Beiträge von Tricholomopsis

    Servus ihr drei,


    ich denke auch an Ackerling, weil das Sporenpulver auf dem Hut dann schon braun und nicht purpurbarun aussieht (da, wo nicht so viel drauf ist, dass es zu dunkel wirkt). Die Bilder haben aber vermutlich einen leichten Graublaustich? Die späteren Bilder suggerieren eine andere Lamellenfrabe, finde ich.


    Unabhängig davon ist nicht klar, ob es Agrocybe praecox s.str. ist. Das ist ein Artenaggregat - diesmal nicht genetisch, sondern biologisch getestet (Kreuzungstests). Insofern sollte man ein "agg." hinter den Namen setzen. Im Moment ist der Artenkomplex leider nicht auf Artebene bestimmbar. Auch deshalb sieht jedes Bild anders aus, von kompakt und festfleischig bis schlankstielig und grazil - und von Rindenmulchbesiedler über Wegrandpilz bis hin zu Kalkbuchenwaldart.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Craterelle,


    ideal wäre ein junger und ein richtig reifer Fruchtkörper. Halbiert oder besser in mehrere Scheiben geschnitten (je nach Größe des Fruchtkörpers)... und Notizen der Frischmerkmale, insbesondere Färbung und Verfärbung, Farbe der Rhizomorphen usw.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Alis,


    lass dir den Spaß an den Pilzen dadurch nicht verderben. Was den Kornblumenröhrling betrifft, ist es schon auffällig, dass manche eine deutliche, abgesetzte Ringzone haben (bis dahin ist der Stiel richtig gelb, darüber abrupt weiß), anderen diese hingegen fehlt. Bei letzteren sind die jungen Fruchtkörper auffallend blass milchweiß, wenn sie jung sind. In dem Fall bist du sofort bei Gyroporus lacteus i.w.S. - das geht sehr gut makroskopisch und ist, finde ich, spannend. Auf dieses Merkmal wurde früher nicht so recht geachtet.

    Gyroporus lacteus von Gyroporus pseudolacteus zu unterscheiden, müsste bei einer Kollektion auch gehen (Fruchtkörperhabitus) - unabhängig von Nomenklaturfragen.

    Blöd ist nur - da bin ich ganz bei dir - wenn man einen typischen Kornblumenröhrling findet, der die Ringzone besitzt, denn genau da fehlt noch die Ausarbeitung, wie man die beiden genetisch abgetrennten Arten morphologisch unterscheidet. Da kartiert man dann eben Gyroporus cyanescens mit der Bemerkung, dass hier nicht zwischen G. cyanescens und G. pseudocyanescens differenziert wird.

    Und die wenigen Mikrometer wären völlig witzlos - es geht aber um die Sporenform. Ob das aber konstant und verlässlich ist, muss geprüft werden (und da kann jeder mithelfen). Insofern ist auch das spannend, finde ich.


    Wenn du aber eh kaum / fast keine Hasen und Kornblumen(röhrlinge) findest, geht es ja eh an dir vorbei. Wobei es schade für dich ist, denn die Kornblumenröhrlinge sind schon hübsch. Du musst auf saurem Boden suchen - gerne auf Sand, aber auch auf Lehm - z.B. im Bayerischen Wald immer wieder und nicht sooo selten. Sollte also auch im Schwarzwald auffindbar sein?!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Romana,


    das Substrat ist also im Prinzip Fasermaterial, das eingeweicht wird - im Prinzip also Zellulose?! Iodophanus carneus kommt schließlich nicht nur auf Dung vor, sondern wächst z.B. auch auf altem Papier: Iodophanus carneus e I. testaceus (ASCOMYCOTA-PEZIZALES): ¿Identidades taxonómicas independientes o sinonimia? Estudio morfológico e isoenzimático (in dem Paper wurde versucht, Iodophanus carneus von Iodophanus testaceus zu trennen, was nicht gelang - letzterer wächst an altem Papier, jedenfalls die untesuchten Proben). Das würde dann zu solchen Pellets eh ganz gut passen.


