Beiträge von Beorn

    Sistotrema brinkmannii (Bres.) J. Erikss.
    Brinkmanns Schütterzahn, Brinkmanns Vielsporrindenpilz


    Synonyme:
    - Odontia brinkmannii Bres.
    - Grandinia brinkmannii (Bres.) Bourdot & Galzin
    - Trechispora brinkmannii (Bres.) D.P. Rogers & H.S. Jacks.


    Familie: Hydnaceae
    Ordnung: Cantharellales
    Klasse: Agaricomycetes



    makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper resupinat, dünn, frisch weich und locker zusammenhängend, getrocknet hart und brüchig; Oberfläche deutlich warzig (unreif und an den Rändern auch fast glatt); weißlich, getrocknet ockerlich; vom Substrat nicht (oder nur schwer) ablösbar, ohne erkennbares Subikulum, Ränder unauffällig, nicht differenziert.


    mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur monomitisch, Hyphen meist dünnwandig & eher locker verknüpft, im Subikulum auch etwas dickwandig, viele Hyphen mit Öltröpfchen, Septen mit Schnallen; gelegentlich mit Anschwellungen an den Septen (selten beobachtet); oft mit vielen groben Kristallen im Subhymenium und Subikulum; keine Zystiden; Basidien (reif) urnenförmig, mit 2 bis 8 Sterigmen; Sporen glatt, dünnwandig, inamyloid, suballantoid; 3,8-5,5 x 2-2,7 µm (eigene Messungen)


    Vorkommen: Vermutlich eine sehr häufige Art, aber lange Zeit als Artenkomplex verstanden und nicht detailliert aufgeschlüsselt. Auch wenn die Art so wie sie hier vorgestellt wird, aktuell (bei PilzeDeutschland) nur mit >fünf Datensätzen aufgeführt ist<, dürfte sie wesentlich häufiger sein und etliche der >unter S. brinkmannii agg.< geführten Funde gehören wahrscheinlich dazu.
    Besiedelt morsches, liegendes Laub- und Nadelholz in recht unterschiedlichen Habitaten. Die hier gezeigten Funde stammen beide aus dem planaren Bereich der nördlichen Oberrheinebene, einmal an einem liegenden Laubholzstamm (vermutlich Weide) in einem degradierten auwald, zum anderen an einem liegenden Rotbuchenstamm in einem Buchenwaldstück auf sandigem Boden mit hohem Grundwasserstand.



    Bilder (zum vergrößern Anklicken):








    Verwechslungen: Makroskopische Verwechslungsmöglichkeiten aufzuzählen ergibt hier keinen Sinn, denn es gibt viel zu viele Pilze mit diesem oder sehr ähnlichem Aussehen in sehr verschiedenen Gattungen. Die Gattung Sistotrema definiert sich über die urnenförmigen Basidien, meist (wie bei dieser Art) mit bis zu 8 Sterigmen + monomitisches Hyphensystem + dünnwandige, inamyloide und glatte Sporen.
    Sistotrema brinkmannii wird hier im strengen Sinne als eine Art mit mehrheitlich gekrümmten Sporen (durchschnittlich 4-5 x 2 µm) + 8-sporigen Basidien + fehlenden Zystiden + Septen mit Schnallen + häufigen kristallinen Einlagerungen + makroskopisch deutlich warziger Oberfläche + undifferenzierten Fruchtkörperrändern verstanden. Kollektionen mit einem oder mehreren abweichenden Merkmalen müsste man vermutlich anders ausschlüsseln.

    Sistotrema confluens Pers.
    Kreiselförmiger Schütterzahn


    Synonyme:
    - Hydnum sublamellosum Bull.
    - Sistotrema sublamellosum (Bull.) Quel.
    - Hydnotrema confluens (Pers.) Link
    - Irpex confluens (Pers.) P. Kumm.


