Ein paar Flechten auf Schiefer (Lehesten)

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  • Hallo,


    da ich letzte Woche ein paar Tage im oberfränkischen Steinbach verbracht habe, um mir die Flechten auf Schiefer anzuschauen, will ich auf Wusch speziell von Tuppie nicht versäumen, ein paar Eindrücke hier einzustellen.


    Der schwarze Schiefer ist mir fremd. Die näheste Anlaufstelle ist Oberfranken/Thüringen, das rheinische Revier ist vom Neckar weiter entfernt.

    Also ein paar Tage freigenommen und über die Rhön (Schafstein) in den Schiefer gedüst. Eine erste gute Anlaufstelle sind die ehemaligen Schiefergruben, die für Besucher hergerichtet sind (Lehesten).


    Wenn man die lustigen bunten Häuser Franken gewohnt ist, kommt einem die Gegend im Schiefergebirge ziemlich schaurig vor.

    Vor allem jetzt im Spätherbst, wenn die Nässe auf allem liegt.

    Die Häuser sind schwarzgrau in düster und schwarzgrau, weil mit Schieferschindeln verkleidet und gedeckt.


    Bild 1 Wenn die Sonne scheint, wirken sie schwarzen Häuser adrett, aber wehe es ist ein trüber Regentag!


    Entschädigt von der Schwärze wird man durch das schöne Herbstlaub und die bunten Flechten über dem schwarzen Untergrund.

    Besonders bei Nässe bringt der Schiefer sie Flechten so richtig zum Leuchten!

    Bild 2: Besonders ergiebig von Flechten und Moosen besiedelt sind die Schiefermauern direkt am Wegrand.

    Lupe gezückt und los geht's...


    Bild 3 Mit ein wenig Glück (viel braucht es hierfür nicht) entdeckt man üppige Stereocaulon-Thalli, geschmückt mit rotbraunen Apothecien.


    Bild 4 Gelb-grüne Böbberlesflechte :gkopfkratz:


    Bild 5 Trapelia glebulosa hat kräftig rote Apothecien und einen schuppigen Thallus.

    Sie kommt hier häufig vor.


    Bild 6 Bergbau-Charme


    Bild 7 Nie gesehen, noch zu bestimmen - die Nässe lässt die Flechten quellen und lässt Unbekanntes noch exotischer wirken. :gklimper:


    Einige Bodenflechten sind dagegen leicht(er) zu erkennen:

    Bild 8 Dibaeis baeomyces ist hier auf den sauren Schieferschuttböden oft anzutreffen.

    Wenn sie ihre rose Köpfchen streckt ist sie allerliebst anzusehen.


    Bild 9 Gleich daneben auf dem Schieferschutt quadratmeter-große Cladonienrasen, vermutlich aus der Coccifera-Gruppe.


    Bild 10 Viele Cladonienarten gedeihen hier in großer Anzahl und Dichte.


    Bild 11 Eine orange, sterile Porpidia.

    Ich komme beim Bestimmen zu P. melonides, bin mir hier aber nicht sehr sicher...

    Vielleicht eher Porpidia soredizoides?


    Bild 12 Idyllische Wege führen um die wassergefüllte Schiefergrube herum.

    Links und rechts immer wieder Schieferhalden.


    Bild 13 Solche schön überwachsenen Schieferplatten liegen hier überall herum.


    Bild 14 Diese Baumstämme lasse ich mir gefallen:

    Buschig dicht mit Blatt-, Bart- und Strauchflechten überwachsen.


    Bild 15 Bunte Schieferflechtengesellschaft


    Bild 16 Zum Glück ist die Gegend hier auch schwermetallreich, weshalb etliche interessante Krusten zu finden sind!

    Ob das für unsere Pilzfreunde gut ist, möchte ich nicht beurteilen.


    Bild 17 Wieder eine grau-sorediöse, orange Porpidia.

    D'rum herum gelbe, sorediöse Lecidella scabra und vieles andere.


    Bild 18 Lecidella scabra in Gelb


    Bild 19 Stereocaulon. Eine hiesige Art zeichnet sich durch kleine, koralloide Phyllidien aus, was in Richtung S. dactylophyllum weisen könnte.

    Das muss ich mir noch genau anschauen...


    Bild 20 Unsere liebste Jahreszeit schmückt das Land..


    Bild 21 Die rauen Stirnflächen der Dachschindeln sind dicht überkrustet.


    Bild 22 Tatsächlich kommt kurz die Sonne heraus und der Giftsee in der Schiefergrube wirkt fast märchenhaft.


    Bild 23 Tags darauf, eine andere Mauer: Rentierflechten obenauf und wieder viele bunte Krusten an der Vertikale:


    Bild 24 Das könnte Lecidea silacea sein, sie zeichnet sich u.a. durch die gewölbten, orangen Areolen aus.


    Bild 25


    Bild 26


    Bild 27


    Bild 28 Nabelflechten sind hier häufig anzutreffen - meist handelt es sich um die graue Umbilicaria hirsuta mit zottiger Unterseite.

    Es gibt hier Schiefermauern, die fast flächig damit überzogen sind.


    Bild 29 Eine andere Nabelflechtenart: Umbilicaria polyphylla, feucht und dadurch olivbraun.

    Glatt, vielblättrig und unterseits rußig schwarz.


    Bild 30 Die aprokosenfarbene Flechte ist mir neu - ev. Rhizocarpon?


    Bild 31


    Bild 32 Nabelflechte / Umbilicaria


    Bild 33 Blattflechten auf Schiefer


    Bild 34 Stereocaulon spec.


    Bild 35 Auch hier lohnt es sich, die Lupe auszupacken


    Bild 36 Beispiel für Flechtenbewuchs auf Schiefermauer am Viehstall beim Modelldorf.


    So, das war's für heute. Ich denke, euch gehen ebenso wie mir die Augen über. :grolleyes:


    LG, Martin

  • Hi Bernd,


    ja, die Gegend ist in bezug auf die vorkommenden Flechten sicher besonders.

    Es wird auf den Informationsschildern am Eingang zum Staatsbruch explizit darauf hingewiesen, dass das Flechtenvorkommen hier einzigartig in Europa sein soll.

    Das kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich war sehr beeindruckt.


    Während ich eine Kruste fotografiert habe, habe ich oft schon die nächsten interessanten Flechten nur wenige Zentimeter weiter bemerkt. Eigentlich weißt du nicht, wo du zuerst hinschauen sollst.

    So etwas habe ich bisher nur im Hochgebirge so erlebt.


    LG, Martin


    Die gezeigten Krustenflechten kannst du alle an nur 10 m Mauer finden (natürlich nicht die Bodenflechten, die sind hiervon ausgenommen)!