Hallo Pilzfreunde,
da, wo heiße Luftschichten flimmern, da muss man ja mit allem rechnen - oder sah ich etwa Pilze?
Wie immer war ich auch in der letzten Zeit 2-3 mal in der Wüste, pardon im Wald. Und die Wüste lebt!
Es gibt doch einige Pilzarten, die sich damit zufrieden geben, wenn die winzigen Schäuerchen kaum den Boden nass machen und nur kurzfristig die Luftfeuchtigkeit steigern.
Längere Zeit war ich nicht am sonnigen Südabhang, doch hin und wieder mache ich die große Runde.
01
ist kein Pilz, sondern verkohltes Holz (tote Holzkohle) aus einer Feuerstelle gefischt.
Ich fand den Glanz bemerkenswert - und nach Pilzen an Feuerstellen schaue ich auch, aber bisher ohne Erfolg.
02
kann man auch noch mal fotografieren, eine Daldinia-Agglomeration (ziemlich tot aussehende Lebendige Holzkohle)
03-08
da wo der Buchs tot ist und von Moosen und manchmal auch von rosa schimmernden Rindenpilzen bewachsen ist, liegt jede Menge Totholz bis zur vollständigen Verrottung (Naturschutzgebiet).
Da dann die erste (und größte) Überraschung. Ein vollständig bemooster und zerbrochener Stamm (vermutlich Buche) von sehr vielen großen Schuppigen Porlingen, Polyporus squamosus bewachsen.
So große, schöne und eindeutige hatte ich noch nicht gefunden. Öfter sehe ich kleinere (an der Untergrenze der Größe), manchmal sind die Schuppen bis auf einen schwärzlichen Fleck in der Vertiefung abgewaschen oder verblichen. Manchmal ist die Identifizierung schwierig (nicht alles ist so extrem exzentrisch). Ich mache das dann meist nur noch an der schwärzlichen Stielbasis und am Geruch fest. Aber auch der Geruch variiert von eindeutig gurkig bis süßlich (Honig). Hier diese Pilze rochen süß, aber es wehte einem immer noch zusätzlich so ein frischer Geruch um die Nase. Einige Gruppen waren am letzten Wochenende noch völlig saftig und nicht angefressen.
geeignet als Rätselbild
09-10
fast genauso häufig sehe ich den kleineren Sklerotien-Stielporling, Polyporus tuberaster. Aber immer ohne Sklerotium und nicht immer so schön wie hier. Hier diese sind typisch mit mittiger "Bauform", etwas größer können sie noch werden (bis 15 cm), sie haben keine schwarze Stielbasis und keinen Gurkengeruch (eher pilzig-würzig oder auch gar keinen Geruch, wie diese noch feuchten/ frischen Exemplare hier). Zum Fotografieren hatte ich den Ast auf einen bemoosten Stamm gelegt.
11
gut riecht auch dieses Kraut, Clinopodium menthifolium (Calamintha menthifolia), die Wald-Bergminze
Jetzt komme ich zu meinen Einzelfunden von Täublingen...
12-13
gefunden bei Eichen und Buchen auf Kalk,
Er ist grüngefeldert, mild, weißes (ev. auch "altweiß-creme") Sporenpulver, Lamellen deutlich zerbrechlich (nicht wie beim Frauentäubling beschrieben, da gibt es ja auch einen Rissighütigen Frauentäubling), schon madig und älter, Geruch nach vergehendem Eiweiß (nach "altem Pilz"), beim Nachlesen könnte ich auch "käsig" zustimmen.
Also Russula virescens, der Grüngefelderte Täubling, nehme ich an.
Das würde dann auf Kalkboden auch bedeuten, dass die Stelle oberflächensauer ist - oder ist die Art doch eher bodenvag?
14-17
gefunden bei Roteichen (Quercus rubra) auf Kalk, 4 cm breit.
Er ist farblich ETWAS undefinierbar, trocken war er noch blasser.
Ich hatte ihn angefeuchtet, auch um den Schmutz zu entfernen (hat nicht funktioniert).
Hutfarbe am Rand etwas rötlich, leicht gerieft und ganz am Rande körnig, verblassend auf hell-violett, ganz alt auch grünlich-grau-violett, in der Mitte bleibend "anders" in Richtung gelb-rot-braun,
Fleisch weiß, weich, Stiel im frischen Zustand voll, berindet, wird wattig, minimaler rosa Schimmer an einer Stelle des Stiels.
