Beiträge von KaMaMa

    Hallo Peter,


    im Nachbarvisum ist aus meiner Sicht etwas weniger los als hier. Antworten tut dort leider fast nur einer, und den triffst du hier auch.


    Auf FB bei den Franzosen ist es etwas lebhafter als hier. Die Mitglieder der englischsprachigeng Gruppen sind weltweit verteilt und dementsprechend oft kommen Posts von Down-Under, Amerika, Indien oder Fernost. Meistens wird nur ein Bild gezeigt und eine ID gewünscht, naja.

    Die ganze FB-Srruktur finde ich sowieso grauslig.


    Bei den Briten habe ich schon länger nicht mehr ins Forum (fungi.org.uk) reingeschaut. Ihr Forum ist ist lokaler, es lebt und ist recht aktiv. Zuletzt auch einige Diskussionen über Zeichenflechten, wie ich sehe...

    Das könnte also etwas bringen, dort damit vorstellig zu werden.

    Sehr gute Idee!


    LG, Martin

    Hallo Peter,


    wieder eine interessante Kruste!


    Beim Lesen deines Flechtenfund heute morgen fiel mir als erstes der stark verwitterte Sandstein auf (Quarzkörner). Kalkstein ist das meiner Meinung nach nicht. Ich komme aus einer Gegend mit Muschelkalk und u.a. kalkgebundenem Sandstein. Also hatte ich mich in der Anfangszeit darauf verlassen, dass die Steine hier, insbesondere auch die Werksteine an Friedhofs- und Burgmauern, kalkhaltig sein müssten.

    Natürlich falsch gedacht: Ist die (Werk)steinoberfläche nur lange genug der Witterung und dem säuerlichen Regenwasser (CO2) ausgesetzt, wird der Kalk aus der Oberfläche gelöst und bleibt saures oder schwach kalkhaliges Gestein übrig. Die Kalkbindung geht verloren und der Sandstein bröselt. Bei quarzgebundenem Sandstein ist die Verwitterung zwar anders, er ist aber von Hause aus sauer. Ein Test mit Säure zeigt bei verwittertem Sandstein meist keine Bläschenbildung, auch wenn das ursprüngliche Gestein kalkhaltig war.


    Bei der Flechtenbestimmung ist nun aber gerade die Entscheidung, ob kalkhaltiger Stein oder saures Gestein (Silikat), sehr wichtig.

    Wenn dir bei der Probennahme die Oberflächenschicht des Steins quasi entgegenfiel, hast du ja Material, um diese These an deiner Probe zu überprüfen.

    Oder nimm ein bisschen Säure mit vor Ort.


    Bei der Lugolreaktion des Hymeniums bin ich unentschlossen, ob hier nicht hier auch eine Blau-Orange-Blau-Abfolge vorliegt. Für J+blau gibt es mMn viel zu viel Orange. Wichtig ist natürlich, zwischen den Reaktionen J und K/J des Hymeniums zu unterscheiden! Nun zeigst du eine ausbleibende K-Reaktion, anschließend die Lugol-Reaktion. Ich frage mich, ob du das an der gleichen Probe beobachtet hast. Vorsicht, es gilt K <> K/J! Wird die Reaktion auf J im Schüssel benötigt, darf zuvor keinesfalls KOH zugesetzt worden sein.


    Was sind eigentlich die gelblichen Strukturen auf dem Thallus?

    Eine andere, aufsitzende, gelbe Flechte? Oder Algen? Oder gehört das zu der Zeichenflechte? Bereifung? Hast du das mikroskopiert? Reagiert es mit K mit Farbumschlag?


    Die 3-septierten Sporen weisen bei Wirth zum Opegraphaschlüssel. Dort geht es über 1*-6*-7-8 zur Frage nach dem Gestein. Ich würde vermuten, dass hier kalkfrei richtig wäre und würde deshalb Silikat wählen. 8-9* Die Scheiben sind auf den Fotos langgestreckt und unbereift. 10 Hier wird es kniffelig, ich würde die Apothecienmaße heranziehen, sicherstellen, dass das Hymenium in J und in K/J unterschucht wurde, in mich gehen, ob der Thallus deutlich sichtbar war (das scheint vielleicht auf den Fotos nur so, wegen des Kontrastes zur gelben Nachbarflechte)... O. confluens käme ev. in Betracht, kommt aber nach Wirth auf salzbeeinflussten Steinen an der Küste vor, bei Italic hingegen ist sie ein Sysnonym für O. calcarea und häufig auch im höchsten Apennin. Ein rosa überhauchter Thallus in deinen Lupenbildern fällt auf. Ich würde deshalb 10* wählen, da sie sicher nicht nicht halophytisch ist. Jetzt folgt bei 11 eine interessante Bemerkung: "Wenn Sp. stets 4z, 11-22 x 3-5, Hymenium oben J+blau, unten J+orangerot, Subhymenium J+hellblau, vgl. O. ochrocheila"!

