Fata Morgana

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.386 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo Pilzfreunde,
    da, wo heiße Luftschichten flimmern, da muss man ja mit allem rechnen - oder sah ich etwa Pilze?


    Wie immer war ich auch in der letzten Zeit 2-3 mal in der Wüste, pardon im Wald. Und die Wüste lebt!
    Es gibt doch einige Pilzarten, die sich damit zufrieden geben, wenn die winzigen Schäuerchen kaum den Boden nass machen und nur kurzfristig die Luftfeuchtigkeit steigern.


    Längere Zeit war ich nicht am sonnigen Südabhang, doch hin und wieder mache ich die große Runde.


    01
    ist kein Pilz, sondern verkohltes Holz (tote Holzkohle) aus einer Feuerstelle gefischt.
    Ich fand den Glanz bemerkenswert - und nach Pilzen an Feuerstellen schaue ich auch, aber bisher ohne Erfolg.


    02
    kann man auch noch mal fotografieren, eine Daldinia-Agglomeration (ziemlich tot aussehende Lebendige Holzkohle)


    03-08
    da wo der Buchs tot ist und von Moosen und manchmal auch von rosa schimmernden Rindenpilzen bewachsen ist, liegt jede Menge Totholz bis zur vollständigen Verrottung (Naturschutzgebiet).
    Da dann die erste (und größte) Überraschung. Ein vollständig bemooster und zerbrochener Stamm (vermutlich Buche) von sehr vielen großen Schuppigen Porlingen, Polyporus squamosus bewachsen.
    So große, schöne und eindeutige hatte ich noch nicht gefunden. Öfter sehe ich kleinere (an der Untergrenze der Größe), manchmal sind die Schuppen bis auf einen schwärzlichen Fleck in der Vertiefung abgewaschen oder verblichen. Manchmal ist die Identifizierung schwierig (nicht alles ist so extrem exzentrisch). Ich mache das dann meist nur noch an der schwärzlichen Stielbasis und am Geruch fest. Aber auch der Geruch variiert von eindeutig gurkig bis süßlich (Honig). Hier diese Pilze rochen süß, aber es wehte einem immer noch zusätzlich so ein frischer Geruch um die Nase. Einige Gruppen waren am letzten Wochenende noch völlig saftig und nicht angefressen.

    geeignet als Rätselbild :)




    09-10
    fast genauso häufig sehe ich den kleineren Sklerotien-Stielporling, Polyporus tuberaster. Aber immer ohne Sklerotium und nicht immer so schön wie hier. Hier diese sind typisch mit mittiger "Bauform", etwas größer können sie noch werden (bis 15 cm), sie haben keine schwarze Stielbasis und keinen Gurkengeruch (eher pilzig-würzig oder auch gar keinen Geruch, wie diese noch feuchten/ frischen Exemplare hier). Zum Fotografieren hatte ich den Ast auf einen bemoosten Stamm gelegt.


    11
    gut riecht auch dieses Kraut, Clinopodium menthifolium (Calamintha menthifolia), die Wald-Bergminze



    Jetzt komme ich zu meinen Einzelfunden von Täublingen...
    12-13
    gefunden bei Eichen und Buchen auf Kalk,
    Er ist grüngefeldert, mild, weißes (ev. auch "altweiß-creme") Sporenpulver, Lamellen deutlich zerbrechlich (nicht wie beim Frauentäubling beschrieben, da gibt es ja auch einen Rissighütigen Frauentäubling), schon madig und älter, Geruch nach vergehendem Eiweiß (nach "altem Pilz"), beim Nachlesen könnte ich auch "käsig" zustimmen.
    Also Russula virescens, der Grüngefelderte Täubling, nehme ich an.
    Das würde dann auf Kalkboden auch bedeuten, dass die Stelle oberflächensauer ist - oder ist die Art doch eher bodenvag?


