Standort des Steinpilzes

Es gibt 81 Antworten in diesem Thema, welches 133.031 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von gilesflorent.

  • Hi alle zusammen,


    ok, für die Steinpilzzeit ist es natürlich noch zu früh, aber
    was mich seit langer Zeit interessiert: Wachsen Steinpilze tatsächlich mitten im Wald ??? Vielleicht im Gebirge , aber im Flachland, eher nicht. Habe ca. 50 Steinpilzplätze die allesamt nicht mitten im Wald sind ! Ich finde sie auf sandigen und lichten Stellen. Warum steht in 9 von 10 Pilzberatungsbüchern nicht das der Steinpilz auch Lichtungen bevorzugt ??? Es soll auch die Rede von Schonungen sein wo er massig auftreten soll :/ sicherlich ist das alles eine Frage der Bodenbeschaffenheit aber es gibt in Wäldern mit versauerten Oberflächen , in denen leider nichts zu holen ist, nähere ich mich aber
    lichteren Stellen , da stehen die in Massen. Ich bin der Meinung das der Begriff " In Laub.- und Nadelwälder " , zu oberflächlich ist...:/


    Bis dann...


    Andreas

  • Morgen Andreas,
    meine Steinpilze letzte Jahr fand ich ausschließlich in Schonungen, meist unter Fichten. Es kam auch vor das ich durchs Gestrüp robben musste um die leckeren Gesellen zu finden :P
    Dabei ist mir extrem aufgefallen das die Pilze es anscheinend lieben in, von Wildschweinen duchwühltes Gelände, zu fruktizieren.


    Grüße


    Dirk

  • Meine Fundorte sind ausschließlich Wald- und Wegränder, aber auch Hochgraszonen am Waldrand.
    Die Steinpilze, die ich inmitten eines Waldes - auch in Schonungen - gefunden habe, kann ich an einer Hand abzählen.


    greetz,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.

  • Steinpilze (ich denke wir reden von B. edulis) haben eine gewisse Vorliebe für kalkhaltige Böden, was das vermehrte Vorkommen im Gebirge, bzw. bergigen Lagen erklärt. Das heißt aber nicht, daß er zwingend daran gebunden ist. Was mir aufgefallen ist (über Bebilderungen aus einem itelienischen Forum), daß er offenbar in mediterraneren Regionen den Standort Buche statt wie hierzulande Fichte bevorzugt. Ich selber suche gern in einer Fichtenschonung im Ammergau wo bei richtiger Witterung die Kameraden in Massen stehen. Aber auch an Waldrändern und Lichtungen hab ich die Gesellen schon vermehrt gesehen, die hatten dann auch einen stattlicheren Habitus, was wohl am Lichteinfall liegt.


    Gruß, Marco.

  • Hallo zusammen,
    ich habe meine Steinpilze bisher nur direkt im Wald (Schonungen) gefunden. Das liegt aber sicherlich auch am Schwarzwald ;)
    Habe aber letzte Jahr auch an einer Buche den Sommersteinpilz finden können.


    Grüße aus der Steinpilzmetropole


    Dirk

  • Hallo zusammen,


    ersteinmal vielen Dank für eure Antworten und Meinungen :)
    Ist mir auch aufgefallen , das Steinpilze wo viel Licht einfällt,
    manchmal sehr kapitale Formen haben . Gibts dafür auch irgendeine
    Erklärung ?


    Die Waldränder sind schon gute Plätze was Steini ´s betrifft , ich sammle ja auch nur ausschließlich am Rand ;) aber was mich wirklich interessiert ist warum nicht angeben wird (in Bestimmungsbüchern), wo ich den Pilz unter anderem auch finden kann. Wenn der boletus edulis eben auch am Waldrand oder Lichtungen wächst.
    Beim Parasol schreiben ja auch viele Experten in Büchern das er eben auch am Waldrand wächst. Na ja ...


    Aber eine Frage habe ich noch: wie müssen und sollen die Fichtenschonungen beschaffen sein (Boden, Abstand der Bäume, Alter der Bäume)???


    Bis dann...


