In der Stille des Waldes
Waldborn, welcher des Thals dunkelster Einsamkeit
Frischaufrauschend entquillt, laß mich Vergessenheit
Trinken tief aus den hellen
Silbern schäumenden Wellen,
Laß entschwinden dem Blick alle die Sorgen weit!
Und du, grünende Nacht, schließe vom Marktgetos
Mich Ermüdeten ab, laß du in deinem Schoß
Ausruhn, hüllend in Frieden,
Vom Welttoben geschieden,
Den Süßträumenden hier über dem weichen Moos!
Doch was Holdes das Herz je mir durchflötet hat,
Was die Wange mir je freudig geröthet hat,
Mag als lebender Reigen,
Quell, dir wieder entsteigen,
Alles, was mir die Zeit neidisch getödtet hat!
Und vor allem ein Bild, welches verdämmernd bebt,
Das ihr grimmiger Neid längst auch zu morden strebt,
Jetzt in heiliger Stunde
Steig' aus tiefestem Grunde
Dieses mächtigen Borns, herrlich und neubelebt!
Aus den Blumen, die reich schmücken den Wald mit Glanz,
Wind' ich, Bildnis, für dich duftigen Todtenkranz.
Geisterstimmen entflüstern
Rings den Tannen, den düstern;
Unsichtbar um mich her schwingt sich der Elfen Tanz!
Karl Ziegler