    Als ich das gelesen hatte, musste ich sofort an deinen letzten Post denken. Lustigerweise fehlt O. ochrocheila im Wirth, weil sie nach Alyxoria verschoben wurde. Vielleicht hast du zweimal die gleiche Flechte gefunden?


    Über die Pfade kalkhaltiges Substrat und Rinde gelangt man übrigens auch zu A. ochrocheila, sie ist also recht substratvag.

    Das Excipulum von A. ochrocheila soll aber K+rot/braun reagieren, braue Bereifung auch. Das würde ich mit 20%iger KOH unter dem Mikroskop an enem Queschnitt überprüfen. Wenn die Bereifung fehlt, kann sie nicht reagieren. Sie könnte durchaus, wenn auch schwach, vorliegen. "Ap.rand oft mit braunorangem, K+rotem Reif."

    Bei Italic werden immer etliche zusätzliche Strukturgrößen genannt (Dicke Excipulum, Hymenium, Subhymenium, Durchmesser Paraphysen, etc.), die würde ich zur Absicherung ebenfalls mit überprüpfen.


    Krustenflechten sind ein kniffliges aber schönes Hobby!


    LG, Martin

    Hallo Peter,


    mit Pyknosporen sind die Konidien des Pilzes gemeint. Bei Flechten werden die Haupt- und Nebenfruchtformen oft im Thallus direkt nebeneinander gebildet. Bei den Zeichenflechten findest du zwischen den Apothecien - oder etwas getrennt daneben - oft kleine, punktförmige, hâufig schwarze, eingesenkte oder etwas erhabene Strukturen, die Pyknidien. In ihnen werden asexuell Pyknosporen (Konidien) gebildet. Diese können und müssen teilweise zu Bestimmungszwecken herangezogen werden. Da sie recht klein sind, am Besten als ganzes extrahieren und unter dem Deckglas zerquetschen. Konidien treten dann in großer Zahl aus.


    Gruß vom Bleichsee, Martin

    Hallo Peter,


    angeregt durch deinen neuen Beitrag über eine saxicole Zeichenflechte, habe ich mich nochmals etwas genauer mit dem Angaben beschäftigt. Du hast den Kalkgehalt des substrats nicht geprüft, wahrscheinlich, weil du Teile der Flechte auch auf der Mörtelfuge wachsend vorfindest. Relativ früh im Bestimmungsschlüssel stellt sich die Weiche, ob kalkhaltiges oder Silikatgestein.

    Altes, verwittertes, ursprünglich kalkhaltiges Substrat kann oberflächlich ausgewaschen und kalkfrei sein!

    Ohne dieses Wissen muss man beide Schlüsselpfade prüfen. Die breiten, weißlichen Scheiben stören mich auch schon die ganze Zeit etwas...

    Ich denke, es ist zudem wichtig und hilfreich die typische Lirellenbreite und -länge zu bestimmen und mit den Angaben zu vergleichen. Das kann sehr helfen.


    Vielleicht hast du einen größeren Krümel mit Substratanhaftungen. dann kannst du den Test z.B. mit gesättigter Zitronensäure noch nachholen.


    Kurz und gut: was spräche gegen Alyxoria ochrocheila? Alyxoria wurde aus Opegrapha ausgegliedert und weist im Gegensatz zu Opegrapha s str. klaffende (!) Apothecien auf. A. ochrocheila hat passende Sporengrößen und das Hymenium reagiert in Lugol zuoberst blau, darunter orange, das Subhymenium aber ausdrücklich wieder blau! Vgl. Bild 8.Sie kommt nördlich in D und besonders auch in Küstennähe vor.

    Die Flechte wäre zudem nicht als extrem selten eingestuft, was immer stutzig machen sollte.

    LG. Martin

    Hallo Peter,


    da hast du fleißig nachgelegt!

    Deinen Foto nach würde es mich wundern, wenn die Apothecien keine weißen Scheiben hätten. Der Bildausschnitt ist doch voll damit, oder was sehe ich da sonst?


    Deine Quetschprobe reagiert also farblich negativ auf KOH?

