Beiträge von Tricholomopsis

    Servus beinand,


    soderla, jetzt habe ich mal die Mikrofotos etwas aufgearbeitet und zeige zwei stellvertretend. Wie gesagt, ich komme im Moment nicht dazu, Vergleichsbilder von Leccinum / Leccinellum pseudoscabrum zu machen, kenne aber die HDS mit den auffälligen Reihen von Kugelzellen und nur wenigen Zylindrozysten. Das hier sieht m.E. anders aus:



    Das ist eine Stelle der HDS mit Endzellen, die auffallend aus länglichen Elementen und auch normalen Hyphen besteht. Bei L. pseudoscabrum kenne ich das nur sehr vereinzelt mit eingestreut.


    Und hier eine andere Stelle der HDS, wo man den Gesamtaufbau ganz gut erkennt - die Palisaden bestehen teils aus deutlich langen Zellen - das ist bei Leccinum pseudoscabrum durchaus ähnlich, aber nach oben geht das dann - so wie ich es kenne - in deutliche Kugelketten über, was hier nicht so auffällig ist. Ich habe das Foto mal kopiert und rechts ein paar Zellen / Verläufe beispielhaft rot umrandet.




    Man sieht hier durchaus auch isodiamterische Zellen. Das, was das obere Bild zeigt, kenne ich nicht von L. pseudoscabrum, das, was das zweite Bild zeigt, entspricht ungefähr dem, was Lannoy & Estadès zeichnen, wobei die hier recht schematisch zeichnen.


    Blum - er hat "Boletus brunneobadius" beschrieben - hatte zwar ein sehr enges Artkonzept, hat aber dafür sehr genau beobachtet, was anatomische Strukturen angeht. Er hat die HDS-Analyse quasi in die Boletenkunde eingeführt und versucht, hier Details herauszuarbeiten. Lannoy & Estadès stützen sich auf Blums Vorarbeiten. Unabhängig davon, welche Schlüsse man zieht - ob als Varietät, als Art, oder ob man sagt, dass diese HDS noch in den normalen Variationsbereich von L. pseduoscabrum gehört - ich habe jedenfalls das so noch nicht bei L. pseudoscabrum s.str. gesehen.

    Das ein Teilbereich der ITS identisch sein soll, ist für mich ähnlich aussagekräftig wie "hat die gleichen Sporenmaße" - die ITS ist ein Merkmal. Nicht mehr und nicht weniger.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Michi,


    nein, bei der Netzhexe ist mir nichts in Sachen Rhabdomyolyse bekannt. Butterpilze esse ich nicht, weil mir die labbrigen Schleimer nicht wirklich schmecken. Ich gebe sie aber in der Pilzberatung frei, erwähne dann aber, dass es einen Fall einer Autoimmunreaktion gab.


    Servus Pablo,


    es gab mittlerweile einige Fälle von Rhabdomyolyse durch Grünlinge - so in Frankreich, in Polen und auch in Deutschland. Dass es nur in Frankreich zu Todesfällen kam, kann durchaus daran liegen, dass die Behandlung mittlerweile besser klappt - ob die Ärzte auf die Idee Rhabdomyolyse kamen (bei den ersten Fällen in Frankreich), ist mir unklar.


    Es ist auch nicht klar, ob die gemeldete Vergiftung mit Cortinarius spelendnes nicht doch Grünlinge waren, die ja eigentlich gesammelt werden sollten. Das Nierenversagen kann auch ein Beisymptom der Rhabdomyolyse sein.


    In Polen gab es auch einen Fall von akuter Rhabdomyolyse durch Mehrfachverzehr von Steinpilzen und Rotkappen.


    Kurz gesagt: solange man nicht Russula subnigricans isst, trifft im Moment die Rhabdomyolyse durch Pilze nur die, die in Unmengen die Pilze in sich reinstopfen - und das mehrfach.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Karl,



    Die Saftlinge am Teichrand schwärzen im Alter in allen Teilen deutlich wie man auf dem Foto von 2014 schon erkennen kann.

    das ist ja interessant - dann entspricht dein Gartensaftling in der Tat Hygrocybe riparia - der schwärzt komplett, während Hygrocybe conicopalustris s.str. nur schwach und wenn, dann eher an der Stielbasis schwärzen soll.


