut wie leucogala sein, das ist so nach Bild nicht sicher feststellbar. Die anderen Bilder zeigen keine Mycena, das dürfte etwas Richtung gammlige Myochromella (Tephrocybe) boudieri sein, evtl. mit einem Befall wegen der schon extremen Schwärzung. Die Grundfarbe der Hüte scheint eher ockerbraun zu sein, v.a. dieses Bild zeigt die Farben vor der Schwärzung noch recht gut.


    Fazit ist für mich, dass der Artname unbrauchbar ist, es weiß ja keiner, was sie genau sein soll.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Uwe,


    Mycena atrocyanea ist ein Nomen Dubium, es ist nicht klar interpretierbar, was mit der Beschreibung der Art gemeint war.

    Dein Fund passt gut zu leucogala bzw. galopus var. nigra, je nachdem, ob man da eine eigene Art draus machen will. Der geht farblich ab und zu ins bläuliche.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Adi,


    ich gehe auch davon aus, dass die nitrös rochen. Milch wird da keine rauskommen.

    Die sehen nach ner typischen Mycena leptocephala aus. Es gibt da eine gewisse Restunsicherheit, da es seltenere, makroskopisch nicht unterscheidbare Arten gibt. Auch ist leptocephala sehr variabel, besonders mikroskopisch. Alles was ich bisher gefunden habe und so aussah war dann aber auch mikroskopisch leptocephala, die Art ist sehr häufig.

    Sicher ausschließen lassen sich flos-nivium und fagetorum.

    M. fagetorum wächst in der Buchenlaubstreu und ist viel heller.

    M. flos-nivium ist eine Frühlingsart, mehr bräunlich gefärbt und wird größer.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Christian,


    was du hast ist Lasiobolus cuniculi.

    Die ausschlaggebenden Merkmale zur Abgrenzung gegenüber L. cilitaus sind biseriate Asci (= Sporen in den Asci zweireihig angeordnet) und sehr schmale Haare, die bei cuniculi kaum über 20µm Breite erreichen, bei ciliatus geht die Breite deutlich über 30, auch bis über 40µm.

    Gegabelte Paraphysen sind nicht ausschlaggebend, das können die meisten Arten, sowohl ciliatus als auch cuniculi.

    Gekrümmte Haare entstehen meistens beim Präparieren, durch die Länge bleiben die beim Quetschen nicht gerade liegen. Auch an den Bechern selbst sind die nicht immer ganz gerade.


    Den Schlüssel hier kennst du?


    Viele Grüße,

    Matthias

    Cistella deflexa (Graddon) Raitv. 1979

    Lachnum deflexum (Graddon) R. Galán 1986

    Dasyscyphus deflexus Graddon 1072


    Diese kaum über 250µm großen Becherchen fand ich am 10.11.2018 an verottenden Blättern von Bergahorn, Acer pseudoplatanus. Auf den Blättern wuchsen weitere inoperculate Becherlinge, die meist noch nicht reif waren, daher hab ich sie nicht weiter untersucht.

    Cistella deflexa ist von verschiedenen Arten von Blättern bekannt.

    Das Becherchen hat auffällige Haare, die an der Spitze gerne auch mal gekrümmt sind, aber nicht immer.

    Im IF läuft die Art aktuell unter Lachnum deflexum, ich bleibe hier bewusst bei Cistella, denn morphologisch passt die Art nicht wirklich zu Lachnum, alleine die Paraphysen sind schon ganz anders. Auch Zotto führt die Art in seinem Archiv unter Cistella, dem kann ich mich nur anschließen.














    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Connie,


    Nr. 15 ist trotz des unscharfen Fotos relativ sicher Marasmius cohaerens.

    Mycena crocata ist farblich und von der Statur her anders, ist aber grad schwer zu beschreiben. Die ockerliche Farbe am Hut und der Farbübergang am Stiel sind für cohaerens sehr typisch.

    Bei näherem Hinsehen müsste man dunkle Lamellenschneiden erkennen und natürlich keine Milch.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hi Alexander,


    zu deiner Nr. 2, den Helmlingen: Mycena zephirus.

    Wenn du dir den Stiel genau ansiehst, erkennst du kleine, weißliche Flocken daran (gut sichtbar auf Bild 1 & 3), dazu noch relativ stämmige Fruchtkörper (die metata und co ausschließen), etwas rosarötliche Töne in überwiegend weißlichem Untergrund, das passt super zu zephirus. Die Art kann durchaus ohne Flecken auftreten, macht das nicht einmal selten, aber durch die genannten Merkmale trotzdem meist gut kenntlich. Hat mich aber auch schon oft genarrt, gerade bei einzelnen Exemplaren, die ist makroskopisch sehr variabel.