    Das Excipulum sollte meinem Verständnis nach die unterste, schwarzbraune Schicht sein. Zwischen Hymenium und Excipulum befindet sich ein hellbraunes Hypothecium (= grisselig Braunes unterhalb der Asci). Das Excipulum sollte bei einigen der im Schlüssel genannten Flechten farblich reagieren oder gar in die Flüssigphase "ausbluten", O. demutata genau eben nicht. Auch das schwach braune Epihymenium färbt sich nicht ansatzweise ein, es entfärbt sich nur durch Auflösen der sek. Flechtenstoffe dort.

    Das spricht in Summe vermutlich schon alles für O.demutata.


    Hinsichtlich der Nachweishäufigkeit bin ich ganz deiner Meinung: Die Flechtenart ist bestimmt unterbestimmt! Wer beschäftigt sich schon mit der Bestimmung von einem solchen weißen "Vogelsch***", der nur mikroskopisch und mit Hilfe von Chemikalien bestimmt werden kann? Dem typischen Wald- und Wiesenflechtenfreund ist alles, was nicht mit einem Foto bestimmbar erscheint, zu kompliziert. ==Gnolm4 ==Gnolm5 ==Gnolm9


    Häufig ist sie aber ganz bestimmt nicht. Ich beschäftige nun seit einiger Zeit mit Krustenflechten, habe aber bis heute keine saxicole Zeichenflechte gefunden. Zumindest erinnere ich mich nicht daran...


    Ich bin gespannt, wass deinen Fotos mit besserer Kamera noch zeigen werden.


    LG, Martin


    P.S.

    Die blasige Struktur in Bild 7 könnte ein junger Ascus in der Entwicklung sein, ich wüsste nicht, was sonst in Frage käme.

    Hallo Peter,


    schöner, sehr interessanter Fund und schöne Dokumentation!

    Auch ich gelange beim Schlüsseln anhand deiner Fotos und Angaben beide Male (Wirth und Italic) zu O. demutata. Das wäre eine recht spezielle und selten Flechtenart.


    Auf Bild 3 meine ich auch weiße Apothecienscheiben zu erkennen; aber sind sie eventuell weiß bereift oder unbereift? Du schreibst leider nichts dazu. Wenn du das gezielt unter der Lupe prüfst, müsste eine Bereifung feststellbar sein. Was jeweils auf Bild 4 mit der Kratzprobe zu sehen ist, ist etwas schwer zu erkennen (Oberseite, Unterseite, Apothecium, Mark, ...). Jedenfalls erkenne ich dort nirgends weißliche oder weiß bereifte Apothecienscheiben.

    Auschnitt aus Bild 3 mit weißen Apothecienscheiben


    Hast du das Apothecium im Querschnitt unter dem Mikroskop mal mit KOH 20% traktiert? Sollte bei O. demutata reaktionslos bleiben (Wirth, Opegrapha-Schlüssel, #24).

    (Bei Alyxoria ochrocheila (Wirth, #25) hingegen scheint man mit K eine rote Reaktion des Excipulums und/oder des braunen Reifs erwarten zu dürfen. Die Scheiben von A. ochrocheila scheinen schwärzlich zu sein, zudem lebt die Flechte meist auf Rinde. Eine braune Bereifung ist auf den Fotos auch nicht zu erkennen. Sie passt hier vermutlich schlecht! O. rupestris (Wirth, #25*) darf ebenfalls K+ reagieren, lebt aber parasitisch und scheidet aus. Auch bei Arthonia/Opegrapha (?) calcarea (Wirth, #23) wird eine Reaktion des Excipulums mit KOH angegeben (hier olivgrün), bei O. suecica K+ hell violettrot.). Die (ausbleibende) KOH-Reaktion des Excipulums würde ich zur Absicherung / Bestätigung überprüfen.

    LG, Martin

    Nicht nur für frankophone Flechtenliebhaber sind folgende tolle Bände interessant: Jedem, der des Französischen mächtig ist, kann auch der französische Flechtenführer aus dem Verlagshaus Belin empfohlen werden. Frankreich ist nicht weit von Deutschland entfernt, die meisten der behandelten Flechten kommen auch bei uns vor.

    Die Bücher sind jeweils deutlich unter 20€ vergleichsweise günstig zu haben.


