Beiträge von Beorn

    Hallo, Björn!


    Und was in dem Zusammenhang wirklich schade ist: Mario hatte mir auch noch wass davon geschickt, aber die Sendung wurde wohl im Weihnachtsverkehr bei der Post verduselt. Ist jedenfalls bei mir nicht angekommen, sonst hätte ich vielleicht noch eine vierte Idee einbringen können. :D


    Tendenziell würde ich schon den Bestimmungen von Frank hohe Bedeutung beimessen, es gibt wenige Leute in Europa, die so viele Kollektionen von so vielen Arten von Porlingen etc. untersucht haben. Was nicht heißen soll, daß einige Leute in Italien nicht auf dem gleichen Niveau arbeiten würden, oder daß es bei so komplizierten Pilzen nicht immer Fehlerquellen gibt, die auch die erfahrensten Mykologen in den April schicken können.
    Was die Sequenz betrifft: Das kann fehlerbehaftet sein. Da muss man meiner Ansicht nach bei Einzelsequenzen auch immer mit Typussequenzen vergleichen, sonst landet man möglicherweise im Chaos, weil in den Datenbanken ja auch eine Menge "falsch beschriftete" Sequenzen enthalten sind.
    Wäre also die Frage, wer die "spanische" Sequenz wie ausgewertet hat, welche Vergleichskollektionen im Bäumchen auftauchen, ob das Material wirklich "sauber" war und so weiter...
    ...das sollten wir aber idealerweise nicht hier diskutieren. ;)



    LG; Pablo.

    Hallo, Janosch!


    Wenn du das Pilzkompendium hast (alle Bände?), dann brauchst du zumindest für die "Blätterpilze" die PdS nicht mehr. Außer halt für Täublinge und Milchlinge.
    In den neuen Aphyllo - Kibby habe ich bisher nur einen kurzen Blick hineingeworfen, und auch nur in den Teil mit den Röhrlingen, und hatte da schon den einen oder anderen Punkt mit Fragezeichen...
    ...aber es dürfte auch in dem Bereich trotzdem sehr viel solider sein, als PdS, und Geoffrey Kibby hat meiner Ansicht nach ziemlich gute Bilder und Beschreibungen (zumindest in den Vorgänger - Werken).
    Was ich halt nicht weiß: Wenn es dir um solche Aphyllos wie zB Corticiaceae im weiteren Sinne oder poroide Holzbewohner geht, da rate ich absolut zu entsprechender Literatur, für Porlinge wäre momentan die neue Auflage der Poroid Fungi of Europe (Ryvarden / Melo) relevant, für Corticiaceen Fungi europaei 12 (Bernicchia) und Corticiaceae of North Europe (Eriksson, Ryvarden et al.).
    Alles Andere hilft da nicht wirklich weiter. Sagt aber jetzt einer, der sich halt besonders gerne und viel egrade mit solchen Pilzen beschäftigt, vermutlich wird ein Afficionado für eine andere spezielle Gruppe etwass ähnliches bezogen auf sein Spezialgebiet sagen. ;)
    Aber: Das ist nicht der Punkt, sondern das wäre ja erst der übernächste Schritt.



    LG; Pablo.

    Hallo, Björn!


    Tolle Funde aus Marios Arena. :thumbup:
    Der Hapalopilus - wenn es denn der entsprechende Stamm ist - hat eigentlich nur einen Namen: Hapalopilus aurantiacus. >There we go.<
    Früher hat man mehrere resupinate Arten der Gattung unter "Hapalopilus salmonicolor" zusammengefasst, nur ist dieser Name mittlerweile auf keine europäische Art mehr anzuwenden. Höchstens noch als Sammelbegriff, wenn ein Fund nicht einer der drei derzeit akzeptierten Arten zugrordnet werden konnte.
    Marios Fund ist ja von Frank Dämmrich als Hapalopilus aurantiacus bestätigt, da ist es kaum vorstellbar, daß man da noch wass Anderes draus machen könnte.


