Chaetomium-artiges Pilzchen an Holunder

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  • Hi Mikropilzfans,


    habe vor ein paar Tagen wieder einmal eine mir komplett unbekannte Art gefunden, was das Ganze natürlich nur umso spannender macht. Noch bin ich auf der Recherche, noch nicht einmal die Gattung ist mir klar.

    Gefunden an einer vor ein paar Jahren in einem Garten gefällten Hainbuchenhecke. An den Stümpfen davon hab ich an der Seite eines dünneren Triebs kleine schwarze Punkte gesehen.

    Edit: Das Substrat stellte sich als Holunder heraus, danke für ddn Hinweis, Thorben.


    Der Standort:


    Bei starker Vergrößerung sieht man dann, dass die Fruchtkörper fein haarig sind. Ein Ostiolum haben sie nicht, bei Reife platzen sie auf und legen die Sporenmasse frei.


    Die Innereien sind dann ziemlich spannend, kurze meist nur bis 75 µm (selten 100 µm) lange, helle, dickwandige Haare verteilen sich an den Fruchtkörpern:


    Einen Dünnschnitt der Außenwand zu bekommen ist bei diesen weichen Dingern unmöglich, also habe ich sie im Präparat so zum Platzen gebracht, dass man die Zellstruktur der Wand im Schnitt dennoch sehen kann:


    Die Asci erinnern mit ihrer Zerbrechlichkeit und den dünnen Stielen an Chaetomium bzw. Chaetomidium, weshalb ich denke, dass die gut zu den Chaetomiaceae gehören könnten.

    Aber die Sporenzahl in den Asci ist spannend: Meist 4-sporig, bzw. mit 4 gut ausgebildeten Sporen, vermutlich wurden da weitere zurückgebildet, aber es kommen auch solche mit 2 bis 6 reifen Sporen vor. Mit 8 erkennbaren Sporen war aber kein einziger Ascus zu sehen. Gut möglich aber, dass die alle 8-sporig sind und nur eine unterschiedliche Zahl zurückgebildet wird. Bei manchen offenbar geschädigten Asci hat man im Inneren eine Vielzahl kleiner sporenartiger Elemente, auch deutlich mehr als 8 (viertes Teilbild von links). Entsprechend der unterschiedlichen Sporenzahl sind die Sporen sehr variabel in der Größe. Alle Strukturen IKI-.


    Sporen beidseitig mit Keimporus, (5)7-8(10) x (3,5)5-5,7(7,5) µm, wobei die in Klammern angegebenen Größen durchaus regelmäßig vorkommen, aber sicher auf die unterschiedliche Anzahl in den Asci zurückzuführen sind.:


    Etwa 1 cm neben diesem Pilz fand ich möglicherweise die zugehörige Anamorphe. Die Konidien waren aber schon etwas überständig, so konnte ich auch die genaue Konidiogenese nicht beobachten. Dennoch würden sie morphologisch gut zur Teleomorphe passen:


    Und hier nochmal zur Übersicht:


    Wenn jemand Ideen hat, dann nur zu, ist aber jetzt nicht als Bestimmungsanfrage gedacht. Ich will hauptsächlich zeigen, was in unserer direkten Umgebung so alles wächst und keiner sonst mitbekommt. Namen lässt sich bestimmt mal einer finden, bei Zeiten frage ich bei Ascofrance, wenn ich selbst nicht weiterkommen sollte.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mreul ()

  • Hallo Matthias,

    An den Stümpfen davon hab ich an der Seite eines dünneren Triebs kleine schwarze Punkte gesehen. Um sicher zu sein, hab ich das Substrat noch nachmikroskopiert, es ist definitiv Hainbuche.

    Wie sicher bist du dir mit Hainbuche, denn es sieht eher aus wie Sambucus.

    Ich frage deshalb, weil Klaus Siepe (er war nicht der Finder) mir vor ein paar Tagen von einem ähnlichen Fund berichtet hatte, dieser war an Sambucus.

    Es gibt auch einen Fund auf Ascofrance (Siehe hier)

    Ich habe Klaus auf dem Thread aufmerksam gemacht und denke er wird sich bei dir noch melden.


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,


    Du hast Recht, das muss Sambucus sein. Es war zwar eine Hainbuchenhecke, aber da scheint dazwischen früher unbemerkt auch etwas Holunder gewachsen zu sein. Jedenfalls ein paar Stängel und der an dem die Pilzchen wuschen gehören dazu. Da war ich wohl zu betriebsblind, weil ich da allenfalls noch mit Ahorn gerechnet hätte, aber nicht mit Holunder. Das passt aber mikroskopisch auch noch besser als Carpinus.

    Danke für den Hinweis, ich bin gespannt, ob Klaus mehr dazu weiß.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Mreul

    Hat den Titel des Themas von „Chaetomium-artiges Pilzchen an Hainbuche“ zu „Chaetomium-artiges Pilzchen an Holunder“ geändert.
  • Hallo zusammen,


    für alle, die es interessiert: Klaus hat sich bei mir gemeldet. Anlässlich weiterer Funde, z.B. der oben verlinkte auf Ascofrance, hat er schon bei vielen Spezialisten zu dieser Art angefragt. Jedoch gibt es dafür offenbar noch keinen Namen oder niemand kennt ihn, die beste Annäherung bisher scheint Chaetomidium sp.

    Bei anderen Funden gibt es folgende Abweichungen: Die Asci können offenbar auch konstant 4-sporig sein, auch gibt es Kollektionen bei denen nicht alle Sporen zwei Keimporen zu haben scheinen. In wie weit das alles das Gleiche ist wird nur die Genetik künftig zeigen können. Für den Fall einer Sequenzierung habe ich in jedem Fall alles aufgehoben, was ich von dem Pilz hatte (> 20 Exemplare).


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.