Phlebia nothofagi = Scheinbuchen - Fadenstachelpilz

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    • Offizieller Beitrag

    Phlebia nothofagi (G. Cunn.) Nakasone
    Scheinbuchen-Fadenstachelpilz
    Synonyme:
    - Odontia nothofagi G. Cunn
    - Mycoacia nothofagi (G. Cunn.) Ryvarden


    Familie: Meruliaceae
    Ordnung: Polyporales
    Klasse: Agaricomycetes



    makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper anfangs kleinfleckig, später auch zu großflächigen Gebilden zusammenfließend; komplett resupinat, realtiv dickfleischig mit deutlichem, weißlichem bis ockerbraunem, eher locker wattigem Subikulum und crefarbenem bis ockerlichem, frisch wachsartigem Hymenophor; Ränder bei Kollektionen im Wachstum deutlich, wattig-faserig bis fransig-gewimpert, weißlich bis ockerlich; Hymenophor aus breiten, abgeflachten Zähnchen oder konischen Stacheln, geotrop, Stacheln / Zähne ziemlich kräftig und grob, dicht gedrängt bis locker verteilt; getrocknet wenig schrumpfend; ockerweißlich, ockergelb bis braun, alt auch schwarzbraun, aber auch bei jungen Kollektionen eigentlich nie durchgehend weißlich; Spitzen der Zähnchen bisweilen fein bewimpert; ohne signifikante Reaktion auf KOH (5%-20%), eventuell etwas bräunend; frische Fruchtkörper mit intensivem, schärflich-gärigem Geruch, vor allem bei jungen Exemplaren ähnlich wie Obstbrand (Williams-Birne), später auch mit mehr chemischer Komponente (komplex, schwer zu beschreiben, aber charakteristisch)


    mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur monomitisch, Septen mit Schnallen; Hyphen im Subhymenium phlebia-typisch dicht verklebt und etwas gelifiziert; in der Stacheltrama +/- parallel, teilweise mit Öltröpfchen und stellenweise schwach bis sher stark inkrustiert; Hyphen im Subikulum lockerer verknüpft; Basidien viersporig (seltener 2sporig); Im Hymneium, Subhymenium und Stacheltrama mit (meistens) zahlreichen und deutlichen, inkrustierten Lamprozystiden (zylindrisch bis zuspitzend); Sporen hyalin, inamyloid, glatt, elliptisch bis subzylindrisch, manchmal innerhalb einer Kollektion recht variabel, meist aber um 4-6 x 2,5-3 µm


    Vorkommen: Die Verbreitungskarte bei >Pilze-Deutschland< hat mich einigermaßen überrascht. Zumindest in der (nördlichen) Oberrheinebene und angrenzenden Hügelländern (sofern einigermaßen warm und laubbewaldet) ist die Art einigemaßen häufig. Eigene Funde ergaben sich bisher nur an Laubholz, am häufigsten an Rotbuche, lt. Lit. (FE12) soll aber auch Nadelholz möglich sein. Die Fundstellen waren einerseits Auwälder (Hartholzauen, dort meist an Rotbuche aber auch Weichholzauen an indet. Laubholz), sowie Rotbuchen-Mischwälder der collinen Stufe auf trockenem bis feuchtem Untergrund an wärmebegünstigten Standorten, aber nicht sonnenexponiert, sondern eher im Schatten und Halbschatten geschlossener Wälder. Überwiegend an dickem, liegendem Laubholz (Stämme), einmal auch an einem nur armdünnen liegenden Ast, jedes Substrat war bisher gut durchfeuchtet, nie –žim Luftraum–œ (immer komplett liegend mit durchgehendem Bodenkontakt) und meist optimalmorsch.



    Bilder (zum Vergrößern anklicken):