    Wenn's ein anderer Fundort wäre, die Poren größer als bei Marios Fund (das könnte hier auf den Bildern aber täuschen, so daß sie größer aussehen als sie waren), und der Pilz außergewöhnlich weich und innen ganz glasig war: Das hier hat schon eine gewisse Ähnlichkeit mit angetrockneten Fruchtkörpern von >Parmastomyces mollissimus<. Ist es aber natürlich nicht, wenn nicht so weich und an Marios bekanntem Stamm gefunden.


    Zu den Pilzen, die Mario noch untersucht, biete ich folgende Ideen an:
    9 & 12 = Phanerochaete spec (könnte beides ganz gut sordida s.l. sein)
    20: Ebenfalls Cinereomyces lindbladii.



    LG; Pablo.

    Hallo, Thomas!


    Wie stark das KOH konzentriert sein muss, hängt auch stark ab von der jeweils zu untersuchenden Pilzgruppe. Unterschiede können dann aber auch dadurch bedingt sein, mit welchen Konzentrationen die Mykologen gearbeitet haben, die die entsprechende Vergleichsliteratur verfasst haben.
    Für die KOH - Proben bei Cortinarius zB braucht man nicht mit so homöopathischen Dosierungen wie 5% anzukommen. Die Vergleichswerte sind mit mindestens 20% erfasst worden, und dann muss man auch diese Konzentration so verwenden.
    Bei Phanerochaete s.l. oder Phlebia dagegen bekommt man mit 20% KOH teils eine falsche Reaktion, weil das Zeug so ätzend ist, daß es mehr oder weniger den Fruchtkörper völlig zerstört und dadurch auch Verfärbungen verursacht, die in die Irre führen können.


    Beim FomPini habe ich - wie erwähnt - nichts gefunden, wo eine Reaktion der Röhrentrama in KOH beschrieben wird. Also kein vergleichswert, wie stark ich das Zeug konzentrieren muss, und wenn es bei 5% schon funktioniert, gibt es keinen Anlass, höher konzentrierte Lösung draufzutun. ;)



    LG; Pablo.

    Hallo, Janosch!


    Die Frage nach den Taxa ist rasch beantwortet: Ja, da sind einzelne Pilzarten gemeint. Zu denen ggfs noch zusätzlich Synonyme angegeben sind, also...
    ... da ist schon sehr viel drin.
    Aber eben bei weitem nicht alles. Wie Stefan schon angedeutet hat: Auch die Gattungs- und Artkonzepte sind nicht mehr "up-to-date".
    Dennoch sind diese 6 Bände ein ganz wichtiges Werk und haben sehr wohl auch heute noch eine Menge zu bieten. Ich würde es nicht als Bestimmungsliteratur bezeichnen, aber ein sehr gutes Werk, um Bestimmungen nach aktuelleren Schlüsseln (Gattungsmonografien oder reine Schlüsselwerke wie FungaNordica oder Gröger) zu überprüfen und die teils wirklich guten (mit Einschränkung eventuell nicht mehr ganz aktueller Artkonzepte) Beschreibungen und Abbildungen zu vergleichen.
    Lohnt sich auf jeden Fall, wenn man auf fortgeschrittenem Niveau einfach mal blättern will, um zB in eine Richtung oder sonstwie an eine Bestimmungsinspiration zu kommen, sehr wertvoll.
    Insbesondere der erste Band (Ascos) hat einige Schwächen (und behandelt einfach viel zu wenige Arten), da lohnt es sich wirklich, entsprechende Spezialliteratur anzuschaffen, wenn man sich damit näher befassen will.
    Ist aber immer so, in jedem Bereich.


    Etwas teurer sind noch die Bände des Pilzkompendiums von Erhard Ludwig, aber für den Schritt vor der Anschaffung von Gattungsmonografien noch einen Tik besser als die PdS (meiner Ansicht nach), wenn man mit den Zeichnungen als makroskopische Ansichten etwas anfangen kann. Und dort gibt's halt keine Ascos, keine Röhrlinge und auch keine sonstigen Aphyllophorales, dafür hat man für die lamelloiden Agaricales viel umfänglichere Darstellungen, wenn auch in den Artkonzeptionen Ludwig teils recht eigenen Anschauungen folgt.


