Beiträge von Jürgen

    Hallo zusammen,


    im Ggs. zu Stefan sehe ich hier nichts, was definitiv (!) gegen den Echten Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron) sprechen würde, ganz im Gegenteil.


    Grüße, Jürgen

    für mich ist das reine Spekulation.

    Servus Christoph,


    ich würde es eher als Abwägen von Wahrscheinlichkeiten vor dem Hintergrund eigener Erfahrungswerte bezeichnen.


    Dass die Fleischfärbung witterungsbedingt beeinflusst ist, halte ich auch für plausibel. Das relativ deutliche, auf den (unteren) Stielbereich konzentrierte Blauen ist aber wiederum für pruinatus recht markant.


    Das letzte Bild zeigt übrigens oben rechts ausschnittweise ganz offenbar eine alte Marone, die ebenfalls einer Unterkühlung ausgesetzt war. Ich unterstelle mal, dass diese Art Anfang November mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit zusammen mit pruinatus in einem Sammlerkorb landet, als zusammen mit engelii, einem klassischen Sommerpilz. Klar, alles nicht beweiskräftig...


    Wie Pablo schon richtig anmerkt, sind Fehlbestimmungen in der umgekehrten Richtung viel häufiger, nämlich dass kräftig braune, runzelig-bereifte, robuste engelii-Kollektionen für pruinatus gehalten werden.


    Gruß Jürgen

    Hallo,


    mit Xerocomellus pruinatus wird man hier nicht allzu weit daneben liegen, auch in Anbetracht des angegebenen Begleitbaums Buche und der fortgeschrittenen Jahreszeit.


    Gruß, Jürgen

    das sieht für mich sehr nach einem Pinienröhrling aus.

    Hallo Schupfnudel,


    wer auch immer den Namen "Pinienröhrling" kreiert hat: Er ist irreführend.


    A. projectellus ist in Europa bisher nur unter Waldkiefer (Pinus sylvestris) und Latsche (Pinus mugo) nachgewiesen. Es wäre zwar möglich, dass die in Ausbreitung befindliche Art (künftig) auch unter Pinie (Pinus pinea) vorkommt, doch fehlt dafür bislang m.W. jeder Nachweis. Zudem suggeriert dieser Name fälschlich eine mediterrane Herkunft des Pilzes - tatsächlich breitet er sich bei uns vom Ostseeraum her Richtung Süden und Westen aus.


    Ich nehme an, dass der - jetzt leider bereits in Etablierung begriffene - Begriff "Pinienröhrling" auf eine schlampige Übersetzung des englischen pine (für Kiefer) zurückzuführen ist. Wenn schon, müsste der Pilz also auf deutsch "Kiefernröhrling" heißen. Was freilich wenig signifikant ist, da es bei uns zahlreiche andere, ebenfalls an Waldkiefer gebundene Röhrlingsarten gibt. Beachte: Pine bolete bezeichnet im Englischen den Kiefernsteinpilz...


    Treffender fände ich "Großsporiger Röhrling", weil dieser Name das markanteste Merkmal der Art aufgreift: Sie hat die mit Abstand größten Sporen aller bekannten Röhrlingsarten.


    Grüße, Jürgen

    finde ich für so einen überalterten Fruchtkörper gerade den Farbverlauf im Schnitt total klassisch.

    Sehe ich ganz genauso, siehe z. B. hier und hier oder auch beim folgenden eigenen Bild. Man beachte die oft chevron- oder dreieckförmige weinrote Zone im Bereich oberhalb der Stielbasis bis knapp zur Stielmitte aufwärts.




    Auch hier sind die Poren rostfarben angetrocknet, ein Effekt, der sich mit zunehmender Alterung verstärken und dann durchaus dem Endstadium eines klassischen Rotporers gleichen kann.


    Gruß, Jürgen

    Hallo,


    den extrem stark aufgeplatzten ersten Unbekannten halte ich für dasselbe wie das vorher gezeigte, nämlich C. calopus, freilich hier fast bis zur vollständigen Unkenntlichkeit schmutzig verfärbt und seiner Bitterkeit wohl infolge dieser Überständigkeit verlustig gegangen.


    Den nachgeschobenen Filzröhrling deute ich auch als Hortiboletus engelii, insofern ist dein erster Eindruck richtig gewesen.