    Familie: Hydnaceae
    Ordnung: Cantharellales
    Klasse: Agaricomycetes



    makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper eher klein und schmächtig (Hütchen so um die 1-5 cm); weißlich, aber in allen Teilen bald ockergelblich bis bräunlich verfärbend / fleckend; normalerweise gestielt oder kreiselförmig, wo sich Hölzer oder ähnliche Strukturen zum rumklettern finden auch effus-reflex; Stielchen meistens relativ dünn, manchmal recht kurz (<1cm bis 2,5 cm) mit glatter, mehlig wirkender Oberfläche; Hütchen unregelmäßig geformt, oft zusammenwachsend; von der Mitte her bräunend und dadurch undeutlich zoniert; Hutoberfläche anfangs feinfilzig, bald verkahlend und nur noch am Rand fein wollig-flaumig, völlig ohne radiär anliegende oder abstehende Haare, Fasern oder Fransen; Hymenophor anfangs netzig –“ porig, bald mit geschlitzten Porenwänden und dann labyrinthisch bis plattig –“ stachelig / irpicoid; Hymenophor am Stiel herablaufend; Fleisch weißlich, frisch recht weich und brüchig, getrocknet hart und bröckelig; mit komischem Geruch, der möglicherweise je nach Alter zwischen süßlich –“ vanilleartig und unangenehm süßlich –“ modrig schwankt, aber auch ziemlich undeutlich ausgeprägt sein kann.


    mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur monomitisch, Hyphen in der Regel dünnwandig, oft mit Öltröpfchen, Septen mit Schnallen, an den Septen bisweilen ampullenförmig angeschwollen; Basidien unreif blasig, reif urnenförmig mit 4-8 Sterigmen; Zystiden fehlen, aber an den Röhrenmündungen / Zähnchenspitzen mit zylindrischen Hyphidien; Sporen glatt, dünnwandig, inamyloid, schlank elliptisch bis subzylindrisch, oft leicht gekrümmt (suballantoid); 4,5-6 x 2-2,5 µm (nach –žCorticiaceae of North Europe–œ & –žCorticiaceae s.l. / Fungi Europaei–œ)


    Vorkommen: Die Art dürfte in Mitteleuropa / Deutschland insgesamt eher selten sein und nur gebietsweise verbreitet. Jedenfalls sollte man davon ausgehen, daß ein so auffälliger und auch makroskopisch gut bestimmbarer Pilz nicht unbedingt unterkartiert ist. Die Verbreitungskarte bei >Pilze Deutschland< lässt für Nord- und Ostdeutschland gebietsweise eine dichtere Verbreitung vermuten.
    Die Fruchtkörper des Schütterzahns werden meist auf dem Boden gebildet, überwachsen (und umwachsen) dort auch Detritus wie Laub, Nadeln, Zweige, Moose etc. Funde direkt an Holz dürften Zufall sein, die hölzernen Strukturen dienen dem Pilz möglicherweise als praktischer Standort für die Fruchtkörper. Nach –žCorticiaceae s.l. / Fungi Europaei–œ vermutet man mittlerweile bei einigen Sistotrema –“ Arten, daß sie auch Mykorrhiza –“ Verbindungen eingehen können.
    Die beiden hier gezeigten Kollektionen befanden sich beide auf lockeren, sandigen Böden an etwas feuchteren Standorten (hoher Grundwasserstand, sogar Staunässe); einmal in einem stark bodensauren, sehr nährstoffarmen Flechten –“ Kiefernwald direkt auf dem Boden in der Nadelstreu zwischen Moosen und abgefallenen Zweiglein; einmal in einem Bestand aus Pappel, Birken und Weiden (umgeben von Kiefernwald) direkt neben und an einem liegenden, stark durchmorschten Laubholzstamm auf teils mineralischem (kaum saurem) Flugsandboden mit niedrigem Stickstoffgehalt.



    Bilder (zum Vergrößern anklicken)
    Fund bei Speyer:


    Fund bei Dresden:




    Verwechslungen: Wenn die Fruchtkörper einigermaßen gut und typisch entwickelt sind, sollte sich diese Art ohne größere Probleme auch makroskopisch ansprechen lassen. Die meisten Verwechslungsmöglichkeiten (siehe unten) unterscheiden sich entweder durch die Größe und Dicke der Fruchtkörper, aber auch durch andere Konsistenz (fester, zähelastisch), durch die Strukturen der Hutoberflächen, durch die Form des Hymenophors (zB bei Bankera, Phellodon und Hydnum deutlich stachelig) oder auch durch die Wuchsweise (ungestielt, ausschließlich effus-reflex und immer direkt an Holz zB bei Steccherinum / Irpex, Spongipellis, Trametes cervina).
    Mikroskopisch wird es dann sehr schnell sehr eindeutig bei makroskopisch dubiosen Kollektionen: Von den genannten Verwechslungsmöglichkeiten wäre Hydnum (albidum) zB der einzige, der mehr als 4 Sporen an einer Basidie bildet. Dafür sehen dort zB die Basidien selbst ganz anders aus (nicht urnenförmig). Und alle anderen in Europa heimischen Arten der Gattung Sistotrema sehen schon makroskopisch total anders aus.


