Beiträge von Cortinarius

    Hallo zusammen,


    ich hab mir die Sache jetzt nochmal angeschaut und vor allem das von Schupfi verlinkte Paper mit verwendet.

    Dieses Paper macht einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck.
    Im Text wird unter anderem erwähnt, dass die ITS doch ganz gut zur Trennnung von Arten in diesem Artenkomplex taugt.
    Selbst die europäischen und asiatischen Sippen von A.rubescens lassen sich wohl über die ITS trennen.


    Dann habe ich mir die A.rubescens senso stricto Samples des ersten phylogentischen Baumes detailiert angeschaut.
    Bei diesem Baum handelt es sich ja um einen Multi-Gen Baum , d.h. die Wahrscheinlichkeit, dass die Verwandschaftsverhältnisse so stimmen ist sehr gross

    Unter A.rubescens s.s. sind 8 Samples gelistet. Zu diesen Samples gibt es in den Anlagen, die man separat downloaded kann; auch eine Liste die zugehörigem ITS-Sequenzen
    Diese 8 Sequenzen habe ich dann direkt mit Franks Sequenz verglichen. Die höchste Übereinstimmung waren 93,8%, alle Werte bewegten sich im Bereich um 93%
    Damit ist eigentlich klar, das A.rubescens als Art-Hypothese für Franks Fund ausscheidet.


    Dann habe ich das ganze für A.spissa wiederholt. Leider ist nur ein Sample mit einer ITS-Sequenz im Baum enthalten
    Vergleicht man diese Sequenz mit Franks Fund ergibt sich eine Ähnlichkeit von 98,87 % , immerhin !
    Zu beachten ist, dass es sich dabei um einen chinesischen Fund handelt. Leider sind keine europäischen Funde von A.spissa im Baum enthalten.

    Die Interpretation dieser Ergebnisse überlasse ich jedem selbst.

    Die ganze Sache war ziemlich spannend und ich habe wieder einige Dinge bei dieser Datenanalyse gelernt.
    Nach den Bildern im Ausgangsthread war ich auch zuerst, recht eindeutig beim Perlpilz. Die Makroskopische Bandbreite dieses Artenkomplexes scheint aber deutlich grösser zu sein wie man vermutet


    beste Grüße
    Uwe

    Hallo Schlupfnudel

    Ich muss dazu sagen, dass ich kein Auskenner bei Amanita bin

    Ich hab nur meine Vorgehensweise geschildert.

    Die von dir gezeigte Veröffentlichung ist interessant. Dort hat man ja Vergleichssequenzen, jetzt kann man die konkreten Blast Ergebnisse auf diese Sequenzen überprüfen

    Wenn da welche bei den nahe 100% Ergebnissen auftauchen, dann ist eigentlich alles klar.

    Schaue ich heute Abend mal.


    Zu deiner Frage:

    Im Parameterfeld beim blasten kannst du eine Art Hypothese eingeben. Die Auswahl zeigt dir an für welche Arten es überhaupt Ergebnisse gibt

    Es hat da auch einen Exclude-Haken, wenn du diese Arten/Gattungen nicht dabei haben willst

    LG

    Uwe

    Hallo Frank,

    das ist die das Problem mit den Datenbanken. Es hat halt jede Menge "falsch" bestimmte Proben darin

    Ich hab mir erlaubt deine Daten mal herunterzuladen und einen BLAST laufen zu lassen.
    Dann bekommt man ohne nähere Einschränkungen genau das Ergebnis, dass Pablo dir geschickt hat.
    Es gibt 100% Treffer für A.spissa und für A.rubescens
    Ein Typus Suche ergibt kein Ergebnis, da für diese Arten zu "alt" sind, da gibt es wohl keine Typen. mehr


    Sucht man aber mit der Vorgabe "Vergleiche nur mit A.spissa" bekommt man ca. 16 Sequenzen mit 98-100% Übereinstimmung und nur 2 mit 93%
    Die zwei mit 93% stammen aus Neuseeland , also vermutlich eine andere Art


    Sucht man aber mit der Vorgabe "Vergleiche nur mit A.rubescens" bekommt man ca. 9 Sequenzen mit 98-100% Übereinstimmung und jede Menge (>20) mit ca. 93%
    Jetzt kann man die einzelnen Sequenzen nach Ersteller / Erdteil usw. abklopfen und entscheiden was wahrscheinlicher ist


    In deinem Fall überzeugen mich die 14 Sequenzen von A.spissa deutlich mehr wie die "nur" 9 hochprozentigen für A.rubescens und vorallem die über 20 "falschen" mit nur 93%

    Also für mich ist deine Fund A.spissa


    Es ist schon erstaunlich wieviel falsch bestimmte Sequenzen in der der Datenbank rumgeistern.
    Es braucht halt zum Glück immer noch gute Feldmykologen für korrekte Bestimmungen
    Das Problem ist auch, das wahrscheinlich nur sehr selten jemand etwas verbessert, wenn es neue Erkenntnisse gibt.

