Cortinarius praestans = Schleiereule

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 7.418 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von cirithungol222.

    • Offizieller Beitrag

    Cortinarius praestans (Cordier) Gillet
    Schleiereule
    Synonyme:
    - Phlegmacium praestans (Cordier) M.M. Moser
    - Cortinarius infractus Berk.
    - Cortinarius berkeleyi Cooke
    - Cortinarius torvus var. berkeleyi (Cooke) Boud.
    - blaugestiefelter Schleimkopf


    Basidiomycota --> Agaricomycetes --> Agaricomycetidae --> Agaricales --> Cortinariaceae --> Cortinarius (--> Phlegmacium) --> Cortinarius praestans



    Hut: bis 20 (25) cm breit; dickfleischig; jung halbkugelig, alt immer mehr verflachend, zuletzt ganz ausgebreitet mit vertiefter Mitte; Hutrand zunehmend radialrunzlig; anfangs komplett mit weißlich –“ violettem Velum überzogen, das nach und nach aufreißt und die typischen, weißlichen Faser–œflecken–œ hinterlässt; im Alter sind diese Flecken oft komplett abgewaschen, meist bleiben aber zumindest am Hutrand noch weißliche, faserige Velumreste erhalten


    Stiel: bis 20 cm lang; voll, dickfleischig; zylindrisch, Basis deutlich keulig oder zwiebelig –“ keulig, bei jungen Pilzen geht die kugelige Stielbasis direkt in die Stielspitze über, was dem Stiel ein bauchiges Aussehen verleihen kann, zumal wenn das Velum noch komplett geschlossen ist. Stielfarbe: weißlich, überzogen mit silbrig –“ weißem Velum, das jung auch violett getönt sein kann; im Verlauf des Stielwachstums reißt das Velum in eine oder mehrere faserige Ringzonen auf, die bald vom Sporenpulver bräunlich bepudert sind


    Lamellen: relativ gedrängt, gerade bis ausgebuchtet angewachsen, Schneiden gekerbt; jung cremefarben bis grauviolett; bald hellbraun, zuletzt rostbraun, Schneiden meist heller


    Fleisch: weiß & fest; gelegentlich schwach violettlich bis violettbräunlich im oberen Stielbereich; ohne besonderen Geruch oder Geschmack, nur beim Trocknen oft mit der Zeit Schweißfußgeruch entwickelnd.


    Speisewert: sehr guter Speisepilz, der aber wegen seiner Seltenheit unbedingt geschont werden soll


    Sporenpulver: rostbraun; Sporen mandelförmig; 14-18 x 7,5-9 µm; unregelmäßig grobschollig ornamentiert


    Vorkommen: zerstreut, mäßig verbreitet und insgesamt selten; gesellig in Reihen oder Ringen auf Kalkböden (basisch bis neutral), an trockeneren Standorten; Mykorrhiza mit Laubbäumen, bevorzugt Buche; Bestand gilt in Deutschland als gefährdet (G3)!


    Verwechslungen: Theoretisch mit anderen großen Schleierlingen. Beachtet man aber die Größe, Farben (braun und weiß, nur jung gelegentlich violett überhaucht) und die charakteristischen weißen Faserschuppen auf dem Hut, ist eine Verwechslung so gut wie ausgeschlossen. Dennoch empfiehlt es sich, in der Gattung genau hinzusehen. Insbesondere, wenn man den Pilz zu –žkulinarischen Forschungszwecken–œ einsammeln will. Auch unter den großen und dickfleischigen Arten gibt es in der Gattung einige extrem giftige Vertreter.


    Wissenswertes: –žPilz des Jahres–œ 2010



    Bilder:





    Vielen Dank an Lycogala für die Bilder! :thumbup:






    Für diese Bilder ein herzliches Dankeschön an Fredy! :thumbup:



    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Cortinarius polymorphus<

  • Eine Frage, die mich bei mehreren seltenen Pilzen beschäftigt: Warum sollte der Pilz -> wegen seiner Seltenheit unbedingt geschont werden <-- ? Ich dachte Pilze wären wie Früchte am Baum und wenn man sie abschneidet, wird das Myzel ja nicht zerstört und lebt weiterhin / bildet Pilze. Kann mir das jemand bitte erklären?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Maya!


    Theoretisch richtig.
    Aber: Natürlich beeinträchtigt es die Verbreitung einer Art, wenn Fruchtkörper entnommen werden.
    Bei extrem häufigen Arten wie Steinpilz und Pfifferling macht das nicht viel aus, da bleibt allemal genug übrig. Und es gibt halt auch in einem Waldstück gut und gerne mal ein paar hundert Mycelien von einer Art.


    Bei seltenen Pilzen wie C. praestans hast du ein oder zwei Mycelien in einem Wald. Je weniger man da in die natürliche Verbreitung eingreift, desto besser.
    Mag ja sein, daß man beim Wegtragen der Pilze die Sporen besser verteilt, aber eigentlich sollen die Sporen ja in dem Wald bleiben, wo der Pilz wächst, wo er also passende Bedingungen findet. Und die da ist C. praestans sehr viel strenger festgelegt als ein Alleskönner wie Boletus edulis, der kaum an spezielle ökologische Bedingungen gekoppelt ist.


    Natürlich gibt es dazu auch einen rechtlichen Aspekt, aber ich finde da die Logik und das eigene verantwortungsbewusstsein sehr viel wichtiger.
    Klar, wenn man mal auf ein Massenvorkommen stösst, ist es unerheblich sich ein paar Fruchtkörper mitzunehmen. Das schadet dann nicht wirklich. Aber es hilft der Art auch nicht.



    LG, Pablo.

  • Vielen Dank für die Erklärung, Pablo. Eigentlich liegt es auf der Hand (hätte auch selber drauf kommen können, bin ich aber nicht). Und wegen dem rechtlichen Aspekt gebe ich dir recht, ich finde ihn auch zweitrangig - die "Waldethik" ist wichtiger.