    14-17

    gefunden bei Roteichen (Quercus rubra) auf Kalk, 4 cm breit.
    Er ist farblich ETWAS undefinierbar, trocken war er noch blasser.
    Ich hatte ihn angefeuchtet, auch um den Schmutz zu entfernen (hat nicht funktioniert).
    Hutfarbe am Rand etwas rötlich, leicht gerieft und ganz am Rande körnig, verblassend auf hell-violett, ganz alt auch grünlich-grau-violett, in der Mitte bleibend "anders" in Richtung gelb-rot-braun,
    Fleisch weiß, weich, Stiel im frischen Zustand voll, berindet, wird wattig, minimaler rosa Schimmer an einer Stelle des Stiels.
    Huthaut fast komplett bis zur Mitte abziehbar
    Geruch und Geschmack nichtssagend (angenehm) mild
    Sporenpulver weiß bis cremefarben (wenn Papier oder Butter, dann eher Butter)
    Verdacht auf Russula lilacea, Roter Reiftäubling ?
    Bild
    Bild


    18-20
    gefunden bei Buchen auf Kalk, 7 cm breit.
    Der härteste Täubling, den ich bis jetzt in den Fingern hatte - steinhart.
    Huthautfarbe kommt gut herüber, Huthaut wirkt dick und ist matt mit samtartiger Oberfläche, nur 2-3 mm abziehbar, darunter ist keine Rotfärbung feststellbar.
    Lamellen cremefarben, spröde,
    Sporenpulver-GAU: es war zu warm auf dem Balkon, 1 Stück abgedeckt wurde wässrig-faulig, ein Stück nicht abgedeckt hat auch "geschwitzt" (wurde weich) aber hat nicht gesport, ist danach eingetrocknet) vermutlich Sporenfarbe wie Lamellen, also weiß oder creme,
    Stiel sehr kompakt und nicht eindrückbar, mit einer schwachen gelblich-rötlichen Verfärbung (nicht überall, nicht zinnoberfarben)
    Geruch: nichts deutlich wahrgenommen
    Geschmack: erst nichts wahrgenommen, dann minimal obstig, nach längerem Kauen eventuell "ätherisch" mentholartig.
    Wie man sieht, will ich auf den Harten Zinnobertäubling, Russula rosea (Russula lepida) hinaus.
    Aber ohne Sporenpulver, ohne Chemie und mit etwas zweideutigem Geschmacks-/ Geruchserlebnis?
    Vor allem das typisch "bleistiftartige, zedernholzartige" habe ich nicht wahrgenommen.
    Im Gröger stoße ich dann noch auf Russula lepidicolor, den Falschen Zinnobertäubling, der sich vor allem durch fehlende Pileozystiden von R. lepida unterscheiden soll (und Geschmack/ Geruch mild!!!!) Allerdings zeigen die Vergleichsfotos da auch meist eine sehr viel dunklere Hutmitte (aber nicht immer !!) und unter der Huthaut soll es eine Rotfärbung geben (die hier nicht ist).
    Und bei lepidicolor soll auch am Trockenmaterial ein heftige Färbung mit Sulfovanillin hervorzurufen sein (im Gegensatz zu Russula rosea).
    Trockenmaterial habe ich noch, SV noch nicht !!
    R. lepidicolor
    R. lepidicolor



    21-24 (+ Ergänzung)
    Insgesamt 3 Rotfüße nebeneinander, bei Buche, Hainbuche, Fichte (auf Kalk), die Großen weich, schon der kleinste Pilz war madig.
    Stiel nur minimal rötlich (einzelne Faserchen), Subcutis eindeutig rötlich, Stielfleisch nur unten rötlich,
    blaut schwach mit Verzögerung von einigen Minuten.
    Kann ich den unter Gemeinem Rotfußröhrling ablegen, Xerocomellus chrysenteron?
    --> Verfärbungsmuster und schwache Rotfärbung am Stiel und rote Pünktchen unten im Stielfleisch im Schnitt sprechen für Xerocomellus engelii (Eichen - Filzröhrling)


    Ergänzung: Ausschnitt aus der 100 Prozent-Ansicht "mit Pünktchen"


    25
    Entspannung: Aussicht bis auf den "blauenden Blauen" (Schwarzwald)


    26
    Schnee ... das Holzstück mit Ceratiomyxa fruticulosa, Geweihförmiger Schleimpilz (fix-und-fertig) habe ich nach Hause mitgenommen, sieht immer noch so aus, noch ein bisschen mehr eingetrocknet.


