Diploschistes muscorum

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  • Hallo zusammen,


    am letzten Samstag war ich im Duisburg Landschaftspark unterwegs und habe dabei auch mal wieder eine Flechte eingesammelt: Diploschistes muscorum. Die zeichnet sich dadurch aus, daß sie im jungen Zustand auf Cladonien parasitiert (teilweise sieht man dann die Form der Cladonie noch durchscheinen) um dann später ein unabhängiges Leben zu führen. Außerdem hat sie ganz hübsche Sporen.



    Björn

  • Servus Björn,


    sie übernimmt auch erst den Photobionten der Wirtsflechte, Trebouxia irregularis, den sie später austauscht, um dann mit Trebouxiua showmanii zusammenzuleben. Vgl. Friedl T (1987): Thallus development and phycobionts of the parasitic lichen Diploschistes muscorum. The Lichenologist 19(2): 183-191.


    Ganz aktuell kam in der mycologia ein Artikel heraus, in dem Diploschistes muscorum ebenfalls behandelt wird. Diese Flechte kommt ja auch auf extrem schwermetallbelasteten Böden (Duisburg *hüstel*) vor ;-).


    Osyczka P et al. (2021): Lichen-forming fungi in postindustrial habitats involve alternative photobionts. Mycologia 113(1): 43–55. doi.org/10.1080/00275514.2020.1813486 haben sich neben zwei Cladonia-Arten auch mit Diploschistes muscorum beschäftigt. Offenbar können diese drei Flechten auf stark belasteten Böden ihren Photobionten wechseln. Sie nutzen dann schwermetallresistente Algen (auch aus der Gattung Trebouxia). Damit können sie in entsprechenden "postindustriellen Habitaten" überleben.


    Spannend, was diese Flechten, also die Pilze, die die Flechte bilden, drauf haben. Da geht's zu - erst parasitiert der eine auf dem anderen, lebt dann selbständig, verleibt sich erst die Algen des Wirts ein, wechselt die dann aus (es kommt sogar vor, dass dann zwei Algen im Thallus leben, die der getöteten Cladonia und die, die sich Diploschistes dann fängt), und wenn sich die Flechte auf stark belastete Böden verirrt, wird wieder der Partner ausgetauscht, werden also jetzt "harte Hunde" einverleibt und als Zuckerbäcker "landwirtschaftlich" genutzt (vom Pilz).


    Liebe Grüße,

    Christoph


  • Hallo Christoph,


    das ist ja interessant, daß die Flechte zwischendurch den Algenpartner wechselt (und bei Schwermetallbelastung auch noch ganz andere Partner nimmt). Das ist ja fast wie im richtigen Leben :D Was die Böden im Landschaftspark angeht, muß man wohl zwei Bereiche unterscheiden. Im Westen (woher dieser Fund stammt) ist das ein ehemaliges Zechengelände, wo die Böden wahrscheinlich weniger Schwermetalle enthalten. Im Osten dann ein ehemaliges Hochofengelände, wo man sicher eher mit fiesen Metallen im Boden rechnen muß.


    Björn