    Die Bücher sind als dreibändige Softcoverversion "Guide des Lichens de France" erhältlich und gliedern sich in die Bände "Lichens des sols" (Auflage 2012 mit 224 Seiten), "Lichens des arbres" (Auflage 2013 mit 240 Seiten) und "Lichens des roches" (Auflage 2016, 320 Arten auf 384 Seiten). Neuere Auflagen aus den 20er Jahren sind erhältlich.


    Ältere Auflagen von 2012 (Sols), 2013 (Arbres), 2016 (Roches), es exisiteren neuere Auflagen im Buchhandel


    Die drei Bände enthalten zwar keine dichotomen Bestimmungsschlüssel, sind aber nach makroskopischen Merkmalen gegliedert, was das Auffinden der gesuchten Art erleichtern kann.

    So wird im Band "Lichen des roches" z.B. nach Nabelflechten; Blattflechten; Strauchflechten; Schuppenflechten; Gallertflechten; Krustenflechten: gelappt, ungelappt auf Kalk, auf Silikat, sterile Flechten sortiert. Dann jeweils nach Farbe, Apothecienform, ob Sorale vorliegen, oder nach anderen jeweils auffälligen makroskopischen Kriterien gruppiert:

    Farbliche Markierungen zum schnelleren Auffinden einer gesuchten Art, hier Erklärung auf dem Einband zu den Bodenflechten


    Den Arten ist jeweils eine Doppelseite gewidmet. Manchmal werden auch 2-3 ähnliche Arten auf einer Doppelseite abgehandelt. Verwechslungsarten werden somit auf der gleichen Doppelseite gegenübergestellt, makroskopische und ggf. mikroskopische Eigenschaften sind tabellarisch zusammengefasst und gegenübergestellt. Reichlich Fotos auf der rechten Doppelseite helfen.

    Bei Peltigera-Arten sind z.B. (fast) immer auch die Unterseiten der Flechten mit abgebildet, was sehr hilft!

    Doppelseite zu O. parella und O. tartarea aus dem Führer "Lichen des roches"


    Einführende Kapitel zu den Flechten und als Anhänge Bibliographie, Glossar (nützlich auch für Nichtmuttersprachler) sowie Index runden die Bücher ab.


    LG, Martin

    Hallo Mario,


    ich hatte letztes Jahr den gleichen Pilz S.setosa an meiner Felsenbirne in Garten. Nach dem Aufplatzen der Rinde und dem Sichtbarwerden des Fruchtkörpers hat es nicht lange gedauert, und der befallene Stamm ist noch im gleichen Jahr bei einem nicht sehr heftigen Herbststürmchen auf Höhe der Fruchtkörperbildung abgebrochen.

    Schau dir mal an, wohin dein Baum fallen könnte und ergreife im Zweifel entsprechende Maßnahmen. Der Baum macht es wohl nicht mehr lange...


    LG, Martin

    Hallo!


    Schöne gelbliche bis rötlichen Tropfen können etliche Pilze bilden, sieht man halt nicht schrecklich oft.

    Vielleicht eine sehr junge Ischnoderma, ehe Hüte gebildet werden?

    Ob dieser Pilz auch in 1,5m Höhe vorkommt, weiß ich nicht.

    Andererseits weiß man gar nicht, ob der gezeigte Pilz überhaupt einen Hut ausbilden wird: es gibt aber auch resupinate Pilze, die schöne Tropfen bilden können...


    Ob das Rätsel je gelöst wird?


    LG, Martin


    Tröpfelnde Ischnoderma

    Hallo Dani,


    schöne Cadonien hast du gefunden!

    Auch wenn die Farbreaktionen negativ sind, so ist das auch ein bestimmungsrelevantes Ergebnis.

    Ein negative Ergebnis mag beim ersten Versuch zwar irritieren, ist aber nichts ungewöhnliches.

    Eine positive Reaktion sähe z.B. wie folgt aus:

    Positive Farbreaktionen an Cladonia sind kräftig gelb, orange oder rot bis rotbraun. Im Zweifel die Flüssigkeit mit der Ecke eines weißen Papierstreifens aufnehmen und dort die Farbe kontrollieren!


    Das zweite Bild (vielleicht auch das erste) zeigt vermutlich Cladonia squamosa, die reaktionslos bleibt, R- ist (P-, K-).

    Sie zeichet sich durch eine grünlich-graue Farbe, braune Fruchtkörperchen, einen zierlichen Wuchs mit vielen Blättchen an den (u.U. etwas fingerartig verzweigenden) Podetien (= Stämmchen) aus.

    Die Podetien sind hohl, an den Enden offen, so dass man ins Innere blicken kann und ohne richtige Becher, bestenfalls leicht trichterartig verbreitert.