    27-28
    Da will ich ja immer was Neues entdecken und dachte: ach, so winzige Stachelzähnchen (mit bloßem Auge kaum erkennbar), vielleicht die "andere" Mycoacia, jetzt Phlebia? Aber nein! Die Schicht ist nicht im geringsten wachsig und mit KOH gibt es NULL Reaktion.
    Es handelt sich dann m.M. nach um eine Steccherinum-Art, ich sage mal Steccherinum cf. ochraceum , ockerrötlicher Resupinatstacheling (auf liegendem Buchenast).
    Die habe ich schon häufig gesehen, aber bisher IMMER an senkrechten Ästen mit Hütchenbildung, noch nie rein resupinat, und meist auch mit viel deutlicher erkennbaren (groberen) Stachelchen. Das cf. habe ich ergänzt, weil ich las, es gebe auch dort noch ein paar weitere, von Steccherinum ochraceum nur mikroskopisch abgrenzbare Arten.


    29-31
    Zu Hause habe ich einen alten Blumentopf mit gesammtelten "bewohnten" Stöckchen. Dieser Pilz stammt aus August 2014, jetzt fiel er mir wieder auf, und zwar dadurch, dass er viel rötlicher wurde. Er hat kleine Hutkanten mit weißlich filziger (minimal zonierter) Oberseite und die Fruchtschicht ist so seltsam "netzig". Ich kam auf die Idee, das Ganze mal nass zu machen (und mit KOH keine Rk).
    Dann sieht man ein gallertiges Aufquellen und das erinnert ja an Meruli-Irgendwas und so kommt man dann ganz schnell auf den Gemeinen Lederfälting, Byssomerulius corium (Meruliopsis corium).
    Die meisten Bilder im Web zeigen frischere Pilze mit deutlich filzigem weißen Randbereich und stärker ausgeprägter "Netzstruktur".
    bei 123
    Aber hier das Vergleichsbild, das passt:
    bei mycoweb
    von 2014

    angefeuchtet 2015



    Blümchen zur Abwechlung (viel blüht nicht zur Zeit), aber
    32  
    das wilde Engelchen war da (Angelica sylvestris, Wald-Engelwurz)


    33
    die Nesselblättrige Glockenblume, Campanula trachelium blüht bis in den Herbst


    34
    an feuchteren/ schattigen Standorten zu finden, die beiden gelben Springkräuter, Impatiens noli-tangere (einheimisch) und Impatiens parviflora (schon lange eingebürgert) mit sehr viel kleinerer Blüte



    Noch ein paar Pilze:
    35-36
    Erstfund, um einen Eichenstumpf herum, teils Mumien, ein frischer Büschel von Gymnopus fusipes (Spindeliger Rübling)


    37
    ein winziger Tintling, Hut nicht aufgeschirmt deutlich unter 1 cm breit, extrem "strahlende" Füße, an einer Stelle auch ein gelblich-oranges winziges Ozonium, einzeln oder zu wenigen, an steiler fast senkrechter Fläche auf feuchter (!) Erde mit Holz (nahe Baumstumpf) in einer Art Hohlweg.
    Könnte man eventuell Coprinellus cf. radians nennen (Strahlfüßiger Tintling) ?