    In dem Bereich (große Geasmtwerke mit sehr vielen beschriebenen Arten) hat jedes werk Stärken und Schwächen, absolute Vollständigkeit darf man nie erwarten, aber jedes dieser Werke ist eine große Bereicherung, denke ich, wenn man zuvor zur mit Büchern gearbeitet hat, die so um den Dreh nur 1000 bis 2000 Arten behandelt haben.


    PS.: BaWü - Pilze hat wieder einen anderen, eigenen Charakter, weil es vor allem eine "ökologische" Sammlung ist. In Form einer Zusammenfassung von Kartierungsarbeit inklusive diverser Parameter zu Ökologie, Phänologie, Verbreitung (im behandelten Gebiet). Die Bilder und Beschreibungen, und auch die Schlüssel sind nur in Teilen ausführlich genug, um damit wirklich arbeiten zu können. Ist aber auch ein sehr interessantes Werk, daß in vielerlei Hinsicht hilfreich ist.


    Mein Tip: Du könntest ja solche Werke erstmal in einer Bibliothek ausleihen, jeweils für ein paar Wochen und ein wenig damit arbeiten.
    Wie gesagt, halte ich diese Werke eher für wichtige Ergänzungen zu reinen Schlüsselwerken. Wenn du einzelne Gattungen und Pilzgruppen intensiver behandeln willst, brauchst du eh Gattungsmonografien und weitere Literatur in Form von Publikationen / Artikeln aus Fachzeitschriften.
    Um da mal auf den richtigen Geschmack zu kommen oder um auch mal einen Pilz außerhalb der bevorzugten Fachbereiche besser einordnen zu können, sind Gesamtwerke wie PdS sehr wichtig. Da hilft es dann, sich die einzelnen Bücher mal anzugucken um rauszufinden, was einem am besten passt.



    LG; Pablo.

    Moin!



    ...was macht ihr denn so draus? :/


    Am liebsten eine schöne Sahnesoße zu Nudeln, manche Pilzfreunde schwören auf den Dill dazu, aber es geht theoretisch auch ohne.
    Beim beschriebenen Geruch würde ich jedenfalls sagen: Ganz schön früh dran, deine >Flatschmorcheln<.
    Sind aber auch noch ganz jung, theoretisch würde man die noch wachsen lassen, aber bei den kommenden frostigen tagen sind sie dann wohl kaputt.



    LG, Pablo.

    Hallo, Rotfüßchen!


    Lustige Helmlinge. :)
    Was für welche das sein könnten, das weiß ich aber auch nicht.
    Schöne Aufnahmen der Stielbasis vom Narzissengelben Wulstling, wo man auch die Ähnlichkeit zum Pantherpilz gut erkennt.



    LG; Pablo

    Moin, Thomas!


    Du meinst >den Gedanken hier<?
    Schon möglich übrigens, daß da ähnliche Mechanismen dahinter stehen.
    Allerdings: Ich hatte da - sowohl bei Belis Pilzen, als auch bei den Vergleichskollektionen - 5% KOH gearbeitet. Ob das in so niedriger Konzentration beim FomFom überhaupt irgendwas auslöst, müsste ich mal testen.
    In der Konzentration ist KOH auch relativ harmlos. Ich meine, auch das sollte man sich nicht unbedingt ins Auge schütten oder trinken, aber es sollte doch unbedenklich sein, damit auch im Beisein von Kindern zu hantieren. Bei den meisten Porlingen und Krusten, wo man makrochemische KOH - Reaktionen beobachten will, reichen solche Dosierungen von 5% - 10% völlig aus, bzw. die Reaktionen werden bei höher dosiertem KOH sogar unzuverlässig und verfälscht.



    LG, Pablo.

    Morgen!


    Ich weiß nicht so genau, wie welche Pilze das interpretieren, daß sie "Winterpilze" sein sollen.
    Im Grunde ist das bestimmungstechnisch erstmal ja wenig interessant, weil die eh machen was sie wollen. Erst recht in einem Jahr wie diesem: Bislang gab es zumindest hier im Südwesten keinen Winter. ;)


    Bei diesen Candicantes (Trichterlinge mit einegwachsen bereifter Hutoberfläche), scheint der Geruch teils etwas variabel zu sein oder wird unterschiedlich wahrgenommen. Diese Pilze, die ich meistens als "phyllophila s.l." bezeichne, riechen für mich unverletzt etwas apfelig, also leicht säuerlich-fruchtig, verletzt mitunter auch diffus mehlgurkig bis staubartig.
    Liegt aber vermutlich auch daran, daß ich schon verschiedene Arten in der Hand hatte, ohne die zu unterscheiden. Da wäre ja der Farbhauch des zusammengschobenen Sporenpulvers wichtig.