    Die offenen Enden erkennt man im 2.Foto: wenn man von oben auf die Podetien blickt, dann kann man in die Stiele hineinblicken.

    C. squamosa kommt häufig auf bemoosten Baumstümpfen vor!

    Einige Eigenschaften von C. squamosa, K und P färben die Flechte nur grünlich, weil nass die grünen Algenzellen durch die Rinde hindurchschimmern


    Um die Flechte zu bestimmen, versuche doch einmal den englischsprachigen Cladonien-Bestimmungsschlüssel bei Italic.

    Dort gibt es zu allen Flechtengattungen Schlüssel und einen Bestimmungsschlüssel zum Finden des passenden Bestimmungsschlüssels ("General Key", ganz oben auf Seite verlinkt).



    Ferner zeigst du noch eine stark verzweigte Cladonie, eine Rentierflechte.

    Da auch sie R- ist, schränkt auch dies die Auswahl ein.

    Welche es genau ist, dazu bräucht man etwas mehr Details...

    Jedenfalls scheinen die Verzeigungen gerade in alle Richtungen abzugehen, die Ästchen sind nicht in eine Richtung geneigt/gebogen.

    Vielleicht kannst du von einer Probe im Tageslicht Fotos machen, auf denen man die Verzweigungen, die Farbe der Stämmchen erkennt, ob die Achsel (Stelle zwischen den Verzweigungen) offen sind, sind die Äste der Verzweigungen ähnlich dick, oder gibt es einen deutlich dickeren Hauptstamm, wieviele Äste gibt es typisch an den Verzweigungen, usw.

    Schau dir den Italic-Schlüssel für Rentierflechten an, dann verstehst du, worauf bei der Bestimmung zu achten ist.

    Oder stelle noch ein paar Detailfotos ein und beschreibe idealerweise was du damit zeigen möchtest, dann kommen wir der Sache bestimmt näher!



    Sehr hilfreich ist natürlich ein Flechenbestimmungsbuch wie "Flechten einfach bestimmen" oder, wenn vergriffen, auch "Die Flechten Mitteleuropas" (= zweite Auflage des erstgenannten Buches mit neuem Titel). Beide Bücher sind nicht teuer, sehr gut geschrieben, reich bebildert und könne viele Jahre lang beim Flechtenbestimmen helfen. Sehr zu empfehlen, wenn du dich für Flechten interessierst.

    Wem das nach einer Weile nicht mehr genügt, der braucht die beiden Bände "Die Flechten Deutschlands" mit sämtlichen Arten des deutschspracheigen Raums, u.a. mit detailierten Bestimmungsschlüssel in drei Ebenen für Algenpartner, Flechtengattungen und zuletzt für Flechtenarten. Alle Arten werden im Hauptteil beschrieben, teils mit begleitendem Foto.


    LG, Martin

    Hallo!


    Ja, der Schwarzwald ist großartig!


    Aber es gibt so viele wundervolle Orte, die meist gar nicht weit entfernt liegen.

    Und wenn wir unsere Lupe auspacken, um wieviel mal größer wird diese wunderbare Welt dann noch!

    Ein Moospolster ist ein Wald, eine Pfütze wird ein Meer, ein morscher Stubben gleicht einem bewaldeten Gebirgsrücken.

    Und ich, ich werde wieder ein kleiner, staunender Junge. ==Gnolm11


    LG, Martin

    Hallo Hilmi,


    ich war natürlich slleine unterwegs. Wer sonst ist schon so spinnert, außer den Leuten hier im Forum vielleicht.

    Daher der Plural in "Das hält uns nicht auf ".

    Ich muss dich etwas korrigieren: ich wurde nicht etwas feucht, sondern klatschnass, und das trotz "Regen"jacke. Der "wasserfeste" Rucksack war ebenfalls durchweicht. Ich hatte großes Glück, dass die Kamera alles unbeschadet überstanden hat.

    Heute wurde ein Regenponcho bestellt, Donnerwetter!

    Trotzdem war es ein schönes Erlebnis, klar!


    Vielleicht war das Schwert ja da? Ich hätte sowieso gar nichts davon gesehen...


    LG, Martin

    Hallo!


    Vergangenes Wochenende wollte ich am sommerlichen Mummelsee nach den Flechten schauen und fuhr gen Süden.

    Bei meinem letzten Besuch Ende Mai war von den Flechten nicht sehr viel zu erkennen, da Schnee und gefrierender Nebel alles - zugegebenermaßen sehr fotogen - überdeckten.

