Beiträge von Sebastian_RLP

    Hallo zusammen,


    ich berichtete kürzlich vom Fund einer Helvella monachella (fraglich spadicea oder leucopus): Überraschungen auf Sand


    Hier nochmal ein Bild:


    Mittlerweile konnte ich auch reifere Sporen gewinnen, die jetzt sehr gut ins Bild passen (vgl. Skrede 2017 oder Häffner 1987).


    Ich habe jetzt noch etwas zum Pilz recherchiert, weil sich mir die Frage stellte, ob und wie man den jetzt sicher benamsen kann.


    Ich hatte ja bereits ausgeführt, das für den Fund verschiedene Taxone infrage kommen, wobei sich gleichzeitig die Fragen stellen, ob es sich erstens bei diesen Taxonen um eigene gute Arten oder Synonyme handelt und zweitens, welches Taxon den das gültige ist, wenn es mehrere Synonyme gibt.


    Infrage für meinen Fund kämen die Taxone Helvella monachella (von ital./lat. Monacella = Mönchskopf oder Mönchlein), Helvella spadicea (lat.: kastanienbraun) oder auch Helvella leucopus (lat.: Weißfuss)

    • Helvella monachella (Scop.) Fr., Syst. mycol. (Lundae) 2(1): 18 (1822), Basionym: Phallus monachella Scop. [as 'monacella'] 1772
    • Helvella spadicea Schaeff. [as 'Elvela'], Fung. bavar. palat. nasc. (Ratisbonae) 4: 112 (1774)
    • Helvella leucopus Pers., Mycol. eur. (Erlanga) 1: 213 (1822)

    Schaut man in die Literatur, so stellt man schnell fest, dass es wild durcheinander geht bzw. verwirrend wird. Verschiedene Autoren scheinen die Arten jedenfalls zu synonymisieren. Nur jeder benutzt dann ein anderes Taxon als das gültige und beruft sich auf unterschiedliche untersuchte Lecto- oder Epitypen:


    Dissing H. 1966b. The genus Helvella in Europe with special emphasis on the species found in Norden. Dansk Botanisk Arkiv 25: 1–172.

    • Hier Helvella leucopus PERS., Mycol. Eur. 1:213 (1822). Beschreibung des Protologs (frei übersetzt): Leucopus, mit auf beiden Seiten nach unten und anliegendem Hut, schließlich rötlich-braun, Stiel glatt, weiß, glatt. Ich habe diese neue Art Anfang April an den Hügeln unter Bäumen gefunden, nahe Paris. Die Erscheinung ähnelt der Helvella Mitra, ist jedoch etwas kleiner. Der Hut liegt noch unter der Erde verborgen, ist bleigrau-livide, bei ausgewachsenen Pilzen braun und getrocknet fast schwarz. Der Stiel ist kaum 1 Zoll hoch, 3-4 Linien dick, zylindrisch, meist mit einer großen, durchgehenden Lücke am Boden versehen.
    • Als Synonyme führt Dissing Helvella monachella und Helvella spadicea an.
    • Dissing designierte einen Lectotype von leucopus: Lectotype L (colln Persoon) 910.261-997 (Designated by Dissing, Revue Mycol., Paris 31(3): 212. 1966). In diesem Aufsatz (https://www.biodiversitylibrar…m/289523#page/26/mode/1up) liest man: Helvella leucopus Pers., Mvcol. Eur. 1 : 213 (1822). syn . : Helvella monachella Scop, ex Fr. sensu Bond., Hist. Class. Disc. d ’Europe 36 (1907). Helvella albipes Fuck., Symb. Myc. 334, PI. 5, Fig. 2, 18690 (1870); - Bond., Hist. Class. Disc. d’Europe 36 (1907); — leones Mycol. 2, PI. 231. Fig. 10 g. Untersuchte Sammlungen: Helvella monachella forma, in Larix-Wäldern, leg. BRESADOLA (in BRESADOLAS Handschrift); in der Handschrift von BOUDIER; Brief vom 14. Juni 1897; Helvella monachella. Nizza, Pilze der Alpes-Maritimes, Frühling-Sommer 1889, gesendet von BARLA; — Helvella monachella, Lyon, 4.1898, leg. D. RIEL; H. monachella, Lyon, 5.1898, gesendet von D. RIEL; - Helvella monachella, Belfort, gesendet von JOACHIM; Helvella monachella. Der Typus von Helvella leucopus Pers. (siehe Abb. 10 g) wurde aus Leiden (L) gesehen. Diese Sammlung wurde wahrscheinlich bisher übersehen. Sie ist identisch mit den Sammlungen, die im Herbarium von Boudier als H. monachella bezeichnet sind. Die Exemplare, die von BOUDIER als H. albipes Fuck. (l. c. PI. 231) dargestellt wurden, illustrieren sehr gut dieselbe Art. Helvetia monachella und H. albipes sind Synonyme von H. leucopus. BOUDIER (1907) erwähnte H. monachella und H. albipes als zwei getrennte Taxa, und es ist daher eher merkwürdig, dass während die im Ikones abgebildete Sammlung als H. albipes bezeichnet wird, alle Sammlungen in seinem Herbarium als H. monachella bezeichnet sind. Helvella monachella Scop, ex Fr. (wie von FRIES (1823: 18) beschrieben) ist wahrscheinlich eine Gyromitra-Art. Helvella leucopus ist eine sehr interessante Frühjahrsart, die bisher weder in Großbritannien noch im Norden erkannt wurde. Ihre großen Sporen und ihr charakteristisches Aussehen machen sie leicht erkennbar. Dennoch hat die Art viele Autoren verwirrt. Ich hoffe, MOSER (1963: 89) hat den Hinweis, indem er Leptopodia albipes (Fuck.) Bond und Leptopodia monachella (Scop, ex Fr.) Boud. als zwei getrennte Taxa nennt (BOUDIER hat diese Kombinationen nie gemacht!) Aber MOSER hat recht, wenn er behauptet, dass beide Arten durch Boudiers Pl. 231 illustriert werden (MOSER l.c.)!