    Also ran an's Baumwollblau und die Sporen anfärben ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Craterelle,


    der Einstieg bei "2" passt schon, denn Rhizopogon melanogastroides ist nicht so gelb und rötet auch nicht. Die Art wurde rezent einmal in Deutschland gefunden und ist ansonsten nur vom Typus bekannt (wenn ich nicht irgendeine Fundmeldung übersehen habe). Zudem ist das gar kein Rhizopogon (genetisch), wurde aber noch nicht wegkombiniert.


    Die Sporenmaße können durchaus etwas aussagen, insbesondere die Sporenform. Maria Paz Marín ging in ihrer Monographie nur davon aus, dass im Rhizopogon-roseolus-Formenkreis die Sporenmaße völlig frei variierend seien (von winzig bis riesig in allen Übergängen). Genetisch zerfällt aber Rhizopogon roseolus in mehrere Arten - nur ist da die Morphologie der Arten nicht ganz klar. Kollektionen mit Riesensporen werden aber wohl wieder abgetrennt als Rhizopogon gigasporus Pacioni... der Rest ist da noch unklar.


    Man sollte aber nicht zu genau auf die Maße als Merkmal vertrauen. Gunnar hat bezüglich Rhizopogon verii vs. Rh. luteolus den Sporenquotienten verwendet - andere Funde widersprechen dem aber und zeigen das Gegenteil auf (ebenfalls squenziert und abgesichert). Hier sind die Sporenmaße also auch unsicher. Das liegt vermutlich daran, dass die Basidien zwischen 2-sporig und 16-sporig variieren können und somit diverse Sporenpopulationen parallel gebildet werden. Je nachdem, welche Sporenzahl / welche Basidien aktiv sind, fallen die Sporengrößen unterschiedlich aus. Jetzt sind halt Rh. roseolus agg. und Rh. luteolus s.l. recht häufig - bei den seltenen oder selten gefundenen Arten sind vermutlich nicht genug Kollektionen untersucht worden, um die Variabilität auszuleuchten.


    Ich verlasse mich daher auf die Peridienstruktur, die Basidienform, die Brachybasidiolen und auf Sondermerkmale wie trunkate Sporen vs. nicht trunkate Sporen, Amyloidie etc.


    Rein aus dem Bauch heraus ist dein Fund für mich Rhizopogon roseolus agg., möglicherweise das, was teils als Rhizopogon vulgaris bezeichnet wird (deutlich gelb und rötend) - in wessen Sinn auch immer. Dieses Aggregat ist im Moment - fürchte ich - noch nicht auf Artebene sicher aufzudröseln. Bin da auf die nächsten Publikationen gespannt. Maria Paz Martín hat dreieinhalb Seiten als Synonymliste für Rhizopogon roseolus (und musste da wieder ganz von vorne anfangen und ist noch nicht durch).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Craterelle,


    Rhizopogon luteolus rötet nicht - das ist ein Ausschlusskriterium für diese Art. Auch müsste da ein viel deutlicherer Rhizomorphenfilz rundherum ausgeprägt sein.


    Es gibt aber gelbe Arten, die röten - unter anderem aus dem Rhizopogon-roseolus-Aggregat, das bis heute nicht sauber aufgedröselt wurde. Aber auch Rhizopogon occidentalis ist gelb und rötet, wenn man reibt. Ohne Mikroskopie der Peridie, der Basidien, der Brachybasidiolen und der Sporen wird man da nicht weiter kommen.


    Kurzum: ohne Material keine Chance.


    Ich verweise mal auf den Rhizopogon-Schlüssel, den ich im BMG-Forum online gestellt habe und eine ausführliche Diskussion zu Rhizopogon verii, wobei die Art wegen des Rötens auch ausgeschlossen werden kann. Ich beschäftige mich seit den 90er Jahren mit der Gattung, habe aber leider bisher nicht sehr viele Arten selbst in der Hand gehabt (Rhizopogon roseolus agg., Rh. luteolus, Rh. verii, Rh. melanogastroides).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    in der Gattung Gyroporus hat sich in den letzten Jahren auch einiges getan – aber leider ist manches meiner Meinung nach sehr unglücklich gelaufen.

