Helvella+2 x Pachyella

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 881 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Felli.

  • Servus,

    Da es im oberbayerischen Raum im Moment kaum bzw. gar keine frischen Schwammerl gibt

    wollt ich euch noch welche von einer kleinen Bergtour vom Mai zeigen.


    Die ersten Fruchtkörper wuchsen direkt auf einem Kies/Schotterweg( auf ca.1000m).

    Zuerst erkannte ich nur 1 Exemplar; ärgerte mich, dass es wiedereinmal nur Eines war, fotografierte es ausgiebig bis ich merkte, dass ich mitten in einer "Helvella-Siedlung" kniete.

    An Bäumen standen Fichte Tanne Buche und Ahorn am Wegrand.

    Nr.1

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    b

    c

    d

    Auf Grund der Ascusbasen denke ich dass es Helvella cf. confusa ist.


    Nr.2

    Nach dem Fotoshooting schaute ich noch den Rand des Weges an und entdeckt zu meiner Freude etwas Becherlingsartiges auf Erde und oder auch auf vergrabenem Holz, aber nicht direkt aufsitzend.

    Diese runzelige, rotbraune Fruchtschicht liessen mich zuerst P. subisabellina und dann an P. violaceonigra denken

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    b

    c

    Die deutliche Gelb-Verfärbung des Fleisches und der Madengänge war sehr auffallend

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    g

    h

    i

    Zugabe von 3% KOH

    Nach dem ich mir nun mal wieder allerhand Literatur zu Gemüte geführt habe komme ich hier auf Pachyella aquatilis.

    Ob nun P.aquatilis und p. pseudosuccosa als synonym zu betrachten sind weiß ich nicht.

    Nach Aussage von N.v.Vooren im AscoFrance-Forum

    Pachyella pseudosuccosa ..? - Forum ASCOFrance

    sind sie es nicht und unterscheiden sich an der Ascusbasis.P. aquatilis soll pleurohynche Ascusbasen haben.

    Bei meinem Fund hier habe ich Beides gesehen, ist das möglich, bzw. kann das sein oder sind die Haken bei dieser Art oftmals einfach nicht zu erkennen.



    Nr. 3

    Als ich dann an einen Bach kam gab es natürlich die zweite Kollektion an Pachyella zu bestaunen. Die Farben waren behr bräunlich - milchkaffeefarben Die Fruchtkörper bis 3,5cm groß wuchsen direkt an der Wasserkannte und hatten eine teilweise flügelartig hochstehender Aussenseite ( also nicht flach aufliegend) .

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    pleurohynche Ascusbasis am rechten unteren Rand

    g

    h


    Auch hier sind die Ascusbasen vermutlich pleurohynch.

    Ich hab leider nicht darauf geachtet da ich das Pilzchen zu lange reifen ließ, da war es schwer zu sehen. Eine Gelbverfärbung konnte ich hier bei zugabe von 3% Koh untem Mikroskop nicht erkennen, makroskopisch unterm Bino nur eine sehr leichte Verfärbung zu sehen, die ich aber als negativ betrachte.

    Die Sporen waren etwas kleiner bei ca. selber Sporenbreite.


    So, das wars

    haltet euch bitte mit euren Ideen+ Vorschlägen nicht zurück

    ;)

    Grüße

    Felli

  • Hallo Felli

    Schöne Funde, die würde ich auch gerne mal genauer untersuchen.

    Bei der #1 untersuche ich jeweils auch die Paraphysen plus die Haare. Den Sporenquotient hast du auch ermittelt? Aber mit Helvella habe ich auch so meine Mühe -> rein von deinen Daten müsste es passen.

    Ich schaue hier jeweils nach;

    A synopsis of the saddle fungi (Helvella: Ascomycota) in Europe – species delimitation, taxonomy and typification
    Helvella is a widespread, speciose genus of large apothecial ascomycetes (Pezizomycete: Pezizales) that are found in terrestrial biomes of the Northern and…
    www.ncbi.nlm.nih.gov


    #2 rein Makroskopische hätte ich auch gleich mit P. subisabellina verglichen.

    Thorben hat den schön dokumentiert.

    -> aber deine Sporen sind etwas grösser und bei Schnitt die Verfärbung spricht für Pachyella da kenne ich mich zu wenig aus, aber ich habe dir noch gute Monographien; https://www.centrodeestudiosmicologicosasturianos.org/?p=356


    #3 Pachyella -> spec

    was spricht gegen; P. punctispora

    Pachyella punctispora
    Pachyella punctispora  Pfister, Can. J. Bot., 51 (11): 2019 (1973).   Basionym  Pachyella punctispora Pfister, Can. J. Bot., 51 (11):…
    ascomycete.org


    BG Andy

  • Servus Andy,

    dank dir für die gesammelten Link`s

    Wenn ich nach dem Schlüssel von Pfister gehe kommt man ohne die palisaden Haare zu P.punctispora:


    A. Hyphoid hairs forming a palisade layer at the base of the apothecium ............................................................ B

    A. Hyphoid hairs not forming a discrete palisade layer at the base of the apothecium ........................................ E

    E. Ascospores ornamented with fine warts, margin free, apothecia larger than 1 cm in diam P. punctispora


    Ich hab mir bei der Nr.3 notiert:

    P.punctispora ist eine amerikanische Art und es passen die gebündelten hyphoiden Haare nicht , aber vielleicht interpretiere die Textura porrecta falsch. Außerdem soll nach Häffner die Apothezienfarbe weinrot/purpur sein s. Schlüssel Häffner:pilzforum.eu/attachment/479124/


    Bei der Helvella hab ich mir auch das äußer Excipulum so wie die Pigmentierung der Paraphysen angeschaut ich denke das passt alles ganz gut zu H. confusa.


