Hallo Raphael (und Matthias und Stefan - und wen es interessiert)
also zunächst mal:
Das hast du gut vorbereitet alles, eine schöne Doku!
Es ist Pech, dass du
gleich an so schwierige Art geraten bist, eine, die du nicht im
Stangl oder sonstwo findest.
Fest steht zum
einen, dass das nicht tjallingiorum ist - eben u.a. aus den Gründen,
die Matthias schon richtig sagte: nur oben bereifter Stiel und
falsche Zystidenform. Und es ist ebenso sicher nicht sindonia, weil
die sowohl eine andere Hutfarbe wie andere Sporen und Zystiden hat.
Es wäre wichtig
gewesen, einen der Stiele nach Berührung zu fotografieren, denn:
Mir fällt dazu nur
eine einzige Art ein, aber nur dann, wenn das „Bräunen“ auch
ein „Röten“ sein könnte. „Bräunen“ im wirklichen Sinne
kenne ich nur von wenigen Gruppen, z.b. die leiocephala-Gruppe, tenebrosa etc. - aber
deine Art gehört sicher zu keiner von denen.
In dem Fall, also
falls es eher ein Röten war, käme eigentlich nur Inocybe perchtana
in Frage, die wir gerade in der Myc Bav neu beschrieben haben. Sie
passt - soweit ich das aus der Ferne und mit den gegebenen Daten
beurteilen kann - in vielerlei Hinsicht auf deinen Fund: Ich habe sie
immer in einer solchen hochmontanen Höhe bei Fichte gefunden. Sie
hat, wie es bei einigen deiner Fruchtkörper zu sehen ist, eine
weißliche Velipellis, eine recht glatte Hutoberfläche, die Farbe kann so sein, wie man auf meinem angehängten Foto sehen kann, und weithalsige Zystiden (siehe weiteres angehängtes Foto) hat sie auch, wie man sie auch bei dir
sieht. Und sie riecht aromatisch, was zu deiner Aussage passen würde.
Sie sollte eigentlich
auch unten zumindest vereinzelte dickwandige Caulozystiden haben, das könntest du nochmal überprüfen. Und: Die Sporen müssten im
Durchschnitt kürzer als 9 µm sein und im Schnitt um 5.5 µm. Wenn es ein wenig mehr oder weniger ist, macht es nichts. Aber ungefähr muss es schon stimmen. Und schau doch mal, ob du nicht noch ein paar längere und wellige Caulozystiden findest - ganz oben am Stiel.
Wenn das alles also zutrifft, bin ich recht sicher, dass es I. perchtana ist: Perchtas Risspilz.
Wenn du den Artikel möchtest, kann ich ihn dir privat schicken, schreib dann an meine email Adresse, also meinen Vornamen, Punkt, Nachnamen und @gmx.de.
Die Art hab ich noch nicht auf die Website gesetzt, mach ich aber als nächstes.
Generell gilt für
die Bestimmung von Risspilzen:
1. Immer ein
Schnittbild anfertigen, denn die Farbe oben im Stiel gibt oft einen
wichtigen Hinweis, in welche Großgruppe die Inocybe einzuordnen ist.
Manchmal ist auch die Farbe des Fleisches in der Stielbasis wichtig.
Und ob er hohl ist oder nicht.
2. Stets mindestens
20 Sporen messen und einen Mittelwert ausrechnen (ich selbst messe
immer 40 Sporen). Nur damit bekommt man einen guten Eindruck, was
nun typisch für die Art ist. Ausreißer nicht mitmessen, sondern
notieren, dass es eben auch 2-sporige Basidien gibt.
3. Stets ebenfalls
etliche Zystiden messen (ich messe 15) und einen Mittelwert
ausrechnen. Und schauen, was die charakteristische Form ist - also
welche wiederholt sich am meisten. Das zu beurteilen ist, denke ich,
für Anfänger in der Gattung mit das Schwierigste.
4. Bei den
Caulozystiden schauen, was denn die häufigste (charakteristische)
Form ist, denn die sind oft uneinheitlich.
5. Nicht mit Kongorot, sondern nur mit KOH arbeiten, weil man so die Reaktion der Zystidenwände nicht gut
sieht. Schrieb Stefan ja schon und ich früher auch. Das kann man höchstens bei den Gattungen Inosperma, Mallocybe
und Pseudosperma machen.
6. Ganz wichtig für eine Bestimmung ist auch immer, ob eine Velipellis bei jungen
Fruchtkörpern zu sehen ist und welche Farbe die hat. Und das ggf.
notieren, falls man es auf den Fotos nicht sieht.
Das wars aus meiner Mittagspause, herzliche Grüße, Ditte