Beiträge von boccaccio

    Hallo zusammen,


    Mitte Dezember hat der südliche Teil des MAB eine Exkursion in Bergisch Gladbach in den Lerbacher Wald gemacht. Damals waren die Temperaturen ja noch frühlingshaft mild und es gab einiges an Pilzen. Viele Fotos habe ich an dem Tag nicht gemacht, aber einige Exemplare möchte ich doch vorstellen:


    1. Hypocrea pulvinata ex Fomitopsis pinicola


    2. Mal wieder eine Dacrymyces stillatus Anamorphe eingepackt und direkt wieder Rhizophlyctis sp. gefunden


    3. Auf der Schnittfläche von einem alten Fomitopsis pinicola Fruchtkörper gab es dann noch einen weißen Belag. In der Hoffnung, daß das ein fungicoler Phragmobasidiomycet ist, hatte ich das Dingen eingepackt, wurde dann aber am Mikro enttäuscht: Eine Anamorphe, zu der mit leider nichts einfällt. Vielleicht hat ja einer von euch eine Idee dazu?


    Björn

    Hallo Martin,


    was Sinn und Zweck der septierten Sporen ist, weiß ich leider nicht. Auffällig ist aber ja, daß das praktisch nur bei Ascomyceten vorkommt (wenn man mal die septierten Rostpilz-Spornen außer Acht läßt). Ob das einen Hinweis zum Nutzen der Septierung gibt?


    Björn

    Hallo Irmtraud,


    bei den ersten beiden Sporenbildern hatten die auf den Objektträger abgeworfenen Sporen keinen Kontakt mehr zum Fruchtkörper, weil der etwas über dem Objektträger schwebte. Die daraus resultierenden Sporen sind in der Mehrzahl unseptiert oder höchstens mit einer dünnwandigen Septe. Beim letzten Bild lagen die Fruchtkörper hingegen auf dem Objektträger auf, hier gibt es dann die in der Literatur beschriebenen, dreifach septierten, dickwandigen Sporen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    es folgt ein weiterer kurzer Bericht aus dem Duisburger Stadtwald vom 10.12.2023.


    1. Ascocoryne inflata auf Birke


    2. Phleogena faginea


    3. Anthina flammea auf Buchenblättern


    4. Ein typischer Kirschenbewohner: Basidioradulum radula


    Björn

    Hallo zusammen,


    weiter geht es mit den Dezemberausflügen. Am 9.12. war ich in der Westruper Heide bei Haltern unterwegs. Das Gebiet es neben der eigentlichen Heide mit Wacholder und Calluna vor allem durch Kiefernwälder auf sandigem Boden charakterisiert.


    1. Coniophora puteana


    2. Serpula hiemantioides, interessanterweise nicht nur an Kiefer, sondern auch an Birke


    3. Tulasnella violea


    4. Die letzten Saftlinge: Hygrocybe miniata


    5. Hier hatte ich im Feld auf einen Glibberpilz gehofft.... und habe dann beim Anblick der Mikros erst mal gerätselt.... zum Glück habe ich ja gerade die niederländischen Schlüssel des Phragmoprojekts übersetzt, wo diese Anamorphe hier als Verwechslungspartner von Sirobasidium vorgestellt wird: es handelt sich also um ganz junge Ascocoryne albida


    6. Calocera cornea ohne Makrobilder


    7. Auf Kaninchendung: Coniochaeta vagans


    8. Und Delitschia didyma


    9. Und dann gab es auf Eichenzweigen noch diese weißen Kullern, die nur aus sterilen Hyphen bestehen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    anbei ein paar Eindrücke von einer kleinen Runde durch den Duisburger Stadtwald am 3.12.2023.


    1. Immotthia atrograna an Jackrogersella cohaerens


    2. Strossmayeria basitricha


    3. Dacrymyces stillatus: Anamorphe und Teleomorphe, beide mit einem Chytridiomyceten, Rhizophlyctis sp. befallen

    Konidien

    Basidien

    Sporen im Abwurf. Um die Septierung richtig beurteilen zu können, ist wichtig, daß die abgeworfenen Sporen Kontakt mit dem Fruchtkörper haben.


    4. Tremella mesenterica ohne Makrobild

    Hier gab es im Abwurf aufgrund des jugendlichen Fruchtkörpers nur Konidien und keine Sporen


    Björn

    Hallo zusammen,


    Anfang Dezember gab es hier in der Gegend mal etwas Frost und gleichzeitig auch etwas Sonnenschein, also eine gute Gelegenheit mal in der Haard, einem Waldstück nördlich des Ruhrgebiets eine Runde zu drehen. Auch wenn ich bei den niedrigen Temperaturen nur wenige Stöckchen umgedreht habe, gab es doch einige nette Funde zu bestaunen:


    1. Amphinema byssoides


    2. Phyllotopsis nidulans


    3. Coniophora puteana


    4. Nodulisporium cecidiogenes an Coniophora puteana


    5. Kalmusia sarothamni an Cytisus scoaprius


    6. Meloderma desmazieri an Pinus strobus


    Björn

    Hallo zusammen,


    die Mykolog:innen aus den Niederlanden und Belgien haben seit einigen Jahren ein sehr schönes Projekt zu Phragmobasidiomyceten, also Basidiomyceten mit septierten Basidien. Insbesondere gibt es dort sehr schöne Schlüssel, die einen erst zur Gattung und dann zur Art bringen. Einziger Haken: Die Schlüssel sind auf Niederländisch. Das kann man zwar auch ohne Übersetzungen in großen Teilen ganz gut verstehen (spätestens, wenn man einige Fachbegriffe wie gespen=Schnallen) kennt. Aber natürlich ist es immer einfacher, wenn man einen Schlüssel in der Muttersprache hat. Deshalb habe ich mit DeepL die Schlüssel einmal ins Deutsche übersetzt (und einmal drüber gelesen, daß die KI da auch wirklich Sinniges produziert hat) und das Ergebnis dann mit LaTeX auch noch optisch ganz ansprechend gesetzt. Ich hoffe, daß das Ergebnis auch für andere von Interesse oder viellleicht sogar Nutzen ist.