    Grüße

    Felli

  • Servus Felli,


    ebenfalls zu Deiner Helvella: Erinnerst Du Dich an den langen Thread "Helvella-Frage: confusa vs. oblongispora" im BMG-Forum (Juni 2017)? Da haben wir sämtliche (Mikro-)Merkmale vorwärts und rückwärts durchgekaut ... die Pigmentierung der Paraphysen ist nicht wirklich bestimmungsrelevant, weil die Pigmente wasserlöslich sind ... Sporengröße/-quotient nicht unbedingt art-konstant ... auch oblongispora hat aporhynche Ascusbasen ... Excipulum usw.. Am Schluss einigten wir uns auf H. oblongispora, die übrigens genauso zahlreich und im Schotter standen wie Deine: https://forum.pilze-bayern.de/…ic=1537.msg23754#msg23754 Bitte auch die Links ganz am Anfang zu weiteren Standort-, Makro- und Mikrofotos beachten.


    Viele Grüße – Rika

  • Servus Rika,

    Klar erinnere ich mich, hab den Thread auch gelesen.

    Was halt für mich ausschlaggebend ist ist die Erscheinungszeit in Verbindung mit dem Fundort ( Gebirge +Fichten) und die relativ dunkle Hymeniumfarbe sowie der grauweissen Aussenseite mit Stielrippen die nicht anastomisieren.


    H.oblongispora ist im Hymenium heller graubraun/kakifarben und kontrastriert im normal Fall nicht so stark mit der Aussenseite,die Stielrippen gehen etwas weiter in den Becherrand hinauf, sind a+an verzweigt und haben leichte Anastomosen( kann auch mal nicht sein). Auch die Sporen sind -wie der Name schon sagt - etwas länger + schlanker


    Zumindest trenne ich die beiden so.


    Grüße

    Felli

  • Servus Felli,


    zuerst dachte ich, Deine Becher hätten vllt. zuviel Sonne abbekommen und wären leicht angetrocknet. Aber nachdem die Außenseite ja recht frisch aussieht, und auch der Rand nicht getrocknet ist, scheint es schon die "reelle" Farbe zu sein. Wie sieht es mit dem Aufbau (+ Zellgrößen) des Excipulums aus? Das wäre doch noch ein halbwegs "hartes" Merkmal! Auf die Sporengröße würde ich aber nicht allzu viel geben – Du hattest bei Eurem Füssener Fund ja selbst die oblongispora-Sporen mit folgenden Maßen beschrieben: "23 x 13 / 24 x 14 / 24 x 13 / 23 x 14 / 21 x 13 / 22 x 13 µ" – was ja ziemlich genau den Maßen Deiner aktuellen confusa entspricht 8o – finde ich aber interessant, dass Du bestätigst, dass die Sporen zur Unterscheidung confusa vs. oblongispora nicht taugen. Habitat und Zeitpunkt passen auch für beide Arten. Bei der dunklen Hymeniumfarbe und den kürzeren, wenig verzweigten Stielrippen Deines Fundes in Bezug auf confusa gehe ich aber mit. Wenn die Excipulum-Struktur nun auch dazu passt, wird es schon confusa sein.


    UmUlmHerum war dieses Frühjahr/Frühsommer mit Helvella nicht viel geboten, ich habe nicht einmal eine H. acetabulum gesehen. Einzig interessant waren eine Gruppe Tarzetta ochracea und eine ordentliche Ansammlung von Sarcosphaera coronaria (um die 50 Frk. auf ca. 6m x 6m). Beide Arten konnten aber wg. Trockenheit kaum reife Frk. ausbilden.


    Viele Grüße – Rika

  • Servus Rika,

    Wie gesagt, ich hab mir ja auch die Strukturen angeschaut



    Dass bei solchen Helvellen immer Restzweifel bleiben - damit müssen wir wohl leben.

    Es wäre einfach mal interessant eine H.confusa und eine H.oblongispora- die gentechnisch abgesichert sind- makroskopisch so wie mikroskopisch mit Bildern+ Zeichnungen gegenüberzustellen, so dass man auf einen Blick erkennen kann welche Unterschiede vorhanden sind.

    Wenn ich mal mehr Zeit habe nehm ich das vielleicht in Angriff, im Moment sehe ich es einfach nicht ein sämtliche Funde per Genanalyse abzusichern. Wenn Funde relativ gut dokumentiert + herbarisiert werden kann evtl. bei Bedarf jemand der es dann genau wissen will die Proben gerne erhalten.


    Grüße

    Felli