Fliegerberg 02.01.2019

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 4.580 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,


    heute habe ich das schöne Wetter zu einem Ausflug auf den Fliegerberg bei Borken genutzt. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz, der mittlerweile in ein Naturschutzgebiet umgewandelt wurde (was die Hundebesitzer trotzdem nicht daran hindert ihre Tiere jeglicher Größe frei rumrennen zu lassen...). Neben sandiger Heidelandschaft gibt es dort Kiefernwälder und vereinzelt auch Eichen und Birken. Pilze gab es natürlich auch hier und da zu bestaunen:


    1. Stereum sanguinolentum



    2. Nectria cinnabarina


    3. Scytinostroma hemidichophyticum


    4. Daedalopsis confragosa?


    5. Tremella mesenterica


    6. Plicatura crispa


    7. Stereum gausapatum



    8. Phlebiopsis gigantea



    9. Auf Kiefer


    Sporen in Wasser

    Mit Kongorot

    In Melzer


    10. Auf Birke. Hier dachte ich zuerst an Botryobasidium, wie ich das ja schon die Tage hatte. Aber die Sporen wollen da so absolut nicht passen, wenn ich mal mit "The Corticiaceae of North Europe" vergleiche.

    In Wasser

    Sporen, nicht ganz glatt

    Mit Kongorot

    Mit Melzer


    11. Auf einem Salix-Blatt

    Mit Kongorot

    Schnallen teilweise vorhanden, teilweise abwesend

    Eine zweite Art von Hyphen mit dicker Inkrustation?

    Basidie

    Sporen waren leider keine zu finden.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Schöne Funde, und auch einige ganz schicke Krustis dabei!

    Der letzte auf dem Blatt dürfte wohl eine Athelia aus dem epiphylla - Aggregat sein.

    Die Sporen bei dem warzigsporigen Pilz sind schon an die 10µm groß und amyloid, oder? Weil ohne irgendwelche Zystiden und mit warzigen, amyloiden Sporen wüsste ich jetzt erstmal nichts...

    Der davor auf Kiefer könnte Phlebia subcretaeca sein, da würden die Sporen passen, sollte dann aber in der Haptik schon etwas wachsartig sein und ob Basidien und Hyphenstruktur dazu passen, ist über Bilder immer schwer zu beurteilen.


    PS.: Diese komischen, extrem grobporigen Daedaleopsis confragosa an allerhand Obstholz (Prunus und Rosaceae) sind mir ab und an auch schon unangenehm aufgefallen.
    Das sind schon Daedaleopsis confragosa im momentanen Sinn des Artkonzeptes, aber irgendwas stimmt mit denen nicht, habe ich manchmal den Eindruck. Als wenn das eine eigene Art oder Varietät wäre, die morphologisch so ein wenig zwischen tricolor und confragosa steht, und sich von der eigentlichen confragosa nicht nur durch die Form des Hymenophors, sondern auch durch das Substratspektrum untescheiden könnte.



    LG, Pablo.

  • Hi Pablo,


    vielen Dank für die Rückmeldung zu meinen Funden. Die Daedalopsis confragosa war so ein Fall, wo ich im Feld gar keine Zweifel hatte. Da hatte ich mir aber auch eher die Oberseite angeschaut und die Unterseite beinahe blind fotografiert. So gab es dann erst zu Hause die Zweifel, ob das wirkliich paßt. Aber beruhigend zu wissen, daß es da offenbar seltsame Formen geben kann.


    Hier noch mal ein paar Bilder von dem mysteriösen Pilz auf Birke. Unten links sind einige Strukturen, die eventuell Zystiden sind - oder doch nur Basidiolen?


    Zur Amyloidität. Da fehlt mir die Erfahrung, aber sollten die Sporen dann nicht deutlich bläulich werden? Hier konnte ich in Melzer maximal einen Blauschimmer in der Zellwand wahrnehmen. Reicht das schon?


    Interessant ist, daß der Pilz auch auf der Rückseite des Rindenstücks wuchs und dort nicht so eine glatte Schicht bildete, sondern eher kleine Knubbel.


    Und wenn man die unters Mikroskop legt, sieht man vereinzelt dann Dinge, die schon nach Zystiden aussehen



    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Das bei dem Birkenbewohner sieht schon sehr nach Zystiden aus.

    Und die Sporen also inamyloid, dann müsstest du dich wohl bei Hypochnicium umsehen. Frank hat einen brauchbaren Schlüssel >auf seiner Seite<. Wenn der Link nicht direkt funktioniert, dann links auf "Downloads" und da auf Hypochnicium. Da kommst du wohl in die Artengruppe um Hypochnicium punctulatum (alles Arten, die ich nicht kenne), und die Sporenmaße werden entscheidend.


    Bei der Daedaleopsis sollst du auch gar nicht an der Bestimmung als confragosa zweifeln. Nur bei Gelegenheit mal drauf achten, ob du Unterschiede zwischen den vorwiegend an Weide und Pappel wachsenden Kollektionen mit relativ flachen und "feinporigen" Fruchtkörpern und den vorwiegend an Obstbäumen fruchtenden, Dicken mit viel gröber strukturiertem, daedaloidem Hymenophor nachvollziehen kannst.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ich habe gerade mal Sporen gemessen:

    Länge/µm | Breite/µm

    9,6 7,8

    8,7 8,1

    9,0 7,6

    9,5 8,0

    9,6 7,9

    8,5 7,3

    8,5 6,9

    8,3 7,1

    10,1 8,6

    9,1 7,7

    9,5 8,4

    10,1 8,2


    Macht dann im Mittelwert 9,2 µm x 7,8 µm, womit ich mich zu Hypochnicium albostramineum durchschlüsseln würde.


    Björn

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    Dann würde ich das so mal dranschreiben.
    Ich selbst kenne die Arten aus der Gruppe ja auch nicht, darum auch keine Ahnung, wie nah die Werte da tatsächlich zusammenliegen.

    Bei einigen anderen Gruppen (in anderen Gattungen) ist es darum etwas komplizierter, weil die tatsächlichen Sporengrößen viel stärker variieren, als es bisweilen dargestellt wird. Wenn ich in einem Schlüssel Sachen lese wie: Sporen "5-7 = A" vs. Sporen "7-8,5 = B", dann gehen bei mir meistens schon die Alarmglocken an, weil in solchen Fällen die Sporen von Art A in wirklichkeit eher von 5-8 variieren und die von Art B in Wirklichkeit meistens von 6-9. Womit die Trennung über die Sporengröße nicht mehr funktioniert. :gzwinkern:
    Aber das ist ein anderes Problem, bei Frank Dämmrich bin ich schon überzeugt, daß er selbst da kritisch genug ist, um das solide einschätzen zu können.



    Lg; Pablo.