    Björn

    Hallo Bernd,


    die Webseite hat eine große Menge an Namen hinterlegt und bietet auch die Möglichkeit, Namen aus diversen Online-Datenbanken zu übernehmen, wenn doch mal eine Art fehlen sollte. Und wenn alle Stricke reißen und eine Art selbst in den Datenbanken nicht auftaucht, kann man sich immer vertrauensvoll an die "Curators" wenden, die dann ebenfalls Namen ergänzen können. Zumindest bei den "echten" Pilzen funktioniert das immer total reibungslos.


    Die App enthält grundsätzlich erstmal alle Daten, die du dort eingibst und du kannst dir diese Liste jederzeit anzeigen lassen. Inwiefern es dort Exportmöglickeiten gibt, kann ich aus eigener Anschauung nicht sagen, aber grundsätzlich müßte es das schon geben.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich möchte Euch hier mal einen Pilz vorstellen, der im Feld erstmal gar nicht auffällt, aber vielleicht trotzdem nicht so selten ist. Es geht um einen Chytridiomyceten, also Töpfchenpilz, der Dacrymyces stillatus befällt. Dabei ist der Pilz nicht wählerisch und nimmt Anamorphe wie auch Teleomorphe als Wirt (dank Anamorphe erkennt man D. stillatus ja auch im Feld schon gut auf Artebene). Beschrieben wurde der Pilz das erste Mal in H. M. Canter, C. T. Ingold, A chytrid on Dacrymyces, Trans. Br. mycol. Soc. 82, 739 (1984). Einen Artikel auf Deutsch gibt es auch: H. Clemençon, M. Wilhelm, Ein parasitischer Winzling in der Zerfliessenden Gallertträne, SZP 95, 20 (2017). Bis jetzt scheint die Art noch nicht wissenschaftlich beschrieben worden zu sein und muß deshalb vorerst unter dem von Canter und Ingold vorgeschlagenem Rhizophlyctis sp. laufen.


    Äußerlich sind die befallenen Gallerttränen in keiner Weise verändert:


    Mikroskopisch fallen dann aber runde Zellen auf, die eine Reihe haarfeiner Rhizoiden haben, mit denen sie an den Konidien und Hyphen des Wirts andocken. Hier zunächst mal mit Kongorot gefärbt in der Anamorphe:

    Und in der Teleomorphe:


    Ohne Färbung einfach in KOH mikroskopiert.


    Ich hatte in den letzten Tagen zweimal Aufsammlungen von D. stillatus aus verschiedenen Wäldern mitgenommen, mikroskopiert und den Pilz zweimal gefunden. Ich könnte mir also vorstellen, daß er gar nicht so selten ist - aber wer mikroskopiert schon regelmäßig D. stillatus. Bei beiden Funden waren die Äste mit den Gallertränen direkt auf dem Boden und nicht trockene Äste, die in die Luft ragten. Da Chytridiomyceten ja für ihre Verbreitung auf Feuchtigkeit angewiesen sind, kann das eventuell bei der Suche wichtig sein. Ihr könnt in Euren Gebieten ja auch mal schauen, ob sich der Pilz dort finden läßt.


    Björn

    Hallo Ingo,


    was den Standort meines Fundes angeht, erkenn ich da durchaus Parallelen. Zum Boden kann ich zwar nichts sagen, weil die Halden des Steinkohlebergbaus ja potentiell beliebiges Material beinhalten, aber die Zungen wuchsen ebenfalls im hohen Moos und Sträuchern. Wenn da in der Ecke nicht sowieso schon Erdzungen an klassischerem Standort (kurzer Rasen am Wegrand) gestanden hätte, hätte man die Dinger wohl auch leicht übersehen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich selber nutze ja auch eine Canon EOS 850 D am trinokularen Panthera C von Motic und kriege damit passable Bilder hin. Das Problem der Spiegelverwackelung ist irrelevant, wenn man zum Auslösen den LiveView Modus benutzt. Die Lichtmenge ist übrigens auch bei 1000x-Vergrößerung in Zeiten von LED ja kein Problem mehr. Da liege ich mit ISO 100 praktisch immer im Bereich von weniger als 1/100 s (Ausnahme sind Bilder mit Chinatusche, aber die sind ja im Wesentlichen schwarz).


    Insbesondere wenn also schon eine Spiegelreflexkamera vorhanden ist, sehe ich eigentlich keinen Grund, warum man sich eine Einsteckkamera zulegen sollte.


    Hier mal zur Einschätzung ein Beispielbild von Sporormiella heptamera:


    Ansonsten darf man auch nicht vergessen, daß wie bei der Fotografie im richtigen Leben auch gilt, daß die Ausrüstung alleine nicht ausreicht. Man muß halt auch gute (sprich flache) Präparate erstellen, sonst wird es eh schwierig mit den Fotos.


    Björn

    Hallo Harald,


    in Diederich et al Flora of Lichenicolous Fungi 1 (2022) wird die an Peltigera parasitierende Gamundia vorgestellt und dort auch der Name G. xerophila verwendet. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß das ganze wohl noch ein recht offenes Feld ist.


    Björn