    Andreas

  • Morgen Andreas,
    also ich kenne es so das es Fichtenschonungen sein solten in denen du gerade so aufrecht gehen kannst. Weiter sollte ab und zu mal Moose auftauchen. Habe letztes Jahr auf einem Moosweg, der durch eine Fichtenschonung verläuft und nicht viel belaufen wird 2 Kg. schönste Steinpilze gefunden. In den Schonungen selber waren es dann 4 Kg.
    Wenn du mal Steini ´s am Waldrand gefunden hast, dann mach dir auch mal die Mühe in den Wald hinein zu gehen.:D


    Grüße


    Dirk


    PS: Das wichtigste ist aber den ersten Schub der Steini ´s nicht zu verpassen:thumbup:

  • Hallo zusammen,


    nun muss ich zu einigen Passagen vorhergehender Postings mal meinen Senf zugeben.


    die Sache mit den Schonungen


    Forstbeamte sehen es überhaupt nicht gerne wenn Pilzsammler Schonungen betreten. Laut den Waldgesetzen der meisten, wenn nicht sogar aller Bundesländer, ist dies sogar verboten und kann mit saftigen Geldstrafen belegt werden. Daran sollte man vielleicht mal denken.


    Boletus edulis und kalkhalige Böden


    es gibt zwar einige Steinpilzarten die gerne auf besseren bis kalkigen Böden vorkommen - Boletus edulis gehört aber mit Sicherheit nicht dazu. Diese Art ist eher im schwach sauren Milieu ( PH 5 - 6,5 ) zuhause. Kalk ist eher alkalisch und in PH - Wertbereichen oberhalb von 7,5 angesiedelt. Wenn nun doch Boletus edulis in Kalkgebieten gefunden wird ist dies ein Zeichen der fortschreitenden Bodenversauerung. Das Auftauchen des Fichtensteinpilzes in Kalkgebieten sollte also schon Anlass zur Besorgnis geben da im Gegenzug kalkliebende Pilzarten absterben und in diesen Gebieten für immer verschwinden. Eine Steinpilzart, die gerne auf Kalkböden kommt ist Boletus aereus, der Schwarzhütige Steinpilz. Er wurde aber schon vor einigen Jahren vom Gesetzgeber unter Schutz gestellt und darf nicht gesammelt werden.


    Standorte von Steinpilzen


    diese Leckereien kann man eigentlich überall finden wo geeignete Mykorrhizapartner anzutreffen sind. Und - die einzelnen Arten sind nicht steng an ihre Symbiosepartner gebunden. Das heißt, ein Steinpilz den man bei Eiche oder Buche findet muss nicht unbedingt ein Sommersteinpilz ( Boletus reticulatus ) sein sonder kann auch schon mal Boletus edulis sein. Boletus pinophillus der Kiefernsteinpilz kann auch gelegentlich bei Fichte oder Tanne auftauchen. Der Standort alleine ist für eine exakte Bestimmung der Art nicht unbedingt zuverlässig.


    @Ancool


    Zitat

    Ist mir auch aufgefallen , das Steinpilze wo viel Licht einfällt,
    manchmal sehr kapitale Formen haben . Gibts dafür auch irgendeine
    Erklärung ?


    Licht spielt beim Reifeprozess der Pilze keine Rolle da sie kein Chlorophyll enthalten, sie können somit auch nicht das Sonnenlicht zur Deckung ihres Energiebedarfes heranziehen. Keimfähige Sporen würden auch bei absoluter Dunkelheit gebildet werden. Wohl aber spielt das Licht bei der Formgebung einiger Arten eine gewisse Rolle. In der Regel werden Fruchtkörper im Licht gleichmässiger und kompakter ausgebildet als ihre im düsteren stehenden Artgenossen. Welchen Grund dies, hat ist aber noch weitgehend unbekannt.


    Gruß
    Harry

  • @ Harry,
    Ich denke es kommt darauf an, wie man sich im Wald verhält . Bei mir ist es jedoch so, dass ich auf Bäume etc. aufpasse wenn ich durch Schonungen gehe sind diese Bäume schon so groß, dass man als ausgewachsener Mensch (180cm) ohne Probleme unter den Bäumen durchgehen kann. Auch der Förster den ich letztes Jahr direkt im Wald getroffen hatte, hatte kein Problem mit mir.


    Grüße


    Dirk

  • Hallo,


    @ Schwobbaseggl - Danke für deine Tipps :thumbup: Das problem war das wenn ich an meinen Stellen am Rand Steinpilze finde und ich dann viel weiter in den Wald (Fichte und Buche) marschiere finde ich alles - nur keine Steinpilze. Werde die erste Flut von Steini ´s bestimmt nicht verpassen , ich renn ja schon im Frühjahr im Busch:D Mit Förstern hatte ich bis jetzt auch noch nie Probleme - ich weiß noch das ich im Herbst 2001 (das beste Steinpilzjahr das ich je erlebt hatte) an einer Stelle Steinpilze sammelte, als plötzlich ein Förster mit seinem Jeep anhielt und fleißig mitsammelte :D



    @ Harry - Danke für deine sehr ausführliche Antwort :thumbup:, das mit dem Betretungsverbot von Schonungen ist mir auch bekannt.:/


    Bis dann..