    Hier findest du die Originalbeschreibung von Hygrocybe riparia: GWDG - GWDG - IT in der Wissenschaft


    Inwieweit das für due Trennung reicht, weiß ich natürlich nicht. ^^


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Michi,


    es gibt einen Fall, in dem der Butterpilz das Paxillus-Syndrom ausgelöst hat. Also eine durch das Immunsystem ausgelöste Autohämolyse. Dies ist meines Wissens aber nur einmal aufgetreten. Insofern scheint der Butterpilz an sich keine große Gefahr in sich zu verbergen - aber einmal ist einmal. Die Information ist daher nicht unwichtig, denn man soltle sensibilisiert sein, dass ein zweiter Fall auch bekannt und publik wird.


    Die Netzhexe wird im Münchner Raum regelmäßig mit und ohne Weißbier genossen und es passiert nichts, wenn sie gut durchgegart ist - ich habe auch mit und ohne Alkohol Netzhexen verspeist... Allerdings wurde in Netzhexen ein Hemmstoff der Acetaldehyddehydrogenase festgestellt, sodass er prinzipiell das Anatbus-Syndrom auslösen kann. Leider wurde der Text auf die Hemmwirkung nur am Rohextrakt ausgeführt. Ob der Hemmstoff auch abgekocht noch wirksam ist, ist die Frage. In München offenbar nicht. Coprin ist es aber nicht, das wär auch kochstabil (es kommt aber in der Gattung Imperator vor).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Karl,


    tolles Foto! Ich selber bin immer wieder am Kämpfen, wie oder ob man Hygrocybe riparia Kreisel von Hygrocybe conicopalustris abtrennen kann. Schärzt dein Gartensaftling g'scheit oder nur ein bisserl? Und falls nur ein bisserl, wo dann?


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus klüppli,


    der Zunderschwamm geht auch an andere Substrate - ich selbst habe ihn auch an Birken (sehr häufig - ist zusammen mit Buche der Hauptwirt und der Typus stammt von Birke, wenn ich mich recht erinnere), an Erle, an Vogelbeere und an Weißtanne gesehen.


    Es sind auch Funde von Fichte bekannt und weiteren Substraten. Auch Eiche nimmt er, Weiden, Pappel usw. - siehe z.B. hier: 43b0c7f2-77c3-4169-a9e2-a7fba551adee.pdf


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Hallo zusammen,


    ich hatte den besagten Röhrling eben unter dem Mikroskop. Ich habe auch Mikrofotos gemacht, werde die aber erst im Lauf der nächsten Tage aufarbeiten und einstellen können. Dann schaue ich mir den Pilz nichmal genauer an - bald habe ich richtig viel Zeit, die Sommerferien stehen an.


    Zunächst an Bernhard:

    Vielen Dank für das Zuschicken - es hat sich für mich absolut gelohnt. Der Pilz ist noch recht jung, aber alt genug, um die HDS sehr schön ausgeprägt zu haben. Dass es sich um Leccinum pseudoscabrum s.l. handelt, war ja schon anhand der gelblichen Röhren klar. Die HDS besteht entsprechend auch aus dicht stehenden, senkrecht aufsteigenden Hyphen, die eine Palisade bilden - genau, wie man es erwarten würde. Allerdings finde ich auffallend viele langgestreckte Zellen, dazwischen auch normale Hyphen, aber auch die zu erwartenden, sehr kurzen und breiten Zellen. Eine Mischung aus Kugelzellen und Cylindrocysten.

    Ich habe allerdings noch nicht soooo oft Leccinum pseudoscabrum s.str. mikroskopiert, da der ja makroskopisch leicht kenntlich ist. Hier stutzte ich am Foto, weil einerseits die Hutfarben nicht so sind, wie ich sie kannte (wobei das durch die anderen Beiträge hier entkärftet wurde) und weil mir die für L. pseudoscabruzm so typische Schüppchenstruktur am Stiel fehlte - diese sehr auffälligen Längsrippen, auf denen die Schüppchen stehen. Die kenne ich sonst auch jung stärker ausgeprägt.