    Gruß, Jürgen


    P.S.: Die Gruppe ganz oben sieht zwar nach C. radicans aus, stark durchfeuchteter, alternder calopus kann aber auch so aussehen (Stiele nicht mehr schön rot, sondern schmutzig). In die Richtung sollte man schon mal überlegen, gerade wenn der Standort unter Buche, Fichte auf saurem Boden gewesen sein sollte.

    P.S.


    Leccinum brunneobadium unterscheidet sich ... durch eine durchmischtere Hutdeckschicht - also Kugelzellen, Zylindrozysten und normale Hyphen, während [bei] Leccinum pseudoscabrum [die] Hutdeckschicht so gut wie nur aus Sphaerozysten besteht.

    Wenn man bei Lannoy & Estades die - sicher als repräsentativ für die jeweilige Art gedachten - Mikroskizzen der HDS für L. carpini (pseudoscabrum) auf S. 157 und L. brunneobadium auf S. 161 vergleicht, so lugen bei Ersterem auch vereinzelte normale fädige Hyphen zwischen den Sphärozysten hervor. Somit ist dieses Merkmal wenigstens teilentwertet, die Unterscheidung qua HDS-Struktur würde dann am Vorhandensein oder Fehlen der Zylindrozysten hängen (die aber bei L. brunneobadium auch wenig deutlich skizziert sind).

    Hallo Christoph,


    ich sehe gerade, dass Den Bakker & Noodeloos (2005) in ihrer großen Leccinum-Revision in der Persoonia kein Wort über brunneobadium verlieren. Meine Erinnerung bezieht sich auf die Angaben auf Machiels entoloma-Website, die aber leider online nicht mehr auffindbar ist.


    Um ein kritisches Taxon wie brunneobadium besser zu etablieren, müsste die Trennung von pseudoscabrum sowohl morphologisch als auch molekularbiologisch eindeutig nachvollziehbar gemacht werden, und zwar auf der Basis wohldokumentierter Aufsammlungen. Daran fehlt es wohl momentan noch.


    Anbei noch eine Kollektion, wo sich helle und dunkle Farben wunderbar mischen, gewissermaßen eine forma "pseudovariicolor" -))




    Grüße, Jürgen

    Hallo Christoph,


    die dunkle Hutfarbe ist überhaupt kein Problem, siehe z.B. das junge Exemplar links.




    Was brunneobadium betrifft, folge ich in diesem Fall der Auffassung von den Bakker und Noordeloos, die - soweit ich mich entsinne - den Typus von brunneobadium sequenziert haben.

    Im Unterschied zum Artenpaar scabrum-melaneum gibt es hier ja - bisher - nicht einmal DNA-analytische Argumente für eine Trennung. Im Feld war es mir bisher nicht möglich, ein einwandfrei von L. pseudoscabrum unterscheidbares brunneobadium zu finden, wenn man einmal von scheinbar "passenden", aus größeren Kollektionen herausgepickten Einzelfruchtkörpern absieht. Ob der von Lannoy & Estades herausgearbeitete Unterschied in der HDS-Struktur ein wirklich brauchbares Unterscheidungsmerkmal darstellt, kann ich nicht beurteilen. Jedenfalls bestand für mich bisher nie die Veranlassung, entsprechende verdächtige Funde daraufhin zu checken. (aber wer checkt z.B. auch jeden Strubbelkopf, ob nicht vielleicht sporenmäßig doch mal ein Str. confusus darin versteckt ist). Ehrlich gesagt, hatte ich die Art für mich schon recht bald wieder vom Schirm genommen.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Bernhard,


    ich lege mich hier schon mal vorab, dank der vorbildlichen Dokumentation, auf einen jungen Hainbuchen-Raufuß fest :)


    Neben diversen anderen Argumenten spricht gegen L. duriusculum v.a. auch das Fehlen blauer Flecken im Bereich der Stielbasis im Anschnitt.


    Zum H.-R. passt übrigens auch die frühe Erscheinungszeit Anfang Juni zusammen mit dem Sommersteinsteinpilz.


    Übrigens sieht man auf zwei Fotos auch einen Hainbuchen-Schößling.


    Grüße, Jürgen

    Hallo zusammen,


    ich hätte jetzt keine größeren Schwierigkeiten damit, diesen Fund beim momentanen Stand der Kenntnisse noch bei Suillus grevillei einzuordnen. Die alt etwas weiteren, am Stiel netzig-längsmaschig herablaufenden Poren, das blauende Stielfleisch und das Vorkommen unter Douglasie sind allesamt Merkmale, die für den Goldröhrling schon berichtet wurden. Freilich lohnt es sich immer, solche eher ungewöhnlicheren Kollektionen zu dokumentieren und aufzubewahren, falls sich in der Zukunft, auch durch DNA-Analytik, neue Erkenntnisse ergeben.