    Skrede 2017 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/p…832953/pdf/per-39-201.pdf) wiederrum nutzt das Taxon H. monachella und synonymisiert darunter dann wiederrum H. leucopus (S.232).


    Untersucht wird ein Lectotype designated here: Battarra, Fungorum Arimin.: t. 2, f. H, sub 'Boletus albus pileolo complicatus nigro', 1759. MycoBank MBT375704 (siehe hier: https://bibdigital.rjb.csic.es…=picture&o=bookmark&n=0&q) und das Table dazu hier: https://bibdigital.rjb.csic.es…=picture&o=bookmark&n=0&q


    Und eine entsprechender Epitypus von monachella aus Ungarn (die sich als identisch erweisen - siehe unten). Die Lectotypen von Dissing werden mit dem Taxa leucopus als Synonyme betrachtet, ohne das Dissings designierter Lectotype untersucht wird („not examinated“ S.232).


    Der Bezug auf Monachella geht zurück auf die Beschreibung von Scopolis „Phallus monacella“, wobei monacella als Schreibfehler betrachtet wird. Warum dieser Bezug hergestellt wird, wird in den Notizen erklärt auf Seite 233 (frei übersetzt): „Notizen — Die rpb2- und hsp-Sequenzen sind unter den sequenzierten Exemplaren identisch. Helvella monachella Scop. wurde von Fries (1822) sanktioniert, der H. leucopus als ein vermutliches taxonomisches Synonym auflistete (Fries 1832). Fries (1822) interpretierte Scopolis Art fälschlicherweise, als er auch H. spadicea als Form b von H. monachella einschloss (Fries 1822), wobei dieses letztere Pilzchen vermutlich eine Gyromitra-Art repräsentiert, wie auch von Dissing (1966b) geschlossen wurde. Wir haben Battarras Originalillustration von 'Boletus albus pileolo complicatus nigro' (Battarra 1759) als Lectotypus ('Iconotypus') für den ursprünglichen Pilz von Scopoli (1772) ausgewählt, da sie in der Originalbeschreibung der Art von Fries erwähnt wurde. Helvella albipes Fuckel (1870) ist ein neueres heterotypisches Synonym. Der Lectotypus von H. monachella wird durch einen Epitypus aus Ungarn unterstützt, der rpb2-, hsp- und LSU-Sequenzen liefert, um den Namen präzise anwenden zu können (ICN-Artikel 9.8).“


    Skrede geht also davon aus, dass lediglich forma b bei Fries, also die H. spadicea eine Gyromitra-Art sei (was ich bei Dissing allerdings anders lese, siehe oben und 1966b, obgleich sich Skrede in diesem Punkt auch auf Dissing stützt): Dissing vgl. hier. Online Ausleihbar nach Registrierung, danach kann auch S.138ff. eingesehen werden - https://archive.org/details/ge…vellaine0000diss/mode/2up


    Wenn man die Beschreibung zu Phallus monacella bei Scopoli liest, heißt es dort: Elvela mit gefalteter Kappe, dunkelbraun, geriefter (?!) Stiel („stipitate rimoso“), röhrenförmig https://bibdigital.rjb.csic.es…=picture&o=bookmark&n=0&q=