    beste Grüße
    Uwe


    PS: wenn du selber damit experimentieren willst, kann ich dir die getrimmte Sequenz gerne mal schicken

    Hallo

    zu deinen Fragen

    1. nein, das neue Buch ist um Welten umfangreicher
    Die Basis, das sind die Makroskopischen Schlüssel, wurde laufend weiterentwickelt und angepasst
    2. nein, nur das Prinzip ist ähnlich
    Die CD-Software basiert auf einer Access-Daten Bank, deshalb läuft sie nur auf Windows


    Zusatzinformation: derzeit läuft die Programmierung einer App die nach dem selben Prinzip, allerdings wurde die Datenbasis deutlich erweitert.
    Etliche Schweizer Pilzexperten haben die Art-Merkmale überarbeitet und neu codiert. Ich selbst war bei einem Teil der Cortinarien beteiligt.

    Wann die App verfügbar sein wird, kann ich aber leider nicht sagen.


    beste Grüsse
    Uwe

    Hallo Bernd,

    Als Nächstes werde ich die KOH-Reaktionen überarbeiten, und zwar je eine Spalte für

    Fleisch, Basalfilz, Velum, Hutoberfläche vorsehen.

    Die KOH Reaktion braucht es dreimal für Fleisch ( mittig) , Hutoberfläche / Hutrand , und Basalmycel ( weiss)
    Die Knollenrand Reaktion stimmt mit der Hutrand Reaktion i.A. überein , da sie vom Velum-universale stammt.


    Die beiden Vorschläge von Gunnar

    - Sektion
    - Sporenform
    finde ich auch sehr sinnvoll

    Die Angaben zur Sektion findest du z.B. in Günters Abbildungsverzeichnis auf der JEC Webseite


    Bei C.camptoros hast du wahrscheinlich eine Kommentar von mir verwechselt
    Also C.camptoros ist eigentlich keine kleine Art, eher mittelgross und der Vergleich mit Stockschwämmchen bezieht sich auf C.renidens, den Quittenwasserkopf
    Camptoros ist nicht rot-braun sondern mittel/dunkelbraun mit hygrophaner Mitte. Die Lamellenschneiden sind bei jungen Fruchtkörpern blau. Sporen citriform

    Ich versuche bis Weihnachten mal die Tabelle durchzuschauen und eventuelle fehler zu korrigieren.
    LG
    Uwe

    Hallo Tim,

    deine Bestimmungen sind für mich absolut nachvollziehbar und passend.

    Bei R.ochroleuca ist die minimal graugrüne Hutmitte und der leicht angegraute, längs geriefte Stiel typisch.

    Auf dem ersten Bild hat sich noch Lactarius subdulcis reingeschmuggelt.

    Beste Grüße vom verschneiten Bodensee

    Uwe

    Hallo zusammen

    Ich sehe hier ein gutes Zwischen -Ergebnis.

    Wenn man den Angaben in " Pilze der Schweiz "

    traut, dann ist L.flexuosus raus.

    Dort ist das SPP mit gelblich abgebildet nur eine minimale Stufe dunkler wie bei L.blennius.

    Die Farbe bei L.circellatus dagegen passt ziemlich gut zu dem, was im Foto zu sehen ist. Natürlich sind Fotos zur Beurteilung von SPP Farben nur bedingt geeignet, aber bei dem starken Unterschied geht das schon.

    Jetzt gibt es nur noch das Problem mit dem Lamellenabstand zu lösen.

    Mal schauen was die Mikroskopie so bringt.

    Am Schluss muss dann doch noch sequenziert werden 8o

    Gruß

    Uwe

    Hallo Frank,

    erstaunlich, so spät im Jahr noch einen so eleganten Pilz zu finden.
    Du musst ja einen sehr wärmebegünstigten Wald haben. Bei mir am Bodensee waren die vor 4-5 Wochen da und sind seit 3 Wochen durch
    Also deine Bestimmung stimmt mit schätzungsweise 90% iger Wahrscheinlichkeit.
    Für die 100% müsstest du noch die Sporen mikroskopieren. Wenn die dann zitronenförmig, stark warzig und bis 15um gross sind, dann sind es 100%
    Ich hab aber immer wieder mal makroskopisch sehr ähnliche Kollektionen mit Sporen <12 um , das ist dann Cortinarius bergeronii

    Gerade die hatte ich gern mal spät im Jahr.

    Gruss

    Uwe

    Hallo Alex,

    hast du mal einen Sporenabwurf gemacht ?
    Wenn man PIlze der Schweiz glauben kann, hat L.circellatus deutlich rötliches SPP und C.flexuosus hell-gelbliches
    Ich sehe bei den 8 Stunden alten Lamellen einen etwas rötlichen Ton, das kann täuschen, könnte man mit einem Sporenabwurf auf Objektträger aber überprüfen.
    Meine Erfahrung mit den SPP-Farben in Pilze der Schweiz ist weitestgehend gut, meist stimmt das recht genau.

