Beiträge von boccaccio

    Hallo Harald,


    ich hab mich mit der Saftlingsbestimmung auch lange Zeit relativ schwer getan, weil man anfangs den Eindruck bekommt, das wäre eigentlich gar nicht so schwierig und dann sehen sie am Ende doch alle gleich aus. Wenn man sich da aber mal reinfuchst, ist es gar nicht so schwer. Auf die Bedeutung des Lamellenansatzes wurde ja schon von Wolfgang hingewiesen. Mit der Beurteilung der Schleimigkeit hatte ich lange Zeit große Probleme, das läßt sich aber eigentlich wunderbar mikroskopisch beurteilen. Bei den schleimigen Saftlingen hat man mikroskopisch beim Radialschnitt über der eigenlichen Hutschicht immer ein Gezumpel von Hyphen, die sehr locker angeordnet sind (Abstand der Hyphen ca. eine Größenordnung mehr als die Hyphendicke) und oft von einer körnigen Masse umgeben sind. Ist nicht so einfach das in Worte zu fassen, aber wenn man zum Vergleich einmal sicher bestimmbare Arten wie G. psittacinus oder H. conica und H. miniata angeschaut hat, entwickelt man eine gute Vorstellung.


    H. chlorophana


    H. miniata


    Ansonsten kommt es, wenn man mikroskopisch an die Saftlinge herangeht noch auf die Zellenlänge der Lamellentrama an. Das ist aber in einem Lamellenpräparat auch meistens gut zu sehen. Die langzelligen Arten haben da eigentlich immer deutlich sichtbare Hyphenbüschel (zum Üben kann man sich H. conica anschauen, Vergleichsmaterial mit kurzen Zellen ist wiederum H. miniata).


    H. conica


    H. miniata


    Zu den Sporen gibt es wenig Spezifisches zu sagen, da macht man einfach einen Abwurf, mißt und achtet ggfs. noch auf die birnenförmigen Sporen, wie sie bei H. miniata vorkommen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ein richtiger Wald war nicht in unmittelbarer Nähe, die nächsten Bäume sind auf dem Kartenausschnitt zu sehen und der kürzeste Abstand zwischen der Baumreihe und dem Fundort ist ca. 40 m Luftlinie. Richtiger Wald war dann erst in über 200 m Entfernung vom Fundort.



    Was H. fornicatus angeht, habe ich leider kein Material mehr und hatte weder Geruch noch Amyloidität der Sporen getestet. Da die Art aber streng an Kalk gebunden zu sein scheint, der in dieser Ecke der Eifel nicht vorkommt, denke ich, daß es schon H. fornicatus sein wird - zumal auch die langen, dünnen Basidien für eine Hygrocybe sprechen.


    Björn

    Hallo Reinhard,


    bei Hygrocybe coccinea und Hygrocybe punicea gehe ich mit. Orchideenwiesen sind wahrscheinlich nicht sonderlich ergiebig bezüglich Saftlingen, weil ein Großteil der Arten eher auf sauren Böden vorkommt. Dafür sind solche Orchideenwiesen dann aber etwas eher im Jahr ein Highlight für Rötlingsfreund:innen und können natürlich auch tolle Erdzungen und Keulchen hervorbringen.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich weiß auch nicht, was das für ein Pilz ist. Ich frage mich aber, wie lange man den kochen müßte, bis man ihn überhaupt so zerbeißen kann, daß er ohne Erstickungsgefahr in den Magen befördert werden kann.


    Björn

    Hallo Raphael,


    für die siderophile Granulation fehlt mir leider gerade die passende Chemie. Ich habe aber trotzdem mal mit der Funga Nordica Lyophyllum durchgeschlüsselt und komme da zu keinem passenden Ergebnis.


    Björn

    Hallo zusammen,


    auch wenn ich ja durchaus öfter mal in der Eifel unterwegs bin, hatte ich es bis jetzt nie geschafft mal zur Wiesenpilzzeit dort eine Runde zu drehen. Das hat sich letzten Sonntag geändert. Morgens ging es früh um 6 aus dem Haus und mit der DB ganz bequem bis in die Eifel, wo ich dann geschlagene drei Stunden auf einer Wiese zubrachte, bevor es dann mit vollem Sortimentsköfferchen wieder zurück nach Duisburg ging.


    1. Melampsoridium betulinum ex Betula sp.


    2. Am Straßenrand auf dem Weg zur Wiese: Bolbitius titubans


    3. Coprinus comatus


    4. Cuphophyllus virgineus


    5. Cystoderma amianthinum


    6. Schleimiger Hut, langzellige Lamellentrama, Sporenmaße 7.8+-0.4 µm x 4.7+-0.3 µm, Q=1.6+-0.1, 6.8-8.6 µm x 4.3-5.3 µm, Q=1.4-1.8, Stielspitze z.T. schwach bereift bringt mich zu Hygrocybe chlorophana


    7. Hygrocybe coccinea


    8. Entoloma porphyrophaeum


    9. Hier stehe ich auf dem Schlauch: Eigentlich sieht das ja schon nach einer Lepista aus, aber die Sporen sind im Abwurf rein weiß, weder amyloid noch dextrinoid und mikroskopisch auch in BWB glatt.