    Bei Dissing lese ich es so, das H. monachella insgesamt falsch angewendet wird. Das wird auch bei anderen Autoren aufgegriffen, z.B. Im „Peerreviewten“ (?) Artikel von Gayene & Solomon, die M.spadicea als Erstfund für Israel beschreiben (New species of operculate discomycetes (Ascomycota, Pezizomycetes) for Israeli mycobiota. Mycotaxon, 2008, pp127-136 finden sich Hinweise, dass der Name monachella falsch angewendet würde für spadicea:


    Helvella spadicea Schaeff., Fung. Bavar. Palat. Nasc. 4: 112. 1774 Figure 4 =Helvella leucopus Pers., Mycol. Eur. 1: 213. 1822.; =Helvella albipes Fuckel, Jb. nassau. Ver. Naturk. 23-14: 344. 1870.; =Helvella heganii Copel., Ann. Mycol. 2: 510. 1904. Misapplied [also falsch angewendet]: Helvella monachella Scop., sensu Quél., Enchir. Fung.: 273. 1886

    • Weitere Hinweise oder Erläuterungen finden sich dort nicht. Sequenzanalytisch wurde nichts abgesichert/angegeben. Die Beschreibungen der Sporen dort sind zu klein für die Art.

    Zu Helvella spadicea im Index fungorum der Protolog in Fungorum qui in Bavaria et Palatinatu (https://www.biodiversitylibrar…3887193#page/410/mode/1up) und dort auf Seite 112 bei „Elvela“ Spadicea (brauner Pfaffenhut) im Protolog die Beschreibung „Hut braun […] Stiel […] fast von selber Farbe wie der Hut“ ??? Das passt ja nicht, genausowenig wie die Beschreibung des Habitats: Wird im Maymonat in den Wäldern gefunden.


    Weiter heißt es (übersetzt): stängelbildend, einsam blättrig, knorpelig, zerbrechlich, mit membranartig aufgeblasenem, gefaltetem, eckigem, fast runden, braunen Hut; Stiel rund, oft zusammengedrückt, gefaltet, gekrümmt, oben erweitert, fast gleicher Farbe wie der Hut, mit einem Hohlraum.


    Die dazugehörige Tafel in Schaeff. Fung. Icon. 3, Tab. 283 (CCLXXXIII) stützt nach meinem Dafürhalten die Aussage von Skrede, nachdem dieses Taxa eher etwas anderes (gyromitraartiges???) darstellt.



    Im selben Dokument (Fungorum qui in Bavaria et Palatinatu) findet man übrigens etwas weiter vorne auch eine „Elvela Monacella“, der „erdfarbene Bischofshut“. Diese wird dort ebenfalls mit Stielfarben fast von der Farbe des Hutes angegeben. Hutfarbe“dunkelgrau, zuweilen etwas grünlich“. „Wächst in feuchten Wäldern im Frühling und Herbste“. Samt Abbildung auf Tafel CLXII die auch noch gerippte Stiele zeigt passt die auch gar nicht zu meinem Fund und zu alten oder aktuellen Beschreibungen von monachella. Auch nicht zu dem, was Battara zeigt. Allerdings zum gerieften Stiel in der Beschreibung von Phallus monacella bei Scopoli (?!).


    Was genau war also nun die gemeinte Monacella? Ist das Vorgehen von Skrede zu unterstützen, Battarras Originalillustration von 'Boletus albus pileolo complicatus nigro' (Battarra 1759) als Lectotypus ('Iconotypus') für den ursprünglichen Pilz von Scopoli (1772) heranzuziehen weil er (fraglich?) bei Fries dabeisteht?


    Wenn man anerkennt, das Fries den korrekt zugeordnet hat, muss man das Taxon wohl anerkennen oder? Dafür spricht, das eben ein gut beschriebener Epityp sequenzanalytisch zum Lectotyp von Battara passt.


    Ergänzend hier noch der übersetzte Protolog von H.monachella (Fr., Syst. mycol. (Lundae) 2(1): 18 (1822)) mit folgender (übersetzter) Beschreibung:


    H. Monachella, mit abgewinkeltem, gelappt-adnaten glatten Hut in einem Unterton von Braun, mit hohlem, glattem, weißen Stiel. a) Monacelle [...] b) Helv. spadicea [siehe oben bei Skrede...]. Ähnlich wie das vorhergehende, aber gut durch unterscheidbare Merkmale und Frühlingsvegetation charakterisiert. Der Stiel ist 1-2 Zoll lang, nach oben verjüngt, kaum 1/2 Zoll dick, zuerst erdig; dann nahe der Basis leicht zusammengedrückt, mit einer Vertiefung versehen. Der Hut wird schließlich kraus und wellig, in verschiedenen Farben, braun, kastanienbraun, sich verdunkelnd zu "violett", in bergigen sandigen Wäldern im Frühling.