    Wie auch immer, die Hutdeckschicht entspricht ziemlich gut dem, was Lannoy & Estades in ihrer Monographie als Leccinum brunneobadium bezeichnen. Inwieweit diese Art berechtigt ist (oder als Varietät), sei erstmal dahingestellt. Und vielleicht variiert die HDS auch von Kollektion zu Kollektion (vielleicht findet Bernhard ja später im Jahr mehr Fruchtkörper und vielleicht dann auch typisch als L. pseudoscabrum - was auch interessant wäre, da man dann wirklich die Trennmerkmale begraben könnte, also auch die mikroskopischen. Oder es bleibt konstant so, was noch spannender wäre.


    Langer Rede kurzer Sinn:

    Ich nenne das Ding einfach mal Leccinum cf. brunneobadium - das cf. wegen meiner mangelnden Stichprobenzahl an mikroskopierten L. pseudoscabrum, um die Lannoy-&-Estadès'sche Art selber genauer interpretieren zu können.


    Daher sher spannend. Ich grabe mal in meinem Herbar (und dem Münchner Herbar) weitere, typische L. pseudoscabrum aus, um da nochmal die HDS im Vergleich anzusehen. Daher wird es noch etwas dauern, bis ich das cf. weglassen kann oder auch selber die Art L. brunneobadium über den Haufen werfe :)


    Liebe Grüße,

    Christoph


    (Die Mikrobilder werde ich noch nachliefern)

    Servcus Pablo,


    Climacodon pulccerrimus kannte ich bis dato gar nicht. Ein Bildabgleich im Internet ergibt in der Tat eine recht gute Übereinstimmung - dann ist der Fund womöglich wirklich was ganz besonderes. Stark! (Climacodon septentrionalis kenne ich eigentlich ganz gut - das glaube ich nicht, zumal Habitat und Substrat auch nicht passen.)


    Der Dachpilz ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Pluteus chrysophaeus (siehe weiter oben). So gut es halt am Bild geht und ohne Mikroskopie ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Beli,


    das Glück haben wir gut gebrauchen können - 2:1, das war knapp.


    Wenn ich mir die jungen Fruchtkörper so anschaue, die du jetzt gezeigt hast, sind die Stacheln doch etwas dicker - vielleicht ist es ja doch Spongipellis pachydon. Ich kenne den nicht so dunkel, aber das kann an der Hitze / Sonne liegen?! Wäre mikroskopisch leicht zu klären. Oft habe ich den auch noch nicht gesehen... Das letzte Mal heuer (Reste vom Vorjahr im Frühling) in Franken an stehender Buche. Was anderes fällt mir nicht ein ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Beli,


    der Stacheling ist ja verrückt. Hydnellum kann es nicht sein - Korkstachelinge sind Ektomykorrhizapilze, deiner ist klar saprob und baut das Holz ab. Ich habe aber keinen Stachelpilz parat, der so aussieht. Spongipellis pachydon hat keine solche Hutoberfläche und die Stacheln sind meist dicker.

    Hericium cirrhatum ist weißer und hat andere Hutstacheln/Fasern, nicht so verwoben.

    Tyromyces kmetii kenne ich mehr orange, leuchtender und der hätte Poren. Ob es eine Wuchsanomalie eines Porlings ist, der jetzt das Inverse - Stacheln statt Röhren - zeigt? Keine Ahnung.


    Ich bin überfragt. Bei Steccherinum kenne ich keine so fleischige Art. Was bleibt noch?


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: der Dachpilz - vergleiche mal mit Pluteus chrysophaeus

    Servus Beli,


    ich sehe da auch Panus conchatus - die Hutfarbe passt, die Lamellenschneide ist für Lentinellus viel zu wenig gesägt - sie ist ja eigentlich gar nicht gesägt auf dem Foto.