    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Abortiporus biennis = Rötender Saftwirrling<
    >Abortiporus fractipes = Bruchwald –“ Saftporling<
    >Phellodon confluens = Verwachsener Duftstacheling<
    >Bankera fuligineoalba = Schmutziger Weißsporstacheling<
    >Hydnum albidum = Weißer Semmelstoppelpilz<
    >Steccherinum oreophilum = Berg –“ Resupinatstacheling<
    >Irpex lacteus = Milchweißer Eggenpilz<
    >Spongipellis pachyodon = Breitstacheliger Schwammporling<
    >Schizopora paradoxa = Veränderlicher Spaltporling<
    >Trametes cervina = Hirschbraune Tramete<

    Hallo, Dieter!


    Danke dir.
    Wenn man tatsächlich davon ausgehen würde, daß diese drei Tricholomas richtig bestimmt wurden (muss ja nicht auf die Art genau sein, aber zumindest die Gattung sollte man ja erkennen), dann wäre es schon seltsam, wenn die ITS - Sequenz so nahe bei Kuehneromyces steht. Und was bedeutet es, wenn andere als tricholoma sejunctum bestimmte Arten ganz woanders auftauchen? Denn bei Christensen & Heilmann-Clausen (die schon recht viel Sequenziert haben) ist für T. sejunctum nicht die Rede davon, daß das eine Art mit verschiedenen ITS - Sequenzen wäre (so wie zB T. sulphureum). Also passt da was in den Bestimmungen der Sequenzen für dieses Bäumchen nicht zusammen.


    Aber dennoch: Gehen wir mal davon aus, daß die drei als Tricholoma sejunctum bestimmten Pilze im Bäumchen tatsächlich in die Gattung Tricholoma gehören: Das bringt doch das ganze Bäumchen irgendwie ins Wanken. Tricholoma und Kuehneromyces / Pholiota sind nicht so nahe verwand. Teilweise wurden aufgrund von ITS - Sequenzen schon ganze Gattungen, Familien und Ordnungen umstrukturiert. Wenn es nun aber so wäre, daß ITS - Sequenzen von so unteschiedlichen Gattungen (aus unterschiedlichen Familien) da zufällig so ähnlich sein können: Was sagt das über Verwandschaftsstrukturen aus, die man vorwiegend aufgrund von Nähen von ITS - Sequenzen in solchen Bäumchen definiert hat?


    Darüber muss ich wohl erstmal noch ein Weilchen nachdenken.



    LG; Pablo.

    Hallo, Stefan!


    Ja, Boletus appendiculatus darf und soll auch blauen. Wenn auch vorwiegend an den Poren und im Fleisch nur sehr spärlich und langsam. Aber das ist ja eines der wenigen merkmale, die ihn überhaupt vom (so gut wie gar) nicht blauenden >Boletus subappendiculatus< unterscheiden.


    >Boletus radicans< hat bei alten Fruchtkörpern oft eine Rotfärbung im Stielfleisch, das sieht aber anders aus als bei Boletus fechnteri, fuscoroseus und roseogriseus.



    LG, Pablo.

    Hallo, Christian!


    Mit diesem schönen Beitrag kann man die Großbecher - Saison dann wohl für eröffnet erklären. :thumbup:
    Nun hast du also auch diese Desmazierella gefunden. Mir begegnet der nicht, entweder bin ich blind dafür, oder der Pilz meidet meine Suchgebiete.



    LG, Pablo.

    Hallo, Brassella!


    Beim ersten Fund hätte ich auch zunächst an einen >FomPini< gedacht. Es würde von der Form und der Färbung sehr gut ins Bild dieser Art passen. Wenn das auf dem letzten Bild weißer Sporenstaub auf dem Hut ist, dann wäre Ganoderma ohnehin raus.
    Aber es ist schwierig, ohne den fruchtkörper selbst in der Hand zu haben.


    Also nicht so wichtig: Die Eindrücke sind wunderbar. Gerade auch mit dem Hauch von Schnee in der Sonne und den Eisresten auf dem Wasser.
    Schade um den Austernbaum. Leider bleiben viel zu wenige alte Bäume stehen, um Pilzen und Tieren ein Zuhause zu bieten und eines natürlichen Todes zu sterben.



    LG, Pablo.

    MoinMoin!