    Andreas

  • Hallo nochmal,


    vielleicht hab ich mit Fichtenschonung etwas falsch ausgedrückt. Jüngerer Fichtenbestand wäre wohl die treffendere Wortwahl gewesen, da dieses Wäldchen weder eindeutig als "Schonung" gekennzeichnet ist, noch von der latschenden Bevölkerung abgegrenzt ist. Es führen sogar mehrere Steige durch. In ausdrücklichen Schonungen hätt ich auch nix verloren. In diesem Sinne...

  • Hallo Marco #4


    Zitat von raessinger


    Steinpilze (ich denke wir reden von B. edulis) haben eine gewisse Vorliebe für kalkhaltige Böden, was das vermehrte Vorkommen im Gebirge, bzw. bergigen Lagen erklärt. Das heißt aber nicht, daß er zwingend daran gebunden ist. Was mir aufgefallen ist (über Bebilderungen aus einem itelienischen Forum), daß er offenbar in mediterraneren Regionen den Standort Buche statt wie hierzulande Fichte bevorzugt. Ich selber suche gern in einer Fichtenschonung im Ammergau wo bei richtiger Witterung die Kameraden in Massen stehen. Aber auch an Waldrändern und Lichtungen hab ich die Gesellen schon vermehrt gesehen, die hatten dann auch einen stattlicheren Habitus, was wohl am Lichteinfall liegt.


    Gruß, Marco.


    - Einspruch euer Ehren: B. edulis bevorzugt eindeutig "sauere Böden" und kommt auf neutralen Böden schon deutlich seltener vor. "Kalkhaltige Böden" (es sei denn sie sind z.B. oberflächlich durch eine dicke Nadelstreuschicht übersauert) meidet er.


    - Säure und Feuchtegehalt (nicht zu trocken, nicht zu nass) des Bodens und auch Partnerbäume stimmen übrigens mit der ökologischen Anspruchen des Fliegenpilzes +-überein.
    --------------------------
    - B. edulis ist ein Mykorrhiza-Pilz, der vorrangig mit Fichte vergesellschaftet ist. Natürlich kann man ihn auch auf Schonungen und am Waldrand finden, aber immer nur im Einzugsbereich von einem geeignetem Baumpartner.


    - Funde bei Buche, (selten Eiche) sowie sehr selten Tanne und Kiefer sind bekannt. Doch, aktuell wird darüber diskutiert, dass man nicht von Fichte stammende Funde von B. edulis s.str. ausgrenzen muss.


    Grüße
    Gerd


    Nachtrag 1:


    - Stelle gerade fest, dass Harry #8 das Thema "Säuregehalt des Bodens" bereits behandelt hat.


    - Macht nix, ich bringe ja noch etwas Zusatzinformationen über Mykorrhizapartner und Feuchteansprüche.


    Nachtrag 2:


    @ Schwabaseggl (Dirk):


    Zitat


    Habe letztes Jahr auf einem Moosweg, der durch eine Fichtenschonung verläuft und nicht viel belaufen wird 2 Kg. schönste Steinpilze gefunden. In den Schonungen selber waren es dann 4 Kg.


    - Ich hoffe, dass Dir bekannt ist, dass B. edulis in der Bundesartenschutzverordnung gelistet ist und diese Art "nur in geringer Menge" und "für den eigenen gebrauch" der Natur entnommen werden darf.


    Beachte:
    - Unter "geringer Menge" wird allgemein 1,0 - 1,5 kg/Sammler verstanden !!!
    - Wenn Du Pech hast, und mit derartigen Mengen erwischt wirst, dann kann es durchaus teuer werden.

  • Hallo,


    Zitat von Gerd

    B. edulis bevorzugt eindeutig "sauere Böden"


    da kann ich Gerd nur zustimmen, der Fichtensteinpilz bevorzugt eindeutig +- saure Böden. Denn nicht umsonst gelten der Fliegenpilz und der Mehlräsling (dieser sogar noch mehr als der Fliegenpilz) als "Steinpilzanzeiger". Beide bevorzugen nämlich ebenso saure Böden.


    Zitat von Gerd

    Funde bei Buche, (selten Eiche) sowie sehr selten Tanne und Kiefer sind bekannt. Doch, aktuell wird darüber diskutiert, dass man nicht von Fichte stammende Funde von B. edulis s.str. ausgrenzen muss.