    Reingebissen hatte ich nie, zum Geschmack werden sich da auch kaum belastbare Aussagen finden. Ist aber - wenn man das richtig macht, so wie du - sicherlich harmlos, selbst bei solchen potentiell stark giftigen Pilzen.



    LG, Pablo.

    Hallo, Ingo!


    Es gibt ja auch ganz viele komische Sachen. ;)
    Und sicher noch mehr, von denen ich noch nichts weiß.


    "Radulum" gibt es meines Wissens übrigens tatsächlich nur noch als "ursprünglichen Namen": In der momentanen Systematik gibt es das als Gattung gar nicht mehr, lediglich in der Synonymie zu diversen Arten und als "Baustein" in anderen (auch aktuell gültigen) Gattungsnamen, wie eben Radulomyces oder Radulodon...
    Dafür sind die Synonyme, vor allem wenn in der Nomenklatur stärker an rein morphologischen Konzepten orientiert, aber so wichtig: Weil sie erstens den Verlauf der Beobachtung einer "Art" durch verschiedene Mykologen beschreiben, zweitens auch dem "durchschnittlich normalkundigen" Pilzfreund hier und da einen Anhaltspunkt geben, mit einer Recherche zu beginnen. Dann muss man halt aber immer noch rausfinden, was wie zusammengehört, was ja manchmal auch nicht einfach ist.



    LG, Pablo.

    Phanerochaete cumulodentata (Nikol.) Parmasto (2015)
    Raspelzahn - Zystidenkruste
    Synonyme:
    - Radulum cumulodentatum Nikol. (1970)
    - Phanerochaete raduloides J. Erikss. & Ryvarden (1978)


    Familie: Phanerochaetaceae
    Ordnung: Polyporales
    Klasse: Agaricomycetes



    makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper auf und unter der Rinde, zunächst als kleinere Flecken, später mehr oder weniger großflächig; Hymenium wachsartig wenn frisch, Ränder und Subikulum wattig - faserig, weißlich; Hymenophor cremeweiß, blass grauocker bis satt ockergelb, grob warzig bis zahnförmig, Warzen zur Fruchtkörpermitte hin gröber, dicker, stärker zahnförmig und oft zu irregulären Clustern zusammenfließend (lat.: cumulodentata frei übersetzt = –žgehäuft - zahnig–œ); die Ausprägung mit groben, langen und dichten Zähnen der unten vorgestellten Kollektion ist wohl einigermaßen extrem, normalerweise sollte das wohl in richtung eins etwas flacheren Reliefs variieren.


    mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur monomitisch, Septen im Hymenium und Subhymenium immer ohne Schnallen, im Subikulum / Zahntrama meistens ohne Schnallen jedoch gelegentlich mit großen und bisweilen doppelten –žWirtelschnallen–œ; Hyphen im Subhymenium dünnwandig, dicht aufsteigend verflochten und oft etwas –žphlebioid–œ verknorzelt; im Subikulum +/- dickwandig, lockerer verknüpft, dort vielfach rechtwinklig verzweigt und gegabelt, mitunter nahezu bindehyphenartig mit zahlreichen kurzen oder längeren Auswüchsen / Abzweigungen; teilweise inkrustiert;
    Basidien schlank keulig, in +/- dichter Palisade, viersporig, ohne Basalschnalle;
    Zystiden als Leptozystiden ausgebildet, dünnwandig, ohne Inkrustierungen, +/- zylindrisch - schlauchförmig, apikal etwas verschmälernd und abgerundet, bis ca. 100 µm lang;
    Sporen hyalin, dünnwandig, inamyloid, schmal elliptisch bis subzylindrisch; bei eigenen Messungen (in Leitungswasser aus Abwurf) ca. 4-6 x 2,3-2,8 µm; lt. Lit. 4,5-5,5 x 2,5 µm (CoNE) oder 4,5-6 x 2,5-3 µm (FE12, als Phanerochaete magnoliae).