    Gyroporus cyanescens ist offenbar ein Artenaggregat, Gyroporus castaneus ebenfalls. Das ist erstmal rein wertneutral.


    Und nun zum Eingemachten...

    Vizzini et al. (2015) haben einen Lectotyp für Gyroporus cyanescens festgelegt (Farbtafel), was natürlich sinnvoll ist. Zudem haben sie aber einen Epitypus definiert und (mal wieder) keine Beschreibung, geschweige denn Mikromerkmale zu dem Epitypus angegeben. Nicht einmal Sporenmaße, gar nichts! Dabei beschreiben Moreno, Carlavilla, Heykoop, Manjón & Vizzini in Crous et al. (2017) später beispielsweise Gyroporus pseudocyanescens, ohne da dann Gyroporus cyanescens nachzudefinieren. Will man Arten von einer alten, eingeführten Art abtrennen, epitypisiert die alte Art, dann sollte man doch bitte diesen Epitypus doch zumindest mikroskopieren und beschreiben. So hat man nur ein Foto und kann sehen und lesen, dass der Fund unter Pinus sylvestris gesammelt wurde. Für mich ist das ein ad absurdum Führen der Epitypisierung und sollte vom Code verboten werden.

    Kurz gesagt – es wurden nachträglich Gyroporus (Vizzini et al. 2015), Gyroporus pseudolacteus (Moreno, Carlavilla, Heykoop, Manjón & Vizzini in Crous et al. 2016) und Gyroporus pseudocyanescens (Moreno, Carlavilla, Heykoop, Manjón & Vizzini in Crous et al. 2017) von Gyroporus cyanescens abgetrennt. All diese Arten wurden definiert, nur eben Gyroporus cyanescens s.str. nicht, obwohl dieser von Vizzini et al. (2015) epitypisiert wurde.

    Und das zweite Problem, das nun wirklich Kopfzerbrechen erzeugt… Gyroporus lacteus wurde ebenfalls lectotypisiert (Farbtafel) – Vizzini et al. (2015). Das Problem: die Abbildung zeigt einen rein weißen Pilz mit sehr schmalem Hut und sehr langem Stiel. Ein zweites Bild zeigt ein Fruchtkörperstück, bei dem der Stiel aber vermutlich auch länger als der Hut breit ist. Später wurde dann aber Gyroporus pseudolacteus dadurch abgetrennt, dass dieser einen im Vergleich zur Hutbreite langen Stiel hat, während Gyroporus lacteus einen kürzeren Stiel als die Hutbreite haben soll bzw. maximal der Stiel so lang sein soll wie der Hut breit. Insofern zeigt der Lectotypus von Gyroporus lacteus das, was später als Gyroporus pseudolacteus beschrieben wurde.

    Der Epitypus von Gyroporus lacteus ist vermutlich (laut Beschreibung) das kurzstielige Taxon, der Lektotypus das langstielige Taxon. Also was denn nun? Erschwerend kommt hinzu, dass Gyroporus pseudolacteus einen glatten, hellen Hut haben soll, während der Hut von Gyroporus lacteus im Alter gelb ist und auffallende Schuppen entwickelt. Der Ikonotypus von Gyroporus lacteus zeigt „natürlich“ einen milchweißen Hut und keinerlei Schuppen.

    Hat Quelét also nicht unter seinem Gyroporus lacteus das gemeint, was später als Gyroporus pseudolacteus neu beschrieben wurde? Nur ist der Epitypus von Gyroporus lacteus eben nicht Gyroporus pseudolacteus.

    Kurz gesagt: ein völlig unnötiges Chaos, bedingt durch vorschnelle Epitypisierung und durch die „Weigerung“, die Epitypisierung von Gyroporus cyanescens durch eine Beschreibung zu ergänzen. Das Problem: die Beschreibungen in den gängigen Bearbeitungen dürften eine Vermischung aller vier Arten sein.