    Die Diskussionen finde ich nicht wirklich richtig, denn schliesslich würden sich die Pilze, auch wenn bei verschiedenen Bäumen und trotz dem sie dann in eigene Arten unterteilt werden würden, mikro- und makroskopisch auf`s Haar gleichen. Und wenn sich Arten innerhalb einer Gattung auf`s Haar gleichen, würde es sofort Leute geben, die die Arten schon wieder in einen Topf werfen würden (und das meiner Meinung nach zu recht) .
    Genau das kann man z.B. auch in der Gattung Tubaria (Trompetenschnitzlinge) sehen. Der Winter- (Tubaria hiemalis) und der Gemeine Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) gleichen sich im Grunde auch, nur die Erscheinungszeit soll anders sein. Was aber tun, wenn man einen dieser Pilze in den Übergangszeiten (z.B. Mai und November) findet? Welcher soll es dann sein?
    In manchen Bücher wird beispielsweise geschrieben, dass die Unterscheidungsmerkmale fliessend sind, bzw. es auch intermediäre Formen gibt (z.B. Laux). Aber z.B. im Cetto wird geschrieben, dass sich die Arten an den unterschiedlichen Mikromerkmalen unterscheiden (Unterscheidungsmerkmale an Cheilozystiden und unterschiedliche Sporengrössen).


    Man kann also sehen, dass die Unterscheidungen wegen geringster Unterschiede oft noch mehr Verwirrung stiftet, als vorher geherrscht hat.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hallo Gernot,


    Zitat von Pete Longhorn
    Zitat von Gerd

    Funde bei Buche, (selten Eiche) sowie sehr selten Tanne und Kiefer sind bekannt. Doch, aktuell wird darüber diskutiert, dass man nicht von Fichte stammende Funde von B. edulis s.str. ausgrenzen muss.


    Die Diskussionen finde ich nicht wirklich richtig, denn schliesslich würden sich die Pilze, auch wenn bei verschiedenen Bäumen und trotz dem sie dann in eigene Arten unterteilt werden würden, mikro- und makroskopisch auf`s Haar gleichen. Und wenn sich Arten innerhalb einer Gattung auf`s Haar gleichen, würde es sofort Leute geben, die die Arten schon wieder in einen Topf werfen würden (und das meiner Meinung nach zu recht) .


    - Im Prinzip verstehe ich was Du sagen willst. Doch die Frage ist nicht, was "richtig oder falsch" ist.


    Das Hauptproblem besteht darin, dass jeder Autor, sich sein eigenes Art- und Gattungskonzept zusammenbasteln kann, da diese "Schubladen" nicht allgemein anerkannt definiert sind.


    ---> Dem "Extrem-Splitter", der aus jedem mikroskopischen (nur an einem Fund festgestellten) "Fliegenschiss" oder jeder Farbabweichung gleich eine neue Art machen darf, sind Tür und Tor geöffnet. Und wenn ihm gar nichts einfällt, dann bemüht er das Elektronenmikroskop oder DNA-Analysen.


    ---> Der "Lumper", der ein "weites Artkonzept" verfolgt, wirft Arten zusammen, wenn er in "Zeit und Raum" (also anhand vieler Funde an unterschiedlichen Standorten und über mehrere Jahre gesammelt) keine ausreichende, +- konstante Trennmerkmale findet.


    ===> Erstaunlich einig sind sich zwischenzeitlich die "Fachmykologen darüber, dass gerade bei "Mykorrhiza-Pilzen", dem Baumpartner ein hoher Stellenwert einzuräumen ist. Und dies kann ich auch dann noch nachvollziehen, wenn z.Z. noch keine "ausreichende, sich nicht überlappende Trennmerkmale (makroskopisch/mikroskopisch) beschreiben lassen.
    ------------------


    - Ich persönlich, geprägt durch G.J. Krieglsteiner, neige dazu den einzelnen Arten eine gewisse Merkmalsvariabilität zuzugestehen.
    ---> Und deshalb kann man mich durchaus als "Lumper" bezeichnen.


    - Ich habe genau dieses Problem auch schon mehrfach mit "Christoph Hahn", einem anerkannten Mykologen (befürwortet "Splitten", sofern begründbar). Auch seine Argumente sind nachvollziehbar.


    ===> Wie gesagt, jeder Autor verfolgt sein eigenes "Artkonzept" und die langfristig sich einstellende Akzeptanz (dem stimmt auch Christoph Hahn zu) wird entscheiden, was sich letztendlich durchsetzt.