    Mycena abramsii ist schmächtiger, Hut eher rau gefärbt, keine solchen Fasern am Stiel, keine rosalichen Töne und wächst meistens viel früher im Jahr.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hi,


    Helmling passt, und zwar Mycena olivaceomarginata.

    Die Art ist gut kenntlich an den +/- bräunlichen Fruchtkörpern, dem Standort in Wiesen und den gefärbten Lamellenschneiden (geht von gelblich bis braun), die man auf dem letzen Bild in der Vergrößerung gut sieht. Selten kann die Färbung der Schneiden auch mal fehlen, selbst dann ist die Art aber an der Farbgebung und am Standort noch gut bestimmbar.

    Es gibt intensiv gelbe Formen, die man dann mit Mycena citrinomarginata verwechseln könnte, ist aber bei deinen in keiner Weise der Fall. Farblich ähnlich ist noch die i.d.R. viel deutlicher grün gefärbte M. viridimarginata, die wächst aber im Wald auf Nadelholz und erscheint meist deutlich früher.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Thorben.


    sehr schöner Fund! Die Art hat sich mir noch nicht vorgestellt, ich finde, wenn ich etwas in der Art suche immer nur Pseudaegeritas. Und die ganz kleinen Candelabrum-Arten sind ja, wenn sie nicht grad in Massen auftreten, nur durch Zufall entdeckbar.

    Ich hätte da noch ne Frage zum Substrat/Standort: Weißt Du, was das für Holz war/sein könnte? Und wuchsen die unter Wasser oder in einem zeitweise überschwemmten Teil oder einfach nur in der Nähe eines Gewässers?


    Hallo Peter,


    was du meinst sind die warzigen Endzellen der Konidien. Die haben so eine Struktur, damit sie wasserabweisend sind und so die Konidien innen nicht mit Wasser gefüllt werden können.

    Der Lufteinschluss ist bei den Konidien der aero-aquatischen Hyphomyceten sehr wichtig, damit die an der Wasseroberfläche treiben und sich so möglichst weit verbreiten können. Da gibt es verschiedenste Möglichkeiten durch spezielle Formen Luft einzuschließen, daher kommen diese ganzen oft sehr auffälligen Strukturen der Konidien.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hi Joe,


    zur Ascocoryne: hier der Link zu Nobis Beitrag, falls du ihn noch nicht gefunden hast.

    Deiner sieht nach A. inflata aus, die wäre durch die sehr deutlich kopfigen Paraphysen gut zu erkennen.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo zusammen,


    der Fund gehört zur Gattung Dinemasporium, evtl. D strigosum (= NFF von Phomatospora dinemasporium).

    Ich hab keinen Überblick über die Gattung, was es noch alles an ähnlichen Arten gibt. Beschrieben ist auch ein D. fimeti an Dung, das aber auch schon zu D. graminis gestellt wurde. Im IF aber getrennt geführt, ich weiß da den aktuellen Stand nicht.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Maria,


    das ist Crinipellis scabella (=stipitaria), Zitzenhaarschwindling. Wächst gerne auf mageren Rasenflächen und ist die einzige Art der Gattung, die aus Deutschland bekannt ist.

    Ein paar weitere Arten der Gattung kommen in Südeuropa vor, die meisten in den Tropen.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Chris,


    Karl hat es ja schon angedeutet mit der Milch worauf das hinauslaufen wird. Auch wenn der nicht gemilcht hat, halte ich das für Mycena galopus. Die Milch kann schon mal ausbleiben, das passiert zwar nicht oft, aber wenn, dann sind gerade die auffälligen, spitzen Zystiden ein gutes Merkmal. Auch der Rest passt super auf galopus.

    Dein Fund hat auch Pleurozystiden, wie auf den Makros zu erkennen ist, das sind die hellen Punkte auf der Lamellenfläche. Im dritten Bild sieht man die bei den abgeschnittenen Lamellen auch seitlich herausstehen. Pleurozystiden hätte atropapillata keine. Auch die Cheilos sehen wie ja Karl schon zeigt, ganz anders aus.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hi Chris,


    ich melde mich heute Abend nochmal ausführlich, jetzt nur nochmal schnell aus der Mittagspause:


    Worauf ich hinauswollte ist, dass man nur anhand der Sporen unterm Mikroskop oftmals übersehen kann, dass die Sporen in Masse blau gefärbt erscheinen, da das bei Einzelsporen auch recht blass aussehen kann.

    Ich würde nämlich wetten, dass die Sporen hier amyloid sind. Jedenfalls sieht atropapillata mikroskopisch schon anders aus, auch die Cheilos und mit solchen Merkmalen wüsste ich nichts was inamyloide Sporen hat.


    Ich hab schon ne Vermutung was das ist, heute Abend mehr dazu.


    Bis später,

    Matthias

    Hallo Peter,


    wie schon festgestellt wurde, ist das ein ganz klarer P. oedipus.


