2 Phlegmacien im sauren Nadelwald

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.458 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Cortinarius.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, die Damen und Herren!


    Letzten Samstag (20.10) hatten wir eine sehr schöne Exkursion im Nordschwarzwald, im Bereich des oberen Enztales.

    Auch wenn die Böden dahinter richtung Calw rüber mehr basisch sind, und auch in unserem Exkursionsgebiet an den Wegrändern teils kalkliebende Arten standen (Cortinarius varius, Hebeloma sinapizans, Tricholoma pardinum), stammen folgende Funde von saurem Milieu, weit ab von verdächtigem Wegschotter.

    Ökologie:
    Nordhang (ca. 500-600 müNN), bodensaurer Fichten- Tannenwald mit vielen Jungbäumen, gelegentlich eingestreute Rotbuchen und Birken.
    Zwischen den Heidelbeeren stehen auch Arten wie Boletus edulis, Imleria badia, Gomphidius glutinosus etc.


    Erste Kollektion (Bilder für Vollansicht anklicken):




    Fruchtkörper mit gerandeter Knolle, aber nicht besonders deutlich. Vor allem an der Knolle auf Druck dunkel (violett) fleckend; Geruch frisch stark blumig / süßlich blütenartig, Geschmack nicht getestet.
    Reaktion mit KOH 20% an Knollenrand, Hutrand und in Trama negativ; Melzer im Hutfleisch rot, später dunkelrot. Chemie alelrdings erst ca. 12 h nach entnahme vom Mycel durchgeführt.
    Hutoberfläche nur frisch mit schwachen violettönen am Hutrand, teils aber etwas fleckend nach Berührung.


    Im Grunde würde ich das hier als Cortinarius purpurascens bestimmen, hatte den aber noch nie in der Hand. Kommt das hin?


    Die zweite Kollektion stand nicht unweit der oben gezeigten Kollektion von Cortinarius cf. purpurascens.
    Im Grunde könnte das eine extreme Ausprägung der selben Art sein, aber bei Phlegmacien muss man ja sehr vorsichtig sein. Zumal ich nicht sagen kann, ob es da nicht doch bei ganz jungen Fruchtkörpern irgendwelche Grüntöne in den Lamellen gegeben haben mag.

    Ökologie wie oben; ebenfalls (vor allem Stiel und Stielbasis) dunkel violett felckend auf Druck; mit Melzer im Hutfleisch tief rot, KOH überall negativ; Geruch auch blütenartig - süßlich, Geschmack nicht getestet.
    Unterschied: Diese krasse Hutfarbe! Die PIlze sind durch und durch tief violettblau, mit ähnlicher Farbe wie Cortinarius violaceus, nur halt im Gegensatz zu der Art gar nicht verblassend. Die sind jetzt (getrocknet) immer noch so gefärbt am Hut.

    Diese Hutfarbe zeigen alle Fruchtkörper der Kollektion, egal welchen Alters.

    Bilder auch hier am besten Anklicken, für Ansicht in voller Auflösung:







    Diese Kollektion kann ich mit dem Schlüssel aus Funga Nordica nicht erreichen. Mit dem Schlüssel von Andreas Gminder in GPBW Band5 komme ich wackelnd und schliengernd zu Cortiarius occidentalis. Zu der Art finde ich aber kaum weitere, belastbare Informationen. Sollte aber im Grunde auch nicht so eine intensive Hutfarbe haben?


    Beide Kollektionen steckten übrigens teils tief im Moos, einige Fruchtkörper musste man sogar ähnlich wie Trüffeln unterm Moos ertasten.


    Also, wie so oft bei Phlegmacien, ich bin ratlos, aber lernwillig und freue mich über Tips. :)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,

    schöne Doku.

    Ich gehe mal davon aus, dass beide Kollektionen für Phlegmacien kleine Sporen mit typ. 8 um Länge ( alle < 9um) hatten

    Wenn man das berücksichtigt kommt nichts anderes raus wie Cortinarius purpurascens und zwar für beide Kollektionen

    Die Purpurascentes wurden von der JEC- Genetic Gruppe 2014 auseinander genommen

    Es gibt in Europa 5 Arten , wobei nur eine im reinen Nadelwald vorkommt.

    Wenn du interessiert bist kann ich dir einen Scan davon schicken


    Bei der JEC Tagung letzte Woche in Rumänien hatten wir auch zwei Kollektionen , eine mit braunen Hüten und eine mit schön Blauen

    Das liegt wohl in der Variationsbreite

    Gruss

    Uwe

  • Hallo Pablo,

    das Bild der blauen Kollektion würde ich gerne für meine Corti Kurse verwenden.

    So schön blau hatte ich die noch nicht, die rumänische Kollektion hatte ich nicht selber gefunden, entsprechend fehlt mir ein Standort Bild

    Wäre das Ok für dich ?

    beste Grüße

    Uwe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uwe!


    Das ist ja interessant, danke! :thumbup:

    Ich würde meine Hand nicht ins Feuer legen, daß unter 30 Sporen auch mal ein Ausreißer bis 9,5 dabei ist, aber insgesamt sind die Sporen schon unter 9µm lang.

    Wie genau die 5 Arten sich morphologisch unterscheiden, ist dazu denn schon etwas bekannt? Sonst bleibe ich mal bei einem "s.l.", denn eine Rotbuche könnte schon da auch im Mycelbereich gestanden haben.

    An ein wenig Literatur dazu hätte ich natürlich immer Interesse (meine Mailadresse hast du noch?).


    An den Bildern der "blauen Kollektion" kannst du dich gerne bedienen, vielleicht bekomme ich es ja mal zu sehen.
    Ein Schleierlingskurs könnte ja mal nicht schaden, auch wenn man sich da eigentlich intensiver mit beschäftigen müsste, als ich momentan kann.

    Ich kann dir aber auch vom Standortbild im Wald noch das unbearbeitete Original schicken, wenn das hilft.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,

    das s.l. kannst du weglassen , die Bestimmung ist sicher

    C. purpurascens ist sehr gut definiert und auch klar zu bestimmen.

    Die Hutfarbe darf von Lilablau über Dunkel-Braun bis Olivbraun schwanken

    Sie verändert sich auch kaum mit dem Alter, ganz anderst wie in der Variecolores Gruppe

    Die 4 anderen Arten aus der Gruppe sehen schon unterschiedlich aus.

    Eine Mail Adresse von dir habe ich nicht

    Die musst du mir schicken, dann bekommst du JEC Artikel

    Gruss

    Uwe