Eine Peltigera mit Frage zur Mikroskopie

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  • Hallo zusammen,


    da ja in letzter Zeit häufiger über Peltigera-Arten diskutiert wurde, hätte ich hier auch eine im Angebot. Nach P. didactyla und rufescens ist es die dritte Art, die ich versuche zu bestimmen. Unabhängig vom aktuellen Fund würde mich aber noch die Mikroskopie interessieren, bei Wirth wird ja z.B. nur nach makroskopischen Merkmalen geschlüsselt. Gibt es auch Schlüssel oder allgemein Arbeiten, die die mikroskopischen Unterschiede der Peltigera-Arten behandeln? Vielleicht sogar die vitalen Mikromerkmale?


    Hier mein aktueller Fund von vor ca. 2 Wochen, bestimmt hab ich den jetzt mal vorsichtig als P. praetextata nach dem Wirth-Schlüssel und einigen Vergleichen im

    Netz, aber da es das erste Mal ist, würde ich gern fragen, ob das stimmen kann. Traue ich mich z.B. membranacea nicht zu 100% auszuschließen, canina sollte nach dem was ich (u.a. auch im Forum) gelesen habe ja besonders nach unten hin deutlicher ausgefranste Rhizinen haben.


    Infos dazu:

    Standort: lichtreicher, steiler Südhang in ca. 460m Höhe, im Sommer sicherlich ziemlich trocken, auf mit Moosen usw. bewachsenem Basaltgestein.

    Die Thalli werden sehr groß, die größten dürften die 20cm problemlos knacken, habe aber nicht genau nachgemessen. Am Rand sind sie etwas filzig, in der Mitte glatt,

    die Farben variieren sehr stark, obwohl eigentlich alle Thalli halbwegs feucht waren. Denke trotzdem, dass das alles eine Art war, da manche Thalli in sich die

    Farbübergänge drin hatten.

    Die Unterseite ist weiß, bis zur Mitte hab ich die allerdings nicht entnommen. Beim Trocknen wird der hintere Bereich der Unterseite deutlich dunkel. Rhizinen besonders im apikalen Bereich aufgefächert, nach unten eher glatt (siehe Bilder).


    Sporen (vital) (39)41-47(54,5) x (4,2)4,5-5,2(5,5) µm,

    Paraphysen 4,2-4,8 µm breit.













    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    Deine Fotos und Beschreibungen lassen keine Frage offen (besser geht es wohl kaum) und so bin ich mir sehr sicher, dass Du mit Deiner Bestimmung richtig liegst. Es spricht einfach alles für Peltigera praetextata. Peltigera membranacea möchte ich ausschließen, da passen (im vorliegenden Fall) weder das makroskopische Erscheinungsbild noch der Standort. Schwieriger wird es mit Peltigera canina, die kann extrem ähnlich sein und ist gelegentlich auch an lichtreichen und eher trockenen Standorten zu finden. Die Rhizinen ermöglichen aber meist eine Unterscheidung, worauf Du selbst auch schon hinweist. Für P. canina erscheinen mir die Rhizinen nicht zottig genug, sie sollten insgesamt auch noch etwas zahlreicher sein (gedrängter stehen) und der Anteil kürzerer und büscheliger Rhizinen größer sein. Außerdem meine ich auf dem sechsten Foto (das mit den Apothecien) auf der Thallusoberfläche der Flechten kleinste, in der Entwicklung befindliche Isidien zu erkennen. Letzteres wäre dann ein weiterer Hinweis auf Peltigera praetextata, wobei zu berücksichtigen ist, dass ähnliche Bildungen sehr selten auch an normalerweise isidienlosen Arten auftreten können (beschränkt auf Risse der Flechtenthalli).


    Zu den mikroskopischen Merkmalen kann ich nichts sagen. Damit habe ich mich bisher nicht befasst und mir ist auch kein Peltigera-Schlüssel bekannt, der mit Mikromerkmalen arbeitet.


    LG Ingo

  • Hi Ingo,


    super - vielen Dank für die Bestätigung und die Hinweise. Und ja, die hat kleine Isidien drauf, die hab ich erst nicht als solche erkannt, aber beim Zoomen des Fotos eindeutig.

    Dass bei den Mikromerkmalen offenbar noch nicht so viel bekannt ist nehme ich mal als Ansporn alle bei mir vorkommenden Arten mikroskopisch zu dokumentieren und zu vergleichen. Peltigeras gibt es hier einige, habe die aber nie konsequent angeschaut, daher weiß ich nicht wie viele Arten das dann letztendlich sind.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    habe gerade mal geschaut, wo denn Marktredwitz liegt. Eindeutig in einer Region, in der man sich als Mykologe oder Lichenologe sicherlich nicht beklagen kann. Wenn ich (als Bielefelder) artenreiche Magerwiesen oder noch halbwegs gesunde Wälder erkunden möchte, so muss ich zunächst gute 80 km in östliche Richtung fahren, um aus dem unmittelbaren Einflussbereich der Westfälischen Bucht (mit ihren leider sehr hohen Stickstoffemissionen) herauszukommen. Dann befinde ich mich zwar mitten im Weserbergland, aber Dein Umfeld (Fichtelgebirge) ist allein schon wegen der Höhenlage ein noch deutlich interessanteres Gebiet.


    Du wirst dort etliche Peltigera-Arten finden können, aber Vorsicht, die Gattung ist gerade wegen der großen Variabilität der einzelnen Arten äußerst faszinierend und man kann mit der Bestimmung sehr viel Zeit verbringen.


    Beste Grüße


    Ingo