07.09.2018:
3 Arten auf'm Spielplatz
Liebe Pilz-Freunde,
heute war ich mit meiner Tochter auf'm Spielplatz... Kamera hatte ich dabei, und prompt fanden sich 3 interessante Pilchen.
Die zeige ich Euch hier...
Fundnummer: 2018-09-07-1127
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, an altem
Brennnessel-Stengel
Durchmesser: 1-2 mm
Farbe/Oberfläche: außen hellgrau, außen bereift, innen weißlich, innen im Kelch auch aderig bei großen Exemplaren
Form: kelchförmig
Rand: stark ausgefranst
Stiel: wenn jung stark behaart
Für mich ein ganz toller Erstfund:
Mützenförmiger Schüsselschwindling (Calyptella capula):
Fundnummer: 2018-09-07-1135
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, an einem Holz-Ästchen unbekannter Art
Fundzeit: 07.09.2018
Wuchsform:
einzeln
Hutform: konvex mit pseudo-Papille
Huthaut:
Zentrum braun, nach außen hin fast
weiß werdend, Lamellen durchscheinend, matt, deutlich aderig-gerieft
Hygrophanität: nicht festgestellt
Hutrand: ohne Besonderheiten
Lamellen:
weiß, Zwischenlamellen, keine Queradern aber wenige angedeutete Querader-Ansätze
Lamellenschneiden: glatt, ohne Besonderhesiten
Lamellen-Stielübergang: stark ausgebuchtet angewachsen und nur im Zähnchen herablaufend
Stiel:
weiß, nach unten hin hellbräunlich werdend, auf ganzer Länge etwas bereift
Stielbasis:
stark myzelfilzig
Fleisch: keine Daten ermittelbar
Größe:
Hutdurchmesser ca. 2,5 mm, Stiellänge ca. 18 mm, Stieldurchmesser ca. 0,5 mm
Sporenpulverfarbe:
nicht festgestellt
Geruch: nicht wahrnehmbar
Geschmack: nicht probiert
Mikroskopische Daten:
Basidien (ohne Bild):
ausschließlich 2-sporig
Sporen:
Form und Strukturen siehe Bilder
Präparat: aus Lamellenstück ausgewaschen; Untersuchungsmedium: Wasser; Messwertanzahl: n = 21
Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite: normalverteilt; Q: normalverteilt
Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,7 × 0,4 µm; von Q: 0,1
Median: von L × B: 8,1 × 4,8 µm; von Q: 1,7
Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 8 × 4,8 µm; von Q: 1,6
Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 80%-Konfidenzintervall: für L × B: (6,8) 7,1 - 8,8 (9,3) × (4,3) 4,3 - 5,3 (5,9) µm; für Q: (1,3) 1,5 - 1,8 (1,8)
Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 90%-Konfidenzintervall: für L × B: (6,8) 6,8 - 9,1 (9,3) × (4,3) 4,2 - 5,5 (5,9) µm; für Q: (1,3) 1,4 - 1,9 (1,8)
Cheilozystiden:
Form und Strukturen siehe Bilder
Breite:
(4.6) 4.8 - 5.5 (5.6) µm
N = 8
Me = 5.2 µm
Kaulozystiden:
Form und Strukturen siehe Bilder
Bei der Bestimmung half mir Matthias.
Es ist der bereits vermutete Pilz - der Bogenblättriger Helmling (Phloeomana speirea):
Fundnummer: 2018-09-07-1453
Morphologische Daten:
Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf
Rasen (Spielplatz)
Fundzeit: 07.09.2018
Wuchsform:
gesellig
Hutform:
halbkugelig bis leicht glockig
Huthaut:
ockergelblich, Zentrum dunkler, glatt, matt
Hygrophanität:
ja
Hutrand: ohne Besonderheiten
Lamellen:
ocker-orangelich, eng stehend, viele Zwischenlamellen
Lamellenschneiden: minimal heller als Lamellenflächen, ohne Besonderheiten
Lamellen-Stielübergang: sehr gerade angewachsen und nicht herablaufend
Stiel:
strohgelb, spitze streifig bereift, sonst glatt
Stielbasis:
nicht wurzelnd, nicht knollig
Fleisch: keine Daten aufgenommen
Größe:
Hutdurchmesser ca. 6-10 mm, Stiellänge ca. 30-40 mm, Stieldurchmesser ca. 1 mm
Sporenpulverfarbe:
nicht festgestellt
Geruch:
neutral
Geschmack:
mild, stark und gut pilzig
Mikroskopische Daten:
Basidien (ohne Bild):
ausschließlich 4-sporig
Sporen:
Farbe, Form und Strukturen siehe Bilder, Keimporus deutlich sichtbar, meist gerade.