    38-42
    ein kleiner heller Dachpilz, Erstfund, auf stark morschem Laubholz (2 Stücke, zusammengelegt zum Fotografieren)
    Huthaut hell, Mitte etwas dunkler, riefig, behaart (fragliche Huthautzellen könnte man ahnen)
    Stiel von oben bis unten bereift
    deutliche stark behaarte Basalknolle
    Lamellen frei
    Geruch nach nichts, hat leider nicht ausgesport, aber an der Lamellenfarbe des alten Pilzes mache ich "Rosasporer" fest.
    Im Bon komme ich ohne große Umstände auf Pluteus semibulbosus (Lasch) Gillet, der Knolligen Dachpilz. (Name lt. Index fungorum und Mycobank anerkannt)
    Lt. Gröger heißt er aber Pluteus depauperatus Romagn. (dort mit Pluteus semibulbosus gleichgesetzt), ein heller Dachpilz aus dem Umfeld von Pluteus plautus. Aber lt. Mycobank sind sowohl Pluteus semibulbosus als auch Pluteus depauperatus gültige Namen (eigenständige Arten) und Index Fungorum betrachtet Pluteus depauperatus als Synonym (bzw. nicht auf Artrang abgegrenzt) von Pluteus plautus. Was nun?
    Jedenfalls meine ich den "Hellen mit Knöllchen".


    Und dann habe ich noch so Sachen gesehen, wo meine Benennungen Tür und Tor zu Spekulationen öffnen :giggle: 8| :cool: :


    43
    da hat jemand aus Elfenbein geschnitzte Röschen beim Schmuggel über die grüne Grenze verloren!


    44
    da haben sich Teile der Dekorationsgirlanden der Sommernachtsgrillparty der Fasnachtsclique im Holz verfangen!


    45
    ein Fund eines Geleges der für ausgestorben gehaltenen europäischen Python aus dem Miozän, jedes Ei über 5 cm groß!
    Bei der Hitze leicht verdallert!


    Oder sind das etwa .... dings ... na ... wie heißen die noch ... Moment ... ich komm gleich drauf ... Pilze von oben ???

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Eine ähnliche Erfahrung haben Lea und ich gestern auch gemacht. Es ist wirklich erstaunlich, wie manches der Hitze trotzt.
    Die Pilzvorkommen konzentrierten sich bei uns dann auf wenige, örtlich stark begrenzte Stellen mit ausreichender Bodenfeuchtigkeit, aber da ging es dann zur Sache. Ähnlich wie bei dir. Nur daß ich nicht so schöne Bilder zustande bekomme.


    Zu deinen Funden ein paar Kommentare:
    Polyporus tuberaster kann auch sehr groß werden, Hutbreiten bis satt 20cm sind mir durchaus schon begegnet. In freier Wildbahn scheint die Art nördlich der Alpen selten ein Sklerotium auszubilden, ich habe jedenfalls noch keines gesehen.
    Rätselbild (08): Das ist aber die Hutoberfläche einer anderen Polyporus - Art, richtig? Der wächst aber bei mir auch sehr gerne mit den beiden großen Schuppenhütigen Arten zusammen.
    12-13: Die schuppenhütige Form von R. cyanoxantha kenne ich nicht. Aber das hier ist ganz sicher Russula virescens. :thumbup:
    21-24: Heißt sich Xerocomellus communis (engelii) = Eichenfilzröhrling. Siehe rote Pünktchen in der Stielspitze + Verfärbungsmuster.
    27-28: Höchstwahrscheinlich ja. Das cf würde ich trotzdem stehen lassen, da es noch mindestens eine makroskopisch kaum zu unterscheidende Art gibt (Steccherinum bourdotii)
    29-31: Da sehe ich nichts anderes als Meruliopsis (oder wie auch immer) corium. Die ockerliche Färbung mag Hitze und Trockenheit geschuldet sein. Die Art wird auch gerne von Bakterien besiedelt, die das Hymenium dann wahlweise blutrot oder blau färben (wie bei Plicatura crispa). Das sehe ich hier aber nicht.
    38-42: Bei solchen Dachpilzen wird ohne Mikroskopie kein Ergebnis rauskommen, sorry. :(
    43: Wenn das nicht 44 in jung ist (oder ganz junge Trametes ochracea), dann würde ich den gerne mal von unten sehen und an dem Stamm nach Inonotus suchen. Antrodiella hoehnellii kann durchaus von oben so aussehen.
    44: klarer Fall, oder?
    45: Mahlzeit. :P