    Ich denke, ich habe dich verstanden, Beli. :thumbup:
    Allerdings ist es bei den meisten Röhrlingen (vor allem Boletus s.l.) trügerisch, sich auf den Geruch zu verlassen. Tendenziell riechen die Arten alle sehr ähnlich und ändern ihren Geruch je nach Alter und Witterung. Die einzigen Ausnahmen sind meines wissens die vier Steinpilzarten (die allesamt "nussig" riechen), der Satansröhrling (Boletus satanas) der in der tat schon jung ganz schön stinken kann (aber nicht immer) und eventuell zwei Arten die ich noch nicht kenne, nämlich Boletus poikilochromus und Boletus fragrans.
    Bei allen anderen Boleten sind die Geruchsbilder mehr oder weniger gleich, aber die Arten sind natürlich mit etwas Übung dennoch gut morphologisch bestimmbar.


    Stephan (Oehrling) hat natürlich völlig recht: bei der silbrig schimmernden Kappe im Starbeitrag hatte ich sogar anfangs kurz an diese Art gedacht. Dann aber aus den Augen verloren. Interessant, daß bei deinem Fund die Blaufärbung so langsam auftritt. Bei dem auf dem Teller hat man dann richtig schön die zweifarbigkeit: Rosa im Stiel, blau im Hutfleisch und Röhren.


    Auch den Pilz auf den beiden letzten Bildern solltest du nochmal überprüfen, Beli: Gut möglich, daß das auch >Boletus fechtneri< ist.



    LG, Pablo.

    Hallo, Joe!


    Interessant. Ja, makroskopisch sieht der erste tatsächlich aus wie Dentipellis fragilis.
    Der zweite kann Ceriporiopsis gilvescens sein oder eine andere Art aus dem Umfeld, aber auch Ceriporia purpurea wäre eine Möglichkeit.
    Beim dritten Pilz wäre Cinereomyces lindbladii eine Option (Grauender Resupinatporling), aber halt auch Antrodia oder Skeletocutis, vielleicht auch Oligoporus. Bei solchen resupinaten, weißen Porlingen geht ohne Mikrodetails leider so gut wie nie eine solide Bestimmung.
    Der letzte: Siehe oben. Kann ion dem Fall sogar ein Wurzelschwamm sein. Oder Antrodia serialis, wegen den dicken (wenn auch schmalen) HUtkanten an den Stellen, wo er unter dem Stamm hervorkommt und in die Senkrechte geht.


    Wenn du das Päckchen noch nicht abgeschickt hast, kannst du es ja noch etwas größer machen. ;)



    LG, Pablo.

    Hallo, Björn!



    Das Mikroskopieren von Rindenpilzen hatte ich gerade begonnen, mir aber sofort wieder abgewöhnt.... :evil:


    Ach, so schlimm ist das doch gar nicht. Die meisten Porlinge sind doch viel schlimmer als Rindenpilze mit ihren schicken Zystiden und so weiter.


    Eine komisch graue Kollektion habe ich noch zu zeigen, aus dem Frühjahr 2016 und wieder aus Oberitalien, an liegendem, berindetem Laubholzast, Bergtal auf ca. 650m üNN, Laubmischwald (vor allem Esskastanien, Eichen, Birken, Hasel, Eberesche) auf saurem Granitboden:


    Diesmal mit vitalen, noch nicht kollabierten Sporen (Hyphen in KOH3%):



    LG, Pablo.

    Phlebia tremellosa (Schrad.) Nakasone & Burds.
    Gallertfleischiger Fältling
    Synonyme:
    - Merulius tremellosus Schrad.
    - Xylomyzon tremellosum (Schrad.) Pers.


    Familie: Meruliaceae
    Ordnung: Polyporales
    Klasse: Agaricomycetes



    makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper sehr variabel in der Form, meistens mit deutlich abstehenden Hütchen, effus-reflex bis fast pileat, selten resupinat (dann meist bei Wuchs auf Substratoberseiten), vom Substrat gut ablösbar, Einzelhüte oft dachziegelig übereinander und nebeneinander erscheinend, manchmal (vor allem auf unregelmäßigen Oberflächen) zu seltsamen Formen und Gestalten zusammenfließend; in der Konsistenz jung und frisch fest gelatinös, vor allem an den frischen Zuwachsrändern, bald knorpelig; alt und vertrocknet hart und brüchig; Ränder frisch breit fransig bis grob gezackt, im Wachstum glasig durchscheinend und gelatinös; Hutoberseiten anfangs aus milchig –“ hyalinen, groben Fransen, die sich bald zu einer dichten, striegeligen Behaarung umwandeln; Hymenium von wachsartiger Konsistenz, in unregelmäßig anastomosierenden, groben Falten, bei manchen Kollektionen fast irregulär poroid; bisweilen überzieht das Hymenium nur die Unterseiten der Hüte, die resupinaten Fruchtkörperteile bleiben +/- glatt; Fruchtkörper im Schnitt zweischichtig mit der wachsartigen Hymenialschicht und darüber gelatinös –“ knorpeligem Kontext; farblich recht variabel von hyalin-weißlich über cremefarben, ockergelb, lachsfarben, rötlich - fleischfarben bis violett und violettbraun (im getrockneten Zustand).


    mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur monomitisch; Hyphen im Subhymenium dicht verflochten und verklebt, im Fleisch locker verknüpft, Hyphen vor allem im Fleisch (Hutfleisch oder –žSubikulum–œ bei resupinaten Wuchsformen) stark gelifiziert, dazwischen mit breiten, oleiferen Hyphen (mit Inhalt aus Öltröpfchen) mit großen, offenen Schnallen; Basidien in dichter Palisade, schlank keulig, mit Basalschnalle (Schnallen in Hymenium und Subhymenium schwer zu beobachten), im Hymenium gelegentlich mit herausragenden Leptozystiden / Hyphidien (diese sollen auch bisweilen inkrustiert sein, selbst so noch nicht beobachtet); Sporen um 3,5-5 x 1,2-1,8 µm (eigene Messungen) , allantoid, dünnwandig, inamyloid, glatt, vital oft mit Inhalt aus zwei SBs (Spore-Bodies) im Bereich der Pole


    Vorkommen: Die Art ist in ganz Deutschland (und Europa) überall verbreitet und häufig, ohne besondere Ansprüche an Boden- oder Waldtypen. Meistens bewohnt der Pilz dickeres, totes Laubholz wie liegende Stämme, Baumstümpfe oder dicke Äste. Bevorzugt wird Substrat mit Bodenkontakt, seltener wird auch Totholz –žim Luftraum–œ besiedelt, oder auch dünnere Äste. Funde an Nadelholz sind durchaus möglich, wenn auch eher ungewöhnlich.
    Vor allem bodennah wachsende Fruchtkörper gehen gerne auf Detritus um das eigentliche Substrat über, umwachsen dabei Moose, Gräser, Laub und Zweige.



    Bilder (anklicken für volle Auflösung):








    An Pinus sylvestris (Waldkiefer):


    Alt und angetrocknet:


    Mikros:



    Verwechslungen: Die Art lässt sich normalerweise schon makroskopisch im Feld gut erkennen und sicher bestimmen. Einzig sehr junge, stark verwitterte und / oder resupinat wachsende Kollektionen können kritisch sein.
    Effus –“ reflex oder pileat wachsende Kollektionen können eventuell mit Arten mit ähnlicher Wuchsweise verwechselt werden, wie Byssomerulius corium (Gemeiner Lederfältling) oder >Cylindrobasidium laeve (Ablösender Rindenpilz)< , die aber beide eine andere Konsistenz und ein weniger grob faltiges Sporenlager haben. Natürlich sind auch die mikroskopischen Unterschiede deutlich.
    Ablösende Ränder und damit ein annähernd effus –“ reflexes Wachstum können wohl auch Fruchtkörper von Phlebia albida (Weißlicher Kammpilz) entwickeln, doch diese Art hat neben der ganz anderen Sporenform und Sporengröße meist eher ein warziges als faltiges Hymenophor, jedenfalls nie so ausgeprägt wie Phlebia tremellosa.
    Untypisch gefärbte Kollektionen von >Phlebia radiata (Orangeroter Kammpilz)< können entfernt ähnlich sehen, vor allem wenn man eingetrocknete Fruchtkörper vergleicht. Im Zweifel kann man Phlebia radiata an der etwas anderen Sporenform und den breiten, im Hymenium und Subhymenium eingebetteten Zystiden unterscheiden.
    Bei älteren Kollektionen von Phlebia centrifuga (Heidelbeerfarbiger Kammpilz) besteht ein ähnliches Problem, hier helfen die viel größeren Sporen von Phlebia centrifuga für eine sichere Trennung.
    Gelegentlich können Porlinge mit daedaloidem oder labyrinthischem Fruchtlager ein Anlass zur verwechslung sein, also Arten wie zB Abortiporus biennis (Rötender Saftwirrling), Cerrena unicolor (Aschgrauer Wirrling) oder Climacocystis borealis (Nordischer Schwammporling), die sollten aber durch die dickeren Fruchtkörper, Konsistenz des Fleisches und Haptik der Fruchtschicht unschwer zu unterscheiden sein.