    Im Rheintal auf Höhe des Ziels angekommen musste ich erkennen, dass sich das Bergwetter nicht an die Wettervorhersage halten wollte.

    Die Wolken hingen tief und die Berge waren ab halber Höhe in dichten Nebel gehüllt.

    Bild 1a Blick über den Mummelsee zur Hornisgrinde Anfang Mai, vor dem Wintereinbruch Ende Mai


    Bei Sichtweiten von knapp 20m habe ich trotz Schleichfahrt den Zielparkplatz direkt neben der Straße nur mithilfe des Navis finden können, ich wäre fast daran vorbeigefahren!

    Den Mummelsee habe ich also gefunden, aber an diesem Tag nichts davon gesehen:

    Bild 1b Blick über den Mummelsee zur Hornisgrinde letztes Wochenende (gleiche Stelle, gleiche Blickrichtung wie Bild 1a)


    Aber das hält uns ja nicht auf!

    Das Berghotel direkt neben der Straße und der Weg daneben bergauf muss per GPS gefunden werden.

    Auf dem Schotterweg geht es hoch, der Nebel dämpft das Licht, der Wegrand ist aber erkennbar.

    Bild 2 Bergauf geht es


    Den Flechten scheint das Wetter zu gefallen, sie erstrahlen in kräftigem Grün:

    Bild 3 Cladonien am Wegesrand


    Bild 4 Die Spinnen sind über das Wetter wohl weniger erfreut. Die Mahlzeit lässt bei kühlen 16°C auf sich warten, die Fallen sind enttarnt.


    Bild 5 Rotfrüchige Cladonia digitata-Becher mit runden, unterseits sorediösen Grundschuppen und C. macilenta-Säulen nebeneinander auf morschem Holz.


    Bild 6 Weiter oben im Nebelwald wird die Sicht besser, da der Nebel von der Vegetation aus der Luft gekämmt wird.


    Bild 7 Die Baumstämme triefen vom Tau.


    Bild 8 Der Weg wird enger und die Hose ist schnell bis zur Hüfte durchweicht.

    Ich möchte die Flechten auf der Blockhalde kontrollieren, was zuletzt nicht ging, da sie vom Schnee bedeckt waren.


    Bild 9 Baeomyces rufus mit Tau auf der Linse fotografiert, erschwerte Bedingungen!


    Bild 10 Das Waschküchenwetter hat seinen Reiz, wenn es nur nicht ganz so nass wäre...


    Bild 11 Erika, Preiselbeeren, Blaubeeren, ...


    Bild 12 Endlich da - und natürlich setzt der Regen ein.


    Bild 13 Die Nabelflechten sind noch ganz gut erkennbar.

    Die meisten Krustenflechten sind zu durchweichtem, ununterscheidbarem Brei aufgequollen.


    Bild 14 Zumindest die Landkartenflechtenlager heben sich vom Rest deutlich ab.


    Bild 15 Vermutlich Rhizocarpon lecanorinum mit typisch sichelförmigen, hellgelben Areolen um die schwarzen Apothecien

    Dazwischen eine weitere, intensiver gelbe Rhizocarpon (cf. geographicum) mit Apothecien zwischen den Areolen.


    Bild 16 Schnürlesregen und die Laune gelangt auf den Tiefpunkt...

    Warum meine Regenjacke "Regen"jacke heißt, erschließt sich mit nicht.

    Mittlerweile bin oben wie unten ich bis auf die Haut nass.


    Auf dem Rückweg zum Auto habe ich kaum mehr ein Auge für Details.

    Bild 17 Pseudevernia furfuracea mit stiftförmigen Isidien


    Bild 18 Eine letzte Cladonia mit einer riesigen Schüssel, die ich als C. chlorophaea einordnen würde.


    Bild 19 Ab nach Hause!


    Auf dem Rückweg nach Hause kommt einige Kilometer weiter nörlich die Sonne raus.

    Ein Zwischenstopp zum Durchtrocknen und bisschen Gucken:

    Bild 20 Mooriges Gelände im Nordschwarzwald in der Nähe von Calw


    Bild 21 Kräftig gelbe Flechte auf Kiefernborke direkt am Wegesrand - eine Chrysothrix candelaris, die sehe ich sonst nicht oft.


    Bild 22 Eine feinmehlige Cladonia cenotea auf Birkenborke mit nach innen gerollten Becherrändern.