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    Xerocomische ... schon wieder nicht geschnallt :( , also - wenn man ganz wenig Rot am Stiel sieht und der Pilz auch noch wenig blaut, dann sollte man nach Pünktchen Ausschau halten. O.K. :)
    EDIT: ich habe oben noch ein Bild mit den Pünktchen ergänzt (Ausschnit aus der 100-Prozent-Ansicht)


    Das mit dem "anderem" Porling habe ich nicht so ganz verstanden, die Bilder 6-8 (die Ansicht von vorn, von oben und nach "innen rein" sind vom gleichen Ensemble).


    Mit Dachpilzen kenne ich mich natürlich nicht aus, und es heißt immer: ohne M. nichts drin - aber wenn man den Schlüssel im Gröger durchgeht (und jeweils "zellenmäßig" in alle Richtungen verzweigt - und schaut, bei welchen makroskopischen Beschreibung das landet) kommt man sehr schön auf den Namen (nur der wird nicht ganz klar im Vergleich zu anderen Quellen). Makroskopisch ist er meiner Meinung nach sehr wahrscheinlich und mit der Zellstruktur übereinstimmend wg. filzigem Hut (nicht runzelig, nicht abziehbar) und kompl. bereiftem Stiel.


    Von 43 und 44 habe ich natürlich Bilder von unten, und beide sind nichts Besonderes.
    Bei 43 fehlt nur noch die Farbe, das ist ja das Verwirrende. Das habe ich aber schon oft gesehen (und gedacht, jetzt habe ich mal "die andere"), aber die Farbe entwickelt sich immer noch und man erkennt an einer kleinen Stelle schon eine schwache Zonierung. "Die andere" gibt es hier im Wald irgendwie nicht.


    Nr. 45 hat wieder gut geschmeckt! An den Buchenstämmen, direkt am Weg, noch relativ frisch und vollständig berindet, bin ich schon öfter vorbeigekommen. Ich fragte mich, als ich die betreffenden Pilze vor ein paar Wochen zum ersten Mal fand: warum wachsen sie da nicht???
    Und dann waren sie da, in kleinsten Ritzen, noch sehr frisch (aber relativ klein).

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Bei Filzröhrlingen guckst du am besten immer nach den Pünktchen. Die Stielfarbe ist ohnehin bei den meisten Arten sehr variabel, ist zur Bestimmung also ein eher nachrangiges Kriterium.
    Solche roten Pünktchen aber sind schon was Handfestes, das gibt es nur bei X. rubellus und X. communis. Angeblich auch ganz selten bei X. bubalinus, aber da würde ich mal ein großes Fragezeichen hinter setzen wollen.
    Allerdings können bei diesen Arten die Pünktchen auch mal fehlen.
    Dann läuft viel über das Gesamtbild und die Mikroskopie.
    Aber Bestimmung von Filzröhrlingen ist ein Riesenthema, über das schon etliche Bücher geschrieben wurde. ich tue mich da gerade etwas schwer, das in drei Sätzen zusammenzufassen. ;)


    Bild 8 sieht aus wie die Hutoberfläche von Polyporus badius. Was eine Art wäre, die bei mir am Rhein in den selben Habitaten vorkommt wie P. squamosus und P. tuberaster. Mit beiden habe ich P. badius auch schon am selben Substrat gefunden.
    Durcheinanderwachsende Fruchtkörper beide Arten wären durchaus möglich.