    ===> Insofern (auch wenn ich mich wiederhole), einer Bewertung "richtig vs. falsch" kann ich nichts abgewinnen.
    --------------------


    - Dem Speisepilzsammler kann es egal sein und er kann weiterhin seine Funde als "Sammelart" ansprechen. Ein Problem haben nur Kartierer, wenn in einem Kartierungsprogramm "Sippen angesprochen werden, die sich weder makroskopisch noch mikroskopisch sauber trennen lassen.


    Grüße
    Gerd


    PS.:
    Übrigens, der Hinweis bezüglich Ausgrenzung der B. edulis-Arten, die nicht an Fichte vorkommen stammt von German J. Krieglsteiner (BW-Atlas) und German (+) wurde noch nie als "Spitter" bezeichnet.

  • Hallo Harry,


    :P Gestatte bitte, dass ich zu Deinem ansonsten hervorragenden Artikel einen Kommentar hinzufüge:


    Zitat von Harry


    Boletus edulis und kalkhalige Böden


    es gibt zwar einige Steinpilzarten die gerne auf besseren bis kalkigen Böden vorkommen - Boletus edulis gehört aber mit Sicherheit nicht dazu. Diese Art ist eher im schwach sauren Milieu ( PH 5 - 6,5 ) zuhause. Kalk ist eher alkalisch und in PH - Wertbereichen oberhalb von 7,5 angesiedelt. Wenn nun doch Boletus edulis in Kalkgebieten gefunden wird ist dies ein Zeichen der fortschreitenden Bodenversauerung. Das Auftauchen des Fichtensteinpilzes in Kalkgebieten sollte also schon Anlass zur Besorgnis geben da im Gegenzug kalkliebende Pilzarten absterben und in diesen Gebieten für immer verschwinden. Eine Steinpilzart, die gerne auf Kalkböden kommt ist Boletus aereus, der Schwarzhütige Steinpilz. Er wurde aber schon vor einigen Jahren vom Gesetzgeber unter Schutz gestellt und darf nicht gesammelt werden.


    Grundsätzlich stimme ich Deinen Aussagen voll zu, mit Ausnahme deiner pH-Wert-Angaben!!!


    - Beim pH-Wert muss man unterscheiden, was ein Chemiker darunter versteht oder ein Biologe.


    (a) Der Chemiker ---> pH-Wert – Wikipedia
    - Auch wenn ich nur den Anfang dieses Artikels gelesen habe. Das neutrale wässerige Medium wird korrekt mit pH = 7 angegeben.


    (b) Biologen haben den pH-Wert da etwas abweichend definiert. Ihr "Neutralpunkt" liegt bei pH-Wert= 5,6 - 5,7. Und dies entspricht einem "normalen Regen" (vor dem "sauren Regenproblem" !), der immer schon gewisse u.A. "Kohlensäureanteile" enthielt und deshalb leicht sauer ist. Die Biologen haben deshalb für ihre "gegenüber Chemikern" leicht in den sauren Bereich verschobene pH-Wertskale den Begriff "physiologischem oder biologischem pH-Wert" eingeführt. Und wenn Du "neutrale Kosmetikprodukte" anschaust, so wird auch dort der pH-Wert (sofern angegeben) unterhalb des pH-Werts = 7 liegen.


    ===> Ich bringe jetzt noch zur Orientierung (vergleiche [1] eine grobe Säureskala und füge die R-Stufen bei ELLENBERG in Klammern hinzu:
    Sauer : pH-Wert 5,0 und darunter (R 1 -R3)
    Neutral: pH-Wert von 5,1 bis 6,5 (R4-R6/7)
    Alkalisch: pH-Wert von 6,6 und darüber (R7/R8-9)


    Und wenn man es genauer wissen will, da verweise ich auch auf [1]


    Fazit: M.E. liegen Deine ph-Wert-Angaben zu hoch !


    Grüße
    Gerd


    [1] G.J. Krieglsteiner (1993): Einführung in die ökologische Erfassung der Grosspilze Mitteleuropas, Beihefte zur ZMykol Band 8

  • Hi Gerd und Gernot,


    Zu allererst ist es sehr interessant euch bei euren Meinungsaustausch zu "begleiten" ;) wenn ´s manchmal auch leicht verwirrend ist :D
    Da sieht man mal wieder wie kompliziert doch die Mykologie im Allgemeinen doch ist 8| Hut ab vor den Spezialisten und Pilzberatern :thumbup: Da wir hier über den Standort des Steinpilzes diskutieren, habe ich mal eine Frage zu einer Steinpilzbestimmung:


    Ich habe einen Steinpilz vor ca. 3 jahren gefunden , den ich bis heute noch nicht so richtig in seiner Gattung oder Art einordnen kann:




    Informationen Zum Bild und zum Pilz: Foto entstand mit einer damals noch billigen Digicam. Die Farbwiedergabe des Bildes ist fast korrekt gegenüber dem des Pilzes ,der Stiel war soweit in meiner Erinnerung , nur leicht bräunlicher mit einem mehr oder weniger ausgeprägtem Netz (leicht Bräunlich) überzogen ,als auf dem Bild zu sehen.. Der Hut war fast Schwarz und leicht glatt aber nahe der Hutkante samtig.