    Ich habe versucht, mich durch den Dschungel zu kämpfen und das Chaos etwas zu ordnen. Ich habe daher einen provisorischen Schlüssel der Gattung Gyroporus aufgestellt, der zumindest versucht, die neuen Arten aufzutrennen. Über Sequenzierung scheint die Trennung zu gehen, aber auch da sind die Angaben teils kryptisch. Oder anders gesagt: Ich bin von der Aufdröselung des Gyroporus-cyanescens-Komplexes enttäuscht.

    Gyroporus castaneus ist dann als nächstes dran… auch das scheint ein Artenkomplex zu sein. Die Abtrennung von Gyroporus ammophilus (Castro & Freire 1995) ist im Vergleich zu dem, was Moreno, Vizzini (et al.) im Gyroporus-cyanescens-Komplex „angestellt“ haben, sehr klar und griffig.


    Literatur (alle Artikel sind frei im Netz zu finden - die Persoonia steht eh open access online, die anderen zwei Artikel sind auch im Netz durch Googlen zu finden):


    Castro ML , Freire L (1995): Gyroporus ammophilus, a new poisonous bolete from the Iberian Peninsula. Persoonia 16(1): 123-126.


    Crous, PW; Wingfield, MJ; Burgess, TI; Hardy, GESt.J; Crane, C; Barrett, S; Cano-Lira, JF; Le Roux, JJ; Thangavel, R; Guarro, J; Stchigel, AM; Martín, MP; Alfredo, DS; Barber, PA; Barreto, RW; Baseia, IG; Cano-Canals, J; Cheewangkoon, R; Ferreira, RJ; Gené, J; Lechat, C; Moreno, G; Roets, F; Shivas, RG; Sousa, JO; Tan, YP; Wiederhold, NP; Abell, SE; Accioly, T; Albizu, JL; Alves, JL; Antoniolli, ZI; Aplin, N; Araújo, J; Arzanlou, M; Bezerra, JDP; Bouchara, J-P; Carlavilla, JR; Castillo, A; Castroagudín, VL; Ceresini, PC; Claridge, GF; Coelho, G; Coimbra, VRM; Costa, LA; da Cunha, KC; da Silva, SS; Daniel, R; de Beer, ZW; Dueñas, M; Edwards, J; Enwistle, P; Fiuza, PO; Fournier, J; García, D; Gibertoni, TB; Giraud, S; Guevara-Suárez, M; Gusmão, LFP; Haituk, S; Heykoop, M; Hirooka, Y; Hofmann, TA; Houbraken, J; Hughes, DP; Kautmanová, I; Koppel, O; Koukol, O; Larsson, E; Latha, KPD; Lee, DH; Lisboa, DO; Lisboa, WS; López-Villalba, Á; Maciel, JLN; Manimohan, P; Manjón, JL; Marincowitz, S; Marney, TS; Meijer, M; Miller, AN; Olariaga, I ; Paiva, LM; Piepenbring, M; Poveda-Molero, JC; Raj, KNA; Raja, HA; Rougeron, A; Salcedo, I; Samadi, R; Santos, TAB; Scarlett, K; Seifert, KA; Shuttleworth, LA; Silva, GA; Silva, M; Siqueira, JPZ; Souza-Motta, CM; Stephenson, SL; Sutton, DA; Tamakeaw, N; Telleria, MT; Valenzuela-Lopez, N; Viljoen, A; Visagie, CM; Vizzini, A; Wartchow, F; Wingfield, BD; Yurchenko, E; Zamora, JC; Groenewald, JZ. (2016): Fungal Planet description sheets: 469–557. Persoonia 37: 218-403