    Anmerkungen: Die Verwandschaftsbeziehungen sind bei vielen corticoiden Pilzen teilweise etwas nebulös. Das betrifft mitunter nicht nur die Gattungszugehörigkeit, sondern auch Familien und Ordnungen. –žCorticoide Pilze–œ sind alles andere als eine einheitliche Gruppe, sondern gehören zu recht verschiedenen Ordnungen und Familien. Durch detaillierte morphologische Betrachtungen, Kulturversuche und genetische Untersuchungen entwickelt sich unser Verständnis dieser Verwandschaftsbeziehungen immer weiter. Das mag auf den ersten Blick verwirrend sein, spiegelt aber im grunde vor allem wieder, daß wir als Betrachter dieser Organismen unser Verständnis immer weiter entwickeln und dabei zu neuen Erkenntnissen kommen.
    Die einzelnen Arten bleiben aber weitestgehend die Gleichen. Nur unsere Sichtweise dazu verändert sich. Bezogen auf den Gallertfleischigen Fältling ist es also nicht so wichtig, ob man ihn als Merulius oder als Phlebia einordnet (letzteres wäre der aktuelle Stand); es ist ja immer noch der selbe Pilz.

    Hallo zusammen!


    Zunächst mal vielen Dank für eure Antworten. :thumbup:
    Nein, natürlich sollte man da nichts dramatisieren. Zumal ich ja gestehen muss, daß ich mir selbst auch gerne mal ein kleines Pfännchen Grünlinge genehmige ( :whistling: ), so ein- oder zweimal im Jahr.


    Mir ging es in der Tat darum, welche rechtlichen Grundlagen es in dem Zusammenhang gibt, wenn überhaupt welche. Und wenn ja, wie diese Richtlinien zustande kommen.
    Da muss ich sagen: Die Antworten sind - ähm - interessant. Aufschlussreich, auf jeden Fall, auch im DGfM - Forum von Wolfgang und Andreas und Anderen. Es lohnt sich, dort auch mal weiterzulesen. :)
    Eigentlich ging es mir jetzt auch nicht speziell um diese eine Firma (da sind sicher noch ganz andere Sachen von ganz anderen Anbietern im Umlauf), sondern darum wie das Thema "Wildpilze" überhaupt im lebensmittelrechtlichen Zusammenhang bearbeitet ist.
    Dabei auch mal ohne näher auf die artenschutzrechtlichen Fragen einzugehen.
    Ist aber natürlich auch richtig, daß Tricholoma equestre eine geschützte Art ist und das ist wohl auch berechtigt.


    Daß sich dabei herauskristallisiert, daß es in der tat recht wenig klare Vorgaben gibt, überrascht mich schon ein wenig.
    Hätte ich kaum geglaubt, wo ich doch bisweilen das Gefühl habe in einem land zu leben, wo es selbst für die Länge jedes einzelnen Gartenzwerg - Nasenhaares strenge gesetzliche Vorschriften gibt. ;)


    Also völlig wertungsfrei: Interessant, was hier bisher an Infos zusammenkam.


    Danke auch an Konrad:

    Zitat


    Der Thread ist mal wieder ein tolles Beispiel für Legendenbildung aufgrund von Halbwissen. Erst wird darüber gefachsimpelt, dass Erdritterlinge in Fernost großen Kummer bereitet hätten. Tatsache ist, dass aus jener Gegend die aktuellen Forschungsergebnisse stammen, bei denen auch bei der Terreum- Gruppe jener Wirkstoff entdeckt wurde. Die angeblichen Todesfälle mit den Grünlingen wurden für Frankreich und Polen angegeben. In Polen gab es genau zwei Vergiftungsfälle mit Laubwaldgrünlingen, die restlos geheilt werden konnten. Die dokumentierten Todesfälle stammen einzig aus Frankreich. Wer aktuellere Daten kennt, möge sich bitte melden.


    Dann bin ich ganz offensichtlich auch auf diese Legende heringefallen.
    Es mag daran liegen, daß hier und da die Vergiftungsfälle in Frankreich in einem Atemzug mit denen aus Polen genannt wurden. Anschließend der alarmierende Begriff "Todesfälle" ohne es deutlicher zu differenzieren.
    Gut, daß du es richtig gestellt hast. :thumbup:



    LG, Pablo.

    Ahoi!


    Was für schöne Wälder!
    Dort ist der Boden weniger kalkhaltig, oder? Sieht nach recht gemischten verhältnissen aus. Auf dem ersten Bild nach "Buchenwälder" sieht der Fels schon nach Kalk aus, aber auf dem letzten Bild vor der Edelkastanie meine ich Granit oder Gneis zu erkennen?