    Vorkommen: relativ seltene Art; in Deutschland mit einer Verdichtungstendenz von Nachweisen im westlichen Mecklenburg-Vorpommern, ansonsten zerstreut in Brandenburg und wenigen, weit gestreuten Einzelfunden in weiteren Bundesländern.
    An hängendem oder liegendem Substrat von Laubholz (ob auch Nadelholz?), wohl ohne besondere Bevorzugung bestimmter Habitate oder Bodentypen;
    der vorgestellte Fund stammt aus einem Rotbuchen-Mischwald der nördlichen Oberrheinebene, wärmebegünstigt, eher trockener, schwach saurer Sandboden, an in den Luftraum ragendem Ast eines liegenden Rotbuchenstammes, noch größtenteils berindet und ungefähr im Ende der Initialphase; Fruchtkörper ließen sich von Juni bis August 2017 immer wieder an dem Ast beobachten, nicht an den Teilen des Stammes mit Bodenkontakt.



    Bilder (für vollwertige Darstellung auf Bild klicken):










    Verwechslungen: Phanerochaete aculeata dürfte eine sehr ähnliche Art sein, sowohl makro- wie mikroskopisch. Wichtig zur Unterscheidung wären insbesondere die bei Phanerochaete aculeata viel weniger stark verzweigten Hyphen des Subikulums, die (wohl nicht immer) mit groben Kristallclustern besetzten Zystiden und die tendenziell geringfügig kleineren, schmaleren Sporen können Hilfsmerkmale sein, sowie die stellenweise schlankeren, regelmäßiger zylindrisch geformten Zähnchen.
    Phanerochaete omnivora hat ein mehr stacheliges oder schlank zahnförmiges Hymenophor mit gedrängteren Stacheln / Zähnen und deutlich schlankere, zugespitzt - hyphoide Zystiden.
    Phanerochaete magnoliae ist eine nordamerikanische Art mit längeren Zystiden sowie größeren Sporen und Basidien. Der Name wurde mißverständlich auch für europäische Kollektionen verwendet, als noch nicht klar war, daß sich nordamerikanische und europäische Sippen auch genetisch unterscheiden. Siehe Volobuev, Okun, Ordynets & Spirin –žThe Phanerochaete sordida group (Polyporales, Basidiomycota) in temperate Eurasia–œ in Mycol. Progress (2015) 14:80
    Weitere Phanerochaete - Arten mit annähernd warzigem Hymenophor unterscheiden sich entweder durch fehlende (Phanerochaete subquercina, Phanerochaete tuberculata) oder anders aufgebaute bzw. inkrustierte Zystiden (zB. Phanerochaete laevis oder Phanerochaete sordida) oder signifikant größere Sporen (dann wohl ebenfalls ohne ausgeprägte Warzen / Zähnchen wie zB. Phanerochaete cacaina).
    Selbstverständlich gibt es eine ganze Armada von auf den ersten Blick ähnlichen Rindenpilzen auch in anderen Gattungen. Für Bestimmungen sind mikroskopische Untersuchungen wie immer unverzichtbar. Die Gattung Phanerochaete grenzt sich durch ihre relativ typische Hyphenstruktur ganz gut von anderen Gattungen ab: Schnallen fehlen konstant, außer gelegentlichen und bisweilen doppelten Schnallen an den Hyphen des Subikulums mit verdickten Wänden; Subikulumhyphen meist auch eher locker verflochten. Die elliptischen bis zylindrischen, glatten, dünnwandigen und inamyloiden Sporen sind ein zusätzlicher Anhaltspunkt.
    Eine sicherlich unvollständige Liste für vergleichbare Arten siehe im Anschluss.