    10. Gliophorus psittacinus


    11. Cuphophyllus pratensis


    12. Gliophorus irrigatus


    13. Entoloma conferendum


    14. Ramariopsis robusta


    15. Nochmal Hygrocybe coccinea


    16. Mit Wanzengeruch: Hygrocybe quieta


    17. Leider nur ein Einzelexemplar: Hygrocybe punicea


    18. Im angrenzenden Fichtenwald Hygrophorus pustulatus


    19. Chromocyphella muscicola


    20. Daedaleopsis confragosa


    21. Irgendwie wirken mir diese Teile viel zu kräftig und stämmig für Cuphophyllus virgineus und auch der spitz gebuckelte Hut will nicht so recht passen. Kann das Cuphophyllus fornicatus sein?


    Björn

    Hallo Karl,


    H. substrangulata paßt irgendwie auch nicht so richtig. Die Art kommt laut Boertmann auf sauren Böden vor und sollte z.T. eingeschnürte Sporen haben. Letzteres kann ich nicht erkennen und da mein Fund mit Entoloma verae vergesellschaftet vorkam, würde ich auch sauren Boden ausschließen (auch wenn in so einem Steinbruch natürlich lokal sehr unterschiedliche Bedingungen herrschen können). Bleibt es wohl fürs erste bei einer unbestimmten Kollektion.


    Björn

    Hallo Claudia,


    ob ein Hut klebrig oder trocken ist, kann man auch bei regennassen Pilzen feststellen. Man muß nur mikroskopieren:


    Klebrige Huthaut:


    Trockene Huthaut


    Bei den oben gezeigten Saftlingen tendiere ich übrigens zu H. glutinipes. Der hat gerne diese Delle in der Mitte und von den Fotos her wirkt es auch so, als sei der Stiel deutlich schleimig.


    Björn

    Hallo Claudia,


    die Wiesenpilze sind in der Tat sehr hübsch! Aber warte mal ab, ich habe am letzten Wochenende ja nicht nur bei Karl gewildert, sondern war am Sonntag auch noch in der Eifel. Da war es noch mal bunter als auf dem Friedhof. Das mit dem Ergänzen der Portraits finde ich ja immer relativ mühsam.... hab aber gerade bei Hygrocybe conica meine Bilder mal angehängt.


    Björn

    Hallo zusammen,


    ich ergänze mal eine Kollektion vom Krefelder Friedhof vom 19.10.2024


    Pileipellis

    Lamellentrama aus langen Zellen

    Basidien dieser Kollektion überwiegend zweisporig

    Sporen 11.5+-0.8 µm x 6.7+-0.5 µm, Q=1.7+-0.1, 9.9-13.2 µm x 5.7-7.4 µm, Q=1.5-2.0


    Björn

    Hallo zusammen,


    da meine Tour in die Grube 7 ja relativ kurz ausfiel und dann gegen Mittag das Wetter deutlich besser wurde, habe ich noch einen Abstecher nach Krefeld auf den Friedhof gemacht, wo Karl ja schon einiges an tollen Wiesenpilzen finden konnte.


    1. Clavulina coralloides


    2. Flutsch, flutsch macht Hygrocybe glutinipes


    3. Hygrocybe conica. Interessant, daß im mit Kongorot gefärbten Präparat scheinbar auch einige Sporen dunkel färben. Lamellentrama mit langen Zellen, Sporenmaße 11.5+-0.8 µm x 6.7+-0.5 µm, Q=1.7+-0.1, 9.9-13.2 µm x 5.7-7.4 µm, Q=1.5-2.0


    4. Nochmal Hygrocybe glutinipes, Sporenmaße 7.7+-0.4 µm x 4.3+-0.3 µm, Q=1.8+-0.1, 7.2-8.4 µm x 3.9-5.0 µm, Q=1.6-2.0, Lamellentrama mit langen Elementen und der Hut unter dem Mikro erkennbar glitschig.


    5. Camarophyllopsis schulzeri. Den hatte ich auf dem Friedhof an anderer Stelle auch schon letztes Jahr und er scheint immer dann zu wachsen, wenn Karl gerade nicht vor Ort ist :D


    6. Armillaria mellea. Eigentlich ignoriere ich Hallimasch ja immer, aber der hier wuchs so schön, daß ich mal ein Exemplar mitgenommen und mikroskopiert habe.