    Informationen Zum Standort: Den "Steinpilz" fand ich an einer Stelle wo ich sonst mittel bis häufig nur den "Normalen" Fichtensteinpilz
    Boletus edulis finde (also die hellere Form). An dem Standort sind vertreten : Buchen und Eichen (Jüngere) sowie Roßkastanien. Licht spielt keine Rolle (in Anspielung auf die Schwarze Hutfarbe) , denn er wuchs unter Falllaub.


    Fazit: Bin zu vielleicht 70 % davon überzeugt das es sich um eine dunklere Form des Boletus Edulis handeln k ö n n t e Ich persönlich schließe aber den Schwarzhütigen Steinpilz Boletus Aereus aber nicht aus (wegen der doch ungewöhnlichen Hutfarbe und dieser leichten Samtigkeit, ), auch mit dem Wissen das er mediteranne Regionen bevorzugt und weil ich aus sichere Quelle weiß das es sehr seltene Einzelfunde unter Rotbuche im vorletzten Jahr hier an der Ostseeküste gab, die mal auf einer Pilzaustellung bzw. bei einem Pilzberater gezeigt wurden,


    Ich hoffe auf jede Meinung von euch und danke im Vorraus,;)


    Bis dann...


    Andreas

  • Hallo Andreas,


    Zitat von Andreas

    wenn ´s manchmal auch leicht verwirrend ist


    tja, schliesslich geht`s hier ja auch um ein komplexes und verwirrendes Thema ;).


    Nun zu deiner Bestimmungsfrage:


    ---> Deine Beschreibung über den Hut würde perfekt für Boletus aereus passen. Damit meine ich den fast schwarzen Hut und auch die samtige Oberfläche.


    ---> Die Beschreibung des Stiels passt perfekt, denn auch Laux schrieb: Stiel braun mit mit meist gleichfarbenem Netz. Das würde auch gegen den Fichtensteinpilz sprechen, denn dieser hat immer ein weisses Netz (unterscheidungsmerkmal mit dem Gallenröhrling).


    ---> Man darf aber auch nicht vergessen, dass der Pilz unter Falllaub wuchs, also kein Licht zum Fruchtkörper kam und er trotzdem einen so intensiv gefärbten Hut hat. Das spricht für einen von Natur aus dunkel gefärbten Pilz, denn wenn man einen Fichtensteinpilz unter Nadelstreu oder unter einer Laubdecke hervorholt, hat dieser in der Regel einen weissen Hut, da eben noch kein Licht dazu kam.


    Ich habe übrigens noch ein paar Pilzlinks vom Schwarzhütigen Steinpilz ausgegraben und auf denen sehen die jungen Fruchtkörper durchaus so aus wie der von dir:


    boletus aereus gd01 r.jpg
    http://www.pilzbestimmung.de/d…26nbsp%3Baereus&bildnum=4


    Alles in allem würde ich eher auf den Schwarzhütigen Steinpilz tippen, da mehr Merkmale für diesen, als für den Fichtensteinpilz sprechen.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hallo Andreas,



    Gratulation für deinen Fund, bei dessen Bewertung ich Gernot voll zustimme: Da passen alle Makromerkmale und auch der Standort nur auf


    Boletus aereus (Schwarzhütiger Steinpilz)


    Schau Dir zum Vergleich noch das Bild an, dass HARRY in seiner Fotogalerie zeigt:


    Seite002.htm
    --------------------------


    Wichtige Merkmale (von mir unterstrichen dargestellt) hast Du in Deinem Zitat ja schon gebracht. Und da brauch ich nur noch ein paar Zusatzbemerkungen zu bringen:


    - Wenn in der Literatur "Eiche" als Mykorrhizapartner oder bei "holzzersetzenden" Pilzen als Substrat angegeben wird, dann kannst Du, wenn nicht explizit darauf hingewiesen wird gleich noch "und Esskastanie" (beachte: Nicht Rosskastanie) hinzufügen, auch wenn in der BRD –žEsskastanien/Edelkastanien–œ (Castanea sativa) nicht flächendeckend vorkommen.


