Hallo, Rudi!
Danke für den Link. Das habe ich mir eben mal zum Frühstück zu Gemüte geführt.
Und umso unglücklicher sieht mir die ganze Geschichte aus. Der Grundgedanke hinter den Regelungen ist ja gut und richtig, aber so wie es ausgearbeitet ist, trifft es ja genau die Falschen.
Mir kommt das ziemlich scheinheilig vor, weil Einschränkungen in erster Linie für kleine Seitennbetreiber, Hobbyblogger und Foren greifen werden. Eben die, die sich nicht mit teuren Anwälten gegen Klagen wehren können. Die Dateninsdustrie wird sich drauf einstellen und etwas mehr Geld für Anwälte investieren, die die Schlupflöcher ausfindig und geltend machen. Die werden weitestgehend ungeschoren davon kommen. Das gleiche gilt für den zunehmenden Überwachungs- und Kontrollfetischismus staatlicher Organisationen.
Profitieren werden in erster Linie - wie in dem Text an einer Stelle mehr so am Rande erwähnt - die Betriebe, die mit Abmahnungen im Netz ihr Geld verdienen. So wie ich das sehe, braucht es hier noch nicht mal Kläger, sondern es werden von Rechtsschmarotzern einfach "Rechtsverstöße" gesucht und dann abgemahnt. Und das betrifft natürlich im Besonderen Foren wie dieses hier, die sich gegen Klagen schlecht wehren können. Und eben da liegt der kapitale Fehler in der gesamten DSGVO, in der Schienheiligkeit, daß irgendwas besser dadurch wird, daß man mehr Kriminalität erschafft.
Nur ums mal auf praktisch zusammenzufassen:
Ich, Pablo Schäfer aus Mannheim, lehne dieses Gesetz grundlegend ab.
Jetzt steht hier in meinem Beitrag eine personenbezogene Aussage, also Daten, die mit meiner realen Person verknüpft sind. Und alleine das ist schon illegal. Da? ich das selbst so geschrieben habe, ganz bewusst Person und Aussage / Daten verknüpft habe, spielt dabei keine Rolle. Auf der Seite hier ist Werbung geschaltet, daß die noch nicht mal die Serverkosten deckt, ist auch egal. Theoretisch könnte jetzt selbst ohne mein Wissen und ohne mein Einverständnis jemand hingehen, und diesen Verstoß zur anzeige bringen.
Und das kann und darf ja nicht Sinn der Sache sein, denn das genau würde ja das Gesetz völlig ad absurdum führen: Denn in dem Fall verliere ich ja erst recht die Kontrolle über meine Daten, wenn jemand anderes darüber entscheidet, wie und was ich im Internet schreibe. Wäre was Anderes, wenn ich irgendwelche Hassbotschaften verfasse, mich des Mobbings betätige, mit kriminellen Machenschaften prahle oder so was.
Und da beist sich die Katze in den Schwanz: Einerseits will man ja, daß Anfeindungen, Mobbiing, Beleidigungen, Rassismus usw. im Netz stärker eingeschränkt werden. Gleichzeitig schränkt man aber auch die Möglichkeiten ein, solche Straftaten zurückzuverfolgen, indem auch zu gefährlichen Daten nichts personenbezogenes mehr gespeichert werden darf? Das will mir nicht einleuchten. Da schreibt jemand in einem Blog (nicht in seinem / ihren, sondern in den Kommentaren zu einem fremden Blog), daß er / sie sich in Kürze umbringen wird. Und weil der Seitenbetreiber nichts mehr speichert, lässt sich da auch nicht mehr zeitnah eingreifen? Absurd.
Zugleich werden Belanglosigkeiten kriminalisiert, und dafür braucht es noch nicht mal eine/n Geschädigte/n?
Ein hochgeladenes Bild von einer Gruppe von Pilzlern bei einer Exkursion, noch ein paar Namen dazu geschrieben (natürlich mit mündlichem Einverständnis der Teilnehmer auf dem Bild), und das Forum macht sich strafbar. Auch wenn niemand der Leute auf dem Bild auf die Idee käme, selbst dagegen vorzugehen...
So geht es nicht! Es kann einfach nicht sein, daß man den Bürgern derart das Recht auf digitale Selbstbestimmung entzieht. Egal wie gut der Grundgedanke dahinter sein mag. Aber hier ist die Umsetzung einfach völlig in die Hose gegangen, die Ausarbeitung ist so dermaßen dilettantisch und realitätsfremd, daß man sich echt fragen kann, wer sowas ausgearbeitet hat, und ob diese Personen selbst schon mal 5 Minuten im Internet waren.
LG, Pablo.