    Die "Seitlinge" sind alles drei Stummelfüßchen, da sind oft die Lamellen lange Zeit weiß und man merkt erst beim Anfertigen eines Abwurfes, daß man es mit einem Dunkelsporer zu tun hat. Bei allen dreien hätte es sich gelohnt, mal die Huthaut abzuziehen. Denn wenn die bei allen dreien gut abziehbar, dehnbar und gelatinös ist (wie bei mycena epipterygia), dann hat man es mit zwei ausnahmsweise sogar makroskopisch bestimmbaren Arten der Gattung zu tun: A & C wäre dann Crepidotus mollis (Gallertfleischiges Stummelfüßchen) und B Crepidotus calolepis (Violettschuppiges Stummelfüßchen). Wie gesagt, stimmt nur dann wenn die Huthaut dazu passt.
    Zu dem Boletus sage ich lieber nichts. Aus meiner Sicht könnte der vorgeschlagene Boletus radicans auch passen, aber Boletus appendiculatus mag ich ebenfalls nicht ausschließen, auch wenn die Hutfarbe ungewöhnlich ist. Beim Schnittbild müsste man das vollständig sehen (von Stielbasis bis Hutscheitel) um das sicher zu beurteilen.
    Beim Pfifferling (9) stimme ich natürlich Brassella zu, das sollte Cantharellus subpruinosus (Bereifter Laubwaldpfifferling) sein. :thumbup:
    Bei dem Rasling (11) kann man schon Lyophyllum decastes (Brauner Büschelrasling) dran schreiben, wenn man die Art im weiteren Sinne versteht.
    Porlinge 13 & 14: Vermutlich Abortiporus biennis (Rötender Saftwirlling), der Porling nr. 15 ist was Anderes, aber da müsste man mehr von sehen.



    LG; Pablo.

    Hallo, Magellan!


    Schöne und auch ein paar interessante Funde. :thumbup:
    Vor allem Nummer 2 macht einen höggschd interessanten Eindruck. Trametes cervina ist das nicht, die hätte eine Hutoberfläche aus grob striegeligen, aber anliegenden Haaren.
    Möglich wäre eine junge Tramete (ochracea oder versicolor zum beispiel), wo im Wachstum irgendwas schief gegangen ist. Oder halt noch was ganz anderes aus den Bereichen Oxyporus, Antrodiella und weiß der Kuckuck was noch.
    Wenn du Lust hast: Trocknen, abschicken.
    3: feucht verwitterte >Austern<.
    5: Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Phlebiopsis gigantea (Großer Zystiden - Kammpilz). Jedenfalls fällt mir mit dem Aussehen und der Ausdehnung der Fruchtkörper an Nadelholz nichts GEscheiteres ein.
    6: :thumbup:



    LG; Pablo.

    Hallo, Marco!


    Nein, Entschuldigung. :D
    So war das nicht gemeint, ich kann doch gar keine Schimmelpilze bestimmen, das sind eher Stefan (Climbingfreak) und Kerstin (Goldröhrling) die sich damit auskennen.
    Mir war nur aufgefallen, daß da noch ein weiterer, hübscher Pilz mit bei ist und hatte mich gefragt, ob du den auch gesehen hattest.
    Aber wo du jetzt schon rein geguckt hast (mea culpa, ich wollte dir nicht noch mehr Arbeit aufbrummen): >Hier< kann vielleicht jemand sogar was dazu sagen. Vielleicht aber auch nicht, da ich in dem Köpfchen noch keinerlei Sporen sehe. Ist also vermutlich unreif, und dann könnte es bestimmungstechnisch unbefriedigend werden.



    LG, Pablo.

    Hallo, Joe!


    Lentinus adhaerens muss nicht immer deutlich klebrig sein. Manchmal ist es zB nur das fleisch oder die Stielbasis im Schnitt, es soll auch ganz und gar unklebrige Formen geben (var. inadhaerens).
    Dabei könnte auch das Substrat eine Rolle spielen: In den Großpilzen BaWüs steht: "Nach Pilat auch an Fraxinus".
    Bei Ludwig wird angegeben: "Selten auch auf Laub- oder verbautem Holz."
    Nehmen wir mal an, die Art (oder ein Stamm innerhalb dieser Art) kann tatsächlich auch Laubholz besiedeln. Das Harz, welches die klebrigen Oberflächen verursacht, müsste der Pilz ja aus dem Substrat aufnehmen, das produziert er nicht selbst. Dann kann man weiter spekulieren, daß es für das Mycel eventuell schwieriger sein kann, harzartige Inhaltsstoffe aus Laubholz zu lösen und in den fruchtkörpern anzureichern, als aus Nadelholz.
    Aber wie gesagt: Nur Spekulation. Vom Aussehen her würde der wunderbar als Lentinus adhaerens durchgehen.