Huthaut fast komplett bis zur Mitte abziehbar
Geruch und Geschmack nichtssagend (angenehm) mild
Sporenpulver weiß bis cremefarben (wenn Papier oder Butter, dann eher Butter)
Verdacht auf Russula lilacea, Roter Reiftäubling ?
Bild
Bild
18-20
gefunden bei Buchen auf Kalk, 7 cm breit.
Der härteste Täubling, den ich bis jetzt in den Fingern hatte - steinhart.
Huthautfarbe kommt gut herüber, Huthaut wirkt dick und ist matt mit samtartiger Oberfläche, nur 2-3 mm abziehbar, darunter ist keine Rotfärbung feststellbar.
Lamellen cremefarben, spröde,
Sporenpulver-GAU: es war zu warm auf dem Balkon, 1 Stück abgedeckt wurde wässrig-faulig, ein Stück nicht abgedeckt hat auch "geschwitzt" (wurde weich) aber hat nicht gesport, ist danach eingetrocknet) vermutlich Sporenfarbe wie Lamellen, also weiß oder creme,
Stiel sehr kompakt und nicht eindrückbar, mit einer schwachen gelblich-rötlichen Verfärbung (nicht überall, nicht zinnoberfarben)
Geruch: nichts deutlich wahrgenommen
Geschmack: erst nichts wahrgenommen, dann minimal obstig, nach längerem Kauen eventuell "ätherisch" mentholartig.
Wie man sieht, will ich auf den Harten Zinnobertäubling, Russula rosea (Russula lepida) hinaus.
Aber ohne Sporenpulver, ohne Chemie und mit etwas zweideutigem Geschmacks-/ Geruchserlebnis?
Vor allem das typisch "bleistiftartige, zedernholzartige" habe ich nicht wahrgenommen.
Im Gröger stoße ich dann noch auf Russula lepidicolor, den Falschen Zinnobertäubling, der sich vor allem durch fehlende Pileozystiden von R. lepida unterscheiden soll (und Geschmack/ Geruch mild!!!!) Allerdings zeigen die Vergleichsfotos da auch meist eine sehr viel dunklere Hutmitte (aber nicht immer !!) und unter der Huthaut soll es eine Rotfärbung geben (die hier nicht ist).
Und bei lepidicolor soll auch am Trockenmaterial ein heftige Färbung mit Sulfovanillin hervorzurufen sein (im Gegensatz zu Russula rosea).
Trockenmaterial habe ich noch, SV noch nicht !!
R. lepidicolor
R. lepidicolor
21-24 (+ Ergänzung)
Insgesamt 3 Rotfüße nebeneinander, bei Buche, Hainbuche, Fichte (auf Kalk), die Großen weich, schon der kleinste Pilz war madig.
Stiel nur minimal rötlich (einzelne Faserchen), Subcutis eindeutig rötlich, Stielfleisch nur unten rötlich,
blaut schwach mit Verzögerung von einigen Minuten.
Kann ich den unter Gemeinem Rotfußröhrling ablegen, Xerocomellus chrysenteron?
--> Verfärbungsmuster und schwache Rotfärbung am Stiel und rote Pünktchen unten im Stielfleisch im Schnitt sprechen für Xerocomellus engelii (Eichen - Filzröhrling)
Ergänzung: Ausschnitt aus der 100 Prozent-Ansicht "mit Pünktchen"
25
Entspannung: Aussicht bis auf den "blauenden Blauen" (Schwarzwald)
26
Schnee ... das Holzstück mit Ceratiomyxa fruticulosa, Geweihförmiger Schleimpilz (fix-und-fertig) habe ich nach Hause mitgenommen, sieht immer noch so aus, noch ein bisschen mehr eingetrocknet.
27-28
Da will ich ja immer was Neues entdecken und dachte: ach, so winzige Stachelzähnchen (mit bloßem Auge kaum erkennbar), vielleicht die "andere" Mycoacia, jetzt Phlebia? Aber nein! Die Schicht ist nicht im geringsten wachsig und mit KOH gibt es NULL Reaktion.
Es handelt sich dann m.M. nach um eine Steccherinum-Art, ich sage mal Steccherinum cf. ochraceum , ockerrötlicher Resupinatstacheling (auf liegendem Buchenast).