    Die Stielbasis deiner Pfifferlingsbilder bestätigt Cantharellus friesii. Ganz typisch und (leider) nicht C. romagnesianus. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph (und Gratulation zum 0 : 3 - Sieg gegen Argentinien)

    Servus Beli,


    bei Rheubarbariboletus armeniacus gehe ich auch völlig mit - sehr typisch. Rheubarbariboletus persicolor kenne ich nur mit gelbem Stiel und höchstens roten Punkten an selbigem und auch etwas anderen Hutfarben (ich kenne ihn aus Griechenland). Zu dem zweiten sage ich so gar nichts ;)


    Im Mittelmeerraum solltest du bei Pfifferlingen auch auf die hierzulande seltenen Arten achten. So gibt es z.B. Cantharellus romagnesianus, der aber eine rote Stielbasis hätte, die bei Cantherellus friesii fehlt. Leider sieht man auf den Fotos die Stielbasis nicht. Hier findest du einen Schlüssel für edie Gattung Cantharellus (aktueller Stand): Der Cantharellus-Fred


    Zu den anderen ist ja bereits alles gesagt worden :)

    Schöne Funde!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus ihr drei,


    ich kann mich auch nur anschließen. Ich sehe zwar eine Gelbfärbung in der Stielbasis, das kann aber am Foto liegen - sieht etwas überstrahlt aus. Der stark pilzige Geruch schließt Exoten wie Agaricus freirei aus (wäre ein rötender Karbolegerling).


    Sieht schon sehr nach Agaricus sylvaticus aus, aber wie Pablo richtig schreibt: ohne Mikro geht da wenig. Zu deutsch Blutegerling i.w.S. passt aber.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Nosozia,


    wunderbar, das passt ja wirklich gut. Man sieht schön die fusiformen, intermiedären Zystiden, die Cheilozystiden sind nicht dominant und es fehlen die Schnallen. Makroskopisch passt es auch.

    Und Gerüche sind immer so eine Sache - jeder riecht anders und jetzt ist es heiß/trocken - da kann ein Pilz auch mal seltsam riechen. Ich hatte ihn bisher jedenfalls nur in süß. Ist aber gut zu wissen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Claudia,


    es kommen mehrere Arten in Frage - klar. Du hast einen rötlichhütigen, rötlichstieligen, blassgelbsporenden, scharfen Täubling. Ich hätte auf eine abgetrocknete Russula sanguinaria getippt, aber vermutlich ist der Hut dafür zu matt. Schwer zu sagen.


    Russula queletii s.str. soll nach bisherigen, aktuellen Erkenntnissen nur bei Weißtanne fruktifizieren.

    Russula fuscorubroides wäre dann der häufigere "Stachelbeertäubling", der bei Fichten wächst. Beide würde ich ausschließen. Da passen die Farben nicht, finde ich.

    Russula sardonia braucht Kiefern und hätte deutlicher zitronengelbe Lamellen und eine andere Stielfarbe.

    Russula torulosa bräuchte auch Kiefern und schmeckt mild (wenn man die scharfen als Russula fuscorubra abtrennen mag) - ich habe beide erst sehr selten gesehen, Russula torulosa nur einmal - sieht aber auch mehr wie eine große R. fuscorubroides aus.

    Russula badia kenne ich mehr mit leicht geripptem Hutrand, bin aber kein Täublingsexperte. Zudem wäre die dann für Nichtchilliesser auffallend scharf und die lange Latenzzeit bis zum Eintreten der Schärfe wäre auch auffällig.


    Bleiben für mich die Arten rund um Russula rhodopoda und Russula sanguinaria.


    Mit mehr Mikrodetails kann man vielleicht was sagen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo,


    die Schnallen werden jedenfalls von Justo et al. (2014) nicht so extrem als Merkmal verwendet. Ihr Konzept von Pluteus cervinus lässt auch vereinzelte Schnallen an den Basidienbasen und z.B. in der Lamellentrama zu, da sie Pluteus brunneoradiatus mit Pl. cervinus synonymisieren. Und Pluteus pouzarianus wird z.B. von Pluteus primus vor allem durch die Sporenmaße unterschieden. Fragen nach den Prozentwerten der Schnallen kommen im Schlüssel gar nicht vor. Es geht aber primär darum, ob in der HDS Schnallen sind oder nicht. Es ist egal, ob an 10%, an 30% oder an mehr % der Zellen. Insofern betrifft das eher die früheren Schlüssel als den aktuellen.