    Crous, PW; Wingfield, MJ; Burgess, TI; Hardy, GEStJ; Barber, PA; Alvarado, P; Barnes, CW; Buchanan, PK; Heykoop, M; Moreno, G; Thangavel, R; van der Spuy, S; Barili, A; Barrett, S; Cacciola, SO; Cano-Lira, JF; Crane, C; Decock, C; Gibertoni, TB; Guarro, J; Guevara-Suarez, M; Hubka, V; Kolařík, M; Lira, CRS; Ordoñez, ME; Padamsee, M; Ryvarden, L; Soares, MA; Stchigel, AM; Sutton, DA; Vizzini, A; Weir, BS; Acharya, K; Aloi, F; Baseia, IG; Blanchette, RA; Bordallo, JJ; Bratek, Z; Butler, T; Cano-Canals, J; Carlavilla, JR; Chander, J; Cheewangkoon, R; Cruz, RHSF; da Silva, M; Dutta, AK; Ercole, E; Escobio, V; Esteve-Raventós, F; Flores, JA; Gené, J; Góis, JS; Haines, L; Held, BW; Horta Jung, M; Hosaka, K; Jung, T; Jurjević, Ž; Kautman, V; Kautmanova, I; Kiyashko, AA; Kozanek, M; Kubátová, A; Lafourcade, M; La Spada, F; Latha, KPD; Madrid, H; Malysheva, EF; Manimohan, P; Manjón, JL; Martín, MP; Mata, M; Merényi, Z; Morte, A; Nagy, I; Normand, AC; Paloi, S; Pattison, N; Pawłowska, J; Pereira, OL; Petterson, ME; Picillo, B; Raj, KNA; Roberts, A; Rodríguez, A; Rodríguez-Campo, FJ; Romański, M; Ruszkiewicz-Michalska, M; Scanu, B; Schena, L; Semelbauer, M; Sharma, R; Shouche, YS; Silva, V; Staniaszek-Kik, M; Stielow, JB; Tapia, C; Taylor, PWJ; Toome-Heller, M; Vabeikhokhei, JMC; van Diepeningen, AD; Van Hoa, N; Van Tri, M; Wiederhold, NP; Wrzosek, M; Zothanzama, J; Groenewald, JZ. (2017): Fungal Planet description sheets: 558–624. Persoonia 38: 240-384.


    Vizzini A, Angelini C, Ercole E (2015): Molecular confirmation of Gyroporus lacteus and typification of Boletus cyanescens. Phytotaxa 226(1): 27-38.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo,


    ich habe mich ein bisserl auf den neuesten Stand gebracht - es hat sich ja bei Gyroporus die letzten Jahre sehr viel getan... Gyroporus cyanescens ist eine Sammelart, es werden nun Gyroporus lacteus, Gyroporus pseudolacteus, Gyroporus cyanescens s.str., Gyroporus pseudocyanescens getrennt. Und Gyroporus castaneus ist auch eine Sammelart, die weiter aufgetrennt werden wird, Gyroporus ammophilus ist molekular bestätigt...


    Sehr kompliziert, aber auch sehr spannend. Ich muss mich da noch intensiv einlesen. Und ich schicke dir ne PN ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Lieber Pablo,


    ich kenne den "Falschen Hasen" auch nicht aus eigener Anschauung - klar, er kommt nur weit weg von uns vor. Hier ist der Link zu Originalbeschreibung: http://www.repository.naturalis.nl/document/569718


    Castro & Freire geben die Toxizität explizit an und beschreiben zudem, dass bei Zweitkonsum die Symptomatik noch heftiger ist. Gyroporus ist nah mit Scleroderma verwandt (gleiche Familie), insofern wundert mich nicht, dass es da auch was Giftiges geben könnte. Du hast da auch eine Vergleichtabelle der Merkmale.

    Munoz (2005) übernimmt ebenfalls diese Art und erkennt sie an.


    Ich selber habe mangels Eigenerfahrung keinen Grund, an der Entscheidung der Experten, Gyroporus ammophilus als eigenständig anzusehen, zu zweifeln. Mangels Gegenquellen auch nicht an den Aussagen von Castro & Freire, was die Gifitgkeit angeht. Ich sage da auch: better safe than sorry.


    Den Artikel aus der SPR habe ich nicht (und habe natürlich Interesse). ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Hola Loco55,


    was die Röhrlinge angeht, muss ich minimla widersprechen. Bei uns in Mitteleuropa sind alle Gyroporus-Arten essbar, an der Mittelmeerküste kommt aber Gyroporus ammophilus vor, ein Doppelgänger des Hasenröhrlings, der giftig ist.