    Also mich fragt mein Gröger bei Dachpilzen immer als allererstes ein paar Mikrodaten ab, dabei fängt er mit den Pleurozystiden an. Dann fragt er nach der Huthautstruktur, nur ob das ein Trichoderm, ein Hymeniderm oder eine Mischung aus beidem ist, lässt sich makroskopisch nicht immer einwandfrei zuordnen. Klar, ein Hymeniderm sollte erstmal nichts schuppiges oder haariges haben (es sei denn, da ist wegen Witterungsumständen was schiefgegangen). Die beiden anderen HDS - Typen sind aber makroskopisch nicht wirklich zu unterscheiden.
    Was da über die Abziehbarkeit steht: Verlass sich nicht drauf. Ich hatte heute P. pallescens und P. phlebophorus untersucht, bei beiden ließ sich die Huthaut in Streifen abziehen. Ist aber sowas von Hymeniderm (nur aus blasigen - birnenförmigen Elementen bestehend).
    Aber ich werde ganz bestimmt auch nicht sagen: "Deine Annahme ist falsch".
    Denn auch ausschließen kann ich es ja nicht. Und bei den ~12 Dachpilz - Arten, die ich bisher kenne, war die von dir erwähnte nicht dabei.
    Das Problem ist auch, daß es von so ziemlich jeder Dachpilz - Art Albinoformen gibt. Das Merkmal der Farbe ist in der Gattung also unter Umständen sehr irreführend, und ansonsten gibt es nicht viele konstante Merkmale, von der Huthaut (die du ja erwähnt hast) mal abgesehen. Auch ob ein Knöllchen vorhanden ist doer nicht, erscheint mir persönlich eher wachtumsbedingt zu sein.


    43 ist also Lenzites betulina in jung? Interessant, so hatte ich den noch nicht gesehen. :thumbup:
    Oder hast du auf Bild 44 zwei Arten? Bei denen rechts sind ja die Lamellen am Hutrand gut zu erkennen. Wenn links was anderes wäre, dann würde ich da aber doch eher Trametes ochracea als versicolor vermuten.



    LG, Pablo.

  • Ups,
    irgendwie haben dann meine verklausulierenden Sätze fehlgeleitet:



    43 sind sehr sehr wahrscheinlich ganz junge, noch ganz helle Schmetterlingstrameten Trametes versicolor (obwohl es nicht bewiesen ist, dass es nicht Trametes ochracea sein können, die habe ich nur noch NIE gefunden, die scheint es hier nicht zu geben im Kalkbuchenwald)
    Die Pilze sind noch ganz klein und weich, leider ist das Unterseitenbild etwas unscharf. Irgendwelche Linien findet man natürlich noch nicht unterm Pelz.
    Ergänzungsbild 1

    Ich behaupte mal frech: auch das hier sind Schmetterlingstrameten im Anfangsstadium
    Ergänzungsbild 2

    dann findet man das folgende Stadium immer noch in ganz hell und etwas dunkler (und noch relativ klein)
    Ergänzungsbild 3


    44 sind Birkenblättlinge, Lenzites betulina. Alle Pilze auf dem Stück, in der Mitte der älteste, rechts mit frischem Zuwachs (da erkennt man ja die Lamellen am Rand.
    Ergänzungsbild 4


    45 sind Lungenseitlinge (da habe ich jetzt kein frisches Von-Unten-Bild gemacht), Pleurotus pulmonarius


    Bild 6-8 gehören wirklich alle zu einer Art (noch mal Bilder) :)
    Den blöden Zweig mal wegdenken, den hatte ich zum Größenvergleich aufgelegt. Also es sind 3 Pilze (gleichartige), dann einmal zwischen unten und oben hineinfotografiert .
    Ergänzungsbild 5 und 6



    Das mit den Dachpilzen ist ja immer verzwickt.
    Es ist auch nicht so, dass ich mir den im Gröger "ausgesucht" habe, sondern im Bon - und dann im Gröger geschaut, wie man da hinkommt, was es im Umfeld gibt und wo man landen würde, wenn man vorher anders abgebogen wäre - und da gibt es eben m.M. nach kaum Vergleichbares.
    Die Art (wie auch immer sie nun exakt heißen mag, "der helle Reifstieldachpilz mit Knöllchen") sieht auf den Vergleichsbildern jedenfalls makroskopisch exakt so aus. DAS CF. BLEIBT NATÜRLICH BESTEHEN!