    LG, Pablo.

    Hallo, Dieter!


    Hut ab! :thumbup:
    Ich bin weit davon entfernt, das alles en detail zu verstehen, aber da ist so vieles so schön erklärt, daß ich hier sicher noch öfters reingucken werde.
    Nur eine Frage habe ich jetzt gleich, und zwar zu dem Bäumchen, was du oben zeigst:
    Wie nun hat sich die Bezeichnung "Tricholoma sejunctum" an einige Ästchen dort verirrt?
    Einfach nur groteske Fehlbestimmungen, oder liegt es an einer zufälligen Koinzidenz, daß die ITS - Sequenz von tricholoma sejunctum halt zufällig der von Kuehneromyces ähnelt, obwohl beide ganz und gar nicht näher verwand sind? Dann würden bezogen auf diese beiden Arten die Verwandschaftlichen Unetschiede wohl in anderen Abschnitten des Genoms deutlicher sein. Was dann wiederum einige Stammbäume infrage stellen dürfte, die sich vorwiegend an ITS - Sequenzen orientieren.



    LG, Pablo.

    Hallo, Peter!


    Warten wir mal ab, vielleicht hat Werner auch einfach viel zu tun und braucht Zeit, um den Standort wieder aussuchen zu können.


    Zitat


    Gilt deine Spende auch für meinen Erlen-Schillerporling-Fund, wenn mir dazu eine umfassende Doku gelingt?


    Da kann man sich drauf einigen, denke ich. :thumbup:



    LG; Pablo.

    Hallo zusammen!


    Hygrophorus pustulatus wäre auch mein Gedanke gewesen. Die Größe und Form des Fruchtkörpers stört mich nicht. Gelegentlich kommen auch so kleine, "verkümmerte" Exemplare in größeren Kollektionen normal ausgebildeter Fruchtkörper vor. Schwieriger ist es, welche mit so schuppigen Hüten zu finden. Obwohl ich sicher bin, das auch annähenrd so schon gesehen zu haben, aber nicht fotografiert. Im Netz sind da auch nicht viele Bilder mit solchen Schuppen zu finden, aber >diese hier gehen ganz gut<.
    Sicher ist natürlich nichts, Pilze sind eben kompliziert. Aber tendenziell würde ich hier auf einen zu klein geratenen Schwarzpunktierten Schneckling setzen.



    LG; Pablo.

    Hallo.


    Ich fürchte auch, daß dies ein imperfektes Stadium eines Pilzes ist und kein Fruchtkörper zur geschlechtlichen Vermehrung. Solche Anamorphen sind schon ein recht spezielles Gebiet und auch alles andere als einfach.



    LG, Pablo.

    Hallo zusammen!


    Also ich bin jetzt auch eher verwirrt.
    Hanns Kreisel ist übrigens kürzlich verstorben. :(
    Ein herausragender Mykologe, aber wenn man nun alle Pilze ausschließen müsste, über die er referiert hat, wie viel bliebe dann noch übrig?



    LG, Pablo.

    Hallo, Beate!


    Ich denke, der Björn macht das schon. :)


    Wie gesagt, mich würde das auch interessieren. Generell halte ich den maßvollen Verzehr von echten Grünlingen (Tricholoma equestre s.str.) nicht für gefährlich. Nur: Ich würde keinem Händler vertrauen, daß das eben diese Art ist. Schon gar nicht einem Händler der offensichtlich so wenig von Pilzen versteht, daß er nicht mal weiß welche Pilze von der DGfM als bedenkenlose Speisepilze eingestuft werden und welche nicht. Erst recht wenn die Herkunft der Pilze unbekannt ist (es kann sehr wohl regionale Unterschiede in den Konzentrationen der Giftstoffe geben).


    Vermutlich droht durch diese Pilze keine unmittelbare Lebensgefahr, aber "vermutlich" ist für einen Großhandel im Grunde schon viel zu unsicher.
    Was mich ahlt wirklich interessiert ist, ob es da tatsächlich gesetzliche Beschränkungen gibt, und wenn ja ob die auf fachlichen Grundlagen basieren (also in Kooperation mit der DGfM entstanden sind), oder ob diese einfach nur nach Lust und Laune ausgedacht wurden.



    LG, Pablo.