    Die verwendeten Merkmale erscheinen mir eher harte Merkmale zu sein. Insofern müsste dir die Arbeit deutlich entgegen kommen. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    passt; kannst ja gerne noch mal ne Kostprobe machen. ;) Die ist in dem Fall völlig ungefährlich.

    Servus Bernhard,


    zur Bestimmung ist ja alles gesagt... Aber die Kostprobe bitte unbedingt ausspucken. Völlig ungefährlich glaube ich nicht. Caloboletus calopus ist magen-darm-giftig - er wird nur wegen der Bitterkeit nicht gegessen. Caloboletus ist eng mit Rubroboletus verwandt (Satansröhrlinge i.w.S.) und vermutlich daher auch bei geringen Menegn roh unangenehm giftig. Ich würde es jedenfalls nicht ausprobieren wollen.


    Ich kenne Caloboletus radicans süßlich-mild, C. calopus kenne ich nur bitter. Ich koste aber auch sehr selten, da man die Arten auch so gut erkennen kann ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo,


    zunächst: Pluteus hongoi ist nicht weiß, sondern braunhütig, kann aber auch mal hell daher kommen. Ohne Mikroskopie geht da (fast) gar nichts. Manche Kollektionen kann man im Moment nur genetisch von Pluteus cervinus s.str. abgrenzen.


    Der ganze Formenkreis um Pluteus cervinus wurde in Bezug auf die Nordhalbkugel ausführlich überarbeitet und revidiert (Justo et al. 2014). Pluteus hongoi ist offenbar häufig, wurde aber bisher bei uns übersehen. Er hat wie Pluteus cervinus keine Schnallen und ist durch die Hakenzystiden, deren Dornen teils bifurkat sind, am besten zu erkennen. Dann noch durch die fehlenden Längsfasern am Stiel. Albinos gibt es von ihm wie von Pluteus cervinus s.str. Bei dem Albino, das ich hier vorgezeigt habe, bin ich mir aber sicher, dass es Pluteus cervinus var. alba ist (und kein hongoi-Albino), da die Mikroskopie perfekt passt.


    Der Pluteus-cervinus-Formenkreis ist sehr kompliziert. Mittlerweile sind es über 30 Arten - davon bei uns ca. 12 (plus x). Der hier abgebildete gehört in diese Gruppe. Die Pleurozystiden sind mit den Haken versehen, die Cheilozystiden keulig.


    Bei dem abgebildeten müsste man erstmal wissen, ob Schnallen auftreten (in der HDS, wie häufig? An den Basidienbasen? An den Zystidenbasen? In der Lamellentrama?).

    Auch ist die genaue Form der Pleurozystiden wichtig (wieviele Haken im Schnitt, wie deutlich sind die abgegrenzt, verzweigen sich die Haken auch usw.)


    Nehmen wir mal an, es gebe keine Schnallen in der HDS...

    Dann würden passen (inkl. blassen Formen):


    Pluteus petesatus, Pluteus leucoborealis, Pluteus rangifer, Pluteus cervinus und Pluteus hongoi. Pluteus leucoborealis und Pl. rangifer sind offenbar auf Betulaceae beschränkt (ersterer an Alnus und Betula, letzterer nur an Betula).


    Der Geruch von Pl. petasatus hat immer(!) eine deutliche, süße Komponente bzw. ist aufdringlich süß - muss man mal gerochen haben. Die Sporen sollten variabler in der Länge sein: 5,5–8,0(–9,5) × 3,5–5,5(–6,0) μm, aber es wäre nicht ausgeschlossen. Die HDS zeigt bei Pl. petesatus keine Schnallen. Zudem sind bei dieser Art die Cheilocystiden nur zerstreut, sie bilden keine sterile Palisade an der Schneide. Die intermediären Zystiden zwischen der Schneide und der Fläche müssten vorherrschend fusiform und ohne Haken sein.

