Endlich wieder alpine Risspilze

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 456 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Clavaria.

  • Hallo zusammen ( Ditte )


    Lange war in den Bergen ziemliche Pilzflaute. Erst zu heiss, dann wohl zu nass.

    Jetzt ist es zwar wieder heiss und trocken, aber Pilze gibt es trotzdem - ich werde nicht schlau draus.

    Nebst einigen anderen Sachen konnte ich jedenfalls einige alpine Risspilze finden.

    Habitat: Kalkgebiet auf ca. 2350m (Lac de Châteaupré)


    1:

    Aufgrund der leuchtenden Farbe war mir eigentlich sofort klar was es sein muss: Mallocybe substraminipes.

    Sie wuchsen im Gras zwischen Salix herbacea und kleinen Strauchweiden. Geruch etwas fruchtig.

    Die Art ist am Standort häufig und ich habe ihn hier im Forum auch schon gezeigt.

    Ich bringe den jetzt nochmal wegen der zweiten Kollektion gleich im Anschluss, die mir irgendwie anders zu sein scheint.


    Fleisch in der Stielbasis schwach gelb.


    Schnittbild


    Sporen 7.6-8.9-10.9 x 4.9-5.5-6.9 µm, Q = 1.22-1.64-2.12 (n=20)


    Zystiden meist 2-3 gliedrig mit einem blasenförmigen Endelement. Dieses 22-32 x 12-16 µm.


    Es gibt auch anders geformte End-Elemente, einzelne konisch verjüngt.



    2:

    Auch hier komme ich auf nichts anderes als Mallocybe substraminipes.

    Aber schon der Standort war völlig anders: Sie wuchsen in einem ausgetrockneten Bachlauf zwischen Pioniervegetation.

    Salix sp. natürlich auch in der Nähe. Geruch unauffällig.

    DIe Mikromerkmale scheinen mir doch recht unterschiedlich. Vielleicht ist das doch was anderes?



    Stielbasis kräftig gelb, Stiel allerdings voll.


    Die Sporen sind im Schnitt breiter, bis fast subglobos: 7.7-8.9-10.5 x 5.4-6.1-6.6 µm, Q = 1.20-1.47-1.86 (n=20)


    Die Endzellen der Zystiden sind zylindrisch oder keulig, nie blasig, 17-24 x 8.5-10.5 µm



    3:

    Für alpine Verhältnisse in grosser Risspilz, bis 5 cm Durchmesser.

    Habitat zwischen Salix sp.



    Schnittbild


    Sporen: 7.8-8.8-9.8 x 5.0-5.3-5.6 µm, Q = 1.43-1.66-1.82 (n=20)


    Cheilozystiden: 44-64 x 12.5-17 µm


    Pleurozystiden ähnlich, etwas breiter


    An der obersten Stielspitze gibt es vereinzelte zystidoide Elemente, aber meist nur zylindrische oder keulige Hyphenenden.


    In solchen Fällen fällt es mir schwer beim Schlüsseln zu entscheiden, ob der Weg mit oder ohne Kaulozystiden richtig ist.


    Nach Funga Nordica komme ich auf Inocybe monochroa.

    Dafür scheinen mir aber die Sporen etwas zu klein zu sein.

    Kuyper gibt deutlich grössere Sporen an, das Portrait bei Ferrari kommt meinen Messungen schon näher.


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Hi Raphael, also deine Mallocyben, ja dürften substraminipes sein, jedenfalls passen die Sporenmaße, Aussehen und die gelbe Stielbasis zu einem Fund von mir, der sequenziert wurde und mit dessen ITS zu der des Typus passt. Ich könnte für das Buch noch einen oder zwei Funde brauchen, wenn du mir also von der typischen ersten Kollektion zur Schweizer Tagung einen Fruchtkörper mitbringen könntest, wäre das fein (ich glaub da war auch sonst noch was, nicht wahr?).


    Was die Inocybe angeht, so sieht die in allem nach einer schlichten flocculosa aus: Hutoberfläche, Farbe, Sporenform und -größe und die Zystiden ebenfalls samt recht starker KOH-Reaktion. Ich hab zwar noch keine flocculosa aus der Höhe (nur aus subalpiner Höhe), aber ich würde das bestimmt nicht ausschließen. Die langen Caulos passen ebenfalls in der Form. Es gibt zwar noch eine I. pseudoflocculosa von Kühner aus dem alpinen Raum, aber die hab ich untersucht (den Typus), die hat viel größere Sporen und andere Zystiden.


    Ich hab von monochroa sowohl den Holotyp als auch den Isotyp untersucht: die Sporen sind im Schnitt viel länger, und die Zystiden sehen auch anders aus. Die ist das bestimmt nicht.


    Das war mein Scherflein dazu, herzlich Ditte

  • Liebe Ditte


    Danke dir für die prompte Antwort.


    Ja ich schulde dir seit geraumer Zeit einige Belege und habe deswegen ein schlechtes Gewissen.

    Das bringe ich alles an die Tagung mit, ebenso diese neue substraminipes-Kollektion.

    Die Inocybe lege ich mal als cf. flocculosa ab, vielleicht habe ich im Winter noch Kapazität für eine weitere Sequenz.


    Ich habe übrigens einige Risspilze von letztem Jahr zum Sequenzieren gegeben, warte aber noch auf die Ergebnisse.

    Da halte ich dich per Mail auf dem Laufenden.


    Viele Grüsse

    Raphael