    Vorsicht ist auch bei der Gattung Amanita geboten - du wirst den Eierwulstling als Speisepilz vermutlich kennenlernen. Der Falsche Eierwulstling hingegen ist nierentoxisch - Vorsicht!


    Falls du von Zuhause gewohnt bist, Röteltrichterlinge (Fuchsiger Röteltrichterling als Beispiel) zu essen, sei vor dem Parfümierten Trichterling gewanrt (der aber auch schon in der Schweiz nachgewiesen wurde).

    Generell wirst du sehen, dass die Artenvielfalt z.B. bei den Röhrlingen, den Wulstlingen, den Champginons (usw.) sehr groß ist, größer als in Mitteleuropa. Daher gibt es auch mehr Giftpilze...


    Ach ja, mir fällt noch ein giftiger Röhrling ein: Rubroboletus pulchrotinctus - ist aber nah mit dem Satanspilz verwandt. Auch der Wolfsröhrling, der bei uns extrem selten ist, wächst im Süden eher - und ist giftig.


    Es gibt in Spanien aktive Pilzvereine und Pilzgruppen. Und vermutlich wirst du diese Broschüre schon kennen: setas_comestand_2013.pdf


    Saludos,

    Christoph

    Servus Thorben,


    ein paar Arten sind in Chen et al. (2015): Resolving the Phoma enigma. Studies in Mycology 82: 137–217. enthalten. Als Bestimmungsliteratur taugt das aber nichts, da hier kaum Beschreibungen enthalten sind, die griffig wären. Aber es ist ein netter Epicoccum-Stammbaum enthalten.


    Dass die Konidien diesen grünbraunen Ton zeigen... sollte man meinen, dass man die Art daran irgendwie erkennen können müsste. Hat ja Wiederekennungswert.


    Ich selber habe da aber eben auch keine Möglichkeit, fürchte ich, weiterzukommen. Die Konidien sehen halt von Form, Septierung und Ornament nach Epicoccum aus (aber nicht Epicoccum nigrum). Falls ich über was stolpern sollte, gebe ich natürlich Bescheid.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Jörg,


    bei den "unbekannten Teilen" denke ich an einen Cortinarius, genauer an einen Wasserkopf. Leider ist der Stiel überstrahlt (Velumfarbe). Es gibt Arten, die insbesondere im Frühling fruktifizieren. Das "Pulver" auf den Hüten ist Pollenstaub? Cortinarius suberythrinus kann an eine Entoloma erinnern (von der Farbgebung her) und wächst ab Anfang April bei Pappeln. Das ist aber nur geraten und keine saubere Bestimmung. Geht anhand des Fotos allein natürlich nicht.


    Wen es interessiert: Ich habe mich mit Cortinarius suberythrinus (vs. Cortinarius vernus) ein bisserl befasst gehabt: Cortinarius suberythrinus - ein Wasserkopf im Frühjahr


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Thorben,


    ich wäre mir da nicht sicher, ob es ein Trimmatostroma ist. Wie sieht es mit Epicoccum aus? Es muss ja nicht Epicoccum nigrum sein (das wurden mittlerweile ein knappes Dutzend an Arten beschrieben). Trimmatostroma betulinum würde ich auch ausschließen - auch wenn deine Links vermutlich den gleichen Pilz zeigen, denke ich an eine Fehlbestimmung (wie du auch).


    Vielleicht ist das, was hier als Epicoccum bezeichnet wird, auch dein Pilz: Forensic Analytical Laboratories, Inc.


    Aber auch da - die Bestimmung ist mehr als unsicher.


    (sehe gerade, dass Zotto auch an Epicoccum dachte - habe eben erst parallel den Thread im Ascofrance aufgemacht...)


    Die Sporen lassen mich wirklich an Epicoccum denken...


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    der Beleg kam gut bei mir an - er war zwar zerbröselt, aber auch da kann man ja mikroskopieren - und stellte sich als Gyromitra perlata heraus. Die Asci waren gut mit Sporen gefüllt, diese zeigten auch schon ihre Anhängsel und teils ein zartes Ornament (in Baumwollblau klar sichtbar). Da die Sporen aber noch in den Asci sind und ich keinen Sporenabdruck zur Vwerfügung habe, sind die Maße deutlich zu klein als für Gyromitra perlata typisch (vgl. van Vooren (2017)).