    Ihre Becher haben keine Böden, sind also trichterartig und hohl, und sie sprossen fingerartig am Rand.


    Hier im Naturschutzgebiet dürfen die Wege natürlich nicht verlassen werden.

    Direkt am Wegrand gibt es leider nicht sehr viel zu beobachten, aber zum Durchtrocknen hat der Stopp gereicht.

    Nun hoffe ich für den nächsten Besuch auf besseres Wetter! ==Gnolm21


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    im letzten Bild würde ich schon eine P. canina und keine P.membranacea vermuten: Breite Lappen mit heruntergebogenen Rändern sind typisch für die Gruppe Canina-Paetextata-Membranacea, die weißen Zottelrhizinien und die filzige Oberseite aber doch typisch eher für P. canina. (?)


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    ja, den dickeren, steiferen Thallus bei P. neckeri kann ich bestätigen!

    Ich habe die P. hymenina aus der Schachtel geholt und im trockenen Zustand mit dem der P. neckeri verglichen.

    Während die P. membranacea fast papierig wirkt, ist die P. neckeri deutlich steifer und derber im Biegeverhalten.

    Gemessen habe ich die Thallusdicke nicht, weil das auch schwierig wäre, wegen der filzigen Unterseite - wo hört der der Filz auf, wo fängt die Umgebung an.

    Wichtiger wäre in diesem Zusammenhang vermutlich die Cortexdicke auf der Oberseite. Die habe ich aber auch nicht gemessen...


    Interessant find ich in dem Zusammenhang schon die schwärzbraunen Apothecien, die im deutschen Schlüssel nur bei der Art P.neckeri erwähnt werden, sonst nicht.

    Im Kanadischen Schlüssel (Trevor Goward et al. , "The Lichens of British Columbia, Illustrated Keys, Part 1 — Foliose and Squamulose Species"), in dem alle in Litauen und Deutschland vorkommenden Peltigeren (und ein paar andere zusätzlich) abgehandelt werden, werden die schwarzen Apothecien bei Cyano-Peltigeren ohne Isidien mit glatter, bereifter Oberfäche als Schlüsselgröße angeführt und dann unter P. neckeri und P. collina unterschieden. Ich erwähne den Schlüssel insbesondere dehalb, weil er gute Zeichnungen auch der Unterseiten der Peltigeren, enthält. Auf diesen Schlüssel im französischen Flechtenforum hingewiesen, als ich die häufig schlechte Bilddokumentation der Peltigera-Unterseiten in der Literatur beklagte.

    Behandelt werden dort: Peltigera aphthosa, britannica, canina, cinnamomea, collina / scutata (syn.), degenii, didactyla / spuria (syn.), extenuata, elisabethae, evansiana, horizontalis, kristinssonii, lactucifolia / hymenina (syn.), lepidophora, leucophlebia, malacea, membranacea, neckeri, neopolydactyla / occidentalis (syn.), pacifica, polydactylon, ponojensis, praetextata, retifoveata, rufescens, scabrosa, venosa


    Der Schlüssel ist für dich als Peltigera-Interessierten sicher interessant, dachte ich mir, falls du ihn noch nicht kennen solltest...


    LG, Matrin

    Hallo Peter,


    lirellenförmige Apothecien sind eine interessante Idee! Leider hatte ich keine Probe der Flechte mitgenommen und finde sie nur auf den Fotos. Da ich heute wieder in den Nordschwarzwald in die Flechten fahre (neue Schuhe testen, bevor es damit in die Alpen geht), werde ich auch danach die Augen offen halten. Vielleicht finde ich sie wieder. Dann ist sie fällig!


    Hast du zu deiner Wickel-Flechte schon etwas herausgekommen? Das würde hier bestimmt auf Interesse stoßen... :gnicken:


    LG, Martin

    Hallo Ingo,


    vielen lieben Dank, dass du deine reiche Erfahrungen mit uns teilst!

    Wieder einmal ist die Unterseite der Peltigera ausschlaggebend - interessant.

    Ich finde es seltsam, dass selbst im Wirth-Hauck-Schultz hauptsächlich die Oberseiten in den Bildern gezeigt werden.

    Eigentlich sollte man immer beide Oberflächen abbilden; das wäre zumindest bei Peltigera sinnvoller, als die Unterseite nur im Text zu beschreiben und im Schlüssel abzufragen.


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    da hast du womöglich Recht, hihi. ==Gnolm23

    Gut, man muss natürlich dafürhalten, dass nur einer - in diesem Falle ich - die Flechten vor Ort gesehen und die Proben in Händen hält.