    - Richtig ist, dass diese "wärmeliebende" Art im Mittelmeerraum verbreitet ist und deshalb in der BRD eindeutig "wärmebegüstigte" Stellen bevorzugt.


    - Was das seltene Vorkommen im Norden angeht, da kann ich Dich beruhigen: Bereits in [3] wurden mehrere Funde von der Ostsee-Küste in Schleswig-Holstein registriert.


    - Und jetzt noch ein paar Anmerkungen, die ich verkürzt [1] entnommen habe:


    Allgemeine Verbreitung: Meridional bis temperat. In Nordamerika hat die Art ihr Hauptareal im Süden, besonders in Florida (SINGER 0.C.). In Europa in der gesamten nördlichen Hemisphäre vorkommend, besonders in den wärmeren Zonen, geht jedoch nördlich nicht aus dem Verbreitungsgebiet seiner Mykorrhizapartner (Fagus, Quercus) hinaus. In Deutschland im Süden zerstreut, im nördlichen Teil selten.


    Ökologie: Die Art bevorzugt im Gebiet die warmebegünstigten Laub(misch-)wälder, vor allem Eichen-Hainbuchenwälder, jedoch auch bodensaure Eichenwälder und Buchenwälder. Daneben kommt sie immer wieder in Sekundärbiotopen (Parks, Friedhofanlagen etc.) vor. Je die Hälfte der Angaben zur Bodenazidität von B. aereus beziehen sich auf neutralen und auf basischen Untergrund. Nur selten wird er von saurem Boden berichtet, was im Hauptverbreitungsgebiet der Art (Mittelmeerraum) die große Mehrheit der Funde kennzeichnet. Dennoch kann der Schwarzhütige Steinpilz auch bei uns keineswegs als Kalkzeiger angesehen werden, sondern bestenfalls als Neutralzeiger. Trockene bis frische, lehmige Böden werden bevorzugt, nasser Untergrund völlig gemieden.
    Als Mykorrhizapartner kommen wohl nur Laubbäume (Quercus, Fagus, Castanea) in Betracht. Funde unter Koniferen sind fraglich.


    Vertikale Verbreitung: Die Art hat ihren Schwerpunkt in der kollinen Stufe (in BW zwischen 370 und 500 mNN und strahlt nur selten in die planare oder submontane Region aus.


    Phänologie: Die Fruktifikationszeit erstreckt sich gleichmäßig über die Monate Juli, August und September, spätere Funde sind große Ausnahmen.
    -------------------------------------------------------------------------


    Gibt es Alternativen?
    - M.E. nein, denn die mit Buche und/oder Eiche bzw. anderen Laubbäumen vergesellschafteten verwandten Sippen zeigen, soweit ich das mit [1], [2] überprüft und mehrfach geschlüsselt habe, doch deutliche Merkmalsabweichungen.


    Bin ich mir 100-%ig sicher?
    - Ein m.E. völlig vertretbares geringes Restrisiko bleibt natürlich, da ich diese Art erst einmal in der Hand hatte (über 20 Jahre her, nach makroskopischen Merkmalen bestimmt und von German J. Krieglsteiner bestätigt) und ich bei dieser Bestimmung ausschließlich Makromerkmale und Vergleichsbilder nach Literatur bewerten konnte.
    - Wenn Du 150%-Sicherheit haben willst, dann muss wenigstens die Huthaut mikroskopiert werden. Ich halte dies in Deinem Fall allerdings für überflüssig.


    Literatur:


    [1] G.J. Krieglsteiner (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Bd. 2, Ulmer-Verlag
    [2] Heinz Engel et al. (1983): Dickröhrlinge. Die Gattung Boletus in Europa
    [3] G.J. Krieglsteiner (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Bd.1/Teil A, Ulmer-Verlag


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Gernot und Gerd,


    Vielen Dank für eure sehr ausführlichen Antworten.:thumbup: Ich bin doch sehr überrascht über das Ergebnis das es sich vermutlich doch um Boletus Aereus handelt8|. Das wäre für mich ein unglaublicher Erstfund und eine Sensation :)


    Wenn es sich denn tatsächlich um Boletus Aereus handelt , dann hätte ich ihn mal doch stehen lassen sollen weil ich kein Exemplar mehr an dieser einen Stelle fand :(;(


    Was mich aber immer noch von der Bestimmung Boletus Aereus abbringt , ist für mich dieser leicht bräunliche Stiel . Zumal Boletus Aereus doch immer eine intensiv braune Stielfarbe hat. Hab auch schon sehr wenige Exemplare (siehe Bild) des Boletus Edulis gefunden, (an anderen Stellen und durch das weiße Netz eindeutig als Boletus edulis identifiziert) die noch eine dunklere Stielfarbe hatten als das erste Exemplar.


    pilzforum.eu/attachment/2444/


    Bis dann...


