Zwei Russula Fragen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.298 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von FlotteLotte2.

  • nachdem ich mich gerade brav vorgestellt habe, direkt zur Sache:


    1. Beim Aufarbeiten der Funde vom Kurs des letzten Jahres bin ich auf ein kleines "Problem" gestoßen:


    Russula emetica var. betularum ist mir geläufig. Dann habe ich mir noch einmal Russula betularum aufgeschrieben. Diese Art ist im Inhaltsverzeichnis vom Sarnari auch unter der Serie Atropurpurea gelistet. Pilze BW kennt ihn aber durchaus nicht, auch nicht Pilze der Schweiz - oder unter anderem Namen? Und Frau Google spuckt mir nur die Emetica-Variante aus.


    2.Ich habe mir dermaleinst das Inhaltsverzeichnis vom Sarnari kopiert. Da gibt es auf Seite 792 "Sottogenere Russula" mit "Sezione Russula" und der "Serie Russula". Soweit komme ich noch gut mit.
    Aber: Auf Seite 1521 gibt es noch ein "Subgenere Russula". Wie habe ich das zu verstehen? Fehlen mir da wesentliche Seiten?


    Gruß vom Schreibtisch nördlich der Elbe
    Conni

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    willkommen im Forum. Ich bin was Täublinge betrifft nicht so versiert (ich hab da andere pilzliche Interessensgebiete). Ich kenne und finde meist "nur" die 30-40 gängigsten Täublings-Arten, die ich natürlich auch kartiere. Ich versuche dir trotzdem zu antworten. R. betularum und R. emetica var. betularum sollten meines Wissens nach und laut IF und Wikipedia synonym sein. ;)


    Dass R. betularum von Sarnari in die Atropurpurea-Gruppe gestellt wird, steht im Wikipedia-Artikel über die Art drin. Ich sehe ehrlich gesagt das Problem/Grund deiner Anfrage nicht. :/


    Zu 2. kann ich dir leider nicht weiterhelfen, weil ich das Werk von Sarnari nicht kenne. Soweit ich das beurteilen kann, soll jetzt derzeit das Werk von Helga Marxmüller das taxonomisch aktuellste Werk sein. Ich würde dir raten, dort mal nachzuschlagen, bzw. läuft ja gerade im Tintling eine sehr schöne Artikel-Reihe, wo sehr viele Täublinge vorgestellt werden. Die Speitäublinge waren sogar schon dabei. Das wäre natürlich auch noch eine sehr gute Lektüre...


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Danke Stefan,


    nach nochmaligem Schauen und googeln habe ich es dann gemerkt. Sarnari hat Russula betularum NUR in der Serie Atropurpurea. In meinem Trott meinte ich auch bei den R. emetica var. XY den R. emetica var. betularum gesehen zu haben. Das wäre also geklärt und ich kann den Fund geordnet ablegen - und gut schlafen.


    Dann bliebe also die Sarnari Russula Sotto-Sub und wer wo was Frage.


    Gruß Conni

  • Hallo Conni,
    zu deiner Frage 1 habe ich folgendes recherchiert:
    Im Jahr 1960 muss ein Pilzforscher namens HORA die Art Russula betularum aufgestellt haben. ROMAGNESI (1967) stufte in seinem Täublings-Standardwerk die Art auf Varietäts-Status zurück und subsumierte das Taxon unter R. emetica, wohl aufgrund der netzig ornamentierten Sporen und der dick keulenförmigen, septierten Pileozystiden, die er von R. emetica her kannte. Auch bei EINHELLINGER (1983) wird der Pilz noch R. emetica var. betularum genannt, freilich mit dem Hinweis, dass das Rot nicht so rein sei wie beim "Original"-Speitäubling. SARNARI (1998) war dann derjenige, der R. betularum doch wieder im Sinne von HORA zur eigenständigen Art erhob und diese dann auch nicht bei den "Kirschroten" (Emeticinae), sondern bei den "Schwarzroten" (Atropurpurinae) einordnete: aufgrund der Tatsache, dass R. betularum nicht nur rotes, sondern auch blaues Hutfarbenpigment produziere, was als Haupt-Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Sektionen anzusehen sei - stärker wiegend als etwa Sporenornamentation oder Geruch. BREITENBACH/KRÄNZLIN konnten das SARNARI-Werk noch nicht kennen, als sie Anfang der 80er Jahre PDS verfassten, und auch für den 2000 erschienenen Band 2 der GPBW kam es zu spät heraus, als dass es noch hätte Verwendung als Quelle finden können.
    (Statement zur Frage 2 folgt)
    [hr]
    Jetzt zur Frage 2:
    SARNARI meint mit Subgenere dasselbe wie mit Sottogenere - nämlich die erste Taxonomiestufe innerhalb der Gattung Russula (Täubling). In Band 1 verwendet er konsistent den Begriff Sottogenere (nicht nur im Inhaltsverzeichnis, sondern auch in seiner persönlichen Gattungstaxonomie auf S. 96f.), in Band 2 dann gleichberechtigt Subgenere. Das Benennungsproblem tritt auf, weil SARNARI das Sottogenere (Subgenere) Russula nicht in einem der beiden Bände vollständig abhandelt, sondern teilweise im ersten, teilweise im zweiten Band.
    Das Sottogenere (Subgenere) Russula SARNARIs ist eine "Rest"-Untergattung, in der er alles zusammenfasst, was nicht zuvor durch besondere Merkmale einzeln nacheinander ausgeschlüsselt wurde (z. B. Täublinge mit Milchhyphen, Täublinge mit Inkrustierten PH, Täublinge ohne Makrozystiden, Täublinge mit angedeutetem Velum...). Innerhalb dieser Untergattung bildet die Sezione Russula alle die als "scharf" geltenden Täublinge, die Subsezione Russula darunter diejenigen mit weißem Sporenpulver, die Serie Russula darunter diejenigen mit rein rotem Hutfarbenpigment. Der Kirschrote Speitäubling i. w. S. wird folglich als der "typischste" aller Täublinge angesehen.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()