    Doch der Reihe nach:


    Sporenmaße (im Ascus, vom Trockenbeleg in Wasser): 26,5-28,6-30,5 x 10,5-12,0-13,25 µm; Q = 2,1-2,4-2,9

    Sporenform: stark variierend zwischen relativ schmal bis deutlich ellipsoid, oft auch asymmetrisch, d.h. eine Seite ist stärker gebogen als die andere; Sporenanhängsel bis ca. 5 µm lang, häufig etwas gebogen (wenn der obere nach rechts zeigt, dann zeigt der untere nach links, also beide mit gleicher Drehrichtung).

    Sporenornament fein netzartig, wenn reif, vorher unregelmäßiger warzig (flachwarzig) - im Profil mit Mühe auch in Wasser als etwas unregelmäßig erkennbar, in Aufsicht aber in Wasser nur zu erahnen, in Baumwollblau rasch sich anfärbend (auch in kaltem BWB) und dann gut sichtbar.


    Die Form der Anhängsel, die Sporenform mit teils hohem Quotient und die Asymmetrie sprechen klar für Gyromitra perlata. Die Sporenmaße sind für diese Art aber deutlich zu klein, wären es freie Sporen aus einem Abwurf (dann sollten sie bis 40 µm Länge erreichen, teils auch noch darüber hinausgehend). Im Ascus sind Maße, die nur bis 30 µm reichen, aber normal. Man muss da aufpassen, dass man deshalb nicht im komplizierten Gyromitra-perlata-Komplex fehlgeleitet wird.


    Hier passt aber alles - für einen noch zu jungen Fruchtkörper, der aber schon alt genug ist, die Sporenornamente und -anhängsel zu zeigen.


    Und hier ein paar Sporenfotos von dem Gartenfund:



    schmale, relativ klar asymmetrische Sporen



    netziges Ornament in Baumwollblau (zum Kontrasterhöhen in Schwarz-Weiß)




    hier nur partiell mit Ornament, dieses dafür deutlich netzig


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Thorben,


    danke für das schöne Portrait! Ja, der Pilz ist so schön, dass wir ihn für die Mycologia Bavarica Band 10 als Titelbild genommen haben

    (eine tolle Aufnahme von Peter Widmann):


    Sorry für das kleine Bild, aber das hatte ich gerade zur Hand...


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Ulla,


    vor vielen Jahren habe ich mal in unglaublichen Massen Diderma alpinum gefunden. Die schon verstorbene Myxo-Spezialistin Marianne Runk hatte die damals für uns (ich war nicht allein bei der Exkursion, Ludwig Beenken war z.B. mit dabei) bestimmt. Es wuchs aber auch Diderma niveum mit dabei - ich hätte die beiden makroskopisch nicht auseinanderhalten können. Aber die Gattung geht zum Glück gut im Gelände.


    Ich möchte noch nebenbei den Artikel von Andreas Kuhnt aus der Z. Mykol. empfehlen: https://www.dgfm-ev.de/publika…en-alpen-teil-iv/download


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    ich habe selber mal eine Stilbella an Rehlosung gefunden (in Österreich, Exkursion der ARGE Österreichischer Pilzberater). Die Köttel wurden an Peter Welt verschickt und er hatte das als Stilbella erythrocephala bestimmt. Leider habe ich keine Fotos mehr - die sind mangels zeitnaher Sicherung einem Festplattencrash zum Opfer gefallen. Wenn die Diskussion von 2015 noch aktuell ist, ist das ja ohnehin ein Synonym von Stilbella fimetaria.


    Ich habe die Art seitdem nicht mehr gesehen (und sie war damals makroskopisch sehr auffällig). Wie häufig ist sie denn eurer Erfahrung nach?


    Und noch eine Frage: Ist Seifert (1985): A monograph of Stilbella and allied hyphomycetes. Studies in Mycology 27: 1–235.

    noch aktuell? Oder womit bestimmt ihr sowas heutzutage?