    Andreas

  • Hallo Andreas,


    nachdem sich auch Gerd für den Schwarzhütigen Steinpilz entschieden hat und es relativ sicher ein solcher ist, möchte ich dir auch herzlich zu deinem Fund gratulieren!!


    Zu deinen Zweifeln: Du hast geschrieben, dass der Pilz ein braunes Netz hatte und alleine das reicht schon, um in nicht als Fichtensteinpilz ansprechen zu können. Es kann natürlich, wie du auch schon geschrieben hast, Fichtensteinpilze geben, die einen braunen Stiel haben, aber diese haben dennoch immer ein weisses Netz.


    Dass es sich bei deinem Fund um einen Dickröhrling (Boletus) handelt, ist wohl unumstritten. Und Dickröhrlinge, die halbwegs so ausschauen wie deiner und ein braunes Netz haben, gibt`s höchstens noch den Sommersteinpilz (Boletus reticulatus), der aber durch seine frühere Erscheinungszeit auszuschliessen ist, und den Kiefernsteinpilz (Boletus pinophilus), der auch "Rothütiger Steinpilz" genannt wird und eben einen rötlicheren Hut hat. Ausserdem kommt dieser nur bei Kiefern und Fichten vor, von denen aber am Standort keine vorhanden waren.


    Ich würde deinen Fund sicher als Schwarzhütigen Steinpilz ansprechen.


    Schöne Grüsse
    Gernot


    Ps.: Hast du den Pilz auf dem Foto gegessen? Er soll nämlich sehr gut sein, sogar festfleischiger als der Steinpilz!

  • Hallo zusammen,


    was haltet Ihr denn von diesem Exemplar? Gefunden letztes Jahr, Ende August, im Allgäu.




    Grüße, Alex

    Eine Onlinebestimmung ist keine Essfreigabe! Diese gibt's nur beim Pilzberater!


    Ansonsten frohes sammeln ;)

  • Hallo Alex,


    super Foto wieder einmal ;)!


    Es wäre gut, etwas mehr über den Standort zu erfahren, aber so wie mir das aussieht, wuchs er im reinen Fichtenwald (da überhaupt kein Laubblatt am Boden zu sehen ist). Wenn das wirklich so ist, kann man den Schwarzhütigen Steinpilz ausschliessen.


    Ausserdem wäre es gut zu wissen, wie genau das Netz auf dem Stiel aussah (Farbe). Denn der Hut wirft einen Schatten auf dieses, so dass man nicht genau sagen kann, ob es jetzt braun oder weiss ist.


    Und auch Informationen über den Hut (samtig oder nicht) wären wichtig, um den Pilz richtig bestimmen zu können.


    Aber rein nach der Bildbestimmung würde ich eher auf den Fichtensteinpilz (Boletus edulis) tippen, da der Schwarzhütige Steinpilz nie im Nadelwald vorkommt.


    Schöne Grüsse
    Gernot


    Ps.: Im Allgäu ist alles voll mit Morcheln, da musst du nächstes Frühjahr (oder vielleicht noch dieses) wieder hin!!

  • Hallo Alex und Gernot,


    @ Alex - schließe mich Gernot an , ein sehr schönes Bild :thumbup:
    Auf den ersten Blick würde ich auch sagen : Boletus Edulis. Aber könnte man vieleicht sogar Boletus Pinophilus miteinbeziehen ?


    Bis dann...


    Andreas

  • Hallo Andreas,


    Zitat von Andreas

    Aber könnte man vieleicht sogar Boletus Pinophilus miteinbeziehen


    B. pinophilus kann es meiner Meinung nach nicht sein, denn dieser hat einen braunen Stiel mit weissem Netz drauf. Und braun kommt mir dieser nicht wirklich vor.


    Schöne Grüsse
    Gernot

  • Hi Gernot,


    Zitat von Pete Longhorn

    B. pinophilus kann es meiner Meinung nach nicht sein, denn dieser hat einen braunen Stiel mit weissem Netz drauf... .


    Du hast Recht, aber das Weisse Netz kann auch abwärts in ein zunehmend rötlichbraun - leicht gelblich gefärbtes Netz übergehen.


    Bis dann...


    Andreas