Schleimfluss an Hainbuchenstamm

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.048 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von KaMaMa.

  • Hallo Pilzgemeinde!


    Heute stand ich vor einer stattlichen Hainbuche, deren Stamm über große Bereiche - vom Wurzelbereich bis auf vielleicht 3-4m Höhe in die Äste - von einer rosa Kruste überzogen war.

    Es wirkte so, als ob rosa Farbe von oben herabgelaufen und angetrocknet sei.

    Dieser Rindenpilz schien in seiner Ausbreitung dem ablaufenden Regenwasser am Stamm zu folgen.

    Bild 1 Blick nach oben


    Bild 2 Stamm in Kopfhöhe mit rosa Ablaufspuren


    Offenbar handelt es sich um Pilzliches.

    Bild 3 Detail der Kruste


    Auch noch im Wurzelbereich ist der Pilz vorhanden. Der Schnecke schmeckt es.

    Bild 4 Wurzelbereich des Baums mit rosa Kruste


    So etwas habe ich bisher nicht gesehen. Ich dachte an eine Zystidenrindenpilz oder ähnliches.

    Also nahm ich ein Stückchen Borke aus dem Wurzelbereich des Baums mit.

    Unter der Stereolupe wirkt die Kruste glatt, brüchig und dünn, im Randbereich fädig-weiß.

    Bild 5 Stereolupenaufnahme


    Bild 6 Randbereich der Kruste ist weiß


    In Wasser etwas eingeweicht und mit der Pinzette ein Stück für das Mikroskop entnommen.

    Die Kruste ist nass butterweich und zieht sich in die Länge wie Kaugummi.

    Mit ein wenig Kongorot eingefärbt lassen sich einige Strukturen besser erkennen:

    Bild 7 Mikroskop-Übersicht nach Kongorot


    Im gefärbten Randbereich des Quetschpräparates einzelne Hyphen und sehr viele freie, runde Zellen (Konidien?).

    Es stechen kreisförmige, transparent wirkende Bereiche heraus, die in Kongo kaum angefärbt wurden.

    Es lassen sich keinerlei hymeniale Strukturen wie Basidien, Zystiden, o.ä. in den Proben auffinden.

    Es scheint nur ein Hyphentyp vorzuliegen (Durchmesser 3-4µm) mit schnallenlosen Septen.


    Folgende typische Strukturen lassen sich mikroskopisch erkennen:

    1) Einzellige Sporen/Konidien gibt es in allen Größen zwischen etwa 3 - 10 µm, rund bis elliptisch.

    Bild 8 Sporen/Konidien


    2) Dazwischen finden sich aber auch zwei- bis mehrfach septierte, länglich-gekrümmte Sporen/Hyphenfragmente.

    Die Hyphen haben eine Breite von 3-4µm, ebenso die länglichen Sporen.

    Bild 8


    3) Die Sporen könnten eventuell von folgenden Strukturen gebildet worden sein:

    Bild 9 Hyphenenden mit mehrfach-septierten, verdickten, in Kongo färbbaren Enden


    4) In der Matrix eingebettet sind große Strukturen mit Durchmessern um 30µm.

    Sie wirken wie kompakte Hyphen-Zusammenballungen.

    In Lugol werden sie kräftig gelb angefärt.

    Bild 10 In Kongo (gespült)


    Bild 11 Kongo (gespült) + Lugol


    Ich habe hier leider kaum eine Vorstellung, um was es sich hier handeln könnte.

    Anamorphe von Erthricium? Oder Corticium?

    Was könnte das denn in etwa sein?

    Bestimmt hat jemand von euch so eine Kruste schon gesehen und kann mir sagen, wie ich vorgehen muss.


    LG, Martin

  • Hallo Werner,


    was es nicht alles gibt! ==Gnolm11

    Da staune ich!

    Vielen Dank für deine Erklärung, da wäre ich nicht drauf gekommen.


    LG, Martin

  • KaMaMa

    Hat den Titel des Themas von „Rosa Anamorphe auf Hainbuchenstamm“ zu „Schleimfluss an Hainbuchenstamm“ geändert.