    http://www.pilzepilze.de/galer…h/P/pluteus/depauperatus/
    http://www.mykologie.net/index…m/92-pluteus_semibulbosus
    http://www.jcdegids.be/_Fiches…12/Pluteus%20plautus.html
    http://www.hlasek.com/pluteus_semibulbosus1en.html

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Sorry. Ich hatte gerade ungefähr 10 Seiten Text getippt. Leider werden PC - Tastaturen noch immer von Vollhonks entworfen, so daß es da Tasten zu geben scheint, die es eigentlich nicht geben dürfte. Irgendwo bin ich drauf gekommen - kompletter Text weg. X(


    Ich versuch's trotzdem noch mal in aller Kürze.


    Zu dem Dachpilz: Das machst du schon ganz richtig. Du hast nicht nur einen sehr guten Blick für die Details, sondern recherchierst ja auch sehr gründlich. Es ist schwer bei Arten, die man selbst noch nicht sicher in der Hand hatte. Und die NAchbararten eben auch nicht. Ich hatte diese Art einmal in der Hand, habe sie aber nicht selbst mikroskopiert. Da will ich mir kein Urteil erlauben. Ich gebe dir recht, daß makroskopisch sehr viel möglcih ist. Aber es ist meist auch eine Sache der Erfahrung, um die richtigen Nuancen zu erkennen und auch treffsicher zu beurteilen.


    Bei den Trameten schreibe ich's mal so: Zumindest Bild 2 im letzten beitrag ist sicher T. versicolor.
    Bei den beiden in Bild 3 möchte ich mich bei der linken nicht festlegen.


    Hier mal ein Bild einer recht dünnen T. ochracea an Birke:

    Die hatte aber immerhin diese typische, gesprenkelte Hutoberfläche und auch eine verdickte Ansatzstelle.
    T. ochracea ist in meiner Gegend übrigens nicht selten und durchaus bodenvag. Sie kommt auch gerne mal mit T. versicolor an einem Stumpf vergesellschaftet vor. Tatsächlich sah ich anfang des Jahres auch mal einen Stumpf mit T. versicolor, T. ochracea und T. pubescens.


    Zu deiner Nummer 43:
    Ich denke da immer noch eher an Antrodiella hohnelii. Wie sich das mit der Vergesellschaftung dieser Art mit Inonotus verhält, ist noch nicht völlig geklärt. Gefunden habe ich die auch schon an einem Stamm ohne sichtbare Inonotus - Fruchtkörper.
    Diese Kollektion von A. hoehnelii:

    War mit Inonotus radiatus vergesellschaftet. Interessant sind die zitronengelben Farbtöne am Hutrand, die ich bei T. versicolor und T. ochracea nicht kenne. Habituell passt dein Fund auch gut zu A. hoehnellii, die kann auch mal so eher rosettenförmig auftreten. Die Zonierung ist ja eher verwaschen und undeutlich bei deinem Fund, ich würde das A. hoehnelii auch einräumen, daß das geht.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    danke für das Auseinander"klamüsern".
    Antrodiella hoehnelii habe ich natürlich auch noch nie gesehen - Inonotus radiatus auch noch nicht. Letzterer sollte ja ausschließlich (?) an Erle vorkommen - also sind beides vermutlich Arten, die eher im Auwald zu finden sind.
    Bis jetzt sieht es da "artentechnisch" bei mir im Kalkbuchenwald etwas ärmlicher aus, ich will da aber auch nichts kategorisch ausschließen. Augenaufhalten schadet ja nichts.
    Die Pilze (Nr. 43 die "Elfenbeinröschen") waren (vermutlich, da einrindet - aber nicht geschwärzt) auf Eichentotholz, einem dickeren abgebrochen Aststück (ca. 15 cm Durchmesser). Weitere Pilze an dem Stück konnte ich nicht erkennen.