    Typisch das Substrat Pferdedung, die Art kommt nur darauf vor, und eben die doppelwandigen Sporen, die alle anderen Arten ausschließt.

    Die Sporenmaße sind auch völlig normal für oedipus, ebenso das extrem rasige Vorkommen, so habe ich sie auch schon ohne Kultur im Freien öfters gesehen. Aber auch manchmal nur vereinzelt. Hängt natürlich u.a. vom Alter des Substrats ab wie rasig die wachsen.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo zusammen,


    danke für eure Rückmeldungen.


    Pablo, da hast Du mit deinen Beobachtungen absolut recht, die Exemplare sind schon auch makroskopisch geringfügig anders als Dendrodochium, besonders die jungen sind gut erkennbar etwas hyalin, älter werden sie dann ähnlicher zu Dendrodochium. Schließlich werden sie dann sehr überreif noch grau.


    @Climbingfreak-Stefan: Ich hatte noch Xiambola mirabilis auf dem Schirm, der kommt mikroskopisch mit kleinen Abweichungen der Konidiengröße gut hin, aber makroskopisch passt der wieder nicht so gut.


    @Bibliothekar-Stefan: Den Artikel kenne ich bereits, hab da schon alle erwähnten Arten durchexerziert, aber da passt leider keine. Aber danke trotzdem.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Fans der Kleinpilze,


    wie schon öfters konnte ich es kürzlich natürlich nicht lassen, einige Kiefernnadel-Büschel umzudrehen. Dabei fand ich - nicht zum ersten Mal - eine auffällig gelb gefärbte Anamorphe, die makroskopisch an das erinnert, was man Dendrodochium citrinum nennt. Mikroskopisch aber ist das was ganz anderes, hat große, stäbchenförmige, 1-fach septierte Sporen.


    Vor Ort sieht man erst mal ziemlich alte, dunkle Kiefernnadeln. Der Büschel ist schon umgedreht, wenn man genau hinsieht, sind die gelben Pünktchen schon zu sehen:


    Vergrößert sieht das Ganze dann so aus (von verschiedenen Stellen im gleichen Wald):




    Unterm Mikro sieht man dann schließlich folgendes:





    Falls jemand was dazu weiß würde ich mich über Tipps natürlich freuen, im Moment weiß ich nur, was es alles nicht ist. Ansonsten wollte ich die Art hier einfach mal vorstellen, beachtet ja sonst kaum jemand.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Harzi,


    inzwischen habe ich die paar Pyrenos, die ich bei unserer Tour mitgenommen habe, auch untersucht. Ich hatte die obligatorische Phomatospora luteotingens und ein noch nicht ganz reifes Exemplar von Annulusmagnus triseptatus. Ich bin dann am folgenden Tag nochmal in ein anderes Gebiet mit Bach und hab nochmal ein bisschen was gesammelt, da fanden sich die Annulusmagnus in Massen.

    Leider aber fehlt immer noch jede Spur von Trematosphaeria hydrela, aber die krieg ich auch noch, hab auch noch ein paar nicht untersuchte Proben.

    Und Glückwunsch zur Graddonia coracina, die hatte ich noch nicht, aber ich achte auf sowas auch nicht wirklich konsequent muss ich zugeben.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Nobi,


    auch nigricans ist für mich neu - ich hab ja bisher noch nie eine Ascodesmis untersucht geschweige denn selbst gefunden - also immer noch genauso interessant, auch wenn es dann eben die häufigere Art ist. Habe da auch bestimmungsmäßig nicht mehr weiter recherchiert. Ich korrigiere noch den Namen in meiner Antwort. Ich hab auch nur eine Art gesehen, viele Exemplare waren aber auch nicht mehr da, die man gut untersuchen konnte. Naja, macht ja nix.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Hallo Nobi,


    heute sind die Pilzchen bei mir angekommen. Leider wurde der Köttel von der Post ziemlich gepresst, sodass von den Exemplaren oben und unten nicht mehr viel übrig war. Aber in einigen Spalten und Zwischenräumen fanden sich noch genug fotogene Kandidaten, auch in gutem Zustand und Reifegrad. Wegen der Kleinheit nicht gerade leicht zu präparieren, ich hatte immer größere Substratanteile unterm Mikro dabei, aber egal, Bilder sind trotzdem brauchbare entstanden. Übrigens wirklich erstaunlich, dass Deine Kamera solche 0,1mm-Pilze noch abbilden kann.

    Wenn mir morgen langweilig sein sollte, mach ich vielleicht noch ein paar Bilder, wenn sich noch was findet.


    Hier die heutigen Resultate von Ascodesmis nana nigricans:




    Sehr interessante Art, danke für's Zuschicken. g:-)


    Viele Grüße,

    Matthias