    Andere können nur Fotos (Qualität sehr variabel) interpretieren und den Begleittext (Qualität ebenfalls sehr variabel) zu Fotos lesen.


    Das ist natürlich schwieriger...


    LG und danke für deine Meinung!

    Martin

    Hallo,


    heute im Wald über kalkgebundenen Sandstein (Stubensandstein) stieß ich gleich 10m neben dem Parkplatz auf interessante Peltigeren zwischen Moos und Erika.

    Es waren relativ kleine Thalli, mit rundlichen Lappen, deren Ränder wellig und etwas aufsteigend sind.

    Viele sehr dunkle Apothecien, teils schwarz, aber auch dunkelbraune darunter.

    Bild 1 Kleine Peltigera-Thalli mit rundlichen Lappen bis ca. 3 cm breit


    Die Unterseite ist randlich hell (leicht bräunlich) und rhizinienfrei, die Adern nur angedeutet.

    Etwas weiter zur Mitte hin kleine, weit auseinander stehende Büschelchen dunkler Rhizinien;

    noch weiter zur Mitte ein abrupter Wechsel zu einer dunklen, verfilzten Fläche mit dunkeln Rhizinien:

    Bild 2 Unterseite mit abruptem hellbraun-schwarzbraun-Wechsel längliche weiße, ovale Fenster im Randbereich.

    Ich könnte mir auch einbilden, einen zarten rosa Schimmer im Hellbraun am Rand zu sehen.


    Bild 3 Größere Ansammlung mit vielen Apothecien und von mir angehobenem, jungem Lappen mit Apothecien-Initialen


    Bild 4 Hochstehender (so gewachsen), junger Lappen mit dunklen Rhizinienbüscheln mit hellen Spitzen


    Bild 5 Aufsteigender Lappen mit vielen eingerollten, sehr dunkelbraunen Apothecien


    Bild 6 Ränder wellig und aufsteigend


    Bild 7 Lappenränder etwas breift und kein Tomentum


    Im trockenen Zustand:

    Bild 8 Thallus ist etwas glänzend, sehr brüchig und reißt schnell ein


    Bild 9 Frische und alte Risse


    Bild 10 Unterseite randlich hellbraun mit dunklen Rhizinienbüscheln


    Peltigera im trockenen Zustand:

    Oberseite rissig, Unterseite bräunlich, am Rand hell, zur Mitte hin sehr dunkel.

    Rhizinien bis 4-5mm lang, pinselartig verzweigt.

    Apothecien dunkelbraun/schwärzlich.

    Oberseite stahlgrau, stellenweise bräunlich.

    Bild 11 Collage zu Peltigera im trockenen Zustand


    Bild 12 Ein schwärzliches Apothecium wirkt angefeuchtet dunklebraun


    Bild 13: Die Apothecien durchlaufen bei dieser Peltigera die Entwicklung von rund und heller braun (rechts oben), über gestreckt, noch deutlich braun und schon eingerollt (gleicher Lappen links darunter) hin zu schwarz (mehrere Fruchtkörper vorne rechts)


    Handelt es sich um eine P. hymenina mit ockerfarbenem Rand auf der Unterseite und extrem dunklen Apothecien?

    Die Unterseite des Fundes erinnert mich sehr an die P. hymenina aus den Vogesen von Anfang des Jahres.

    Die Apothecien sind sehr dunkel, teils schwarz - was mich an P. neckeri denken lässt, auch wegen der (nicht überall) rissigen Oberseite...

    Halt jemand einen Tipp? Sennepilz vielleicht?


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    deine Peltigera ist grün, aber auch etwas olivstichig, stellenweise bräunlich (olivbraun).

    Die Grünalgen-Peltigeras (ich habe noch keine gefunden), sind in den bebilderten Schlüsseln intensiv reingrün - und haben allesamt, wie du ja anmerkst - oberseits oder auch unterseits, immer Cephalodien.


    Schau doch mal nach, ob du nicht Nostoc-Ketten oder -Klumpen in der Photobiontenschicht findest.


    Ähnlich grüne Peltigeras habe ich auch schon gefunden, das finde ich nicht unbedingt ungewöhnlich.

    P. cf. membranacea - in grün


    Und P. rufescens hat sich nach dem Befeuchten ordentlich grün gefärbt:

    P. rufescens - feucht grün


    Nostoc ist ja auch nicht wirklich braun oder schwärzlich sondern auch (oliv)grün.

    Nostoc


    LG, Martin