Schleimpilzfund in Feuchtkammer

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  • Hallo zusammen,


    jetzt denke ich ist es soweit, in der Feuchtkammer mit den (ehemals) flechtentragenden Felsenbirnenzweigen, in der längere Zeit ein gelbes Plasmodium zu sehen war, hat sich der Schleimpilz entschlossen zu fruchten! g:D

    Die Fruchtkörper scheinen etwas abgeflacht zu sein und auf braunen Stielen aufzusitzen. Die Fruchtkörper sind stahlgrau, irisieren leicht und weisen kleine weiße Inseln auf.

    Bild 1


    Bild 1a Mikroskopaufnahme des gleichen Fruchtkörpers


    Bild 2


    Zuweilen scheinen sie sichg dicht an dicht zusammenzurotten:

    Bild 3


    Die Fruchtkörper sind nicht immer schön rund, sondern schienen alle möglichen Formen anzunehmen, z.B. Bohnenform wie im folgenden Bild 4.

    Bild 4


    Ein Teil des Plasmodiums vor knapp 3 Wochen:

    Bild 6


    Könnte das eine Bahamia sein?


    Liebe Grüße, Martin

  • Hallo Martin,

    bei Deinem neuen Schleimpilz in der Feuchtkammer würde ich Badhamia eher ausschließen. Ich kenne keine Badhamia die solche stabilen rotbraunen Stiele hat.

    Um die Gattung rauszukriegen, sollte man auf jeden Fall warten bis die Fruchtkörper richtig reif sind.

    Dann muß man die Peridie betrachten, gibt es Kalk auf der Peridie und wie ist die Kalkauflage (z.B.kristallin). Ohne mikoskopische Untersuchung wird man nicht weiter kommen, denn man muß auch das Innere des Köpfchens untersuchen, wie ist das Capillitium aufgebaut, hat es Kalkknoten oder ist es kalkfrei.

    Gattungsmäßig kommen Didymium, Physarum, Lepidoderma in Frage. Mehr kann ich leider nicht dazu sagen.


    LG Ulla

  • Hallo Ulla,


    ich nehme an, die Fruchtkörper sind reif, wenn sie sich öffnen und die Sporen freisetzen. Dann sind die reifen Sporen zugänglich und können mikroskopiert werden. Wenn möglichst alle Sporen aus dem Fruchtkörper entfernt sind, ist das Capillitium frei, und Form und Aufbau können untersucht werden. So weit, so gut.


    Wie aber stelle ich ohne Analytik fest, ob in Peridie und/oder Capillitium Kalk enthalten ist? Auch für einen chemischen Nachweis zuhause erscheint mir die potentiell verfügbare Menge etwas gering... Und die Kristallinität des eventuell vorhandenen Kalkes bestimmen, wie geht denn das mit Hausmitteln? Da bin ich jetzt unsicher... :gkopfkratz:


    LG, Martin

  • Hallo Martin,

    ob auf der Peridie oder im Capillitium Kalk enthalten ist, kann man schon makroskopisch sehen:

    auf der Peridie als Schuppen, Pulver/Körnchen oder Granulat. Man kann das auf jeden Fall mit der (Stereo)-Lupe sehen.

    Im Capillitium sind die Kalkknoten auch mit der Lupe erkennbar. Der Kalk ist meist weiß, kann aber auch manchmal gefärbt sein (gelb, rosa).

    Ob der Kalk dann kristallin ist oder amorph sieht man dann nur untern Mikroskop. Da reicht schon 400fache Vergrößerung. Kristallin bedeutet dass die Kalkteilchen richtig wie Kristalle aussehen, während amorpher Kalk nur aus kleinen rundlichen Kalkteilchen besteht.

    Die Gattung Didymium hat z.B. Kalkkristalle auf der Peridie während Physarum nur Kalkschuppen drauf hat.

    Kalkknoten im Capillitium findet man vor allem bei Physarum, Craterium, während Didymium, Diderma kalkfreies Capillitium hat.

    Badhamia hat auf der Peridie oft Kalkschuppen keine Kristalle, das Capillitium besteht aus verzweigten/vernetzten Kalkröhren.

    Um eben die Gattung rauszubekommen, muß man die Gattungsmerkmale wissen und muß im Zweifelsfall immer mikroskopieren. Chemische Zutaten braucht man bei Schleimpilzen nicht.


    LG Ulla

  • Hallo Ulla,

    vielen Dank für die ausführliche Erklärung.

    Ich werde das prüfen!

    Ich habe zwei Fruchtkörper zum Trocknen entnommen. Mal sehen, wie sie morgen aussehen werden....


    Liebe Grüße, Martin

  • Hallo miteinander,


    leider finde ich auf dem Ast die Fruchtkörper nicht mehr.

    Vermutlich wurden sie aufgefressen - vielleicht von den vergleichsweise riesigen, über 5mm großen Insektenlarven, die in der Nähe herumschleimen... :gaufsmaul:


    Zum Glück hatte ich gestern früh zwei Fruchtkörper entnommen (die aus Bild 1 uns 2 oben).

    Bei einem ist beim Hantieren die Peridie aufgebrochen. Sie schein also recht hart zu sein (Kalk?).

    Die Peridie ist mittlerweile, im trockenen Zustand hell gelblich gefärbt und besitzt eine körnige Struktur

    Bild 7


    Bild 8


    Der aufgebrochene Sporokarp gibt zudem den Blick frei auf Teile des Capillitiums, wie ich vermute (Bild 9)

    Bild 9


    In Bild 9 erkenne ich weiße, knotenartige Verdickungen des Capillitiums.


    Ich habe einige Sporen herausgeklopft und unter das Mikroskop gelegt.

    Wohin man den Fokus bei Kugeln legen soll, ist ein gewisses Problem.

    Bild 10


    Bild 11


    Ob man hier etwas Brauchbares zu erkennen kann, weiß ich nicht.

    Es sind meine ersten Versuche mit Durchlicht-Mikroskopie.

    Mein Mikroskop kann nicht besonders viel, vergrößert aber deutlich besser als meine Stereolupe.


    LG, Martin


    Nachtrag - Bilck von unten auf Stielansatz:

    Bild 12

    Bild 13

  • Hallo Martin,

    Dein Schleimpilz wird immer interessanter.

    Bei Deinen Fotos sieht man jetzt das Capillitium welches aus dicken Kalknoten besteht.

    Bei Craterium gibt es ähnliches Capillitium.

    Bei Badhamia auch, aber die Gattung schließe ich immer noch aus, da es da keine Art mit so dicken dunklen Stielen gibt.

    Physarum hat normalerweise nicht so stark kalkhaltiges Capillitium. Zumindest fällt mir dazu nichts ein.

    Bliebe also Craterium. Allerding paßt zu Deiner Beschreibung und den Fotos keine Art aus dieser Gattung so richtig.

    Die gelbliche Kalkauflage auf der Peridie, aber im Innern weißes kalkhaltiges Capillitium, das paßt irgendwie zu keiner mir bekannten Art. Craterium aureum, die einzige Art mit gelber Kalkauflage außen, wäre noch die einzige die möglich wäre.

    Schade, dass Du nur noch 2 Fruchtkörper ernten konntest. Sonst hätte ich Dir vorgeschlagen sie mir zu schicken.

    Aber bei nur so wenig Material wird es schwierig.

    Wäre sonst spannend geworden.

    Vielleicht zeigen sich aber noch neue Fruchtkörper. Hoffen wir darauf.


    LG Ulla