    In Italien ist sie häufig zu finden. Über diese Art sagt Porta: "Gleichzeitig mit diesen (im März erscheinenden Morcheln), die wir gewöhnlich Monacelle [=Mönchlein, oder Mönchskopf, Übers. SL.] nennen, sind sie schwarz, mit einem Stiel, der sechs runde Blättchen hat, die in der Mitte haften, aber geschmacklich minderwertig sind. Unterabteilung II. HELV. PEZIZOIDEAE. Der Stiel ist lang, dünn, zuerst gefüllt, später leicht hohl. Der Hut ist membranartig, mehr oder weniger becherförmig-konvex, nabelartig vertieft; der Nabel verschwindet jedoch, wenn der Hut nach unten gedrückt wird, wodurch er eingeschnitten-gekerbt wird, in jedem Alter frei, oben glatt. - Schlank. Nicht als Speisepilze anerkannt. Sie gehen in einer angrenzenden Reihe in die Pez. Macopod. über, jedoch aufgrund der Ähnlichkeit mit der Gattung Mitris verbunden.


    Häffner (1987) (um diesen Autor auch noch zu ergänzen) nutzt auf Seite 118 in die Die Gattung Helvella – Morphologie und Taxonomie – (Beihefte zur Zeitschrift für Mykologie: https://www.dgfm-ev.de/publika…ie-und-taxonomie/download) das Taxon:


    Helvella spadicea Schaeff. (1774) und synonymisiert

    =leucopus PERS. (1822)

    =H.albipes (FUCK. (1870)

    =H.monachella SCOP. : FR (1886)


    Das was er dort unter Spadicea beschreibt, passt wie die Faust aufs Auge zu meinem Fund (insbesondere neben makro- und mikroskopischen Merkmalen auch die Ökologie). Unter Taxonomie dann der Hinweis: Der Name H.leucopus PERS. Ist nicht durch Fries sanktioniert. Durch die Vorverlegung des Startpunkts erlangt das Schaeffersche Binom Gültigkeit. (Hohmeyer brieflich). Verwirrend, den H. monachella ist ja ebenfalls durch Fries sanktioniert (s.o.) oder habe ich etwas falsch verstanden? Auf dieses Taxon geht er jedoch mit keiner Silbe weiter ein?


    So, wenn ihr es bis hierhin geschafft habt :kaffee: ward ihr vielleicht so interessiert, dass ihr auch eine Idee oder Meinung zu dem Ganzen habt. Gerne her damit.


    Gruß Sebastian

    Hallo zusammen,


    war heute wieder im Engerser Feld, einem ehemaligen Kiesabbaugebiet mit mehreren Seen, welches mittlerweile Trinkwasserschutz- und Vogelschutzgebiet ist.

    Dort konnte ich einiges finden. Besonders gefreut und überrascht hat mit folgende weißstielige Lorchel:

    01 Helvella monachella (oder spadicea, zu meiner Verwirrung gleich mehr) - die weißstielige Lorchel.


    Auf Sand bei Pappel (und Hartriegel) in Massen. Bestimmt an die 50 Fruchtkörper auf einem Hotspot:


    Leider ist mir nicht ganz klar, wo der Unterschied zwischen monachella und spadicea sein könnte. Teilweise sind die synonymisiert (zum Beispiel auf Pilze-Deutschland), teilweise werden die auch als eigene Taxa geführt (Index fungorum). Diskutiert wurde hier im Forum bereits darüber, dass dies zwei unterschiedliche Arten sein könnten, allerdings wenig informativ in Bezug auf die konkrete Unterscheidung der Arten: RE: Funde in Südfrankreich und folgende ...


    Bei Skrede findet sich irgendwie nur H.monachella: https://www.researchgate.net/p…tes_on_species_from_Spain

    Auch im Schlüssel von 2017 taucht die Art "spadicea" nicht auf:

    In Bezug auf Spadicea findet sich lediglich die Ausführung: "Fries (1822) misinterpreted Scopoli’s species when he also included H. spadicea as a forma b of H. monachella (Fries 1822), this latter fungus presumably representing a Gyromitra species, as also concluded by Dissing (1966b)." Auch das lässt mich eher ratlos zurück: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/p…832953/pdf/per-39-201.pdf


    Der Schlüssel führt dann zu H.monachella: 56. Hymenium dark brownish black to black (6-7G-H7-8), cap complex saddle-shaped with irregularly deflexed lobes; stipe robust, hollow, 2–6 cm long, 0.5–2 cm broad. Asco-

    spores ellipsoid, 21–24 × 13–15 μm; preferable habitat sand dunes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. monachella


    Also, vielleicht wisst ihr mehr, dann freue ich mich über Erhellung.