    Gräfenhan et al. (2011): An overview of the taxonomy, phylogeny, and typification of nectriaceous fungi in Cosmospora, Acremonium, Fusarium, Stilbella, and Volutella. Studies in Mycology 68: 79–113 zerpflückt Stilbella ein wenig, enthält aber nicht, wenn ich's nicht übersehen habe, Stilbella fimetaria.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Claudia,


    nein, nicht inkognito, jedenfalls nicht Alis. Ich hatte Alis nur nicht so recht als Forist hier auf der Pfanne - ich kenne ihn unabhängig vom EU-Forum. Falls weitere, hier schreibende PilzfreunInnen vor Ort waren, ist mir das auch nicht bewusst. Ich kannte so gut wie alle aus dem Real Life - da denkt man dann nicht unbedingt an das Forum, zumal die Reaktion ja recht verhalten war :gnicken::gpfeiffen:(habe aber auch recht kurzfristig nachgefragt).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    das alles ist sehr unerfreulich. Ich werde auch noch durch diese juristischen Untiefen durchsteigen müssen, da ich ja selber ein Forum leite. Die DSGVO geht vor allem Firmen an den Kragen - es geht darum, z.B. gegen Facebook und Co. eine Chance zu bekommen. Private Forenbetreiber und Vereine, die keinen kommerziellen "Betrieb" führen, sind da nicht so gefährdet. Ich kann daher sehr gut verstehen, dass der hiesige Forenbetreiber sehr vorsichtig ist. Ich kann bei dieser Rechtslage auch nur den Kopf schütteln. Im Moment bin ich noch nicht wirklich eingearbeitet, kann daher sonst nichts konkretes zur Diskussion beitragen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Josef,


    du darfst mir sehr gerne widersprechen ;-). Im Prinzip meinte ich das ja - man kann am Foto nicht gut erkennen, ob das wegen Alter oder wegen der Trockenheit passierte. Manche Spitzmorcheln sind ohnehin schwarz - stimmt vollkommen. Und gerade da wird es schwer, die Frische zu erkennen. Die Konsistenz des Fleisches, den Geruch - all das sieht man ja nicht am Foto. Und bei schwarzen Pilzen ist es eh oft schwierig - ich denke da an alte Totentrompeten per Foto im Vergleich zu frischen, eingetrockneten...


    Ich gehe davon aus, dass Jane die Morcheln gut verträgt. Sie kann ja berichten.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo...


    also denkbar wäre hier auch eine Peziza, die freilich für die Pflanzen im Hochbeet ebenso unschädlich wäre, und giftige Arten gibt es da auch nicht, also...

    ... bist du dir das sicher? Wurden bereits alle Peziza-Arten gegessen? Ich bin bei solchen Pauschalaussagen immer sehr vorsichtig. Ich kenn niemanden, der wirklich Peziza-Arten isst - ich glaube nicht, dass da die Trial-and-Error-Methode, durch die in anderen Gattungen Giftpilze "entdeckt" wurden, wirklich greift.


    Unabhängig davon kann es - wie gesagt - eine Flatschmorchel sein (die kenne ich jung durchaus so stark kleiig außen). Der Mulch im Beet lässt das auch möglich erscheinen. Wie Pablo und Felli aber schon schrieben, ist da das Mikroskop vonnöten. Der Chlorgeruch sollte bei Frischexemplaren deutlich wahrnehmbar sein (wenn man das Fleisch durchbricht). Fehlt dieser oder muss man sich den einbilden, ist es keine Flatschmorchel.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Jane,


    mir wären die zu alt - du siehst bereits, dass die Kanten eingeschrumpelt und richtig schwarz sind. Das kann an der sehr trockenen Witterung liegen, aber man kann da schlecht unterscheiden, ob nur trocken oder bereits überständig. Das ist auch mit ein Grund, warum eine Verzehrfreigabe per Foto kaum bis nicht geht. Die Bestimmung als Spitzmorchel i.w.S. ist glasklar, die Essbarkeit aber nicht.


    Liebe Grüße,

    Christoph