Hallöle! 
Wie schon angedroht: Es folgen ein paar weitere Pilze, die sich in den letzten Wochen so vorgestellt haben.
Den ersten hatte ich mit Heidi und Rudi zusammen gefunden, der ist zwar ein Lamellenpilz. Wächst aber immerhin auch an Holz.
Crepidotus applanatus (Abgeflachtes Stummelfüßchen):


Eine Art mit recht großen Fruchtkörpern, glatter Hutoberfläche, Huthaut weder abziehbar noch gelatinös.
Da gibt es einige verschiedene Arten, muss man also schon mikroskopieren.
Huthaut ist eine Kutis, aber mit reichlich abstehenden Elementen an einigen Stellen, die man wohl schon als Pileozystiden bezeichnen kann. Cheilos recht einheitlich breit keulig bei dieser Kollektion.

Sporen rundlich und mit eher kleinen, aber gut sichtbaren Warzen:

Der Pilz hat noch einige eher diffuse Nachbararten, die inzwischen meist synonymisiert werden. Offenbar haben sich leichte Abweichungen in der Form der Cheilozystiden und Sporengrößen als nicht so richtig konstant erwiesen.
Der nächste ist ein Mykorrhizapilz, in diesem Fall in Symbiose mit Kiefern.
Also eigentlich gar kein richtiger Pilz, weil wächst ja nicht an Holz. Eingesammelt und untersucht habe ich ihn trotzdem mal, ich mag die Familie (Thelephoraceae) irgendwie.
Thelephora caryophyllea (Trichter - Warzenpilz):



Immer irgendwie gestielt und viel regelmäßiger im Wuchs als Thelephora terrestris, dabei meist kleiner und mit weniger zusammenfließenden Fruchtkörpern, die auch nicht an irgendwelchen Gräsern oder Geäst herumklettern.
Schnallen vorhanden, Sporen mit deutlichen Stacheln (schwer zu sehen, gab auch nur wenige reife Sporen), die bis 1 µm lang werden können. Sporen zudem recht klein für die Gattung, hier bis 7,5 µm Länge) ohne Stacheln, bei optisch ähnlichen Arten sind die Sporen etwas größer.
Der schickste Beifang beim Stöckchendrehen saß unter einem liegenden, noch berindeten Laubholzast (dürfte Ahorn gewesen sein). Feucht ja (Auwald), aber eigentlich nicht ausgesprochen nass.
Was anfangs mal aussieht wie ein Becherchen, ist ein Dothideomycet.
Catinella olivacea (Olivgrünes Kernbecherchen oder so):



Nicht gerade die hübscheste Kollektion, sondern recht mitgenommen, aber gefreut hat es mich trotzdem. Der steht schon länger auf meiner Fundwunschliste.
Besonders häufig dokumentiert ist die Art anscheinend nicht. Das sagt bei solchen Pilzen aber wenig über die tatsächliche Häufigkeit aus, denn die kann man in der Tat ausschließlich beim Stöckchendrehen finden.
Neben der nicht ganz charakteristischen Ökologie haben mich noch die komischen, septierten "Pseudoasci" im Hymenium gewundert.
Hat jemand eine Idee, was die da machen und warum?

Die Sporen sind etwas unförmig (potentiell wegen Alter und Zustand der Fruchtkörper), passen aber größentechnisch gut. Sind natürlich grün, bei den Bildern durchs Messokular sind die Farben total verrutscht. Paraphysen septiert, apikal keulig, mit harzartiger Massenverklebung an den Spitzen.
Keine Reaktion des Hymeniums in Lugol.
Aber anzünden kann man das Präparat:

Indem man einen Schuss KOH (3% reicht) reinlaufen lässt.
Vergesellschaftet war der mit Phlebia livida:



Ansonsten war einer der schönsten Funde der Folgende;
Oxyporus latemarginatus (Breitrandiger Steifporling):



An einem liegenden, entrindeten Stamm in den Rheinauen, die fruchtkörper sind ziemlich weich, lassen sich fast verschmieren, werden aber beim Trocknen hart.
Poren und Wuchs sind recht unregelmäßig, aber alles rein resupinat, ohne irgendwelche Hutkanten irgendwo.
Mikroskopisch zeichnet sich die Gattung durch ein monomitisches Hyphensystem aus, alle Septen ohne Schnallen, sowie apikal inkrustierte Zystiden im Hymenium.
Die können dünn- oder dickwandig sein, hier sind sie dünnwandig, höchstens mal apikal schwach verdickt.
Gloeozystiden können in der Gattung zusätzlich vorkommen, hier fehlen sie (wichtiges Merkmal). Basidien sind recht variabel, aber meist in irgendeiner Weise keulig.
Schlüsselt man in der Gattung, ist noch die Breite der Hyphen im Subikulum wichtig. Da komme cih auf breiten von bis zu 8 µm, im Kontext sogar auf breiten bis 10,5 µm.
Zusammen mit den fehlenden Gloeozystiden sollte das Oxyporus corticola ausschließen.
Der hätte auch tendenziell eine etwas andere Ökologie und die Fruchtkörper sollen wohl nicht ganz so weich im Frischzustand sein.
Jedenfalls stört mich da auch nicht, daß die Sporen im Abwurf und im Röhrenpräparat nicht ganz einheitlich in der Größe sind.


Übrigens ist der Fund >aus dem Starbeitrag von diesem Thema< ebenfalls Oxyporus.
Das aber nur so am Rande. Einen Beleg dazu habe ich leider nicht mehr, und ohne wird sich nicht mehr sicher klären lassen, welche art der Gattung das war. Ausgehend von der Konsistenz und Ökologie tendiert das aber auch zu Oxyporus latemarginatus.
OK, weiter.
Was sitzt denn hier unterm Kiefernstamm?

Das hat mich optisch erstmal genasführt. Denn die Art kenne ich mit anderem Aussehen, zudem war der hier total entfärbt und roch einfach nur unbedeutend porlingsartig.
Mit den feinen Poren, trocken bröckeligen fruchtkörpern, kleinen allantoiden Sporen, dimitischer Hyphenstruktur, amyloiden Skeletthypen und Schnallen kommt man aber dennoch rasch zu
Antrodia xantha (Gelbe Braunfäuletramete)


Pilze sehen halt nicht immer aus wie im Bilderbuch.
Ebenfalls mal ohne Geruch, aber doch auch mit recht typischem Aussehen gab's noch mal
Scytinostroma hemidichophyticum:



Auch eher unkritisch, und mit so typischer Ausprägung wie hier schon makroskopisch mit sehr geringer Fehlerquote anzusprechen ist
Cylindrobasidium laeve (Ablösender Rindenpilz)


Zur Entspannung noch mal kurz bei der Phlebia rufa von vor ein paar Wochen vorbeigeguckt, ob sich da was verändert hat:

OK, ein bisschen bunter werden die Fruchtkörper schon mit der Zeit. Aber bis auf einige rostfarbene Flkecken in den randbereichen würde ich das immer noch nicht als rot bezeichnen.
Einfach schön zum Anschauen, Polyporus alveolaris (Wabenporling, syn.: Polyporus mori):

Muss nicht unters Mikroskop. Irgendwann mal, wenn ich Zeit habe, aber zur Bestimmung ist das nicht erforderlich.
Ebenso bei Lentinus tigrinus (Getigerter Sägeblättling):

An diesem bekannten Stamm immer hübsch vergesellschaftet mit Polyporus badius:

LG, Pablo.