    Die Sporen sind leider maximal unreif, teilweise gar nicht zu beurteilen, weil sich der ASCI-Inhalt blasig zeigt. Versuche die nachreifen zu lassen:


    Asci-Basis


    Paraphysen


    Excipulum


    Es gab noch weiteres:

    Diesen möchte ich wegen fehlender roten Farben 02 Cortinarius vernus nennen:



    Sporen: 7,6-8,0 µm (av. 7,9 µm, SD 0,2 µm) x 4,8-5,2 µm (av. 5,0 µm, SD 0,1 µm); Q = 1,5-1,7 (av. 1,6, SD 0,1)(n = 5)


    Ansonsten 03 Geopora arenicola - der gemeine Sandborstling (bekannt von der Stelle):


    Auch immer hübsch: 04 Helvella acetabulum - die hochgerippte Becherlorchel


    Auch gab es bereits 05 Omphalina pyxidata


    Außerdem gab es noch verschiedene Hebelomas, denen ich nicht weiter nachgehen konnte:


    LG Sebastian

    Erst kürzlich berichtete ich über einen schönen Erstfund, eine Arachnopeziza aurelia: Fund des Tages ...


    Wenn man erstmal weiß wo man suchen muss, nämlich im Laub- und Fruchtstreu von Eichen in möglichst naturbelassenen Eichenwäldern kann man scheinbar schnell fündig werden. Es handelt sich hier um einen ganz anderen Fundort in der Nähe meines Wohnortes (habe einen kleinen Nachmittagsspaziergang dort gemacht). Ich musste nicht lange suchen bis ich wiederum die erste Kupule mit einem Fruchtkörper in der Hand hielt. Der Ehrgeiz war geweckt, eine Nachsuche ergab einen wunderschönen Fund mit mehreren Fruchtkörpern. Da habe ich mir jetzt nochmal etwas Zeit für schöne Fotos genommen:


    Erstmal Quick and Dirty im Feld:


    Dann:


    Ich hoffe es gefällt. Man kann diese finden. Augen offen halten :cool: ... die sind halt winzig.


    LG Sebastian

    Hallo nochmal,


    für eine noch aussagekräftigere Dokumentation habe ich heute nochmals eine Kollektion eingesammelt und noch bessere Makrofotos gemacht, welche die Farben nochmals besser abbilden. Gleichzeitig habe ich den Stiel im Schnitt mit abgelichtet und die vollkommen unbeeinträchtigten Stiele nochmals sorgfältig auf die Ausbreitung der metuloiden Kaulos untersucht. Die Fruchtkörper trockne ich zudem gerade. Ggf. schicke ich was zur Sequenzierung.


    Hier kommen die Farben ganz gut rüber und man sieht auch gut die annähernd knollige Verdickung am Stielfuß:





    Als weiteren möglichen Kandidaten habe ich noch Inocybe ionochlora überprüft, da passt auch einiges aber irgendwie eben auch nicht alles: https://www.researchgate.net/p…cybe_ionochlora_Romagnesi

    Funde dort auch bei Fagus sylvatica (wobei sonst bei Alnus und Corylus beschrieben, die bei meinem Fund definitiv nicht zu finden waren)


    Passend wäre die Größe und in weiten Teilen auch die Farben. In der Stielspitze ist die Art jedoch auch "mehr oder weniger intensiv violettlich" beschrieben (Namensgebung: ionochlora: ionos = violettlich und chlora = grüngelb, blassgrün für die Beschreibung eines Farbverlaufs ?!), was bei meinem Fund definitiv nicht der Fall ist.


    Die kristallbeschopften Zellen reichen am Stiel bis etwa unter die Hälfte, wobei sie nach unten abnehmen und sich auch in der Gestalt verändern. Hier ein Bild etwas unterhalb der Stielmitte mit schmalen, fast subzylindrisch langen Kaulozystiden und eindeutigem Kristallschopf (in KOH 3%)



    Weiter unten dann keine Zellen mehr mit Kristallschopf, nur zylindrische lange Hyphen die am Ende (Endzellen) abgerundet sind. So wie hier im Bild zahlreich auch am ganzen unteren Stiel


    Auch das spricht gegen I.ionochlora. Dort metuloide Zellen bis ins untere Stieldrittel beschrieben. Dann bin ich so schlau als wie zuvor. Sonst finde ich nichts an Arten in der phylogenetischen Umgebung. Das Phylogramm in der Arbeit zeigt als Nachbararten noch I.pholiotinoides, welchen wir schon ausgeschlossen haben und weitere Arten wie muricellata oder hirtella, die noch schlechter passen. Interessanterweise aber auch einige I.spec.