    Vergleichsvorschläge:
    >Phanerochaete aculeata = Spitzwarzige Zystidenkruste<
    >Phanerochaete omnivora = Dichtstachelige Zystidenkruste<
    >Phanerochaete subquercina = Eichenzähnchen - Zystidenkruste<
    >Phanerochaete tuberculata = Zystidenlose Zystidenkruste<
    >Phanerochaete magnoliae = Grobwarzige Zystidenkruste<
    >Basidioradulum radula = Reibeisen - Rindenpilz<
    >Hyphoderma transiens = Variaber Rindenpilz<
    >Hyphoderma mutatum = Veränderlicher Rindenpilz<
    >Cristinia gallica = Zahnförmiger Körnchenrindenpilz<
    >Radulomyces molaris = Gezähnter Reibeisenpilz<
    >Radulomyces confluens = Zusammenfließender Reibeisenpilz<
    >Xylodon quercinus = Eichen - Zähnchenrindenpilz<
    >Phlebiopsis gigantea = Großer Zystidenkammpilz<
    >Phlebia nothofagi = Scheinbuchen - Fadenstachelpilz<
    >Phlebia aurea = Goldgelber Fadenstachelpilz<
    >Phlebia radiata = Orangeroter Kammpilz<
    >Crustomyces subabruptus = Dimitischer Krustenpilz<
    >Peniophora laeta = Hainbuchen - Zystidenrindenpilz<
    >Irpex lacteus = Milchweißer Eggenpilz<



    Anmerkungen: Die deutschen Namen für diese Art und etliche der Vergleichsarten wurden eben vom Autor selbst ausgedacht.

    Hallo, Ulla!


    Ist doch klar, daß deine Funde ordentlich untersucht und einwandfrei sind. :thumbup:
    Das verhalten dieser Pilze finde ich aber faszinierend, mit der frühen Bildung der Fruchtkörper, die dann so lange stehen und so langsam reifen, bis man freie Sporen finden kann. Sie sehen nicht nur spannend aus, sondern beschreiben auch einen ganz faszinierenden Weg, den die Natur da nimmt.



    LG, Pablo.

    Hallo, Steinpilzhummel!


    Hast du, aber das war ja viel mehr Arbeit, als notwendig gewesen wäre. ;)
    Was meine Schuld ist, weil das hätte ich vorher kurz erklären sollen: Für mich sind's nur drei Klicks, ein Thema aus einem Unterforum in ein anderes zu schieben. Geht halt aber nur als Moderator. Das tut mir leid, daß du dir nun die Mühe gemacht hast, all die schönen Bilder nochmal hochzuladen!


    Nun steht's doppelt da, wenn du einverstanden bist, dann täte ich morgen das Thema, wo noch niemand geantwortet hat, verschwinden lassen. Oder beide zusammenlegen, wenn doch jemand im anderen Thema noch wass schreibt.
    Und hoffe auf viele weitere, tolle thüringer Pilzfunde.
    Auf ein gutes und pilzreiches Jahr 2018. :thumbup:



    LG; pablo.

    Hallo, Ulla!


    Ich glaube, die machen das sogar ganz gerne, daß sie die Fruchtkörper schon mal in aller Frühe ansetzen. So wie ja die Kelche auch.
    Aber die Asci bringen deine sicherlich auch erst viel später zur Reife, kann das sein?
    Die Urnen an Dieters Standort müssten jetzt auch schon da sein (glaube ich?), aber reife Sporen wird man da nicht vor März / April finden.



    LG; Pablo.

    Ahoi!


    Auffällig war der Geschmack nach Gurke.


    Finde ich beinahe ein kleines bisschen wagemutig, wo der Pilz doch auch eine ziemlich Ähnlichkeit mit Arten aus der Gruppe um Clitocybe phyllophila hat. Im grunde sind Kauproben ja bei mehr als 99% aller Bestimmungen völlig überflüssig, weil nicht bestimmungsrelevant. Sofern man sich nicht zufällig gerade nur oder wenigstens ausschließlich mit Täublingen oder Ritterlingen beschäftigt. ;)
    Aber du wirst schon wissen, was du tust, und bei einer fach- und kunstgerecht durchgeführten kauprobe sollte da nichts passieren, auch wenn's C. phyllophila sein sollte.


    Beispielbildchen (Clitocybe phyllophila s.l.):



    LG, Pablo.

    Moin!


