Hallo, Karl!
Danke.
Da ist viel Zufall dabei, was einem eben so über den Weg läuft. Kann mit einigen deiner Sammlungen kaum mithalten, die du im Laufe der Zeit gezeigt hast.
Was mich auch immer gefauchst hat, gerade in dem Bereich: Es finden sich Seiten im Netz mit wunderschönen Baumpilz - Bildern (Krusten sowie Löcherpilze). Aber was fast immer fehlt: Mikroskopische Dokumentationen. Das ist bedauerlich in einem Bereich, wo in den meisten Fällen ohne mikroskopische Merkmale keine Bestimmungen möglich sind.
Nunja, darum die Bilder.
Da hätte ich noch einen von gestern, eine recht dankbare Art in der Bestimmung und dabei auch noch eher häufig.
Phanerochaete tuberculata (Anmerkung zum deutschen Namen unten):



An liegendem, entrindetem Laubholzast in klassischem Eschen - Anemonen - Morchel - Auwald;
Fruchtkörper wachsartig, ziemlich "phleboid", also mit faltigem bis warzig - faltigem Aussehen.
Mit den Makromerkmalen, den generativen Hyphen ohne Schnallen und dem eher locker verflochtenen, gut ausgeprägten Subikulum kommt man rasch in die Gattung Phanerochaete.
Da haben fast alle Arten allerdings Zystiden, diese Art hat keine. Zusammen mit den Sporen ist man dann rasch bei der entsprechenden Art.

Als deutscher Name hat sich "Milchweißer Zystidenrindenpilz" durchgesetzt.
Schon die Bezeichnung "Zystidenrindenpilz" passt für die gattung nicht. Bei dieser Art um so weniger, weil sie eben keine Zystiden hat. Zudem ist "Zystidenrindenpilz" schon der deutsche Name für die Gattung peniophora. Mit Peniophora hat Phanerochaete allerdings eher wenig zu tun, die steht wohl viel näher bei Phlebia.
Momentan denke ich über einen vernünftigen gattungsnamen für Phanerochate nach, der möglichst auch ein typisches Gattungsmerkmal beschreibt.
"Schnallenlos - Rindenpilz" klingt aber echt doof, finde ich...
Vorschläge?
Alsdann raffe ich mal drei Phlebias zusammen, zwei stammen aus diesem jahr, eine aus dem letzten. Aber die passt hier so schön rein, finde ich.
Die erste hatte ich anfang des Jahres schon mal gezeigt, soll aber ruhig hier noch mal erscheinen.
Phlebia lilascens (Lilafarbiger Kammpilz):


An liegendem, entrindetem Kiefernstamm.
"Lilafarbig" ist irgendwie schon mal irreführend. Wie deine ganze Reihe Kammpilzarten wird der beim Trocknen oder wenn er am vergehen ist lila. Vital und frisch aber eigentlich nicht.
Farben sind in der Gattung ohnehin recht wandelbar, werden aber wegen der wenig ergiebigen Mikromerkmale schon für Bestimmungen mit benötigt. Dabei muss aber immer ein Farbspektrum berücksichtigt werden, was eben nicht einfach ist.
Mikroskopisch ist das ein Pilz mit Schnallen (klar, Phlebia immer mit Schnallen), ohne Zystiden, einem ausgeprägten Subikulum, gerne etwas inkrustierten Hyphen und gerne auch mal mit Kristalleinlagerungen in Subhymenium.
Wichtig sind hier die Sporen, insbesondere auch im vergleich zur nächsten Art. Die müssen klein sein (um 5 µm lang) und vor allem: elliptisch bis subzylindrisch (nicht allantoid, auch wenn einseitig abgeflachte Sporen gelegentlich diesen Eindruck vermitteln mögen.


Die folgende Art ist ziemlich ähnlich. Momentan unterscheide ich die vor allem anhand der Sporenform.
Zusätzlich kann man noch makroskopische Merkmale einfließen lassen, da sind die beiden schon auch etwas unterschiedlich, was aber schwer zu beurteilen ist. Weitere mikroskopische Unterschiede, wie das Auftreten von Kristallanhäufungen im Subhymenium, die Beschaffenheit der Subikulumhyphen und das Vorkommen (oder Fehlen) von Zystiden sind nicht ganz konstant, dazu aber mehr in einem späteren Beitrag.
Phlebia livida (Bleifarbener Kammpilz):



Auwald am Rhein, liegendes, stark durchmorschtes Laubholz.
Die Fruchtkörper sind frisch recht hell, auffallend sind die eher gedrängten, recht ausgeprägten Warzen. Sowas ist in der Gattung aber immer auch abhängig von alter, Witterung und auch Untergrund.
Mikroskopisch war diese Aufsammlung recht extrem: Die Warzen bestehen fast nur aus einem gewaltigen Wust aus Kristallen.
In der Ausprägung sollte das dann schon recht charakteristisch für die Art sein.
Durch diese kristalline Masse ist der Pilz schwer zu präparieren und solche Dinge wie Schnallen und Zystiden suchen wird zu einer Sisiphusarbeit.

Wenn die Art Zystiden ausbildet, dann sind das ganz lange, dürre Stacheln im Hymenium. Die sind auch recht emfindlich, hier sind zB die Spitzen abgeknickt:

Kein Wunder, um neben den Kristallen was zu sehen, musste man das präparat schon einigermaßen durchrütteln.
Diese Zystiden wurden auch schon mal als einsporige Basidien mit lang auswachsendem Sterigmum interpretiert. Wäre auch eine Möglichkeit. Jedenfalls sind die wohl nicht immer zu finden und zudem schwer zu sehen (weil empfindlich) und auch oft spärlich auftretend.
Die Sporen sind wichtig, die sind nämlich auch klein, im Schnitt etwas schmaler als bei voriger Art, zylindrisch statt ellipsoid und zudem findet sich immer ein recht hoher Prozentsatz an leicht gekrümmten Sporen (suballantoid).

Und weil die gerade so gut hier reinpasst, auch wenn der Fund aus 2015 stammt:
Phlebia subochracea (Schwefelgelber Kammpilz gefällt mir als Name):



Am Rhein auf Höhe des Kaiserstuhls, liegendes, morsches Laubholz in bei Hochwasser geflutetem Gelände.
Die Art ist in dem Zustand wohl schon makroskopisch ansprechbar, zum einen wegen den recht dichten, eher kleinen Warzen zum anderen natürlich wegen der beeindruckenden Farbe. Die Farbe ist natürlich veränderlich, blasst im Alter und beim Antrocknen aus oder wird dunkler und trüber.
Mikroskopisch hat die Art regulär dünnwandige Leptozystiden, die immer etwas zugespitzt sind. Diese Zystiden könne mal spärlich vorhanden sein, sollten meist aber gut zu finden sein. Im vergleich zu den Phlebia - livida - Zystiden sind die richtiggehend kräftig.
Allerdings sollten die Zystiden keinesfalls zylindrisch sein, auch sollten sie nicht so aussehen wie die oben von Phlebia rufa, noch sollten sie inkrustiert oder mit einem harzigen, amorphen Exsudat bedeckt sein.
Die Sporen sind etwas größer als bei den beiden vorigen Arten, erreichen auch mal Längen von gut 7 µm.


Soviel vorerst aus der Reihe "Phlebia: Pharbenphrohe Phormenphielphalt"
PH - Gnolm lässt grüßen. 
LG, Pablo.