    Nun gut, dann hilft vielleicht noch Ditte oder die Sequenz.


    LG Sebastian

    Hallo Stefan, danke für deine Einschätzung. Zweifel an pholiotinoides sind sehr angebracht. Für nitidiuscula fehlt das rosaliche im Stiel und außerdem sollte dann nur die Spitze des Stiels bereift sein. I. assimilata ist ein Höckersporer.


    Der wirklich gelbe Stiel könnte noch auf I.lutescens hinweisen: https://link.springer.com/article/10.1007/s11557-021-01712-w


    Da passt vieles, inkl. der Sporenmaße und der Beschreibungen der Zystiden. Auch mit undulierenden Hälsen bei den Kaulos. Ob der auch im Frühjahr kann steht weder im Artikel noch bei Ludwig (130.32). Die Kaulos reichten weiter runter als für lutescens beschrieben: "Caulocystidia only near the apex of the stipe, long and narrow subcylindrical with undate walls, up to > 100 μm."


    LG Sebastian

    Hallo zusammen,


    unter einer Buche, gesellig in Gruppe wachsend, ziemlich klein (Hut max bis 2cm), mit auffallend gelblichen Tönen in Stiel (cave: wirkt im Bild weniger gelblich als im Original), Lamellen, Hutrand folgende "Frühjahrs"-inocybe. Begleitbäume leider drei zur Auswahl: Buche, Eiche und irgendeine größere Thuja (plicata?).


    Basis verdickt bis eher knollig. Geruch erst nach kräftigem Reiben leicht spermatisch.


    Mein Gedanke ging Richtung Inocybe pholiotinoides, da ich diese auch bereits im Frühjahr gefunden habe. Aber irgendwie hätte ich dann nicht so dickbauchige Zystiden erwartet, die nur in Ausnahmen langhalsig sind. Zudem ist die KOH-Reaktion nicht sehr ausgeprägt. Die Kaulozystiden reichen weit bis in den unteren Stielbereich, wobei ich unten keine mehr aufgefunden habe.

    So richtig passt es nicht oder Ditte


    Sporen glatt, amygdaliform: 8,8-10,4 µm (av. 9,6 µm, SD 0,4 µm) x 5,1-5,6 µm (av. 5,4 µm, SD 0,2 µm); Q = 1,7-2,0 (av. 1,8, SD 0,1)(n = 12)


    Cheilos in 3% KOH


    Hier mit Marginalzellen?


    Pleuros wie Cheilos


    Kaulozystiden:


    Hier noch ein paar Bilder die im gemacht habe, als ich den Stiel auf Ausdehnung der Kaulos geprüft habe:


    Durchlicht:


    Auflicht (wie Glas oder?):


    Freu mich über eure Meinung zu dem Fund, LG Sebastian

    Hallo Dominik,


    ich würde dir da synoptische Schlüssel für deine Vorgehensweise empfehlen. Interessant wären auf Gattungsebene weiter Habitus, Velumverhältnisse und Lamellenansatz am Stiel. Es gilt aber aus meiner Sicht, sich nicht mit irgendwelchen "abstrakten Clustern" oder "Gruppen" auseinanderzusetzen (auch der Begriff "Gattungsarten" passt nicht) sondern mit Ordnungen, Familien und vorallem Gattungen (ggf. Untergattungen und Sektionen, wenn die jeweilige Gattung das hergibt). Das sind bereits solche "Zusammenschlüsse". Für den Einstieg schau mal hier: http://www.ag-pilzkunde-vulkaneifel.de/systematik.html


    Schau dir also (gerne auch synoptische) (Gattungs-)schlüssel an. Um makroskopisch voranzukommen empfehle ich dir:

    1. Den Makroschlüssel von Rudi Winkler. Ohne Bilder bekommt man den bereits für kleines Geld. Nicht in jeder Gattung kann dann sinnvoll ohne Mikro weitergeschlüsselt werden.

    2. Begleitung im Feld (Exkursionen mit erfahrenen Leuten), damit du Input bekommst, worauf du achten solltest.

    3. Seminare


    Das es ab einer bestimmten Frage spezifisch wird liegt daran, dass es eben mitunter kompliziert ist. Vieles braucht auch eine gewisse Felderfahrung. Vieles ist ohne Mikroskop gar nicht anzusprechen. Ist eben so.


    LG Sebastian

    Da seid ihr ja wirklich sehr früh dran für die Speisemorcheln, bei uns kommen die nach meinen Beobachtungen über Jahre hinweg Mitte April, nur vereinzelt Anfang April. Dann halte ich die Augen mal offen.


