Servus Josef...
Den Karbolchampignon hatte ich schon öfters, allerdings nicht in so jungem Zustand. Ich weiß nicht, ob der im geschlossenen Stadium auch so cremefarbene Lamellen hat, Wenn er weiter auf ist, sind die deutlich rosa (wie beim Wiesenchampignon). Auf jeden Fall kann ich mich nicht erinnern, dass sich bei meinen Karbolchampignons der Hut derart intensiv gelb gefärbt hätte.
der Karbolchampignon ist eine ganze Sektion teils sehr schwer unterscheidbarer Arten. Junge Karbolegerlinge i.e.S. haben sehr blasse Lamellen. Junge Agaricus pseudopratensis haben hingegen intensiv rosa Lamellen und ähneln dem Wiesenchampignon wirklich frappierend.
Die Sektion ist tückisch - es gibt auch rötende Arten, die gar nicht in der Stielbasis gilben (oder am Hut). Manche gilben und röten, manche reagieren mal so mal so. Manche haben den doppelten Ring mit Zahnrad, andere einen einfachen. Die Hutform ist unterschiedlich. Ich habe kürzliche Agaricus xanthodermulus (s.l. - es sind zwei Arten, die im Moment nur genetisch getrennt werden können) gesehen - da ist die Hutform anders als bei deinen jetzt gezeigten, jungen Fruchtkörpern.
Es gibt aber Tricks, die Sektion zu erkennen - deshalb schreibe ich auch nochmal dazu (die Bestimmung geht ja am Bild allein nicht). Einfach mit Kalilauge auf den Hut tupfen - Karbolegerlinge i.w.S. und Arten der Sektion Minores reagieren direkt und deutlich gelb, die anderen nicht. Die Minores riechen schon sehr nach Anis... das ist auffällig. Oder mit Ethanol (ja, Alkohol) ins Fleisch, an den Ring, eventuell auf die HDS - da gilben auch nur die beiden Sektionen Xanthodermatei und Minores (das habe ich aber noch nicht selber ausprobiert - ich habe das aus der Monographie von Parra).
Die Schaeffer-Reaktion kann man ja nicht einfach so mal testen - wer hat schon das hochgiftige Anilin und zudem Salpetersäure daheim?
Frische Agaricus xanthodermus s.str. werden schon sehr deitlich gelb am Hutrand, wenn man reibt, finde ich - und ja, meist in Richtung chromgelb. Ist der Hut aber zu sehr von der Sonne angetrocknet, klappt das nicht immer.
Blöd ist halt schon, dass die gelbe Reaktion in der Stielbasis nicht bei allen Arten auftritt - das dürfte dann auch viele Pilzsachverständige/Pilzberater aus der Spur werfen. Ohne die oben genannte Chemie ist dann die Nase der wichtigste Detektor - ohne Geruch oder nach Tinte Karbolis, egal ob gelb unten oder nicht. Dabei auch immer die Stielbasis testen. Agaricus pseudopratensis riecht manchmal auch pilzig, nur in der Stielbasis später nach Tinte. Mein bisher einziger Fund dieser Art roch aber auch im Fleisch nach nichts und kam dann nach längerem Liegen in der Stielbasis schon sehr kräftig. Gegilbt hat er in der Stielbasis nicht, nur ein leichtes Röten im Stielfleisch war zu sehen und ein sehr sdhwaches Gilben außen am Hut. Lamellen schweinchenrosa, Ring hinfällig. Deshalb sind Fotobestimmungen bei Agaricus saumäßig tücksich.
Liebe Grüße,
Christoph