Präparat: aus Lamellenstück ausgewaschen; Untersuchungsmedium: Wasser; Messwertanzahl: n = 127
Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite: nicht normalverteilt; Q: normalverteilt
Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,7 × 0,3 µm; von Q: 0,1
Median: von L × B: 11,8 × 6,5 µm; von Q: 1,8
Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 11,8 × 6,5 µm; von Q: 1,8
Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 80%-Standardbereich: für L × B: (9,2) 10,9 - 12,5 (13,5) × (5,4) 6,1 - 6,8 (7,6) µm; für Q: (1,6) 1,7 - 1,9 (2)
Abmessungen nach Quantil-Verfahren mit 90%-Standardbereich: für L × B: (9,2) 10,8 - 12,9 (13,5) × (5,4) 6 - 7 (7,6) µm; für Q: (1,6) 1,6 - 2 (2)
Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren: nicht anwendbar, da nicht normalverteilt
Cheilozystiden:
Farbe, Form und Strukturen siehe Bilder
Cheilozystiden Gesamtgröße:
(14,7) 15,3 - 18,0 (20,7) x (6,0) 6,6 - 9,3 (11,1) µm
Q = (1,6) 1,7 - 2,5 (2,7) ; N = 19
Me = 16,8 x 8,2 µm ; Qe = 2,1
Cheilozystiden Kopfbreiten:
(3,1) 3,3 - 4,4 (4,6) µm
N = 22
Me = 3,9 µm
Cheilozystiden Halsbreiten an der schmalsten Stelle:
(0,99) 1,10 - 1,53 (1,85) µm
N = 18
Me = 1,31 µm
Kaulozystiden:
Farbe, Form und Strukturen siehe Bilder
Kaulozystiden Kopfbreiten:
(3,6) 3,8 - 4,4 (4,9) µm
N = 17
Me = 4,1 µm
Kaulozystiden Halsbreiten an der schmalsten Stelle:
(1,48) 1,54 - 2,08 (2,21) µm
N = 19
Me = 1,82 µm
Auch hier half mir Matthias, und der verdacht wurde auch bestätigt:
Das ist das Halbkugelige Samthäubchen (Conocybe semiglobata var. semiglobata):
Das war's für heute....
Ich hoffe Ihr hattet viel Spaß und freue mich auf Eure Kommentare.
Beste Grüße
Dieter
3 Arten auf'm Spielplatz
- Schwammer-Dieter
- Erledigt
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Hallo, Dieter!
Total spannend finde ich die Färbung von Calyptella capula: Die Art hatte ich erst einmal in der Hand, die Fruchtkörper da waren rein weiß. Daß die auch so grau kann, wusste ich gar nicht. Ob man das vielleicht sogar noch weiter untersuchen müsste? In gelb gibt es ja noch Calyptella campanula, die außer durch das Farbspektrum kaum von Calyptella capula zu unterscheiden ist. Interessant jedenfalls.LG, Pablo.
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Hallo Pablo und vielen Dank,
ich weiß nicht ob die graue Form Kartoffel-Schüsselschwindling (Calyptella gibbosa (Lév.) Quél., Enchir. fung. (Paris): 216 (1886)) tatsächlich eine eigenständige Art ist.
Diese Seite sagen eher nein:
pa-691.html#
Beschreibung Cyphellaceae Becherartige Basidiomyceten - Fredis Pilzseite
Auf jeden fall können diese "Arten" alles von ganz weiß bis sehr grau - siehe hier:
Beschreibung Cyphellaceae Becherartige Basidiomyceten - Fredis Pilzseite - das bild oben links.Bestritten ist eben auch der Unterschied der Sporengrößen zwischen weiß und grau - also brächte wohl die Untersuchung nicht viel.
Hier jedoch wird das Gegenteil ausgesagt:
09 pilz lehmann.pdf
und auch hier wird das Gegenteil im Schlüssel ausgesagt:sydowia-beihefte_4_0001-0144.pdf
Wie Du siehst schlüsselt man hier aber ganz klar an Calyptella gibbosa allein schon wegen der Haare am Becher vorbei...
Was sagt die Genetik?
Zu Calyptella gibbosa gibt es leider kein Sequenzen. Zu Calyptella capula gibt es einige Sequenzen und es gibt auch nahe stehende "Calyptella sp.", sodass sehr wahrscheinlich ist, dass es sich hier eher um ein aggregat handelt.Hier ist wohl noch größerer Klärungsbedarf vorhanden, den ich wohl mit diesem einen Fund nicht einmal per Sequenzierung klären könnte...
Beste Grüße
Dieter -
Hallo, Dieter!
Danke für's raussuchen der Arbeiten! Insbesondere die von lehmann und die von Cooke könnten interessant sein...
Zeigen aber vermutlich eben das, was du andeutest: Da sind noch diverse Fragen im Hintergrund offen.
Die Thematik müsste sich wohl erstmal jemand einzeln vornehmen und strategisch durcharbeiten - insofern kann man momentan wohl gut mit "s.l. - Bezeichnungen" arbeiten, und Besonderheiten wie zB graue Färbung in einer Anmerkung stehen lassen. Beleg irgendwo deponieren wäre natürlich wichtig, vor allem, wenn so eine gute Bilddoku dabei ist.LG, Pablo.