Trametes cervina = Hirschbraune Tramete

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    Trametes cervina (Schwein.) Bres.
    Hirschbraune Tramete
    Synonyme:
    - Boletus cervinus Schwein.
    - Trametopsis cervina (Schwein.) Tomsovsky


    Familie: Polyporaceae
    Ordnung: Polyporales
    Klasse: Agaricomycetes



    makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper effus-reflex, an Substratunterseiten mit ausgedehnten Resupinatanteilen, an senkrechtem Substrat mit ausgeprägten Hüten, die oft seitlich zusammenfließen und gerne in mehreren, üppigen Reihen übereinanderstehen; die Art tendiert offenbar zu weitläufigen, üppigen Fruktuationen an geeigneten Stämmen; Hutoberseiten frisch mit einem radialsträhnigen, anliegenden Haarfilz, der im Alter zu radiären Rippen verklebt; vital blass ockerlich bis blass bräunlich; im Alter und bei Trockenheit zu weiß ausblassend; Poren anfangs +/- eckig, ganzrandig, um 1-2/mm, aber bald schon irregulär geschlitzt, verlängert bis sinuos oder labyrinthisch, bei verwitterten Kollektionen tief eingerissen und vor allem an schrägem Substrat fast zahnförmig; anfangs hell cremefarben (heller als Hutoberseite), bald ockerlich, im Alter auch ockerbräunlich (dunkler als Hutoberseite); Fleisch frisch zäh und fest, unzoniert; trocken oder im Alter hart, kaum brüchig; blass holzfarben, hellockerlich, jung oder bei ausgeblassten Fruchtkörpern fast weiß; meist im gleichen Farbton wie die Röhren, nur bei alten, absterbenden Kollektionen heller; ohne spezifischen Geruch oder Geschmack.


    mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstrukur dimitisch; Skeletthyphen dickwandig, unseptiert, in der Röhrentrama oft weniger dominant als im Kontext; generative Hyphen mit Schnallen, dünnwandig bis dickwandig; in den Hyphensträngen von oberem Kontext und Hutfilz ähneln verzweigte, sklerifizierte generative Hyphen gelegentlich Bindehyphen (von Jahn als –žtrimitischer Aspekt–œ beschrieben). Das ist allerdings nicht in jeder Kollektion zu beobachten.
    Hymenium ohne Zystiden, Basidien keulig, viersporig (selten 2-sporig), mit Basalschnalle, Zystidiolen nur sehr vereinzelt und unauffällig; Sporen zylindrisch, gekrümmt (allantoid), hyalin, dünnwandig, inamyloid; bei eigenen Messungen zusammengenommen 5-8 x 2-2,8 µm (in der Literatur oft größer beschrieben: 7-9 x 2,5-3 µm)


    Vorkommen: relativ seltene Art, in Deutschland sehr zerstreut im Rhein-Main-Gebiet, der nördlichen Oberrheinebene und dem Voralpenraum, abgesehen davon nur mit einzelnen, weit auseinanderliegenden Streufunden.
    Besiedelt wird liegendes Laubholz, vor allem Rotbuche; vorwiegend dickere Äste und Stämme von der späten Initialphase bis zur Optimalphase; ideale Habitate sind möglichst naturbelassene Rotbuchen- und Rotbuchenmischwälder (bei eigenen Funden nördlich von Mannheim und zwischen Frankfurt und Offenbach auf sandigen Böden), in denen viel dickes Totholz liegen bleibt.



    Bilder (klick aufs Bild --> Großansicht):