    7. Schon in den Startlöchern: Immer wieder Stellen mit gelben Wiesenkeulchen


    Björn

    Hallo zusammen,


    in der Nähe des Neandertals gibt es mit der Grube 7 einen ehemaligen Kalksteinbruch, der mittlerweile zu einem Naturschutzgebiet erklärt wurde. Das Gebiet wird von der AGNU betreut und ist normalerweise nicht zugänglich, da es formal immer noch Werksgelände ist. Letze Woche hatte ich dann bei obsidentify zufällig gesehen, daß innerhalb des Geländes grüne Rötlinge gefunden wurden. Ich habe dann Kontakt aufgenommen und so bot sich dann am Samstag Vormittag die Möglichkeit mit einem sehr nettem AGNU-Mitglied eine Runde vor Ort zu drehen. Das Wetter war zwar wenig einladend, so daß wir nur etwas mehr als eine Stunde vor Ort waren, aber schön war es trotzdem.


    1. Direkt am Anfang des Objekt der Begierde. Grüne Rötlinge in Hülle und Fülle. Ein Blick durchs Mikroskop zeigte dann, daß es sich um Entoloma verae handelt.


    2. Ein Saftling mit glitschigem Hut, wie das Mikroskop auch deutlich zeigt. Sporenmaße 9.0+-0.6 µm x 5.2+-0.5 µm, Q=1.7+-0.1, 8.2-10.5 µm x 4.4-6.1 µm, Q=1.5-1.9, Lamellen aufsteigend angewachsen, Lamellentrama aus langen Zellen. Damit bleibt eigentlich nur Hygrocybe acutoconica, aber dafür wirkten die beiden Fruchtkörper irgendwie zu klein und außerdem sind die Sporen auch nicht groß genug. Hat da jemand eine bessere Idee?


    3. Auch wenn dieser Saftlinge auf dem Foto glitschig wirkt, ist die Huthaut trocken, wie man unter dem Mikro gut erkennen kann. Sporenmaße 9.8+-0.5 µm x 5.6+-0.4 µm, Q=1.7+-0.1, 8.7-10.7 µm x 4.9-6.2 µm, Q=1.5-2.0, Lamellen breit angewachsen, Lamellentrama aus kurzen Zellen. Auch wenn die Sporen etwas groß sind, würde ich sie als Hygrocybe calciphila bezeichnen wollen.


    4. Cuphophyllus virgineus


    5. Ramaria gracilis mit angenehmen Anisgeruch eine einfach zu bestimmende Art


    6. Etwas aus dem Tricholoma argyraceum Aggregat


    7. Hier bin ich etwas unsicher. Die Fruchtkörper unter Kiefer waren ziemlich massiv, so daß ich Richtung S. collinitus tendieren würde. Das Basalmyzel wirkte auf mich aber weißlich, was für S. granulatus typisch wäre.


    Björn

    Hallo Andy,


    Helvella atra sensu Skrede ist das sicher nicht, die gehört nämlich zum H. lacunosa-Komplex und hat einen gerippten Stiel. Ich hab aber gerade nicht auf dem Schirm, wie die H. atra sensu Dissing und Häffner bei Skrede heißt bzw. welche Arten in diese Ecke gehören.


    Björn

    Hallo zusammen,


    nachdem der oben gezeigte Porling eine Weile bei mir in der Küche lag, hatte ich jetzt endlich einmal Zeit einen mikroskopischen Blick hineinzuwerfen. Dabei fielen mir unmittelbar jede Menge rundliche Objekte auf, die es bei Pycnoporellus fulgens eigentlich gar nicht geben sollte. Eine genauere Betrachtung förderte dann septierte Basidien zu Tage und der Sporenabwurf, den ich vom Porling gemacht hatte, enthielt auch nicht eine Porlingsspore, sondern vielmehr Sporen eines anderen Pilzes, die teilweise mit Konidien gekeimt oder vermischt waren. Mit dem Phragmo-Schlüssel findet sich dann auch schnell ein Name für den Pilz im Pilz: Carcinomyces polyporinus, früher Tremella polyporina (bei PD als C. polyporina, im IF C. polyporinus mit dem Hinweis, daß die Umkombination den Namen C. polyporina benutzt hat). Makrosokopisch ist der Pilz praktisch unsichtbar und zeigt sich nur zufällig beim Mikroskopieren. In der Literatur wird meistens Postia als Wirt angegeben, gelegentlich auch Anthrodia. Funde an Pycnoporellus sind mir nicht bekannt, aber wer mikroskopiert auch Porlinge, wenn sie makroskopisch ansprechbar sind...



    Björn

    Hallo zusammen,


    auf einem Taschentuch hat die Milch nur ein wenig gegilbt. L. aurantiacus kenne ich nicht aus eigener Anschauung, den würde nach Literaturdarstellung aber für orangener gefärbt halten, außerdem ist die Huthaut dort ein Trichoderm, das paßt also nicht. Was die Huthäute von L. lacunarum und L. tabidus angeht, tue ich mich schwer, die zu unterscheiden Oedotrichoderm vs. Hyphoepithelium, von den Zeichnungen in den FoNE sieht das für mich beides recht ähnlich aus.

    Als weitere Beobachtung kann ich noch nachreichen, daß ein Fruchtkörper, der auf meinem Schreibtisch lag und angetrocknet ist, dann durchaus einen runzeligen Hut bekam. Das kann aber natürlich auch einfach dem Antrocknen geschuldet sein.


    Björn