    Circellatus war bei uns dieses Jahr recht häufig und ich hatte etliche Kollektionen. Auf deinen Übersuchtsbildern sehe ich einige Fruchtkörper, die ich sofort zu Circellatus gestellt hätte.
    Mit L.flexuosus habe ich aber ehrlich gesagt wenig Erfahrung
    Gruss

    Uwe

    Hallo Felli

    Du kannst ja mal A.lanipes vergleichen.

    So rein makroskopisch würde mir das gut gefallen, allein deine Sporen sind etwas klein.

    Ich mach aber eigentlich auch immer einen Bogen um die Egerlinge und beschäftige mich lieber mit einfachen Gattungen wie Cortinarius 8o

    Gruß

    Uwe

    Hallo zusammen,

    wie Sabine schön geschrieben hat, ganz typische Goldflussige.

    Ich finde die typisch bis in den Dezember in Eichenbeständen. Gefühlt wird die Art häufiger in den letzten Jahren

    LG

    Uwe

    Hallo Fedi

    Ganz typisch H.erubescens. Kommt gerne in grossen Clustern mit bis zu 50 Fruchtkörpern. Wir hatten den dieses Jahr quasi auf jeder Exkursion im Kalk- Nadelwald, allerdings nicht so häufig wie die Jahre zuvor.

    Dieses Jahr war dafür H.abieticola ( pudorinus) in Massen vertreten teilweise mit an die 100 Fruchtkörpern pro Cluster.


    Gruß

    Uwe

    Es heisst ja "Vergrünend" und nicht grünend. Das bedeutet das sich das angekratzte Fleisch/Lamellen grünlich verfärbt , die Milch ohne das Fleisch verfärbt sich nicht bleibt also unverändert
    Das ist eine spezielle Eigenschaft bei etlichen Milchlingen.
    Bei einigen korallenrot verfärbenden Arten muss die Milch immer getrennt mit und ohne Fleischkontakt betrachtet werden. Es gibt Arten beiden denen die Milch ohne Fleischkontakt nicht verfärbt. Diese Eigenschaft ist dann bestimmungsrelevant.
    Bei einigen violett-verfärbenden Arten verfärbt sich nicht die Milch sondern nur das Fleisch mit Milchkontakt, die separierte Milch bleibt weisslich.

    Gruss

    Uwe

    Hallo zusammen,

    kurz zusammengefasst sieht es im Augenblick so aus, dass namhafte Mykologen das Konzept des Splittings in verschiedene Gattungen ablehnen.'
    Allen voran sind das die Holländer um Thomas W. Kuyper.
    Thomas hat bei der JEC Europäische Cortinarien Vereinigung) in den letzten 3 Jahren jeweils Vorträge gehalten und versucht zu erklären wie es zu diesem Gattunssplitting kam und warum er es ablehnt.
    Ein Zusammenfassung der Begründung findet man im neuen Buch Flora Agaricina Neerlandica Vol 8 Cortinarius auf Seite 10

    Er zweifelt im wesentliche die statistische Unterstützung der Phylogenie an. Laienhaft ausgedrückt sind die "Wurzeln" des Phylogenetischen Baumes der im Artikel "Thaming the Beast" von Liimatainen et al. 2022 zu wenig statistisch unterstützt.
    Thomas hat mit seiner Gruppe an Hand der Daten der Finnen den Baum nachberechnet und entsprechendes festgestellt.
    Sein Vorschlag ist die monophyletische Gattung Cortinarius so zu belassen. Das strenge Untergattungs Konzept ( wie bei Moser) ist zwar phyllogenetisch auch nicht mehr zu halten, obwohl es an vielen Stellen noch passt.
    Im Augenblick macht es wohl Sinn die Gattung nur noch in Clades genetisch nahestehender Arten zu teilen ( Calochroi, Purpurascentes , Anomali ...)

    So wird mal wohl wahrscheinlich auf annähernd 100 solche Clades kommen, was natürlich auch nicht wirklich übersichtlich ist.

    Für die reine Bestimmungs Arbeit ist die bisherige Aufteilung in Untergattungen ( Phlegmacium, Myxacium, Leprocybe, Dermocybe, Telamonia, Cortinarius) weiter vollkommen sinnvoll und legitim. Einige dieser Untergattungen wie z.B. Myxacium und Leprocybe sind aber phyllogenetisch nicht haltbar.

    Ich bin auf diesem Gebiet auch absoluter Laie, versuche aber zumindest Teile davon zu verstehen. Falls irgend etwas falsch dargestellt ist, nehme ich gerne Hinweise dazu entgegen.
    Vielleicht mag Günter Mykollege_Günter , der ja bei der JEC in der Genetik-Gruppe tätig ist noch etwas ergänzen, korrigieren

    beste Grüße

    Uwe

    Ich denke da an einen Vergleich mit nicht öffentlichen Sequenzdaten.

    Wenn Felix die Sequenz mal mit "seiner Datenbank" vergleicht, bekommst du vielleicht andere Treffer bzw. vertrauenswürdige Namen zu ähnlichen Sequenzen.

    Bei den Cortinarien geht's mir ab und zu mal so, dass erst die Nachfrage bei den Gattungsspezialisten valide Ergebnisse liefert

    Gruß

    Uwe