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    Verwechslungen: In typischer Ausprägung kann man die Art im Wald schon aus 10 Metern Entfernung bestimmen. An einem liegenden Buchenstamm sind die weit ausgebreiteten, üppig ineinander fließenden Fruchtkörper in ihrem hell ockerlichen Farbspiel ein beeindruckender Anblick.
    Ziemlich ähnlich ist Trametes trogii (= Coriolopsis trogii), mit einem ähnlichen Farbspiel, im Frischzustand mehr borstig abstehenden Huthaaren und größeren, anders geformten Sporen.
    Die Braune Borstentramete (Coriolopsis gallica) ist durch das viel dunklere, faserige Hutfleisch leicht zu unterscheiden.
    Es gibt etliche ähnliche Antrodia –“ Arten. Die wären im Gegensatz zu Trametes cervina natürlich Braunfäulerreger. Nur ist das im Feld an einem Substrat normalerweise kaum nachvollziehbar, da ja meistens eine Mischfäule vorliegt (diverse Pilzarten im Substrat, die es in Arbeitsteilung abbauen). Hier ist besonders auf die Sporenform zu achten. Antrodia heteromorpha und Antrodia ramentacea sind außerdem Nadelholzbewohner, Antrodia ramentacea wächst meist resupinat. An Laubholz ist Antrodia malicola farblich ähnlich, hat aber kleinere Poren, die im Alter nicht so stark aufreißen, eine weniger anliegend haarige Hutoberfläche und eine andere Sporenform. Antrodia serpens (= Antrodia albida) ist normalerweise heller und hat größere, niemals gekrümmte Sporen.
    Cartilosoma rene-hentic ist weicher, die Sporen sind nicht gekrümmt und die Poren meist etwas feiner.
    Diplomitoporus flavescens hat gekrümmte Sporen, die jedoch breiter sind; die Art bewohnt Nadelholz und hat ebenfalls nicht so große, irregulär aufreißende Poren.
    Spongipellis –“ Arten wie delectans oder pachyodon können makroskopisch ähnlich aussehen, sind aber mikroskopisch völlig anders aufgebaut (andere Hyphenstruktur, völlig andere Sporen).
    Irpex lacteus bildet normalerweise viel dünnere Fruchtkörper, das Hymenophor ist hier schon von anfang an zahnförmig.Mikroskopisch sind die dickwandigen, inkrustierten Pseudozystiden von Irpex lacteus ein solides Trennmerkmal.
    Climacocystis borealis wächst an Nadelholz, bildet kaum solche Resupinatanteile wie Trametes cervina, ist im Frischzustand weicher und sieht mikroskopisch anders aus (monomitisch, Lamprozystiden, andere Sporen).
    Schizopora paradoxa wächst vorwiegend resupinat, bildet viel dünnere Fruchtkörper, hat eine ganz andere Sporenform.


    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Trametes trogii = Blasse Borstentramete<
    >Antrodia malicola = Zimtfarbene Braunfäuletramete<
    >Antrodia serpens = Weiße Braunfäuletramete<
    >Antrodia heteromorpha = Vielgestaltige Braunfäuletramete<
    >Antrodia ramentacea = Münzförmige Braunfäuletramete<
    >Cartilosoma rene-hentic = Ockerweiße Weichtramete<
    >Diplomitoporus flavescens = Gilbender Duftporling<
    >Spongipellis delectans = Labyrinthischer Schwammporling<
    >Spongipellis pachyodon = Breitstacheliger Schwammporling<
    >Irpex lacteus = Milchweißer Eggenpilz<
    >Climacocystis borealis = Nordischer Schwammporling<
    >Schizopora paradoxa = Veränderlicher Spaltporling<



    Anmerkungen: Die Art hat eine ereignisreiche Tour durch diverse Gattungen hinter sich (>siehe zB Synonyme bei Mycobank<). Nach Michal Tomsovsky in CZECH MYCOL. 60(1): 1–“11, 2008 ist Trametes cervina aktuell einer eigenen Gattung zugeordnet und weist genetisch eher eine Verwandschaft zu Ceriporiopsis –“ Arten als zu Trametes –“ Arten auf.
    Aus morphologischer Sicht (makro- wie mikromorphologisch) überwiegend hier aber die Unterschiede im Gegensatz zur morphologischen Nähe zu einigen Trametes –“ Arten. Genetisch wäre eine eigene Gattung sicherlich gerechtfertigt, der Verständlichkeit halber tendiere ich persönlich zum morphologisch basierten Konzept und ziehe daher Trametes als Gattung für diese Art vor. Das bedeutet natürlich auch, daß die systematische Einordnung der Gattung Trametes übernommen wird. Genetisch gesehen steht Trametopsis momentan in der Familie der Hapalopilaceae (lt. Mycobank), was ein Wiederspruch in sich wäre, wenn die nahe verwandten Arten der Gattung Ceriporiopsis den Meruliaceae zugeordnet sind. Aufgrund dieser Wiedersprüche und weil Hapalopilus und Trametopsis sich morphologisch ähneln wie ein Blauwal einer Brasse, kann die von MB vorgeschlagene Systematik nicht übernommen werden; Trametes cervina wird als Name verwendet und die Art bleibt bei den Polyporaceae.

    • Offizieller Beitrag

    Tach.


    Da wäre noch eine ganz junge, frische Kollektion vom letzten Wochenende aus dem Kaiserstuhl an liegendem Rotbuchenstamm:



    So junge, noch fast komplett weiße und auch noch recht elastische Fruchtkörper mit nicht deutlich anliegend strähnigen Oberseiten (mehr flaumig) können schon Anlass zu verwechslungen mit zB Cartilosoma oder Antrodia - Arten geben. Aber auch da schwimmen meistens schon ein paar Sporen rum (die oft zu klein sind, aber eben schon mit der typischen cervina - Form) und zusammen mit der Hyphenstruktur hat man den Pilz schnell bestimmt.



    LG; Pablo.