    Die Ergänzungsbilder 2 und 3 sind von gestern, da war ich kurz mal schauen, was "meine" Seitlingsstelle macht (nach Regen ... macht ... nasse alte Pilze ... ), da habe ich diese "Frischlinge" gesehen, alle auf relativ dünnen Buchenästen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Die Spitzwarzige Tramete (Antrodiella hoehnelii) habe ich auch schon an anderem Substrat gefunden und ohne Schillerporlinge.
    Es ist nicht ganz klar, welche Beziehungen da tatsächlich bestehen.
    Eine weitere Option für diesen Pilz wäre vielleicht noch Trametes pubescens, die ich aber bislang mit etwas anderer Wuchsform (nicht so als Pilzstraus) gefunden habe. Gilben kann die durchaus, die Konsistenz ist etwas anders als bei A. hoehnelii (fester, aber auch brüchiger). Ich aber, du hattest ja selbst schon mal T. pubescens gefunden, oder? Dann hättest du da einen Vergleich.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    vielleicht finde ich das Holz mit exakt dem Pilz ja noch mal wieder (schwierig ... aber nicht unmöglich .... 2. Querweg links oben rechts, dann geradeaus, dann bei Baum x 5 m querwaldein :D ).
    Ehrlich gesagt, der Pilz kam mir nicht interessant genug vor, um das Teil mitzunehmen. Vor Ort war ich (ziemlich) überzeugt davon, eine außergewöhnlich blassen (und jungen) "Schmetterling" vor mir zu haben.


    Trametes pubescens, da hatte ich MUTMASSLICH mal eingetrocknete Exemplare, so ganz sicher war das ja nicht (wenn Trameten, dann diese Art.)
    Diese sind mir leider inzwischen zerbröselt, ich glaube, die habe ich entsorgt.
    Inzwischen bin ich auch auf den Gedanken verfallen (weil ansonsten finde ich keine eindeutigen - frischen - Tram. pubescens), dass es sich damals vielleicht da auch um diesen extrem wandlungsfähigen "Lieblings"-Pilz von mir, Skeletocutis nivea (in Hütchenform und eingetrocknet) gehandelt haben könnte, weil diese Art scheint hier häufig zu sein. Ich weiß nur nicht, ob die auch so "kleine Knübbelchen" machen können (und ganz und gar nichts, was resupinat ist).


    Hier waren nochmal die mutmaßlichen Trametes pubescens. Link
    Hier zum Vergleich Skeletocutis in Hütchenform (die zweiten Pilze waren überprüft), wenn die dann eintrocknen ... keine Ahnung, wie die dann exakt aussehen können. Link

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    Klar, wenn diese Porlinge komplett durchgetrocknet sind, dann wird es mit der Beurteilung der Konsistenz etwas schwer. Weil die dann fast alle einfach nur hart sind. manche etwas brüchiger, bröckeliger, manche sehr fest. Das kann auch ein Merkmal sein. Ein weiteres merkmal ist bisweilen das spezifische Gewicht der getrockneten Pilze. Das ist bei T. pubescens deutlich geringer als bei Skeletocutis. Das merkt man eventuell schon, wenn man jeweils ein gleich großes Stückchen Pilz in der Hand hat.
    Ansonsten sollten die Poren von Skeletocutis nivea deutlich feiner sein als die von Trametes pubescens. Das wäre auch noch ein ganz gutes Unterscheidungsmerkmal, wenn auch ddas natürlich etwas variieren kann. Antrodiella hoehnelii liegt irgendwo dazwischen.


    An der Bestimmung von Frank bei S. nivea habe ich ohnehin keine Zweifel.
    Das andere sieht für mich immer noch nach einer T. pubescens aus. Wenn auch nach einer etwas Gelben.



    LG, Pablo.