Die habe ich schon häufig gesehen, aber bisher IMMER an senkrechten Ästen mit Hütchenbildung, noch nie rein resupinat, und meist auch mit viel deutlicher erkennbaren (groberen) Stachelchen. Das cf. habe ich ergänzt, weil ich las, es gebe auch dort noch ein paar weitere, von Steccherinum ochraceum nur mikroskopisch abgrenzbare Arten.
29-31
Zu Hause habe ich einen alten Blumentopf mit gesammtelten "bewohnten" Stöckchen. Dieser Pilz stammt aus August 2014, jetzt fiel er mir wieder auf, und zwar dadurch, dass er viel rötlicher wurde. Er hat kleine Hutkanten mit weißlich filziger (minimal zonierter) Oberseite und die Fruchtschicht ist so seltsam "netzig". Ich kam auf die Idee, das Ganze mal nass zu machen (und mit KOH keine Rk).
Dann sieht man ein gallertiges Aufquellen und das erinnert ja an Meruli-Irgendwas und so kommt man dann ganz schnell auf den Gemeinen Lederfälting, Byssomerulius corium (Meruliopsis corium).
Die meisten Bilder im Web zeigen frischere Pilze mit deutlich filzigem weißen Randbereich und stärker ausgeprägter "Netzstruktur".
bei 123
Aber hier das Vergleichsbild, das passt:
bei mycoweb
von 2014
angefeuchtet 2015
Blümchen zur Abwechlung (viel blüht nicht zur Zeit), aber
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das wilde Engelchen war da (Angelica sylvestris, Wald-Engelwurz)
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die Nesselblättrige Glockenblume, Campanula trachelium blüht bis in den Herbst
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an feuchteren/ schattigen Standorten zu finden, die beiden gelben Springkräuter, Impatiens noli-tangere (einheimisch) und Impatiens parviflora (schon lange eingebürgert) mit sehr viel kleinerer Blüte
Noch ein paar Pilze:
35-36
Erstfund, um einen Eichenstumpf herum, teils Mumien, ein frischer Büschel von Gymnopus fusipes (Spindeliger Rübling)
37
ein winziger Tintling, Hut nicht aufgeschirmt deutlich unter 1 cm breit, extrem "strahlende" Füße, an einer Stelle auch ein gelblich-oranges winziges Ozonium, einzeln oder zu wenigen, an steiler fast senkrechter Fläche auf feuchter (!) Erde mit Holz (nahe Baumstumpf) in einer Art Hohlweg.
Könnte man eventuell Coprinellus cf. radians nennen (Strahlfüßiger Tintling) ?
38-42
ein kleiner heller Dachpilz, Erstfund, auf stark morschem Laubholz (2 Stücke, zusammengelegt zum Fotografieren)
Huthaut hell, Mitte etwas dunkler, riefig, behaart (fragliche Huthautzellen könnte man ahnen)
Stiel von oben bis unten bereift
deutliche stark behaarte Basalknolle
Lamellen frei
Geruch nach nichts, hat leider nicht ausgesport, aber an der Lamellenfarbe des alten Pilzes mache ich "Rosasporer" fest.
Im Bon komme ich ohne große Umstände auf Pluteus semibulbosus (Lasch) Gillet, der Knolligen Dachpilz. (Name lt. Index fungorum und Mycobank anerkannt)
Lt. Gröger heißt er aber Pluteus depauperatus Romagn. (dort mit Pluteus semibulbosus gleichgesetzt), ein heller Dachpilz aus dem Umfeld von Pluteus plautus. Aber lt. Mycobank sind sowohl Pluteus semibulbosus als auch Pluteus depauperatus gültige Namen (eigenständige Arten) und Index Fungorum betrachtet Pluteus depauperatus als Synonym (bzw. nicht auf Artrang abgegrenzt) von Pluteus plautus. Was nun?
Jedenfalls meine ich den "Hellen mit Knöllchen".
Und dann habe ich noch so Sachen gesehen, wo meine Benennungen Tür und Tor zu Spekulationen öffnen
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da hat jemand aus Elfenbein geschnitzte Röschen beim Schmuggel über die grüne Grenze verloren!
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da haben sich Teile der Dekorationsgirlanden der Sommernachtsgrillparty der Fasnachtsclique im Holz verfangen!
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ein Fund eines Geleges der für ausgestorben gehaltenen europäischen Python aus dem Miozän, jedes Ei über 5 cm groß!
Bei der Hitze leicht verdallert!
Oder sind das etwa .... dings ... na ... wie heißen die noch ... Moment ... ich komm gleich drauf ... Pilze von oben ???