    Oder vielleicht doch eine Art aus dieser gruseligen metachroa - Verwandschaft?
    Die Sporen von Lepista flaccida hatte ich noch etwas kugeliger in Erinnerung und denke eigentlich, man müsste die Warzen auf Nosozias Bildern schon erkennen.



    Aber keine Ahnung, wo ich doch von solchen Pilzen gar nicht wirklich was verstehe.



    LG; Pablo.

    Guten Abend!


    Es ist ja gut möglich, daß jemand Lenzites warnieri auch schon an lebendem (bzw. absterbendem) Holz fand. Wenn das dann in einer Fundbeschreibung steht, ist es ja nicht falsch. ;)
    Was den Fund von Adi betrifft: Ich bin mir ja wie gesagt auch nicht sicher, erkenne aber schon ein paar Parallelen zu meinen Funden.
    Dennoch mag ich ja gar nicht ausschließen, daß auch die komisch glatthütigen Exemplare auch zu Daedaleopsis gehören.
    Auch ohne die typische Färbung und scharfe Zonierung kann das dann trotzdem tricolor sein, die ist in der Hinsicht etwas variabler, als man vielleicht denken mag.
    Das genauer zu untersuchen halte ich dennoch nicht für falsch, und sei es nur, um die Eventualitäten letztlich sicher ausschließen zu können.



    LG; Pablo.

    Danke...


    ...für alles, was ich von Helmut mitnehmen durfte.
    Leider kam es nie zum persönlichen Kennenlernen, mir bleibt seine kämpferische und zugleich warmherzige, humorvolle Art, die er hier so stark zum Ausdruck gebracht hat. Auch schon vor seiner Krankheit.



    Liebe Grüße!

    Hallo, Adi!


    Wichtig ist halt ein Ölimmersionsobjektiv für 1000fache Vergrößerung bei den Sporen.
    Ansonsten: Ich fotigrafiere auch freihändig mit meiner alten Olympus durchs Okular von einem Askania RME5.
    Das geht schon, Sporen färbe ich normalerweise auch nicht an, siehe zB >jüngste Beispiele<.
    Enorm wichtig ist meiner Ansicht nach die richtige Präparierung, das braucht viel Übung und auch einiges an Know-How, wie was zu interpretieren ist.
    Mein Tip: Es ist absolut faszinierend, wenn man sich damit beschäftigt. Aber überstürze es nicht, ebenso wichtig ist eine solide makroskopische Basis. Vielleicht sogar noch wichtiger. Denn auf einer guten Beurteilung der makroskopischen merkmale baut die Mikroskopie auf. Und beschränkt sich ja nicht auf die Betrachtung der Sporen, sondern auf diverse Zellstrukturen in unterschiedlichen Geweben eines Fruchtkörpers.


    Wie gesagt: Ausschließen mag ich auch bei den komisch glatthütigen, trüben und irgendwie weniger deutlich zonierten Exemplaren die Daedaleopsis nicht.
    Aber Auenblättlinge wären schon was faszinierendes, und ich finde die Ähnlichkeit schon erstmal auffällig.



    LG, Pablo.

    Basidioradulum radula (Fr.) Nobles (1967)
    Reibeisen - Rindenpilz
    Synonyme:
    - Hydnum radula Fr. (1818)
    - Radulum radula (Fr.) Nannf. (1935)
    - Hyphoderma radula (Fr.) Donk (1957)
    - Xylodon radula (Fr.) Tura, Zmitr., Wasser & Spirin (2011)
    - Radulum orbiculare Fr. (1825)
    - Odontia cerasi Pers. (1800)
    - Xylodon cerasi (Pers.) Fr. (1818)


    Familie: Schizoporaceae (?)
    Ordnung: Hymenochaetales (?)
    Klasse: Agaricomycetes



    makroskopische Eigenschaften: Fruchtkörper anfangs als kleine, +/- rundliche Flecken (normalerweise auf der Rinde), später zu größeren Belägen zusammenfließend; weißlich bis ockerlich; frisch und bei guter Durchfeuchtung wachsartig, trocknend mit eher ledrig - faseriger Haptik; Hymenophor aus groben, geotrop ausgerichteten und recht unregelmäßig zerklüfteten Zähnchen, die meistens in der Mitte der einzelnen Fruchtkörper besonders sicht und lang sind, zu den Rändern dünner, ganz junge Fruchtkörper erscheinen auch mal nur knubbelig; Ränder weißlich, wattig-faserig bis fein bewimpert, bei alten fruchtkörpern auch unauffällig.