    Nahestehend sind Pluteus leucoborealis und Pl. rangifer, die aber breitere Sporen (bis 6,5 µm Breite) und dicht stehende Cheilozystiden besitzen.


    Pluteus cervinus und Pluteus hongoi hätten variable, intermediäre Zystiden - mal mit Haken, mal ohne, mal fusiform, mal mehr abgerundet...


    Treten in der HDS Schnallen auf, so sind mehr Arten zu prüfen. Ich nehme jetzt mal nur die typischerweise hellen Arten:


    Pluteus pellitus: Sporen 5,0–7,5(–8,0) × 3,5–5,0(–5,5) µm, also einen Tick kleiner als bei Pl. petesatus. Cheilocystiden wieder einen dichten Streifen an der Schneide bildend, intermediäre Zystiden schwanken von Kollektion zu Kollektion (mal alle wie Pleurozystiden mit Haken und nur dünnwandiger und kleiner, mal auch fusiform-dickwandig ohne Haken, mal bunt gemischt... und klar: Schnallen im ganzen Fruchtkörper auffindbar.


    Pluteus salicinus: Sporend eutlich größer, kann man ausschließen - zudem zeigt der Grüntöne und passt makroskopisch nicht.


    Weitere Arten sind gewöhnlich braunhütig:

    Pluteus alniphilus, Pl. brunneodiscus, Pl. kovalenkoi


    An Nadelholz findet man die ebenso braunhütigen Pl. pouzarianus (sieht aber m.E, makroskopisch anders aus und riecht süßlich, nicht nach Radi), Pl. primus (hat deutlich größere Sporen). Pluteus atromarginatus fällt eh weg (schwarze Schneiden, dunkler Hut). Pluteus pouzarianus ist in sich wohl noch ein kleines Aggregat (sehr variabel).


    Jedenfalls muss man die braunen mit einbeziehen, da sie auch zu hell bis ganz weiß ausfallen können. Rein makroskopisch passt m.E. Pluteus petesatus ganz gut - aber der Geruch: das Süße müsste dir auffallen - denk z.B. an Kunsthonig / Knolligeruch... Kann auch fast widerlich sein, weil zu intensiv, kann aber auch nach Radi (Rettich) ausfallen, dann aber plus Süße...

    Prüf auf alle Fälle mal nach, ob du Schnallen in der HDS findest und schau, wie häufig die Cheilozystiden sind. Deren Zerstreutheit ist ein gutes Merkmal üfr Pl. petesatus.


    Südliche Arten habe ich jetzt nicht mit verglichen (z. B. Pluteus sandalioticus Contu & Arras - auch creme bis hell, Schnallen überall) oder Pluteus atropungens (Pleurozystiden meist ohne Haken, zudem Haken recht klein, fällt daher weg); es gibt auch noch einen Pluteus nothopellitus, dem der süße Geruch von Pl. pellitus fehlt.


    Ach, da fällt mir noch ein: Pluteus pellitus hat eine gelifizierte Lamellenschneide, Pluteus nothopellitus nicht.


    Als Literatur kann ich dringendst empfehlen:

    ALFREDO JUSTO, EKATERINA MALYSHEVA, TATIANA BULYONKOVA, ELSE C. VELLINGA, GERRY COBIAN, NHU NGUYEN, ANDREW M. MINNIS & DAVID S. HIBBETT (2014): Molecular phylogeny and phylogeography of Holarctic species of Pluteus section Pluteus (Agaricales: Pluteaceae), with description of twelve new species. Phytotaxa 180(1): 1–85.

    dx.doi.org/10.11646/phytotaxa.180.1.1


    Pluteus ist sehr spannend - aber die Gattung ist größer, als man denkt. Alle hier genannten Arten gehören zum Pluteus-cervinus-Formenkreis (Pluteus sect. Pluteus).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Thorben,


    hinter Epicoccum nigrum würde ich ein "agg." setzen. Schau mal z.B. in Chen et al. (2017): Didymellaceae revisited. STUDIES IN MYCOLOGY 87: 105–159.