    LG Sebastian

    Nach längerer Auszeit ging es gestern erstmals in diesem Jahr wieder mit der APV in die Eifel. Ein schönes Wiedersehen und eine schöne erste Exkursion. Viel gab es noch nicht, jedoch zeige ich gerne ein paar Funde:


    01 Psathyrella spadiceogrisea

    ... an Holz und recht dunkel mit schmalem Velumrand dachte ich erst an niveobadia. Die Pleurozystiden haben aber keinerlei Schleimkappen, so das ich das mal bei P.spadiceogrisea s.l. belasse. Mikromerkmale passen ja sonst zu beiden Arten.



    Sporen phaseoliform mit deutlichem KP, hier in KOH 3%:

    7,4-8,2 µm (av. 7,7 µm, SD 0,2 µm) x 4,1-4,5 µm (av. 4,3 µm, SD 0,1 µm); Q = 1,7-1,9 (av. 1,8, SD 0,1)(n = 13)




    In großen Mengen (deutlich häufiger/ausgeprägter als letztes Jahr) an bekanntem Ort

    02 Encoelia furfuracea - der Haselkleiebecherling










    Interessant waren noch kleine weiße Pilze im Moos zwischen den Haselkleiebecherlingen (man achte im unteren Bild auf die weißen Pünktchen, kaum zu erkennen). War irgendwie an Arrhenia retiruga erinnert, was natürlich hinten und vorne nicht passen konnte. Auch weil sich braunes Sporenpulver zeigte:



    03 Chromocyphella muscicola - das Moosbewohnende Braunsporbecherchen (oder Moosflaumschälchen)


    Sporen typisch (sub)globos


    Weiter ging es mit einem spannenden Erstfund für mich, den ich erst gar nicht richtig einordnen konnte. Und wie es so ist, wenn man in der Gruppe unterwegs ist habe ich dann leider auch keine gescheiten Bilder vom Fundort gemacht vom Einzelfruchtkörper, worüber ich mich im Nachhinein ärgere. Dennoch zeige ich den für mich seltenen Fund dennoch gerne:


    04 Melanoleuca exscissa - der bereifte Weichritterling

    Kam im Feld eher grau daher, was im Kunstlicht (Studiobild) leider nicht gut rüberkommt. Hut aber deutlich bereift, war direkt sehr auffällig. Stiel creme, weiß überfasert. Lamellen ausgebuchtet angewachsen. Dachte zuerst irgendwie an einen Erdritterling. Konnte aber insgesamt nicht passen. Aus der Gruppe kam schnell der entscheidende Hinweis auf Melanoleuca und dann war der Fund auch schnell bestimmt:

    (die dunklen Stellen sind Verschmutzungen aus der Sammelbox)



    Sporen passend:


    Typische Brennhaarzystiden vom Exscissa-Typ (vgl. Münzmay):


    HDS


    Kaulos:


    Ansonsten gab es wieder viel Kleines ... in Massen und quasi überall zu finden:

    05 Lachnum virgineum - das weiße Haarbecherchen (nicht weiter untersucht, deswegen vielleicht auch eine Nachbarart)


    Noch Kleineres war zu finden, habe ich aber nicht mehr verfolgt (erinnert entfernt an Periconia - passt aber nicht)


    Ansonsten hat sich auch 05 Helvella leucomalaena - die schwarzweiße Rippenbecherlorchel

    schön entwickelt und zeigt nun mehr und größere Fruchtkörper als noch vor zwei Wochen:


    LG Sebastian

    Hi, wenn die M.eximioides da ist, komme ich auch gerne mal vorbei.


    Die Becherlinge sehen mir nach Dumontinias oder Sklerotinias aus. So gestielt und klein. Ist aber anhand von Fotos auch nicht einfach abzuschätzen.


    LG Sebastian

    Hallo Steffen,


    vielen Dank für den Bericht. Ich interessiere mich sehr für den Zeitpunkt des Auftauchens. Die Temperatursummen sind dieses Jahr früh hoch und ich frage mich, ob man aus den Temperaturummen auch Rückschlüsse auf das Fruchtkörpererscheinen ziehen kann. Habe systematisch das Forum nach Erstmeldungen durchforstet und mit Temperatursummen abgeglichen. Das scheint nicht irrelevant. Muss das noch gezielter beobachten.


    Dein Fund erinnert mich ebenfalls an unsere purpurascens/norvegegiensis. Wäre spannend die Verbreitung der einzelnen Arten genauer zu untersuchen. Denke, dass diese Arten weiter verbreitet sind, als bisher angenommen.