    mikroskopische Eigenschaften: Hyphenstruktur monomitisch, Septen mit Schnallen; Hyphen in Subikulum und Zahntrama kompakt gebündelt / parallel, teils mit verdickten Wänden, gelegentlich mit feinen Kristallanlagerungen; Hyphen im Subhymenium aufsteigend, knorzelig verflochten und verzweigt, aber in recht lockerer Textur; Basidien keulig, oft unregelmäßig eingeschnürt, relativ groß (bis um 40 µm), viersporig (einzelne zweisporige Basidien können eingestreut sein); Zystiden meistens eingebettet in Subhymenium / Hymenium, selten die Basidien überragend, dünnwandig, schlauchförmig und meistens unregelmäßig tailliert, gelegentlich auch deutlich moniliform


    Vorkommen: An absterbenden oder abgestorbenen, aber noch ansitzenden (im Luftraum hängenden) Ästen und Stämmchen von Laub- und Nadelholz, Initial- bis frühe Optimalphase der Vermorschung; mit deutlicher Präferenz für Kirschgehölze (Prunus spec.), allerdings mit großem Substratspektrum; interessanterweise ist in den –žGroßpilzen Baden-Württemberg–œ Band 1 noch vor diversen anderen Laubhölzern - als zweithäufigstes Substrat nach Prunus - Weißtanne (Abies alba) mit 72 Kollektionen notiert.
    Insgesamt eine sehr häufige, überall verbreitete Art



    Bilder (Draufklicken für groß, sonst sieht man ja nix wegen automatischer Verkleinerung):




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    Verwechslungen: Einigermaßen typische Kollektionen vor allem an Prunus - Gewächsen lassen sich schon makroskopisch recht gut einschätzen. Durch das grob zahnförmige Hymenophor, die unregelmäßig keuligen, recht großen Basidien, die unregelmäßig eingeschnürten bis moniliformen Zystiden und relativ große, zylindrisch - allantoide Sporen, monomitisches Hyphensystem und Septen mit Schnallen solide definierte Art.
    Hyphoderma transiens sieht sehr ähnlich aus, hat auch ähnliche Zystiden, die aber weniger eingeschnürt sind, nicht moniliform und größere (v.A. auch breitere Sporen bis 16x5 µm), die Zähnchen von Hyphoderma setigerum sind etwas feiner und der Pilz bevorzugt legendes, stärker zersetztes Substrat.
    Weitere Vergleichsvorschläge siehe unten.


    Vergleichsvorschläge:
    >Hyphoderma transiens = Variabler Rindenpilz<
    >Hyphoderma litschaueri = ???<
    >Hyphoderma setigerum = Feinborstiger Rindenpilz<
    >Radulomyces molaris = Gezähnter Reibeisenpilz<
    >Cristinia gallica = Zahnförmiger Körnchenrindenpilz<
    >Schizopora paradoxa = Veränderlicher Spaltporling<
    >Xylodon quercinus = Eichen - Zähnchenrindenpilz<
    >Xylodon spathulatus = Plattzahniger Zähnchenrindenpilz<
    >Kneiffiella barba-jovis = Jupiterbart<
    >Lyomyces crustosus = Krustiger Zähnchenrindenpilz<
    >Hyphodontia arguta = Spitzstacheliger Zähnchenrindenpilz<
    >Phlebia nothofagi = Scheinbuchen - Fadenstachelpilz<
    >Phlebia uda = Wachsgelber Fadenstachelpilz<
    >Phanerochaete raduloides = Raspelzahn - Zystidenkruste<
    >Sarcodontia crocea = Apfelbaum - Stachelbart<
    >Peniophora laeta = Hainbuchen - Zystidenrindenpilz<
    >Dacryobolus sudans = Tränender Höckerrindenschwamm<
    >Fibrodontia gossypina = Drahtiges Krustenbärtchen<
    >Odonticium flavicans = ???<