Bitte um Bestimmungshilfe für Saftling

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.049 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Birgit_W.

  • Hallo an Alle,


    gestern fand ich auf einer Wiese hinterm Haus einige rotorange kleine Saftlinge. Der Untergrund ist Kalkschotter (Lech-Schotterebene) mit wenig Humusauflage. Die Wiese ist "halbmager", wird seit 20 Jahren nicht gedüngt und nur zweimal im Jahr gemäht. Begleitpilze waren gestern Unmengen an Jungfernellerlingen (Hygrocybe virgineus) und Liliastiel-Rötelritterlinge (Lepista saeva).

    Saftlinge habe ich noch nie wirklich ernsthaft bestimmt bzw. geschlüsselt, bis auf einige makroskopisch bestimmbare Arten erschien mir bisher die Gattung als zu schwierig. Nun ja, man kann ja versuchen dazuzulernen. Mit dem Schlüssel von M. Beisenherz (Regensburger mykologiscche Schriften Bd. 10) landete ich schnell bei Hxgrocybe chlorophana, derren makrosokopische Eigenschafen auch ganz gut hinkamen. Die Sporen wollte ich aber dann doch noch mikroskopieren und die passen nun halt leider gar nicht zu H. chlorophana, sondern auf Grund ihrer besonderen charakteristischen Form (am Apikulus merklich breiter als am anderen Ende) zu Hygrocybe miniata.

    Die Sporengröße beträgt im Mittel 9,2 x 5,8 µm. Makroskopisch passt aber nun wiederum gar nichts zu Hygrocybe miniata, ich kann selbst mit der höchsten Vergößerung mit der Stereolupe keinerlei Schüppchen auf dem Hut erkennen. Ökologisch wäre H. miniata auch eher im Sauren zu suchen. Hygrocybe calciphila wäre noch ein Kandidat, die wurde früher nicht von H. miniata getrennt, sollte aber mindestens einige fast runde Sporen besitzen.

    Der Stiel meiner Saftlinge ist leicht schmierig und der Hut macht ebenfalls einen leicht schmierigen und glatten Eindruck.


    Vielleicht könnt ihr mir ja weiterhelfen, vielen Dank im Voraus


    Birgit






  • Hallo Birgit,


    das ist ziemlich sicher Hygrocybe mucronella, da passen die Sporen, die makroskopischen Merkmale und die Ökologie. Die Art ist auf kalkreichen oder zumindest basenreichen Böden nicht allzu selten, wird aber öfters übersehen oder verkannt. Charakteristisch ist der meist vorhandene bittere Geschmack dieses Saftlings.


    Hygrocybe mucronella


    Hygrocybe mucronella, Sporenabwurf


    LG Ingo

  • Hallo Ingo,

    Volltreffer, vielen Dank! Ist wirklich ziemlich bitter das Pilzchen. Auf Pilze-Deutschland gibt es in Bayern nur wenige Fundpunkte, findest Du ihn öfter?

    Mal schauen, ob ich das öffentlich mache, der Teil der Wiese ist Ausgleichsfläche und im Gemeindeeigentum und wird als "Magerrasen" bezeichnet. Die benachbarte Fettwiese, die natürlich auch mit Gülle gedüngt wird, liegt einen Meter daneben :(. Da ich den Rest der Wiese gepachtet habe und die gesamte Wiese mähen lasse, kannn ich zumindestens dort die Mähhäufigkeit und das Düngen steuern.


    Liebe Grüße

    Birgit

  • Auf Pilze-Deutschland gibt es in Bayern nur wenige Fundpunkte, findest Du ihn öfter?

    Hallo Birgit,


    ja, ich finde ihn öfters. Allerdings suche ich auch jedes Jahr eine Vielzahl von Magerrasen nach Saftlingen und anderen Wiesenpilzen ab und so findet man dann auch einiges. Zu pilze-deutschland: Hier erhält man meist nur eine ungefähre Vorstellung davon, wie häufig oder verbreitet ein Pilz.ist. Viele Arten (darunter auch etliche Saftlinge) sind weiter verbreitet, als es die manchmal wenigen Fundpunkte vermuten lassen. Dies bedeutet aber nicht, dass sie an potentiellen Fundorten leicht und in jedem Jahr zu finden sind.


    Hygrocybe mucronella tritt meist nur in kleiner Zahl bzw. in kleinen Gruppen auf, bleibt häufig im höheren Gras versteckt und ist nicht wie viele andere und größere Saftlinge schon aus größerer Distanz wahrzunehmen. Seine Anwesenheit in einer Wiese oder Weide kennzeichnet aber auf jeden Fall ein wertvolles, über viele Jahre (Jahrzehnte) gereiftes und dabei nie oder nur sehr schwach gedüngtes Grünlandbiotop.


    LG Ingo