Junghuhnia nitida vs. pseudozillingiana

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Leute!


    Derzeit bin ich etwas verwirrt zur Abgrenzung von Junghuhnia pseudozillingiana von Junghuhnia nitida.
    Geht das (ähnlich wie Abgrenzung von J. nidida und J. lacera) tatsächlich nur über makroskopische Merkmale?
    Also Porenform und -größe, Wuchsweise sowie Färbung?
    Und wenn ja, wo liegen dann die Grenzen?


    Ausschlag für die Fragen gibt folgende Kollektion (Junghuhnia cf nitida) vom 26.12.2016; Kaiserstuhl (Südbaden), Höhenlage zwischen Kiechlinsbergen und Oberbergen, thermophiler Rotbuchen - Eichen - Mischwald an liegendem, optimalmorschem Rotbuchenast:






    Mikroskopisch entspricht das Junghuhnia nitida, eine extra - Doku habe ich da jetzt nicht angefertigt.
    Auffällig bei dieser Kollektion:
    - Die Porenform, die in manchen Bereichen des Fruchtkörpers deutlich langgezogen, fast schon sinuos aussieht, teilweise auch geschlitzt und dann über den üblichen 4-7/mm liegt.
    - die dünnen Hütchen, teils in mehreren übereinander, bis 1cm vom Substrat abstehend.


    Tendeziell sollte diese Kollektion schon Junghuhnia nitida sein, denn hier kommen mehrere Faktoren zusammen:
    - ein Befall durch einen Fremdpilz, dessen Mycel an einer Seite die Junghuhnia bewächst (erstes Bild weißer Flausch links). Im Bereich dieses Befalls allerdings zeigen die Junghuhnia - Fruchtkörper einzig den typischen fleischrosa Farbton, während die restlichen (ungeschädigten) Teile der Fruchtkörper eher ockerlich sind.
    - Die Lage des Substrates auf einem Laubpolster, wo die Fruchtkörper eben auch auf umliegende Blätter klettern wollen.
    --> Das könnte sowohl die Hütchen als auch die ungewöhnlichen Porenformen erklären.


    Was die Farben betrifft:
    Im Sommer 2015 hatten wir bei Metzingen (BW) einen Fund von Junghuhnia nitida mit recht ähnlicher Färbung, wo allerdings die Poren regelmäßig wie bei typischen Fruchtkörpern ausgeprägt waren und trotz überwachsens von Blättern keine Hütchenbildung vorlag.
    15.08.2015 bei Metzingen an liegendem Laubholzast:



    Diesmal mit Mikrodoku, sieht bei dem oberren Fund auch nicht anders aus.


    Wenn ich die beiden Funde vergleiche, stellen sich halt die Fragen, wo die Grenzen zwischen J. nitida und J. pseudozillingiana, wenn Junghuhnia nitida in Farben, Porenform und Wuchsform so variieren kann (innerhalb einer Kollektion)?
    Leider ist es immens schwer, irgendwelche verlässlichen Abbildungen zu Junghuhnia pseudozillingiana zu finden.
    Falls da also jemand Ideen, Hinweise zu Abbildungen etc. hätte, das wäre super. :)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    in der Gattung Junghuhnia gibt es noch nicht viele DNA-Studien und die Unterscheidung der Arten ist auch im neuesten Werk von Ryvarden und Melo oft nur makroskopisch. Da er auch von intermediären Formen schreibt, ist eine genetische Klärung in dieser Gattung dringend nötig.
    J. pseudozillingiana soll sich nur durch Wuchsform, Porenform und –“größe und die Beschaffenheit des Subikulums von J. nitida unterscheiden. Sequenzierungen sind mir hier nicht bekannt. Seltene nord- und osteuropäische Art. Ich kenne die Art nicht oder habe sie noch nicht erkannt. :)


    J. pseudozillingiana: Hütchen bildend, Poren 2-3 P/mm, oft irregulär bis sinuos, Subikulum dicht
    J. nitida: strikt resupinat, Poren 5-7 p/mm, regelmäßig, Subikulum locker


    Dein Fund vom Dezember könnte doch auch J. lacera (= J. separabilima) sein?


    Beste Grüße
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    In der Tat, Junghuhnia lacera hatte ich ja im Februar diesen Jahres. Im kritischen Vergleich: Das könnte schon hinkommen. Der hatte zwar deutliche Rhizomorphen (beim Dezember - Fund nicht zu finden) und war farblich etwas blasser, aber es könnte durchaus im Rahmen sein. :thumbup:


    Etwas irritierend ist bei diesem Dezemberfund die stark schwankende Porengröße, in den Bereichen mit den geschlitzten Poren auf dem vorletzten Bild sind es durchaus so 2-4 / mm. In anderen Bereichen sind die Poren ja verlängert, sinuos, da fällt die Messung schwer. In den Randbereichen mit rundlichen bis schwach eckigen Poren liegt man dann bei 4-6 / mm; alles bezogen auf den Dezemberfund.
    Im Mittel also noch etwas feiner als bei der J. lacera von Februar.


    Du weißt nicht zufällig, ob da derzeit jemand die Gattung in Arbeit hat und auch Material für Sequenzierungen möchte?



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Also sammeln und dokumentieren. :)
    Ich denke, ich muss im nächsten Jahr mal einen guten Teil meiner ganzen Trockenpilze nach Karlsruhe auslagern, sonst muss ich mir bald einen extra Schrank dafür kaufen.
    In diesem Fall muss wohl "cf" lacera dran stehen, das gefällt mir inzwischen besser als die anderen Aletrnativen.



    LG; Pablo.