Kiesliebende Frühlings-Psathyrella

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  • Hallo zusammen


    Nach einer längeren Winter- und Trockenheitspause haben mich die spärlichen Niederschläge diese Woche dazu bewogen, wieder einmal im Auwald auf die Jagd zu gehen.

    Ziel war der letztjährige Fundort von Lacrymaria glareosa, die aber leider nicht anzutreffen war.


    Dafür fand ich - ziemlich genau am gleichen Standort - eine andere kleine Psathyrella, die wie erwartet schwer bestimmbar ist.


    Standort war ein ausgetrockneter Seitenarm eines Flusses auf ca. 550m, in einem Auwald mit Weiden, Kiefern und Birken.

    Der Standort war ausgesprochen xerophil wie man auf den Bildern sieht, der Boden ist sehr sandig und mit Kieselsteinen bedeckt.

    Nur dank des Regenschauers vor vier Tagen konnte hier überhaupt etwas wachsen.

    Ich meine dass sie ohne unterirdischen Holzanschluss wuchsen.


    Hut stark hygrophan, Durchmesser bis ca. 15 mm.


    Bei jungen Fruchtkörpern kann man gut die weissen, faserigen Velumreste erkennen.


    Sporen um 9-9.5 x 5-5.5 µm, mit deutlichem, zentralen Keimporus, sehr regelmässig geformt, glatt.


    Cheilozystiden (hier in Ammoniak) dominant lageniform, dazwischen auch keulige. Im oberen Teil oft dickwandig. Ohne auffallende Auflagerungen oder Kristalle.


    Pleurozystiden ähnlich, aber bauchiger


    Kaulozystiden an der Stielspitze zahlreich, büschelig, lageniform.


    Weitere Mikromerkmale: Schnallen vorhanden, Pileozystiden fehlen. Basidien 4-sporig.


    Meine Schlüsselversuche nach Melzer und Örstadius 2015 kommen zu keinen wirklich guten Ergebnis.

    Im Moment sehe ich folgende Möglichkeiten:


    Ps. orbicularis:

    Nach Örstadius scheint mir die am besten zu passen. Aber mich verwirren die Darstellungen bei Ludwig, Melzer und in FND 2.

    Örstadius schreibt im Schlüssel: On dry soil, sandy, gravelly, or clayey, not connected to wood.

    Alle anderen sind der Ansicht, dass die Art auf Holz wächst und im übrigen auch deutlich grössere Sporen hat.

    Nun weiss ich nicht wer recht hat, oder ob sich dahinter eher zwei Arten verbergen.


    Ps. flexispora:

    Würde von den Sporenmassen her noch besser passen, kommt aber aufgrund der zu regelmässigen Sporen nicht in Frage.


    Ps. rubiginosa:

    Habitat und Jahreszeit passen nicht so richtig, auch bei der Zystidenform mache ich ein Fragezeichen.


    Hat jemand eine bessere Idee?


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Servus Raphael,


    P. orbicularis kenne ich nicht wirklich (nur einen Einzelfruchtkörper habe ich mal so bestimmt).

    Ich habe solche Aufsammlungen mit ähnlicher Ökologie schon mehrfach als P. impexa bestimmt. Von der habe ich inzwischen 10 Kollektionen und bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht alle dasselbe sind. Du kannst ja mal vergleichen:

    2013-07

    2019-02


    Beste Grüße

    Hias

  • Hallo Hias


    Danke! Ja impexa hatte ich mit auch angeschaut, die sollte aber laut dem Melzer-Schlüssel dickwandige Marginalzellen haben. Ich suche am Abend nochmal gezielt danach.


    Gruss Raphael

  • So, ich habe mir die Pilze nochmal vorgenommen.


    Inzwischen neige ich dazu, ihnen den Namen Psathyrella cf. fibrillosa zu geben.


    Etwa die Hälfte der Pleurozystiden haben doch deutlich verdickte, in Ammoniak blassgelbe Wände.

    Lediglich der Apex ist insgesamt ziemlich verdickt, anders als hier. Auch Ludwig erwähnt explizit, dass der oberste Apex dünnwandig sein soll.


    Die anderen Kandidaten fallen alle irgendwie raus:

    - Ps. orbicularis ist eine verschieden interpretierte Art, die sogar im Örstadius-Schlüssel mehrmals drin ist

    - Ps. impexa sollte viel üppigeres Velum haben, auch das Habitat will mir nicht so richtig passen

    - Ps. flexispora wäre in vielerlei Hinsicht sehr passend, aber die Sporen sind viel zu regelmässig


    Mit dem online verfügbaren Schlüssel von Voto komme ich auch zu diesen Kandidaten, aber keiner passt zu 100%.

    Wenn mein Budget es zulässt, lasse ich die Kollektion im Winter sequenzieren.


    Gruss Raphael