    Natürlich ohne Schlüssel, sondern nur mit Einzelberschreibungen. Jedenfalls ist neben der Konidiengröße auch wichtig, welche Farbe das Stromamyzel hat, wie die konidiogenen Zellen aussehen (usw.).


    Zu den phomaartigen schweige ich lieber - ich verzweifle da immer mehr. :)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Pablo,


    nein, der Mährische ist ganz was anderes, klar.


    Ich meine:


    Xerocomus subtomentosus

    Xerocomus chrysonemus

    Xerocomus silwoodensis

    Xerocomus ferrugineus


    Das sind die von Hills, Taylor (usw.) aktuell definierten Ziegenlippen. Was nicht heißt, dass es nicht mehr Arten gibt, z.B. mediterran.


    Wohin "Xerocomus" heterodermus hingehört, weiß ich ehrlich gesagt nicht.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Rudi und Josef,


    KOH ist völlig unproblematisch (z.B. 10%-ige Lösung - bekommt man sehr günstig, z.B. Mykoshop), Alkohol natürlich auch.


    Ich muss aber (leider) was ergänzen - die Sektion Minores beinhaltet auch die Anisegerlinge. Ich finde nur den Geruch so deutlich, dass die ganze Sektion leicht kenntlich ist (wenn ich keinen Schnupfen habe).


    Es gibt aber gilbende Arten z.B. auch bei den Wiesenegerlingen (und in weiteren Sektionen) - und die Unterscheidung zwischen Agaricus campestris s.l. und Agaricus pseudopratensis kann tricky sein (ohne Mikroskop), wenn letzterer nicht in der Stielbasis gilbt. Da hilft dann die Kalilauge (bzw. vermutlich auch der Ethanol - Parra hat das wohl nicht bei allen Arten getestet).

    Dummerweise kann die Schaeffer-Reaktion bei den gilbenden der Wiesenegerlingsgruppe sowohl positiv wie auch negativ ausfallen. Bei Karbolis ist sie negativ, bei Anisegerlingen positiv, aber eben leider zu giftig, um einfach so angewandt zu werden. Daher ist Kalilauge sehr hilfreich (wenn das so konstant klappt, wie Parra es beschreibt).


    Wenn der Pilz jetzt wirklich nach Anis riecht, ist klar, dass es kein Mitglied der Karbolegerlings-Sektion ist. Am Bild allein ist das halt extrem schwierig, weil es eben so viele unterschiedliche Karbolis gibt. Den klassischen mit dem trapezförmigen Hut und den grauen Längsstreifen am Hut erkennt man, aber die anderen ohne Trapez oder mit völlig anderer Huthaut... schwierig.

    Beispiel: Agaricus freirei sieht aus wie ein Blutegerling ("Waldchampignon"), rötet im Fleisch und gilbt nicht und ist dennoch ein Karbolegerling. Mit KOH aber soll auch er gilben (Waldchampignons nicht). Ich habe aber selber noch nie Agaricus freirei in der Hand gehabt.


    Persönlich kenne ich sechs Karbolis aus eigener Anschauung:

    Den "echten", Agaricus xanthodermus

    Agaricus moelleri,

    die beiden Hühner (Perlhuhn- und Rebhuhn-Egerling) - Agaricus placomyces und A. phaeolepidotus

    den Falschen Wiesenegerling - Agaricus pseudopratensis

    und den ominösen Agaricus xanthodermulus (/ A. laskibarii)


    deshalb bin ich immer so vorsichtig, denn es gibt einfach einige Karbolegerlinge. Und ich kenne ja selber nur einen Teil der Sektion. Ich würde gerne auch mal Agaricus freirei finden, oder Agaricus parvitigrinus oder Agaricus iodosmus oder Agaricus menieri usw.