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    Verwechslungen: Es gibt eine erstaunliche Menge Rindenpilze mit stacheligem oder zähnchenförmigem Hymenophor. In den meisten –žnormalen–œ Pilzbüchern taucht nur ein Bruchteil der Gattungs- und Artenvielfalt in dem Bereich auf, was bisweilen einen falschen Eindruck entstehen lässt. Aber auch wenn in den meisten Fällen ohne mikroskopische Untersuchung Bestimmungen völlig unmöglich sind, ist die Trefferquote der makroskopischen Voreinschätzungen im Feld bei Phlebia nothofagi erstaunlich hoch, was vor allem auch mit dem charakteristischen geruch frischer Kollektionen zu tun hat.
    Eine mikroskopische Überprüfung ist dennoch wichtig.
    Neben den makroskopischen Merkmalen (Haptik, Habitus, Farbverläufe, Geruch) ist die Art gut definiert durch das monomitische Hyphensystem, Septen mit Schnallen, Sporenmorphologie und insbesondere die auch an den Stachelflanken im Hymenium zahlreichen inkrustierten Lamporzystiden.
    Innerhalb der –žGroßgattung–œ Phlebia hat Phlebia queletii ähnliche Lamprozystiden, aber die Zähnchen / Stacheln der Art sind normalerweise kleiner, die Fruchtkörper insgesamt deutlich und einheitlich heller. Phlebia fuscoatra tendiert farblich mehr ins Gelbliche (nicht, daß Phlebia nothofagi das nicht auch könnte), hat aber keine Lamprozystiden an den Stachelflanken, sondern nur zylindrische, stark inkrustierte Hyphenenden im Bereich der Stachelspitzen.
    Phlebia uda hat gar keine Lamprozystiden, sondern nur spindelige Zystidiolen, Phlebia capitata kopfige Leptozystiden, Phlebia aurea andere Sporen und gar keine Zystiden, Phlebia bispora ist dimitisch–¦
    Von keiner der anderen Phlebia –“ Arten scheint etwas über einen vergleichbaren geruch bekannt zu sein.
    Arten aus anderen Gattungen sollten ebenfalls keinen solchen Geruch entwickeln und mikroskopisch zu unterscheiden sein.
    Phanerochaete hätte keine Schnallen; Hyphoderma (incl. Basidioradulum) hat andere Basidien (größer, eingeschnürt) und normalerweise größere Sporen; Radulomyces hat ganz andere Sporen und keinie Zystiden; Odonticium keineSchnallen und keine Lamprozystiden; Kavinia fehlen ebenfalls die Zystiden; in weiteren Gattungen sehen die zB Sporen anders aus, oder es finden sich Gloeozystiden statt Lamprozystiden.


    Vergleichsvorschläge:
    >Phlebia queletii = Kurzzahniger Fadenstachelpilz<
    >Phlebia fuscoatra = Schwärzender Fadenstachelpilz<
    >Phlebia uda = Wachsgelber Fadenstachelpilz<
    >Phlebia capitata = Kopfzystiden –“ Fadenstachelpilz<
    >Phlebia bispora = Dimitischer Fadenstachelpilz<
    >Phlebia aurea = Goldgelber Fadenstachelpilz<
    >Phlebia ryvardenii = Ryvardens Kammpilz<
    >Phlebia subochracea = Ockergelber Kammpilz<
    >Radulomyces molaris = Gezähnter Reibeisenpilz<
    >Basidioradulum radula = Reibeisen –“ Rindenpilz<
    >Hyphoderma transiens = Variabler Rindenpilz<
    >Xylodon quercinus = Eichen –“ Zähnchenrindenpilz<
    >Phanerochaete raduloides = Raspelzahn –“ Zystidenkruste<
    >Cristinia eichleri = ???<
    >Kavinia himantia = Ausgebreitetes Hängezähnchen<
    >Sarcodontia crocea = Apfelbaum –“ Stachelbart<
    >Odonticium flavicans = ???<
    >Phlebiopsis gigantea = Großer Zystiden-Kammpilz<
    >Dentipellis fragilis = Zarte Zahnhaut



    Anmerkungen: Einige der Phlebias mit zahnförmigem oder stacheligem Hymenophor wurden in der Gattung Mycoacia zusammengefasst. Das kann man theoretisch auch so beibehalten, aber bisweilen ist die Ausprägung des Hymenophors variabel, so daß manche Arten je nach Ausprägung nicht solide einer der beiden Gattungen zuzuordnen wären (siehe zB Phlebia subochracea). Andere Arten mit zahnförmigem / stacheligem Aussehen wurden nie zu Mycoacia umkombiniert (so zB Phlebia queletii oder Phlebia ryvardenii). Insgesamt ist Phlebia ziemlich heterogen, was die Form des Hymeniums betrifft (glatt, meruloid, fast poroid, warzig, faltig–¦), ebenso in den mikroskopischen merkmalen und Farben, daß die Gattung entweder konsequent in diverse Kleingattungen zerlegt werden muss, oder als eine morphologisch vielfältige, größere Gattung angesehen werden kann.

  • Hallo Pablo!
    Diesen wunderschönen und geruchsintensiven Pilz durfte ich auch schon finden, einmal an Buche (1. Foto), einmal an Pappel (2. Foto).




    LG,
    romana


    PS: Wie immer ein tolles Portrait!

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127

    • Offizieller Beitrag

    Tach!


    Am 3.5.2018 an einem Buchenstamm (wo in den Vorjahren die art schon beobachtet wurde), einige gut ausgebildete, stark riechende Fruchtkörper, auf denen sich massenhaft von mir unbekannten Fliegen tummelte. Ob die speziell auf diesen Pilz fliegen? An dem Tag waren die an einigen Stämmen zu finden, an denen auch Phlebia nothofagi wuchs.


    Und noch eine ganz frische, noch größtenteils fast weiße Kollektion an Rotbuche, mit ganz extrös stark ausgeprägtem Geruch:




    LG, Pablo.