    Grüße, Jürgen

    Hallo nochmal,


    der globaltwitcher-Link verweist auf den projectellus-Fund von diesem Jahr in Schweden, der authentisch ist. Mit Kroatien oder Italien hat das rein gar nichts zu tun. Auf welches italienische Forum will sich denn dein Pilzfreund bezogen haben?


    Der hier in diesem Thread vorgestellte Pilz ist jedenfalls eine Suillus-Art, wie man an den Drüsenpünktchen am Stiel unschwer erkennen kann


    Gruß, Jürgen


    Dann B. projectellus kann passen , er ist in Deutschland sehr selten aber in Mediterran häufig


    Hallo,


    da verwechselst du sicher was. Meines Wissens ist Aureoboletus projectellus aktuell nur in Skandinavien und im Ostseeraum nachgewiesen, und zwar in Norwegen, Schweden (Öland), Dänemark (Bornholm), Deutschland (Lausitz; mind. 5 Fundorte), Polen, Russland (Kaliningrad), Litauen, Lettland und Estland. Von mediterranen Funden habe ich noch nie etwas gehört. Ich glaube übrigens auch nicht, dass man die kryptischen, wenn auch oberflächlich ähnlichen "Boletellus"-Funde aus Norditalien bei Cetto (Nr. 1571, als B. cf. russelli), und Engel et al. (1996: 26 f.) hierher ziehen kann, zumal beide wohl in thermophilen Eichen- bzw- Laubwäldern gemacht worden sein sollen (A. projectellus ist aber streng an Kiefern gebunden).
    Gruß, Jürgen

    Hallo,


    ich teile Pablos Einschätzung, weise aber schon mal vorsorglich daraufhin, dass bei Funden aus der Rotfüßchenverwandtschaft neben den schon genannten auch in jüngerer Zeit beschriebene Arten wie Xerocomellus sarnarii oder Xerocomellus poederi mit in die Betrachtung einbezogen werden sollten. Es ist nicht auszuschließen oder sogar wahrscheinlich, dass hier noch weitere "hidden species" in naher Zukunft enttarnt werden.


    Gruß, Jürgen

    Hallo,


    ich vermute sehr stark, dass es sich hier um einen Blässling von Leccinum schistophilum (syn. palustre) handelt. Die felderig-rissige Huthaut und die Fleischverfärbungen passen gut, auch der feuchte Standort. Vgl. z. B. hier, hier und hier.


    Bitte ergänze doch kurz, ob sich die rötenden Bereiche der Trama nach einigen Minuten Richtung Grau weiterverfärbt haben. Das Fleisch kann im unteren Stieldrittel nicht nur blau-türkis, sondern auch gelb sein.


    Gruß, Jürgen

    Hallo Eike,


    zunächst mal Gratulation zu dem schönen Fund. Allerdings kann ich nur die ersten drei Fotos eindeutig als moravicus bestätigen. Die Bilder 4 und 5 - diese Frkp. leider ohne Schnittbild - sehen mir hingegen sehr nach Ziegenlippen aus, die durchaus zur selben Zeit am selben Standort wachsen können, gerade auch solche schlanken, braunhütigen Formen. Auch das Sporenbild gefällt mir nicht so recht, die Sporen sind für moravicus zu schlank (siehe zum Vergleich auch Hartmut Schuberts Doku hier); stammen die abgebildeten Sporen evtl. von den Frkp. auf Bild 4?


    Grüße, Jürgen

    Hallo zusammen,


    mir würde wiederum L. duriusculum besser gefallen als L. variicolor, nicht nur wegen der für ältere Frkp. durchaus typischen stark längsmaschigen Netzzeichnung und der Begleitbaumangabe, sondern auch wegen der Erscheinungszeit: In unseren Breiten wächst variicolor kaum im Hochsommer, da müsste man schon in hochmontanen Regionen unterwegs sein. (Nur dem Bild nach könnte man evtl. noch L. schistophilum in Erwägung ziehen.)


    Vielleicht werden ja vom Finder noch jüngere Fruchtkörper nachgereicht.


    Grüße, Jürgen