    Die Sektion Minores treibt mir aber manchmal auch Schweißperlen auf die Stirn. Zumindest ist hier aber klar, dass es sich um einen Verterer der Sektion Minores subsect. Flavescentes (ich hoffe, ich habe den offiziellen Namen zitiert) handelt. Büscheliges Wachstum bei Karbolergerlingen i.w.S.? Müsste ich nachdenken, ob ich das hatte. Bei Wiesenegerlingen ja (sect. Agaricus), bei Sektion Bivelares auch, bei Sektion Minores ja, bei Sekt. Xanthomseratei - warum nicht? Ich muss aber zugeben, dass ich mich nicht an büschelige Funde erinnern kann (Büschel meint zwei bis drei, nicht so wie bei Agaricus bohusii).


    Und Rudi: natürlich wirst du ernstgenommen :) Zudem sind wir ja alle etwas gaga - wenn ich Normalmenschen erzähle, dass es mehr als "den Champignon" gibt und die Gattung richtig schwierig ist, würden die mich als verrückt bezeichnen. Jeder weiß doch, dass es zwei gibt: den Hellhütigen, der Champignon heißt und der dunkelhütige, der Egerling heißt. Das sagt der Supermarkt. Und wer etwas mehr weiß, kennt den Dritten, den Paraplui, der auch braun ist, aber eben groß. ==Gnolm9==Gnolm10


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Mischa,


    "die Ziegenlippe" sind bei un auch ca. 4 Arten, es gibt in der eingeengten Gattung Xerocomus also mehr Arten als nur Xerocomus subtomentosus. Und nur weil die Gattungen aufgespalten werden, müssen die deutschen Bezeichnungen nicht geändert werden. Insofern ist ein Butyriboletus immer noch ein Dickröhrling und ein Rotfuß ein Filtröhrling und der Georgsritterli8ng (Maipilz) ein Ritterling auf deutsch. Die deutschen Namen bezeichnen halt Formgruppen.


    Warum du so darauf pochst, dass man eine Marone nicht ausschließen dürfe, verstehe ich hingegen nicht. Natürlich sind Bildbestimmungen immer so eine Sache - und hier geht die Artbestimmung per Bild auch nicht wirklich. Man kann aber Arten ausschließen. Und den Maronenröhrling kann man meines Erachtens hier sehr klar ausschließen.


    Gerade die Filzröhrlinge im weiten Sinn sind derart kompliziert, dass die Artbestimmung für Nichtspezialisten sehr schwierig ist. Ich kann jetzt auch anführen, dass ich seit 30 Jahren intensiv Pilze zu bestimmen versuche und genauso lange intensiv mikroskopiere, Fachliteratur studiere - und trotzdem traue ich es mir oft nicht zu, im Gelände makroskopisch einen Filzröhrling im weiten Sinn zu bestimmen. Dass du ca. 60 Jahre Speisepilze sammalst, ist daher kein stichhaltiges Argument dafür, dass dein persönliches Artkonzept mit dem heute durch DNA-Studien plus anatomischen Studien entwickelten Artkonzept übereinstimmt. Wenn für dich also Pilze Maronen sind, die für Spezialisten keine Maronen sind, dann ist es doch kein Problem, solange es nicht um Giftpilze geht.


    Für mich passen weder die Stieloberfläche, noch die Stielfarben, noch die Huthauttextur und noch die Huthautfarbe zu Maronenröhrlingen. Ich bin mir äußerst sicher, dass es keine Maronen sind.


    Ich habe gestern auch über das Schnittbild nachgedacht - ich bleibe auch, trotz der fehlenden Karottenpunkte, bei der Gattung Hortiboletus, vor allem wegen der Stieloberfläche mit den Längsrillen, die am großen Fruchtkörper gut zu sehen sind. Ich stimme aber völlig mit Pablo überein, dass ohne Mikroskop eine belastbare Bestimmung nicht möglich ist. Wären die Fruchtkörper noch topfit und nicht hitzegeschädigt (Fleischfarbe im Stiel mehr braun als mit typischen Farben), wäre es vielleicht am Bild möglich. So gehe ich nach Gefühl und da bleibt Hortiboletus übrig. Zumindest würde ich Hortiboletus bubalinus mangels Röten ausschließen.


    Liebe Grüße,

    Christoph