Hallo, Adi!
Nobi hat es ja schon weitestgehend auf den Punkt gebracht. Pilze sind kompliziert, es ist nach dem Tierreich wohl das zweit - artenreichste biologische Reich.
Heißt also: In ihrer Geasmtheit (als komplettes Reich betrachtet) sind "Pilze" um ein Vielfaches komplexer als einzelne Klassen der Fauna (Insekten, Wirbeltiere, Weichtiere...). Da ist es auch nicht anders, als bei Zoologen: Wenn man einen Teilbereich wirklich verstehen will, muss man sich spezialisieren. So wie man sich als Zoologe ein Leben lang intensiv ausschließlich mit einer begrenzten Anzahl an Käferfamilien beschäftigen kann, und da niemals zum Ende kommt, kann man sich als Mykologe zB ein Leben lang ausschließlich mit Dungpilzen, Kernpilzen, Heterobasidiomyceten, Anamorphen oder usw. beschäftigen. und würde da ebenfalls nie am Ende der Forschung ankommen.
Dennoch kann man sich ein recht solides "Allroundwissen" antrainieren, aber das dauert und setzt die Bereitschaft voraus, genau zu beoachten, mögclihst viele Merkmale einzubeziehen und vor allem: Zu akzeptieren, daß man oft (und oft heißt wirklich oft) keinen Artnamen herausfinden wird, sich also mit einer Gattungseinordnung zufrieden geben muss. Es sei denn, man würde Experten, Spezialisten einbeziehen, die die Funde dann auch selbst untersuchen und mikroskopieren und vergleichen müssten.
Bei den "Bestimmungen" auf deiner ansonsten und vor allem Bildtechnisch famosen Seite, sind schon beim raschen Überfliegen zB einige klare Fehleinschätzungen zu sehen, die ich im Einzelnen jetzt nicht durchgehen kann. Aber wenn man mal als Beispiel >diese Kategorie< nimmt, müsste man vor allem die Systematik mal nachkorrigieren. Denn etliche der dort gezeigten Arten sind ja gar keine Schlauchpilze. Nimmt man mal Tremiscus helvelloides: Das ist ein Heterobasidiomycet, und mit >Aleuria aurantia< ungefähr so nahe verwand wie ein Nilpferd mit einer Fruchtfliege.
Das aber mehr am Rande, wie schon erwähnt: Pilzliche Systematik ist kompliziert, wenn es hilft, darf man sich dann auch mal ruhig einie virtuelle und nicht wissenschaftliche "Hilfsübersicht" basteln.
Im einzelnen (nur die oberste Zeile an Bildern, der rest stimmt vermutlich), von links nach rechts:
- Stereum rugosum ist eine Laubholzart, sieht auch etwas anders aus. Das hier ist Stereum sanguinolentum (an Fichte? jedenfalls Nadelholz)
- Stereum rugosum sieht auch nicht so aus, und der hat auch sicher nicht gerötet (höchstens etwas gebräunt). Das auf dem zweiten Bild müsste (wenn er nicht doch feine Poren hätte) Laxitextum bicolor sein.
- Byssomerulius corium sieht nocht nur völlig anders aus, sondern besiedelt auch hauptsächlich Laubholz. Dieser hübsche Porling mit violetten Tönen im Hymenium an Nadelholz ist Trichaptum abietinum.
- Nectria cinnabarina: Vielleicht, aber wenn: Dann die Nebenfruchtform. Allerdings sieht da auch das substrat stark nach Nadelholz aus, und dann wäre Nectria cinnabarina sehr unwahrscheinlich. Die ehemalige Gattung "Nectria" ist allerdings polyphyletisch und wird mittlerweile in diverse Kleingattungen aufgespalten, die Unterscheidung einzelner Arten ist hochkomplex und teils ohne Sequenzierungen kaum mehr möglich (auch mikroskopisch nicht).
Bei sowas (wenn's Nadelholz ist), schreibt man am besten irgendwas dran wie: "Nectria spec.; Anamorphe", dann steht da immerhin nichts, was potentiell falsch wäre.
Also soweit nur in der Kürze, aber das ist doch völlig klar, daß das alles nicht so auf Anhieb richtig sein kann oder reibungslos funktioniert. Und reinstarten muss man ja irgendwie, wer da nix falsch macht, hat auch nichts probiert und nachher nichts gelernt.
Darum: In der Hoffnung auf weitere Anfragen, Dranbleiben lohnt sich und nur keine Scheu. 
LG; pablo.