    LG Sebastian

    ... war heute im Rahmen einer sehr schönen Exkursion an der Nahe:


    Arachnopeziza aurelia - Das goldgelbe Spinnwebbecherchen. Gefunden auf der Cupula mehrerer Eicheln (Eichenwald). In der Summe winzig (1-2mm). Häärchen aber mit bloßem Auge bereits zu erkennen.





    Sporen etwa um die 17µm (vermutlich noch etwas unreif). Die eher elliptischen Sporen grenzen die Art aber sicher von A. aurata ab, die deutlich längere Sporen besitzt.


    Sporen immer wieder mit Anhängseln



    LG Sebastian

    Das sieht mir nach Erle aus. Die Blätter am Boden zeigen aber, dass es in der Nähe auch andere Baumarten gegeben haben muss. Gab es in der Nähe auch Nadelbäume?


    LG Sebastian

    Wenn die Farben stimmen könnte ich mir hier eine Morchella purpurascens/norvegiensis vorstellen. Leider sind die Morcheln bei uns nicht gut untersucht und verstanden.


    Spitz- und Speisemorchel ist eine sehr grobe Einteilung. Gehört auf jeden Fall zu den "spitzen". Kannst du noch etwas zur Ökologie schreiben (Begleitbäume, Böden, Höhe)? Mich würde auch interessieren in welcher Region Deutschlands du diesen Fund getätigt hast.


    Vergleiche mal hier: Morchelarten - Update Sequenzierung!!!


    LG Sebastian

    Ja, letztes Jahr an selber Stelle im April gefunden. Zum Zeitpunkt April natürlich deutlich entwickelt:


    Aprilfund April 23 von gleicher Stelle:

    472487-morchelbecher01-jpg


    LG Sebastian

    Hallo Martin,


    die beiden Arten können kaum verwechselt werden, weil sie sich in zahlreichen Merkmalen unterscheiden. Das beginnt bereits mit der Größe. Die Weichritterlinge wachsen auf Boden, haben um die 8cm Hutdurchmesser, sie wachsen gesellig und nicht in Büscheln am Holz. Der Stiel ist komplett unterschiedlich (faserig mit typischem Farbverlauf versus samtig und deutlich dünner) usw usw. ...


    Studiere immer das komplette Pilzportrait mit allen Merkmalen. Die Ähnlichkeit in einem Merkmal (ähnliche Hutfarbe) führt nicht zum Ergebnis.


    LG Sebastian

    Ich will nicht klugscheißen, die Märzschnecklinge sind geschützte Pilze und dürfen nicht gesammelt werden; lediglich für alle Leser zur Info.

    Grüße,

    Steffen

    Hallo Steffen, sicher eine wichtige Ergänzung. Ich hoffe, dass sich da jeder entsprechend informiert. Es ging mir darum, dass sie noch etwas wachsen müssen, um in voller Pracht betrachtet werden zu können. Die Fruchtkörper bleiben sonst unberührt. Eine Herausforderung besteht darin, dass der Märzschneckling sich an der Stelle teilweise tief im Laub versteckt. Bei aller Vorsicht habe ich bei der Nachsuche im Laub doch auch einen Fruchtkörper "umgelegt". Man muss also höllisch aufpassen. Auch dass man keine Fruchtkörper zertritt. Der Pilzschutz sollte bei aller Faszination im Hinterkopf präsent sein.


    Bin gespannt, wann sie bei dir erscheinen.


    LG Sebastian

    Hallo zusammen,


    heute streifte ich durch zahlreiche Gebiete der Eifel. Ziel waren eigentlich nicht groß Pilze sondern Gebietserkundungen. Dennoch gab es auch erstes zu sehen.


    So kommen an bekannter Stelle Märzschnecklinge - noch ziemlich jung und frisch:


    Die müssen aber noch etwas wachsen ...


    Erstaunt war ich dann über Helvella leucomelaena - die schwarzweiße Rippenbecherlorchel, die ich noch nicht erwartet hatte:


    Bei der Beobachtung wurde auch ich ganz genau beobachtet:


    Auch Frühlingsweichritterlinge - Melanoleuca cognata zeigten sich bereits ... toll:


    In einem Gebiet kam ich an sehr alten Haseln vorbei. Beim gezielten Blick auf die dickstämmigen absterbenden Anteile lies ein Fund nicht lange auf sich warten:

    Von neuer, vorher unbekannter Stelle: Hasel-Kleiebecherlinge - Encoelia furfuracea (etwas eingetrocknet)



    Das letzte Foto freihändig und über Kopf ... deswegen nicht ganz scharf


    So, die Morcheln lassen noch auf sich warten, freue mich schon auf die Frühjahrssaison.


    LG Sebastian